Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Das Schulfach Geographie: Blicke zurück und nach vorn
Zeit:
Dienstag, 01.10.2024:
14:00 - 15:30

Chair der Sitzung: Andreas Eberth, Universität Passau
Ort: Gebäude 3, Raum 3.107

1. Obergeschoß, Seminarraum, 50 Sitzplätze, Ausstattung: Projektionsfläche(n), aufgrund eines kurzfristigen Defekts eines zentralen Bauteils der Medientechnik HDMI-Anschluss für externe Endgeräte, WLAN: Eduroam

Pro Vortrag incl. Nachfragen und Diskussion stehen 30 Minuten zur Verfügung.

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Präsentationen

Zur Konstruktion des Schulfachs Geographie in der Schweiz zwischen 1890 und 1930

Daniel Siegenthaler

PH FHNW, Schweiz

Schulfächer bilden den Handlungsrahmen von Schule. Sie haben gesellschaftliche, wirtschaftliche und pädagogische Funktionen und sind Konstruktionen von Akteuren aus Schule, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Es geht um Macht und Ressourcen (z.B. in Form von Stundendotationen). Es geht um Inhalte, Medien und Methoden.

Einen wichtigen historischen Hintergrund für die Entwicklung des Schulfachs Geographie in der Schweiz bildete die revidierte Bundesverfassung von 1874. Sie löste eine gesamtschweizerische Regelung der gymnasialen Maturitätslehrgänge im Jahr 1880 aus. In den Revisionen von 1906 und 1925 wurde die Stellung des Schulfachs Geographie gestärkt.

Von der 1897 gegründeten Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren wurde 1899 beschlossen, dass ein "Schweizer Weltatlas" erstellt werden sollte. Er war jahrzehntelang das "Leitmedium" des Geographieunterrichts. Der 1910 gegründete Verein schweizerischer Geographielehrer trug ebenfalls zur Stärkung des Schulfachs Geographie bei. Ein weiterer Einflussfaktor war das Programm der "Nationalen Erziehung", in dem das Schulfach Geographie einen bedeutenden Platz einnahm.

Im Beitrag werden die Entwicklungsstränge des Schulfachs Geographie nachgezeichnet. Es geht um Fragen der Legitimation auf dem Hintergrund der besonderen Bedingungen des schweizerischen Föderalismus sowie der Herausforderungen und Krisen (Integration in den Weltmarkt, 1. Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise). Es geht um fachdidaktische Fragen wie Ziele und Inhalte, Medien und Methoden des Schulfachs.

Der untersuchte Zeitraum bildet für das Schulfach Geographie so etwas wie eine "Inkubationszeit". Seine Entwicklung zeigt exemplarische, aber auch einzigartige Elemente der Entwicklung von Schulfächern auf. Die Kenntnis der Geschichte des Schulfachs bildet eine unerlässliche Basis für das vertiefte Verständnis der Gegenwart und für die zukünftige Weiterentwicklung.



Neue Lern- und Prüfungskulturen im Geographieunterricht – ein „echt“ partizipatives Forschungsprojekt

Nina Brendel

Universität Potsdam, Deutschland

Während wir globale Transformationsprozesse und Umbrüche in Gesellschaft und Welt erleben, wir eine transformative geographische Bildung anstreben und neue Kompetenzsystematiken aufgerufen werden (z.B. 4K, FutureSkills), zeigt ein Blick in die Klassenzimmer, dass diese Transformation von Welt(gesellschaft) leider vielerorts wenig in der Unterrichts- und Schulkultur ankommt.

Denn um komplexe Zusammenhänge zu verstehen, im Angesicht von Unsicherheit und Ambiguität handlungsfähig zu bleiben und Zukunft aktiv mitzugestalten, bedarf es nicht nur neuer Kompetenzen, sondern eines grundsätzlichen Wandels der Lern- und Prüfungskultur.

Dieser Vortrag gibt zunächst einen Einblick in gelebte schulische Praktiken und in den Forschungsstand Neuer Lernkulturen und leitet daraus die Notwendigkeit einer Neuen Prüfungskultur (Winter 2020) ab. Am Beispiel eines qualitativen Forschungsprojekts zu kollaborativem Prüfen wird dargelegt, wie Neue Prüfungskulturen in den Geographieunterricht implementiert werden können, welche didaktischen Konsequenzen sich daraus ergeben und welche Wirkung sich auf die Kompetenzentwicklung von Lernenden zeigen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der verwendeten Methodik: In enger Kollaboration mit der Geographielehrkraft einer Gesamtschule wurde der Ansatz der Partizipativen Forschung nach Hella von Unger (2013) für den Unterrichtskontext adaptiert und gemeinsam mit der Lehrkraft Forschungsfrage, Methodik und Instrumente entwickelt sowie die Ergebnisse interpretiert. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu „Tests zu zweit“ wurden zudem unterrichtspraktische Konsequenzen zur Weiterentwicklung des Formats erarbeitet, die ebenfalls im Rahmen des Vortrags diskutiert werden sollen.

Winter, F. (2020). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen Umgang mit den Schülerleistungen. Schneider Verlag Hohengehren.

Von Unger, H. (2013). Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis. Springer VS.



Virtual Reality und Immersion in der geographischen Bildung – Ein Diskussionsvorschlag zur theoretischen Einordnung

Leon Fuchs

Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland

Die Begriffe "Virtual Reality" (VR) und "Immersion" erfahren zunehmend Beachtung in der schulpraktischen und bildungswissenschaftlichen Diskussion. Bei einem Blick auf aktuelle geographiedidaktische Beiträge fällt auf, dass (i) sich bislang kein Konsens hinsichtlich der Konzeptualisierung der Begriffe VR und Immersion als Forschungsgegenstände etablieren konnte und (ii) eine systematische Aufarbeitung geographiedidaktisch relevanter Konzepte von VR und Immersion ein Desiderat darstellt.

Dieser Beitrag zielt darauf ab, bestehende Ansätze zur Rahmung der Begriffe VR und Immersion im geographiedidaktischen Kontext aufzuarbeiten und theoretisch einzuordnen.

Die methodische Grundlage der Arbeit bildet eine hermeneutische Literaturanalyse. Ausgehend von Beiträgen zur geographischer Bildung (z. B. Heuke genannt Jurgensmeier et al., 2023; Mohring & Brendel, 2023; Tillmann & Kersting, 2021), fanden Beiträge aus geographiedidaktischen Nachbardisziplinen (z. B. Böhme, 2013; Kerres, 2022) Eingang in die Analyse.

Die Literaturanalyse zeigt, dass eine große Anzahl geographiedidaktisch relevanter Ansätze zur Rahmung von VR und Immersion vorliegt, gleichzeitig jedoch nur wenige geographiedidaktische Arbeiten Anschluss an Positionen außerhalb einer technikbezogenen Anwendungsorientierung suchen. Dies lässt sich mit Blick auf die Fortentwicklung in der Mensch-Computer-Interaktion (Stichwort: Neuralink) kritisch betrachten.

So wird auf Basis der Ergebnisse ein Diskussionsvorschlag für die Fundierung der Begriffe VR und Immersion im Kontext geographischer Bildung über einen konkreten Technik- und Anwendungsbezug hinaus vorgestellt.