Seinen Ausgang vom didaktischen Dreieck nehmend, widmet sich der Beitrag dem Wesen des Dialogs im Kontext der geographiedidaktischen Lehrkräftebildung. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass das Verständnis des Dialogs über eine bloße geographiedidaktische Methode hinausgeht. Denn dialogische Praxis im Unterricht führt zu einer Änderung des Selbst- und Weltbezugs des Subjekts und kann so als Medium für transformative geographische Bildung betrachtet werden.
Beginnend mit einem Überblick über die Forschungslandschaft zum Konzept des Dialogs in der Geographiedidaktik, erweitert der Beitrag dieses Verständnis als eine philosophische Kategorie. Die wissenschaftstheoretische Position der responsiven Phänomenologie Bernhard Waldenfels‘ bietet einen Ansatz, um den Topos des Dialogs als Ausgangspunkt für ein neues bzw. wiederzuentdeckendes Verständnis der Geographiedidaktik zu betrachten. Dies hat Implikationen für die Praxis der Lehrkräftebildung, da der Dialog innerhalb des didaktischen Dreiecks neu positioniert wird:
1) Eine dialogische Lehrkräftebildung unterstreicht die Bedeutung der respektvollen Haltung der Lehrkraft, die die Andersartigkeit der Lernenden anerkennt, das Bewusstsein für Affektivität fördert und die zugrunde liegenden Strukturen des Gesprächs reflektiert.
2) Sie betont die Rolle des Fragens bei der Suche nach neuem Wissen und hebt die Notwendigkeit hervor, Brüche und Öffnungen anzusprechen, die Begegnungen mit dem Fremden inhärent sind.
3) Sie plädiert für eine Abkehr von der traditionellen Wissensvermittlung hin zu einer tiefen Beschäftigung mit dem exemplarischen Fachgegenstand selbst als wesentlichen Faktor in der Initiierung eines transformativen Bildungsprozesses.
Letztlich entfaltet sich die Kunst des Dialogs als transformative Begegnung zwischen Lehrkraft, Lernenden und Unterrichtsinhalten, gekennzeichnet durch ein Offenhalten für widerständige Erfahrungen, motivierende Fragen und einen gegenseitig bereichernden Austausch von Ideen und Denkweisen.