Sitzung | ||
Panel 4c:Schulentwicklung jenseits von Planung und Steuerung
Arbeitsgruppe
| ||
Präsentationen | ||
Schulentwicklung jenseits von Planung und Steuerung Ausgangspunkt: Neuere Beiträge, die die Bemühungen um einzelschulische Entwicklung der letzten Dekaden bilanzierend in den Blick nehmen (z.B. Schratz et al. 2019; van Ackeren et al. 2022, Maag Merki 2022), konstatieren einhellig, dass Konzepte, die Schulentwicklung als zielgerichteten, planbaren und gesteuerten Prozess auffassen, nicht zu den erwarteten Ergebnissen geführt haben. Als Erklärung wird u.a. angeführt, dass das aus dem Unternehmensmanagement entlehnte Konzept der Organisationsentwicklung im schulischen Bereich theoretisch unterbestimmt blieb, die evidenzbasierte Steuerung ohne high-stakes-assessment nicht funktionieren kann, d.h. eine ebenfalls theoretisch unterbestimmte Adaption an den deutschsprachigen Kontext stattgefunden hat. Gleichzeitig erfahren Konzepte, die Entwicklung nicht linear, sondern iterativ und komplex, auf sozialen Konstellationen basierend denken, auch in der Schulpraxis eine Konjunktur (z.B. Huber 2019). In der Arbeitsgruppe soll Schulentwicklung jenseits von Planung und Steuerung aus theoretischer Perspektive beleuchtet und gleichzeitig aktuelle Konzepte wie Partizipation oder Agilität kritisch befragt werden. Die Arbeitsgruppe zielt auf die Frage, wozu und zu welchem Ende Theorie im Schulentwicklungsdiskurs gebraucht wird. Beiträge: 1. Bedingungen der Partizipation: Das Beispiel demokratische Schulentwicklung In der Diskussion um demokratische Schulentwicklung nimmt die Partizipation als Praxis von Schüler:innen und Lehrpersonen einen zentralen Stellenwert ein. Aus Perspektive theoretischer Forschung (Bellmann 2020) wird durch die Zentralstellung der Partizipation ein neuer Mechanismus eingeführt, der verspricht, Schulentwicklung realisierbar zu machen. In diesem Vortrag wird der Begriff der Partizipation in der Diskussion um demokratische Schulentwicklung befragt und an ausgewählten Beispielen expliziert. Partizipation, so die These des Beitrags, geht mit Vorstellungen von Kapazitäten, Partizipationsbereitschaft, der Idee der Steuerung von und durch Partizipation und einer Vorstellung von starker Subjektivität einher. Partizipation bleibt aktuell ein theoretisch unterbestimmter, wenngleich zentraler Begriff für die Schulentwicklung. 2. Agilität: Evolution oder Entwicklung? Systemtheoretische Perspektiven auf Schulentwicklung Der Beitrag betrachtet Schule als soziales System und Veränderung von Schule systemtheoretisch als soziale Evolution (John 2013; Asbrand & Zick 2021). Die Veränderung von Schule lässt sich auf diese Weise als ein Prozess verstehen, der von den Professionellen in Schule ausgeht und in der sozialen Interaktion auf einzelschulischer Ebene emergiert. Systemtheoretisch lässt sich Stagnation als funktionaler Systemerhalt, Wandel von Schule bzw. die Veränderungsbereitschaft in einem Kollegium als Bearbeitung von Soll-Ist-Differenzen basierend auf Vertrauen (Luhmann 1989) erklären. Am Beispiel der „agilen Schulentwicklung“ wird das Paradox diskutiert, wie die Logik von Schulreform auch systemische Konzepte in organisationale Steuerungs- und Planungsmethoden verkehrt. 3. Der Idee von Entwicklung durch Transformation auf der Spur Der Beitrag betrachtet Schule als ein dynamisches Gebilde innerhalb einer Struktur von Strukturen, wobei ein zu eingeschränkter Blick zu einer abstrakten Selbstähnlichkeitsidee (ver)führt, die das vereinfachende Konzept des Identischen impliziert (Wiesner & Schreiner, 2021). Diese Sichtweise erbringt jedoch ein ungeeignetes lineares und instrumentelles Steuerungsdenken, das die Konzepte der Neue Steuerungen im Hinblick auf Phänomene der Entwicklung durch Fulguration, Progression, Evolution und Transformation grundsätzlich verfehlt (Wiesner, 2019). Aus einer phänomenologischen Perspektive kann Entwicklung angeregt, aber nicht gesteuert oder vorgeplant werden. Veränderungen und Innovationen werden im Besonderen als transformative Prozesse verständlich, die weniger darauf abzielen, einfach Neues oder Unbekanntes umzusetzen, sondern vielmehr auch Bekanntes auf neue Weise zu sehen und (gemeinsam) das Bekannte als veränderbar zu begreifen (Wiesner & Gebauer, 2023). Beiträge des Symposiums Bedingungen der Partizipation: Das Beispiel demokratische Schulentwicklung Agilität: Evolution oder Entwicklung? Systemtheoretische Perspektiven auf Schulentwicklung Der Idee von Entwicklung durch Transformation auf der Spur |