Mit dem Wechsel aus der Industrie an eine Hochschule für angewandte Wissenschaften in der Schweiz im Jahre 2012 begann der Autor die Lernzuwächse in den von ihm gehaltenen Lehrveranstaltungen regelmäßig zu messen. Es handelt sich dabei um einführende Module zur Physik in den Studiengängen Maschinentechnik, Maschinenverfahrenstechnik, Systemtechnik, Physikalische Technik und Medizinphysik. Als Messinstrument wurde der Force Concept Inventory (FCI) eingesetzt. Aus den Ergebnissen der Studierenden im Vortest zu Beginn und im Nachtest gegen Ende des Semesters wurde der normierte Lernzuwachs bestimmt.
Es waren 495 Studierende in den 13 betrachteten Lehrveranstaltungen eingeschrieben, wovon 396 an den Vortests und 264 an den Nachtests teilnahmen. Dabei konnte ein über alle Kurse gemittelter Lernzuwachs von 36% erzielt werden.
Als aktivierende Lehrmethoden wurden in den ersten 5 Lehrveranstaltungen, die in der Schweiz abgehalten wurden, Peer Instruction (PI) und Tutorials zu ausgewählten Themen eingesetzt. Damit konnte ein gemittelter Lernzuwachs von 42% erzielt werden. Dieser Wert konnte mit 44% nach der Berufung an eine Hochschule in Deutschland im Wintersemester 2016/17 mit den gleichen Lehrmethoden reproduziert werden. Anschließende Messungen der Lernzuwächse im Sommersemester 2017 und Wintersemester 2017/18 ergaben Abfälle der Lernzuwächse auf 28% und 18%.
Die Lehrveranstaltungen wurden daraufhin mit der aktivierenden Lehrmethode des Just-in-Time-Teaching umgestaltet, das ergänzend zum PI und den Tutorials eingesetzt wurde. In den Wintersemestern 2018/19 und 2019/20 wurde eine Wiederanstieg der Lernzuwächse auf 44% bzw. 36% beobachtet.
Im Wintersemester 2020/21 und 2021/22 wurde bei gleichbleibendem Einsatz der Lernmethoden ein Rückgang auf 28% bzw. 27% beobachtet, der sich mit 27% im Wintersemester 2022/23 fortsetzte.
Die beobachteten Lernzuwächse werden mit den in der Literatur publizierten Werten und deren Rahmenbedingung verglichen und diskutiert. Die in der Schweiz erzielten Lernzuwächse werden mit jenen in Deutschland in Beziehung gesetzt und Einflussfaktoren werden analysiert.
Mögliche Ursachen für die zuletzt beobachteten Rückgänge der Lernzuwächse während der Corona-Pandemie werden erörtert.