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Klima und Klima(wandel)bildung
Pro Vortrag incl. Nachfragen und Diskussion stehen 20 Minuten zur Verfügung.
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Präsentationen | ||
Science Media Literacy (SML) – Resilienz gegen Desinformation entwickeln Universität Hamburg, Deutschland Auf den sozialen Netzwerken informieren sich Schüler:innen zunehmend über komplexe raumbezogene Mensch-Umwelt-Probleme, wie über den Klimawandel. Dabei sind sie täglich mit (Des)informationen konfrontiert (Treen et al., 2020). Zudem sind sie durch den engen Zusammenhang des Klimawandels mit ökonomischen sowie politischen Interessen einer Vielzahl an Akteur:innen, die neben Desinformationen bewusst Fake News verbreiten, ausgesetzt. Dabei ist eine fachliche und überfachliche Literalität der Schüler:innen erforderlich, die „Science Media Literacy“, welche Schüler:innen dazu befähigt, eine Resilienz gegenüber Desinformationen zu entwickeln (Höttecke & Allchin, 2020). Ziel des DFG-Projekts „Science Media Literacy – eine Interventionsstudie“ ist es, die Fähigkeiten von Schüler:innen hinsichtlich des Fällens von Geltungsurteilen bei online Aussagen zum Klimawandel zu stärken. Bedingt einerseits durch das schnelllebige Onlineverhalten auf Social Media-Plattformen, aber auch in Hinblick auf das hohe Maß an Fachexpertise, die eine fachliche Beurteilung eines Posts zum Klimawandel verlangen würde, sollen die Entscheidungsheuristiken von Schüler:innen geschärft werden. Um diese Entscheidungsheuristiken zu stärken, werden Treatments entwickelt, die Schüler:innen dazu befähigen sollen, Plausibilitäts- oder Vertrauensurteile zu fällen. In einer ersten Pilotierungsphase wurden diese Treatments eingesetzt und anschließend Schüler:inneninterviews hinsichtlich der Evaluation ihrer Entscheidungsheuristiken geführt. Die Ergebnisse der Pilotierung werden auf der Konferenz exemplarisch vorgestellt. Bibliographie: Höttecke, D., & Allchin, D. (2020). Reconceptualizing nature-of-science education in the age of social media. Science Education, 104(4), 641–666. https://doi.org/https://doi.org/10.1002/sce.21575 Treen, K. M. d. I., Williams, H. T. P., & O'Neill, S. J. (2020). Online misinformation about climate change. WIREs Climate Change, 11(5), 1–20. https://doi.org/https://doi.org/10.1002/wcc.665 Professioneller Umgang von Geographielehrer:innen mit Ungewissheiten im Kontext des Klimawandels Universität Hamburg, Deutschland Ungewissheiten und Unsicherheiten – als ein Merkmal der sogenannten VUCA-Welt – haben eine zentrale Bedeutung für die Klimabildung und können sich beispielsweise auf Wissen, Situationen, Phänomene oder Wahrnehmungen beziehen (Hanke & Lübke, eingereicht). Im Fokus dieses Forschungsprojektes stehen Ungewissheiten (= Zustände des Nicht-Genau-Wissens), die als defizitäre Ungewissheiten, technische Ungewissheiten, wissenschaftliche Unsicherheiten oder Konsensus-Ungewissheiten im Kontext des Klimawandels vorliegen können (Gustafson & Rice 2020). Der professionelle Umgang mit diesen Ungewissheiten stellt eine hohe Anforderung an Geographielehrer:innen in der Unterrichtspraxis dar. Denkbar sind sowohl eine aktive Nutzung von Ungewissheiten im Sinne eines Bildungspotenzials als auch eine Aversion von Ungewissheiten im Sinne einer Gefahr im Unterricht. Bezüglich des Umgangs sind in Anlehnung an die Wissenssoziologie nach Mannheim die impliziten Orientierungen handlungsleitend. Daher ist die folgende Fragestellung der Ausgangspunkt für dieses Forschungsprojekt: Woran orientieren sich Geographielehrer:innen im Umgang mit Ungewissheiten im Kontext des Klimawandels? Die Orientierungen wurden in narrativen Interviews (n=15) mit Geographielehrer:innen mit unterschiedlicher Berufserfahrung an weiterführenden Schulen erhoben. Mithilfe der Dokumentarischen Methode (Nohl 2017) werden die Daten werden derzeit analysiert und die Orientierungen rekonstruiert. Die Typologie soll im Rahmen der Präsentation vorgestellt werden. Literatur Gustafson, A., & Rice, R. E. (2020). A review of the effects of uncertainty in public science communication. Public Understanding of Science, 29(6), 614-633. Nohl, A.