Die geringen Frauenanteile in vielen MINT-Studiengängen zeigen sehr deutlich, dass beim Thema gleichberechtigte Teilhabe noch Handlungsbedarf besteht. Ein Ansatz besteht darin, verstärkt gendersensible Lehr- und Lernmethoden einzusetzen. Viele der Methoden, die sich in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften bewährt haben, sind im MINT-Bereich jedoch nur bedingt geeignet. Hochschuldidaktische Weiterbildungsangebote zum Thema gendersensible MINT-Lehre müssen daher zielgruppengerecht gestaltet werden und die jeweiligen Fachkulturen (Münst, 2008), (Erlemann, 2018) berücksichtigen.
Verschiedene Fachdisziplinen werden von Lehrenden als männlich oder weiblich dominiert wahrgenommen, diese Dominanz wird jedoch oft nicht als problematisch angesehen. In den MINT-Studiengängen wird explizit darauf verwiesen, dass der Fokus auf fachlichen – und damit geschlechtsneutralen – Inhalten liegt und naturwissenschaftliches Denken im Vordergrund steht. Gleichzeitig werden Studierenden stereotype Attribute zugeordnet: weiblichen Studierenden Ordnung, Fleiß, Zielorientierung und Unsicherheit, männlichen Studierenden Flexibilität, Kreativität, Nachlässigkeit und Selbstsicherheit (Verbundprojekt GeniaL, 2012). Die Bereitschaft zur Selbstreflexion über eigene Vorstellungen und Handlungsmuster ist deshalb für Lehrende eine wichtige Voraussetzung für eine gendersensible Gestaltung der eigenen Lehrveranstaltungen.
Unter dem Gesichtspunkt der Gendergerechtigkeit sind aktivierende und partizipative Lehr-Lernformate rein frontalen Vermittlungsverfahren vorzuziehen. Methoden wie JiTT (Just in Time Teaching) (ZLL, 2016) oder Peer Instruction (Mazur, 2006), (Bauer, 2018) berücksichtigen die Heterogenität von Lerngruppen, fördern ein realistisches fachbezogenes Selbstkonzept und wirken stereotypen Zuschreibungen entgegen. Gleichzeitig fördern diese Methoden ein tiefergehendes qualitatives Verständnis naturwissenschaftlicher und technischer Zusammenhänge und bieten Lehrenden eine Möglichkeit, Lernschwierigkeiten zu erkennen.
In diesem Workshop werden zunächst in einem kurzen Theorie-Input für die MINT-Lehre relevante Aspekte der Themen Gender und Diversität vorgestellt. In einem Erfahrungsaustausch ermitteln die Teilnehmenden konkrete Bedarfe der eigenen Studierenden. Außerdem wird gezeigt, wie im Rahmen von hochschuldidaktischen Weiterbildungen eigene Denk- und Zuschreibungsmuster reflektiert werden können. Gemeinsam werden wir konkrete Lösungsansätze erarbeiten, um die eigene Lehrveranstaltung durch aktivierende und partizipative Lehr-Lernmethoden gender- und diversitätssensibel zu gestalten.