cosh-Version des Online-Brückenkurses Physik
Dr. Edme H. Hardy1, Dr. Stefan Roth2
1Karlsruher Institut für Technologie (KIT); 2RWTH Aachen University
Um den Übergang Schule/Hochschule in den MINT-Fächern in Anbetracht der sehr heterogenen Physik-Kenntnisse zu unterstützen, entwickeln bundesweit 14 Hochschulen seit 2016 gemeinsam einen Online-Brückenkurs Physik (OBKP). Der Kurs kann unter www.brückenkurs-physik.de kostenlos ohne Anmeldung genutzt werden und wird seit 2020 nach Begutachtung durch TU9 empfohlen. Der Kurs enthält Eingangstests mit Feedback in Form von Bearbeitungs-Empfehlungen, Abschlusstests zu jedem Thema, Lektions-Texte und -Videos, Experiment-Videos, interaktive Elemente mit GeoGebra und Sammlungen von interaktiven Übungsaufgaben zu den Kapiteln Grundlagen, Mechanik, Elektromagnetismus, Optik, Wärmelehre und Wellen. Zu einzelnen Seiten gibt es "Basiswissen" für Nutzende mit wenig Grundkenntnissen. Die im Rahmen der vertraglich geregelten Kooperation erarbeiteten Inhalte werden unter der freien Lizenz CC BY-SA veröffentlicht. Gegenüber der öffentlichen Version besteht Bedarf an inhaltlicher und technischer Weiterentwicklung: Das Material ist sehr umfangreich. Seit 2021 bietet der von der cosh-Gruppe (ein Kooperationsteam zwischen Schule und Hochschule in Baden-Württemberg) verabschiedete Mindestanforderungskatalog Physik in der Version 3.0 einen Rahmen für eine Beschränkung der Inhalte. Das Editieren des Kurses ist aufwändig und Teile der Technik sind veraltet. Der Kurs eignet sich weniger für eine mobile Ansicht. Das Einbinden des Kurses in Lernmanagementsysteme per SCORM ist nur bedingt möglich. Im Rahmen eines Transfer-Antrages mit der Hochschule Biberach wird eine "cosh-Version" des Online-Brückenkurses erarbeitet. Dabei wird eine neue Technik eingesetzt, die am KIT speziell für Online-Kurse entwickelt wird und dem oben genannten technischen Weiterentwicklungsbedarf genügen soll. In dem Beitrag soll nach einer Einführung der erreichte Stand bei der inhaltlichen und technischen Überarbeitung vorgestellt werden. Inhaltlich erfolgte zunächst die Beschränkung der Inhalte auf den cosh-Katalog, weitere Überarbeitungen sind vorgesehen. In dem anschließenden Gespräch sollen die Teilnehmenden die Gelegenheit bekommen, an den eigenen Geräten (Laptop, Tablet oder Mobiltelefon) vergleichend mit der öffentlichen und der neu entwickelten Version zu arbeiten. Abschließend sollen Hinweise zu den Kursvarianten und Ideen für neue Zusammenarbeiten gesammelt werden.
Online-Portal "MINT-Fabrik"
Prof. Dr. Stephan Pitsch1, Prof. Dr. Dirk Schieborn1, Prof. Dr. Volker Reichenberger1, Prof. Dr. Christian Höfert1, Dr. Karin Hehl1, Ann-Marie Schlosser1, Peter Klein2
1Hochschule Reutlingen; 2quot;Let's Make Sense" Tübingen
Im Rahmen der Digitalisierung und während der Corona-Pandemie sind zahlreiche Online-Kurse insbesondere in den Grundlagenbereichen Mathematik und Physik entstanden. Der übliche Aufbau solcher Angebote ist eine komplexe Kursstruktur mit Lektionen und darin enthaltenen Übungen. Ähnlich verhält es sich bei den aktuellen Lernmanagementsystemen im Hochschulbereich. Wer gezielt und schnell auf einzelne Items wie z.B. Tutorials oder Übungsaufgaben zugreifen möchte, braucht dafür Zeit und viele Klicks. Das stellt im heutigen Studienalltag oft eine Hemmschwelle bei der Anwendung solcher digitalen Angebote dar. Aus diesem Grund entstand die Idee, ein browserbasiertes und optisch ansprechendes Lehr-/Lernportal für Grundlagenfächer im MINT-Bereich zu entwickeln, das als Basis ausschließlich einzelne kleine Lernbausteine wie z.B. Tutorials, Aufgaben oder Visual Apps enthält und mit einer komfortablen Suchfunktion ausgestattet ist, über die sehr schnell Items zu einem bestimmten Thema gefunden, angezeigt und bearbeitet werden können. Ein weiteres zentrales Element sind „Mikrokurse“, d.h. kleine Lehr-/Lerneinheiten, die von Studierenden und Lehrenden erstellt werden können und jeweils eine beliebige Kombination von einigen wenigen Items zu einem bestimmten Thema enthalten. Die Entwicklung erfolgt in einer Kooperation der Hochschule Reutlingen mit der Tübinger Firma „Let’s make sense“, immer mit dem Ziel, die Zugangs- und Nutzungsschwellen so niedrig wie möglich zu halten. Die Plattform ist für alle Geräteformen wie PCs, Notebooks, Tablets und Smartphones verfügbar. Nutzer*innen können ihre Lerninhalte und Mikrokurse personalisieren, teilen und Fortschritte nachverfolgen. Mit der integrierten Grundlagenwerkstatt erhalten Studierende die Möglichkeit, in Vergessenheit geratene Grundkonzepte aufzufrischen und Prozeduren durch automatisch generierte Aufgaben beliebig oft zu üben. Aufgabenspezifische Tipps erleichtern die Lösungsfindung. Das neue Portal kann sowohl von Studierenden als auch Lehrenden inner- und außerhalb der Hochschule Reutlingen genutzt werden. Es ist als Werkzeug für die Anwendung im Unterricht oder zu Hause gedacht, und kann auf Grund seiner Feingranularität flexibel in allen Lehr-/Lernszenarien eingesetzt werden. Die Inhalte werden unter der Open-Content Lizenz „CC BY-SA“ veröffentlicht.