-M. (2017). Interview und Dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Springer. Wie digitales Feedback die Selbstwirksamkeit stärkt: Eine Design-Based Research Studie zur Entwicklung eines virtuellen Feedbackmechanismus im Kontext der Klimabildung PH Heidelberg, Deutschland Das Experimentelle Arbeiten bietet die Möglichkeit, sowohl den Ansprüchen an einen methodisch fundierten Erkenntnisgewinn als auch einer stärkeren Problemorientierung im Geographieunterricht gerecht zu werden. Eine digitale Umsetzung kann dabei insbesondere im Bereich der Klimabildung vorteilhaft sein, um die komplexen systemischen Zusammenhänge auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen sichtbar und verständlich zu machen. Der Einsatz von Feedback ist für die Unterstützung der Lernenden in diesem Prozess von großer Bedeutung. Allerdings gestaltet sich die Anpassung bisheriger Studienergebnisse und Feedbackformen für den Einsatz in virtuellen Laboren herausfordernd, da sie in erster Linie für den Klassenraum und die direkte Kommunikation zwischen Lehrkräften und Lernenden entwickelt wurden (Hattie und Timperley, 2007). Das diesem Vortrag zugrundeliegende Dissertationsprojekt strebt an, dieses Desiderat durch die Entwicklung eines Feedbackmechanismus, der die Selbstwirksamkeit von Schüler*innen stärkt, zu schließen. Der Feedbackmechanismus wird in einem virtuellen Labor implementiert, das Experimentelles Arbeiten für Schüler*innen ab Klasse 7 bietet. Der Schwerpunkt des virtuellen Labors liegt auf dem Verständnis komplexer Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Reaktionen eines sich verändernden Klimas, indem Fragen zu den Auswirkungen des Klimawandels, wie z.B. erhöhter Hitzestress für die Landwirtschaft behandelt werden. Das Forschungsdesign folgt dem Design-Based Research Ansatz. Die in zwei iterativen Zyklen eingesetzten Begleitforschungsinstrumente (Fragebögen, Interviews, teilnehmende Beobachtung) generierten Erkenntnisse zur Anpassung der Designprinzipien und zum Re-Design des Feedbackmechanismus. Dabei zeigt sich, dass das Feedback zu einer signifikanten Steigerung der Selbstwirksamkeit beiträgt und das situationsbezogene Feedback die Schülerinnen bei der Aufgabenlösung unterstützt. Abschließend werden Herausforderungen und Limitationen diskutiert. Mit mobiler Lern-App Anpassungen an den Klimawandel erkennen und bewerten 1Pädagogische Hochschule Heidelberg, Deutschland; 2Universität Heidelberg, Deutschland Um Auswirkungen des globalen Klimawandels möglichst gering zu halten, müssen neben Ansätzen zum Klimaschutz auch nachhaltige Anpassungsstrategien entwickelt werden. Im Vergleich zum Klimaschutz ist das Thema Klimaanpassung jedoch in den Bildungsplänen bislang unterrepräsentiert. Dies zeigt sich auch dadurch, dass Schüler*innen dazu tendieren, die beiden Konzepte miteinander zu verwechseln (Graulich et al. 2021). Mobile Apps bergen ein großes Potenzial, um das Thema motivierend und handlungsorientiert im Unterricht zu integrieren (Wankmüller et al. 2022). Die App "Klim:ReAction" ermöglicht den Schüler*innen durch mobiles ortsbezogenes Lernen Grundlagenwissen über Klimaanpassungen zu sammeln, Anpassungsstrategien in ihrer Umgebung zu erkunden, ihre Beobachtungen zu sichern und die Ergebnisse zu teilen. Durch das selbstbestimmte Arbeiten mit der App im Gelände soll die intrinsische Motivation der Schüler:innen gesteigert werden (Deci und Ryan 2000). Aktuell wird die Wirksamkeit der mobilen Lern-App mit Schulklassen im Rahmen einer Dissertation untersucht. Neben dem Wissenszuwachs (Pre-Post-Test) wird die intrinsische Motivation (KIM nach Wilde et al. (2009)) während der Arbeit mit der App per Fragebogen erhoben. Die Arbeitsweise der Schüler*innen mit der mobilen App wird darüber hinaus durch eine teilnehmende Beobachtung beschrieben und analysiert. Nach Auswertung der ersten Ergebnisse lässt sich bereits ein Wissenszuwachs durch den Einsatz der mobilen App verzeichnen. Die Ergebnisse der KIM deuten auf ein hohes Maß intrinsischer Motivation hin. Im Vortrag werden die vollständigen Ergebnisse der Studie präsentiert. Literaturangaben: Wilde, M., Bätz, M., Kovaleva, A., Urhahne, D. (2009). Überprüfung einer Kurzskala intrinsischer Motivation (KIM). In: Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften 15, S. 31–45. Deci, E., Ryan, EL. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik 39, Heft 2, S. 223–238. |