Veranstaltungsprogramm

Sitzung
Kompetenzen und Methoden
Zeit:
Mittwoch, 02.10.2024:
9:00 - 10:30

Chair der Sitzung: Alexandra Budke, Universität zu Köln
Ort: Gebäude 3, Raum 3.009

Erdgeschoß, Seminarraum, 40 Sitzplätze, Ausstattung: Projektionsfläche(n), Dokumentenkamera, VGA/HDMI-Anschluss für externe Endgeräte, Tischmikrofon & Ansteckmikrofon, WLAN: Eduroam

Pro Vortrag incl. Nachfragen und Diskussion stehen 20 Minuten zur Verfügung.

Präsentationen

ENTFÄLLT! Climate Literacy von Jugendlichen: Entwicklung eines Kompetenztests

Magdalena Stadler1, Stephan Schuler2, Monika Martin1, Werner Rieß1, Josef Künsting1

1Pädagogische Hochschule Freiburg, Deutschland; 2Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Deutschland

Im Kontext der Klimaforschung wird Bildung als positives soziales Kippelement gesehen, das zur Stabilisierung des Erdklimas beitragen kann (Otto et al., 2020). Im Bildungskontext wirft dies zum einen die Frage auf, welches Wissen, welche Fähigkeiten, aber auch welche Einstellungen in der schulischen Klimabildung anvisiert werden sollten, damit diese ihr transformatives Potenzial entfalten kann. Zum anderen stellt sich die Frage nach der Überprüfung des jeweils aktuellen Stands der Klimabildung, um daraus notwendige Maßnahmen adaptiv ableiten zu können. Hierzu bedarf es eines validen und reliablen Messinstruments, das in der vorliegenden Studie entwickelt wurde. Der Fokus lag auf kognitiven Facetten von Climate Literacy für die Zielgruppe Jugendlicher am Ende der Sekundarstufe I. Mit Fachdidaktiker*innen aus neun Fächern (u.a. Geographie, Biologie) wurde als theoretische Basis ein Kompetenzmodell konzipiert, das vier Kompetenzbereiche umfasst: (1) Umgang mit Fachwissen, (2) Gewinnung und Beurteilung von Erkenntnissen, (3) Information und Kommunikation und (4) Normative Bewertung (vgl. Sumfleth et al., 2019). Inhaltliche Grundlage des Tests sind zwölf Basiskonzepte der Climate Literacy (vgl. Adamina et al., 2018; USGCRP, 2009). Operationalisiert wurde das Kompetenzmodell in 150 computerbasiert zu bearbeitenden Testitems (Booklet-Design). Die Stichprobe der Validierungsstudie besteht aus 810 Schüler*innen der neunten Klassenstufe verschiedener Schularten. Eine Skalierung nach Item-Response-Theory ergibt eine hohe Reliabilität (EAP-Rel = .908, WLE-Rel = .902) und bestätigt verschiedene Annahmen zur intendierten Testwertverwendung: Z.B. sind die Schwierigkeiten der Aufgaben (Lösungshäufigkeiten: 8% – 78%) geeignet, um zwischen Schüler*innen mit unterschiedlich hoch ausgeprägter Climate Literacy differenzieren zu können. Weiter hängt die Leistung im Kompetenztest in mittlerem Maß mit anderen Schulleistungen, Lesefähigkeit und allgemeineren kognitiven Fähigkeiten zusammen.



ENTFÄLLT! Einsatz digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung - Ein Mixed-Methods-Ansatz zur Förderung tiefenstrukturellen Lernens und kognitiver Aktivierung von Jugendlichen in berufspropädeutischen Lehr-Lern-Kontexten

Tobias Gehrig, Alexander Siegmund

Abteilung Geographie – Research Group for Earth Observation (rgeo), Pädagogische Hochschule Heidelberg

Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung unterliegen viele Berufsbilder tiefgreifenden Veränderungen. So gewinnen auch digitale Geomedien wie Fernerkundung (Satelliten- und Drohnendaten), Geographischen Informationssystemen (GIS) und mobilen Geotools zunehmend an Bedeutung. Mit ihrer Hilfe kann eine Vielzahl raum- und umweltrelevanter Informationen erhoben, analysiert und visualisiert werden. Trotz des hohen Bedarfs an einer entsprechenden Kompetenzentwicklung bei Auszubildenden mangelt es an beruflichen Schulen häufig an ausreichendem fachlichem und methodischem Wissen sowie geeigneten didaktischen Konzepten, um die Potenziale digitaler Geomedien problem- und anwendungsorientiert sinnvoll zu nutzen und sich so zukunftssicher aufzustellen. Deshalb konzipiert die Abteilung Geographie – Research Group for Earth Observation (rgeo) der Pädagogischen Hochschule Heidelberg im Projekt „Digitale Geomedien in der Beruflichen Bildung für Nachhaltige Entwicklung (DiGeo:BBNE)“ innovative, hybride, digitale Lehr-Lern-Settings (Blended Learning), durch die Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften in der beruflichen Bildung zur Nutzung solcher modernen Geoinformationstechnolohgien gefördert werden. Hierfür werden E-Learning-Module und Präsenzkurse entwickelt, die anhand von berufsfeldspezifischen Projektstudien die Potenziale von und den Umgang mit digitalen Geomedien vermitteln.

