Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Panel 10: Vom antirassistischen Archiv zur Musealisierung von Migration
Zeit:
Donnerstag, 19.09.2024:
11:00 - 12:30

Moderator*in: Christina Hollomey-Gasser, Zentrum für MigrantInnen in Tirol, Österreich
Kommentator*in: Vivienne Marquart, Landeshauptstadt München, Deutschland
Kommentator*in: Dirk Rupnow, Universität Innsbruck, Österreich
Ort: Seminarraum 9


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Präsentationen

„Söhne und Töchter Mannheims. Zur Geschichtsschreibung antirassistischen Engagements von ‚Migrant*innen‘ in der Bundesrepublik Deutschland (1985-2012) am Beispiel der Selbstorganisation Die Unmündigen“

Andreas Charis

Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland

Seit circa 1980 erlebte die Bundesrepublik Deutschland eine „Konjunktur des Rassismus“ (Alexopoulou), die in den ersten Jahren des vereinten Deutschlands gewaltsam eskalierte. Entgegen geläufigen zeithistorischen Narrativen ließen Minderheitenangehörige diese Gewalt und alltägliche Mikroaggressionen nicht passiv über sich ergehen. Vielmehr organisierten sich unter anderem Nachfahren von Arbeitsmigrant*innen unabhängig von Mehrheitsangehörigen in herkunftsübergreifenden Gruppen. Dabei eigneten sich jene als Selbstbeschreibung den Begriff „Migrant*innen“ an. Sie beschlossen infolge einer Auseinandersetzung mit eigenem „Wissen über Rassismus“ (Terkessidis) und zeitgenössischen Rassismus-Theorien, aktiv gegen institutionellen und Alltagsrassismus vorzugehen. Mittels eines breiten Spektrums von Protestformen, das von Demonstrationen bis zu popkulturellen Aktionsformen reichte, versuchten die Akteur*innen, von Rassismus Betroffene und/oder Angehörige der Mehrheitsgesellschaft zu mobilisieren. Dieser Aktivismus blieb jedoch nicht auf den nationalen Rahmen beschränkt, sondern manifestierte sich in internationalen Vernetzungen. So kam es beispielsweise zu wechselseitigen Ideentransfers mit Akteur*innen in Österreich. Angesichts umkämpfter Deutungen dieses Engagements in unserer Gegenwart, fehlender Literatur sowie der bruchstückhaften archivalischen Überlieferung stellt sich umso mehr die Frage, wie eine Geschichte dieses antirassistischen Aktivismus zu schreiben wäre. Der Vortrag möchte dies am Beispiel der 1993 gegründeten Mannheimer Selbstorganisation Die Unmündigen erhellen. Nicht nur wurde die Gruppe durch ihre satirisch-kreativen Protestaktionen zum Vorbild für weitere Formationen. Vielmehr besticht sie durch eine einzigartige Überlieferung, die unterschiedlichste Quellengattungen beinhaltet. Am Quellenkorpus werden Chancen und Herausforderungen eines mikrohistorischen Zugriffs mit multiperspektivischer Betrachtungsweise diskutiert. Damit korrespondierend werden passende Methoden vorgestellt.



Migration bewegt: Entstehung und Auswirkungen von migrationsgeschichtlichen Vermittlungsprojekten im vorarlberg museum

Fatih Özcelik

vorarlberg museum, Österreich

Das vorarlberg museum anerkennt Migration als Teil der hiesigen Geschichte und initiiert seit Jahren innovative Projekte, die der Geschichte der Migration in Vorarlberg Platz in der musealen Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit einräumen. Der Vortrag wird den Fokus auf die Entstehung und die Wirkungen von Projekten legen, die sich mit dem Thema Migrationsgeschichte befassen und in Zusammenarbeit mit dem vorarlberg museum und seinen Partner*innen entwickelt wurden. Diese Projekte zeigen deutlich, wie sehr es nach wie vor an (post)migrantischen Perspektiven in öffentlichen Kultur- und Gedächtniseinrichtungen fehlt. Alle Projekte haben daher gemeinsam, in partizipativen Prozessen Geschichten der Migration als biografisches Wissen zu heben. Ich werde Einblicke in den Entstehungsprozess dieser Projekte geben, die auf intensiver Kooperation und dem Austausch mit verschiedenen Akteur*innen basieren. Hierbei wird aufgezeigt, wie diese Projekte entstehen, von der Ideenfindung bis hin zur Umsetzung, und welchen Einfluss die Zusammenarbeit zwischen dem Museum und den Kooperationspartner*innen auf die Gestaltung und Inhalte hat. Besonderes Augenmerk wird auf den Auswirkungen und der Relevanz dieser Projekte liegen. Dabei werden die vielfältigen Effekte auf das Museum selbst sowie auf die beteiligten Partner*innen und die Gemeinschaft beleuchtet. Durch das Zusammenbringen von unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen im Rahmen dieser Projekte werden nicht nur neue Erzählungen und Sichtweisen über Migration geschaffen, sondern auch der Dialog und das Verständnis in der Gesellschaft gefördert. In der Präsentation werde ich konkrete Beispiele und Erfolgsgeschichten aus diesen Kooperationsprojekten vorstellen, um die nachhaltigen Auswirkungen aufzuzeigen und die Bedeutung solcher Initiativen für ein tieferes Verständnis von Migration und kultureller Vielfalt zu verdeutlichen.



MUSMIG - (Post-)migrantische, selbsthistorisierende Ausstellungspraktiken am Beispiel der Sammlungsausstellung „GIB BESCHEID“

Elena Messner

Freie Forscherin, Österreich

Das Kollektiv MUSMIG ist ein Versuch (post-)migrantischer Selbsthistorisierung und fordert ein Museum der Migration in Österreich. Seit 2019 arbeiten Historiker*innen, Sozialwissenschaftler*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen in einem freien Kollektiv zusammen und organisieren Austausch und Dialog zu den Möglichkeiten und Konzepten eines Museums der Migration. Im Rahmen unseres Vortrags werden wir über die Ergebnisse, Probleme und Key Learnings aus der Organisation und Arbeit an der ersten durch MUSMIG eigenproduzierten Ausstellung „GIB BESCHEID“ im Volkskundemuseum Wien sprechen. Ab Februar 2024 beschäftigen wir uns im Rahmen dieses Ausstellungsprojekts mit der Geschichte, Ästhetik und Praxis von Bescheiden sowie deren Ausgabe, Produktion und Rezeption. Bescheide stehen als papierbasierte Instrumente der strukturellen Gewalt im Zentrum der Ausstellung, aber auch des multiperspektivischen Austausches und mehrerer organisierter Rahmenveranstaltungen. Sprachkritische, historisierend-kontextualisierende und künstlerische Interventionen an realen und fiktiven Bescheiden sollen sowohl rassistische Systeme wie auch solidarische Praxen im Kampf um Gleichheit sichtbar machen. Mit unserer Ausstellungsarbeit, die bewusst nicht als fertige Ausstellung, sondern als ergebnisoffener Arbeitsprozess konzipiert ist, wollen wir die Möglichkeiten (post-)migrantischer, selbsthistorisierender Ausstellungsprozesse und kollektiver Ausstellungspraktiken ausloten. Ziel ist dabei nicht, eine abgeschlossene, monolithische Ausstellung zu gestalten, sondern in einem kollektiven Prozess die Recherchearbeit und das Nachdenken über selbsthistorisierende Ausstellungspraktiken zu zeigen und zu leben—ein Ansatz, den wir im Rahmen unseres Beitrages reflektieren und diskutieren wollen.



 
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