Adaptives Lernen in der Studieneingangsphase (ALiSe)
Ralf Erlebach
Bergische Universität Wuppertal | Projekt ALiSe
Die akademische Ausbildung in höherer Mathematik ist Grundbestandteil aller MINT-Studiengänge, jedoch auch gleichzeitig eine häufige Ursache für die hohen Studienabbrüche und ‑wechsel in der Studieneingangsphase dieser Fächer (Heublein 2017). Grund hierfür ist eine mangelhafte Passung zwischen den Anforderungen im Studium und den individuellen mathematischen Vorkenntnissen. Besonders schwerwiegend wirkt sich dabei lückenhaftes Schulvorwissen aus der Sekundarstufe I aus, da Hochschulen auf derartige Defizite kaum angemessen reagieren können (Kürten 2000). Dabei sind nicht nur Schüler*innen aus den unterschiedlichen Bildungsnsystemen Deutschlands betroffen, sondern ebenso zunehmend diversere Zugänge an die Hochschulen durch sich ausdiffernzierende Lebenswege und -planungen.
Das Projekt „Adaptives Lernen in der Studieneingangsphase (ALiSe)“ adressiert dieses strukturelle Einbettungsproblem der MINT-Hochschullehre ins allgemeine Bildungssystem, indem ein digitales Selbstlern- und Unterstützungsangebot vorgelagert und begleitend zu den ersten Studiensemestern bereitstellt wird.
In diesem Kurzvortrag stellen wir Konzeption und Umsetzung unserer Lernumgebung vor, welche im Übergang Schule-Hochschule die Studierfähigkeit und somit auch den Studienerfolg verbessern soll.
Integration digitaler Mathematik-Aufgaben in die ingenieurwissenschaftliche Grundlagenausbildung der Hochschule Magdeburg-Stendal
Oleg Boruch Ioffe, Gozel Judakova, Jessica Schäfer, Prof. Dr. Rahim Hajji, Lisa König, Prof. Dr. Reik Donner
h² – Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit
Das Emergency Remote Teaching während der Covid-19-Pandemie hat den Bedarf an sorgfältig ausgearbeiteten digitalen Selbstlern- und Lernunterstützungsmaterialien verdeutlicht, die die klassischen Lernmaterialien und Lehrformen in der Mathematik-Grundlagenausbildung im ingenieurwissenschaftlichen Bachelor-Studium sinnvoll ergänzen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, hat die Hochschule Magdeburg-Stendal kürzlich ein digitales Selbstlernzentrum für Mathematik eingerichtet. Während die erste Version auf digitalen Übungsaufgaben basierte, die mit dem kommerziellen Moodle-Plugin WIRIS implementiert wurden, wird aktuell ein didaktisch verbessertes und deutlich umfangreicheres Angebot auf der Grundlage von Moodle-Quizzes mit STACK-Fragen entwickelt. Zu diesem Zweck wurde eine große Anzahl bereits in STACK implementierter Übungsaufgaben in der deutschen STACK-Community gesammelt, sorgfältig kategorisiert und teilweise überarbeitet, einschließlich der Entfernung von doppelten Aufgaben und der Ergänzung von anfänglich fehlenden Detaillösungen auf der Feedback-Ebene. Eine weitergehende Implementierung detaillierter Feedback-Bäume ist als Teil zukünftiger Arbeiten geplant. Mit dem Sommersemester 2022 wurde mit einer systematischen Integration der entwickelten digitalen Aufgaben in die curricularen Lehrveranstaltungen Mathematik 1 bis 3 der Fachrichtung Bauingenieurwesen begonnen. Diese beinhaltet das Angebot wöchentlicher Übungsbeispiele sowie monatlich auf freiwilliger Basis stattfindender E-Assessments zum Erwerb von Zusatzpunkten für die Modulabschluss-Prüfungen. Durch einen Learning Analytics-Ansatz, basierend auf einer systematischen Erhebung der Nutzungsstatistiken unterschiedlicher digitaler Lernmaterialien und einzelner Testergebnisse innerhalb des Lernmanagement-Systems Moodle in Verbindung mit umfangreichen kursbegleitenden Studierendenbefragungen, können vertiefte Aussagen über vorherrschende Lernstrategien, Material-Präferenzen im Selbststudium sowie grundlegende Motivationen und Einstellungen in Bezug auf mathematische Studieninhalte abgeleitet werden. Die Verknüpfung aller gesammelten Daten liefert empirische Belege dafür, dass auch ohne Berücksichtigung der Zusatzpunkte die Nutzung von digitalen Übungsaufgaben einen messbaren positiven Effekt auf den mathematischen Kompetenzerwerb und Kompetenzausbau innerhalb der untersuchten Lehrveranstaltungen hat. Die Einbeziehung der Befragungsergebnisse in die statistische Analyse ermöglicht darüber hinaus einen Zugang zur weiteren tiefergehenden Untersuchung der Wechselbeziehungen zwischen individuellen Vorkenntnissen, Lernmotivation und Lernerfolg in der Mathematik-Grundlagenausbildung.
|