Die Entwicklung der Lehr-Lern-Angebote wird dabei wissenschaftlich begleitet. Im Zentrum der geplanten Untersuchung steht dabei eine Mixed-Methods-Wirksamkeitsstudie, die das tiefenstrukturelle Lernen und die kognitive Aktivierung im Kontext einer zeitgemäßen Berufspropädeutik in Lehr-Lern-Prozessen mit digitalen Geomedien untersucht. Die Studie verfolgt das Ziel, die Wirksamkeit digitaler Geomedien in der beruflichen Bildung zu erforschen und zu bewerten.



Förderung der Kompetenz zum Perspektivenwechsel: Ergebnisse einer Interventionsstudie

Dina Vasiljuk, Alexandra Budke

Institut für Geographiedidaktik, Deutschland

Der Perspektivenwechsel ist eine Schlüsselkompetenz in unserer Gesellschaft. Er ermöglicht ein besseres Verständnis komplexer Konflikte, an denen verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Standpunkten beteiligt sind. Allerdings wurde die Kompetenz der Schüler/innen bislang kaum untersucht. Basierend auf einem entwickelten Kompetenzstrukturmodell zum Perspektivenwechsel wurde daher in einer Interventionsstudie analysiert, inwiefern die Schüler/innen den Perspektivenwechsel umsetzen können. Dazu wurde das Modell operationalisiert, indem jede Dimension in konkrete Aufgabenstellungen überführt wurde. Das operationalisierte Kompetenzmodell wurde anschließend in einer quasiexperimentellen Studie mit Messwiederholungen angewandt, um die Kompetenz zum Perspektivenwechsel von 14 Schüler/innen der Sekundarstufe II am Gymnasium zu untersuchen. Die Daten des Pre- und Posttests sowie der Intervention wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse des Pre- und Posttests zeigen, dass Schüler/innen Schwierigkeiten haben, den Perspektivenwechsel selbstständig durchzuführen. Die Ergebnisse der Intervention zeigen jedoch, dass die Schüler/innen in den meisten Dimensionen eine hohe Kompetenz zum Perspektivenwechsel aufweisen. So waren sie in der Lage, die verschiedenen Perspektiven der Akteure miteinander zu vergleichen, eine Analyse der beteiligten Akteure durchzuführen und den Konflikt sowohl zu beurteilen als auch zu bewerten. Allerdings hatten die Schüler/innen Schwierigkeiten, sowohl die verschiedenen Perspektiven der Akteure als auch ihre eigene Perspektive zu reflektieren und den Prozess des Perspektivenwechsels metakognitiv zu durchdringen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Schüler/innen den Perspektivenwechsel fachlich fundiert durchführen können, wenn sie ihn kleinschrittig und aufgabengeleitet durchlaufen. Das operationalisierte Modell könnte den Schüler/innen daher helfen, den Perspektivenwechsel zu verstehen und selbstständig durchzuführen.



Die Vergleichskompetenzen von Schüler*innen im Geographieunterricht: Ergebnisse einer Mixed-Methods-Studie.

Marine Simon, Alexandra Budke

Universität zu Köln, Deutschland

Heutigen Herausforderungen wie der Klimawandel erfordern die Entwicklung geographischer Kompetenzen, die auch die Diskussion und Argumentation wissenschaftlicher Ergebnisse einschließen. Eine wichtige geographische Kompetenz ist der Vergleich (Simon et al., 2020; Simon & Budke, 2020). Obwohl Vergleichen eine komplexe Kompetenz ist, wurde die Vergleichskompetenz von Schüler*innen noch nicht getestet noch ein Instrument zu deren Förderung entwickelt. Wie kompetent sind Schüler*innen in den verschiedenen Dimensionen der Vergleichskompetenz? Inwieweit kann man diese Kompetenz fördern? In diesem Beitrag stellen wir die Ergebnisse einer Mixed-Methods-Studie. In der Interventionsstudie mit Pre- und Post-test und Kontrollgruppe, wurde die Vergleichskompetenz von 83 französischen und deutschen Schüler*innen gemessen (Simon & Budke, 2023a) und gefördert. In dieser testeten wir auch die Vermittlung der Vergleichsmethode als Instrument zur Verbesserung der Vergleichskompetenz (Simon & Budke, 2023b). Die Schüler*innen der Experimentalgruppe verbesserten ihre Kompetenz deutlich. Die Verbesserung ihrer Post-test-Ergebnisse war positiv mit der Anwendung der Vergleichsmethode während der Intervention korreliert. Zusätzlich wurden die Hauptorientierungen und Strategien der Schüler*innen zur Lösung der offenen Vergleichsaufgaben durch die dokumentarische Methode qualitativ rekonstruiert. Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, dass Lehrkräfte explizite Anweisungen zur Vergleichsmethode geben sollten, um den Schüler*innen bei der Entwicklung ihrer wissenschaftlichen Kompetenz zu helfen (Simon & Budke, 2023c).