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Schule multiperspektivisch analysieren. Theodor Ballaufs Theorie der Schule
Thomas Mikhail1, Jochen Laub2
1Universität Stuttgart, Deutschland; 2RPTU, Deutschland
Theodor Ballauffs umfangreiche historisch-systematisch angelegte Studie zu den „Funktionen der Schule“ von 1984 ist in der Erziehungswissenschaft resp. Schulpädagogik kaum zur Kenntnis genommen worden. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Dabei besticht diese Theorie der Schule durch zwei Auffälligkeiten, die gegenwärtig als Desiderata identifiziert werden können: 1. Mit insgesamt 31 Teilfunktionen bietet sie ein subtiles Raster, um sämtliche Wandlungs-, Reform- und Innovationsprozesse der Institution Schule analysieren zu können, ohne dabei unpräzise Subsumtionen vornehmen zu müssen; 2. Schule wird nicht einseitig, d.h. weder als rein gesellschaftliche noch als genuin pädagogische Einrichtung in den Blick genommen, sondern multiperspektivisch und „in vielem antithetisch“ (S. 6). Somit muss keine Deutungsperspektive vorausgesetzt werden, die zwar vieles sichtbar machen, vieles aber auch verstellen kann.
Der geplante Vortrag kann dem vierten Feld des CfP zugeordnet werden. Zunächst soll Ballauffs Analyseinstrument vorgestellt (1.), dessen analytisches Potenzial in der Gegenüberstellung mit Helmut Fends Schultheorie plausibilisiert (2.) sowie letztlich anhand von drei aktuellen Beispielen für die Untersuchung von Schulwirklichkeit veranschaulicht werden.
Beyond Fend: Erörterungen um Schultheorie heute
Ann-Kathrin Keppke
Humboldt Universität zu Berlin, Deutschland
Durch die Ausdifferenzierung der Forschungsfelder und durch die Verlagerung der erziehungswissenschaftlichen Denkstile von eher geistes- zu vermehrt sozialwissenschaftlichen Ansätzen sind Veröffentlichungen zu Groß- oder Gesamttheorien über Schule rar geworden (Terhart 2017, 39). Die aktuell in erziehungswissenschaftlichen Handbüchern oder Einführungsvorlesungen wohl populärste sowie oft einzige neuere Schultheorie ist die soziologisch begründete „Neue Theorie der Schule” von Helmut Fend (Fend 2006). Aus u.a. sozialisations- und systemtheoretischen, struktur-funktionalistischen und neo-institutionalistischen Sichtweisen nähert sich Fend der Frage danach, welche Aufgaben die Schule zu erfüllen hat. Aber ist diese Analyse der Schule zeitgemäß, und ist sie überhaupt pädagogisch? In diesem Beitrag soll Fends Theorie mit dem Ansatz Jan Masscheleins (Masschelein & Simons 2013) kontrastiert und in Beziehung zu aktuellen Diskursen um Outputorientierung gesetzt werden. Masscheleins Verständnis von Schule speist sich hierbei insbesondere aus Ideen Jacques Rancières. Inwiefern welche Sichtweise in aktuellen Forschungen sowie bildungspolitischen Debatten angewendet werden kann oder soll und welche Implikationen dies für die schulische Praxis bedeuten würde, wird Gegenstand der Erörterungen dieses Beitrags sein, der nach einer aktuellen Theorie der Schule fragt.