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Sitzungsübersicht
Sitzung
Überzeugungen von Schüler*innen zum Klimawandel
Zeit:
Dienstag, 01.10.2024:
14:00 - 15:30

Chair der Sitzung: Jan Christoph Schubert, FAU Erlangen-Nürnberg
Ort: Gebäude 3, Raum 3.110

1. Obergeschoß, Seminarraum, 56 Sitzplätze, Ausstattung: Projektionsfläche(n), Dokumentenkamera, VGA/HDMI-Anschluss für externe Endgeräte, Videokonferenztechnik mit Dozierenden- und Raumkamera sowie festem, Ansteck- und Raummikrofon (USB-Anschluss), WLAN: Eduroam

Invited Paper Session

Zusammenfassung der Sitzung

Für das Gelingen von Lernprozessen im hoch relevanten Themenfeld Klimawandel (IPCC 2023) als Schlüsselproblem mit weltumspannender Bedeutung (Klafki 2007) ist im Sinne von Angebot-Nutzen-Modellen von Unterricht (Helmke 2009) die Kenntnis und der Einbezug von Lernvoraussetzungen der Schüler*innen von großer Bedeutung. Zu diesen fachbezogenen Lernvoraussetzungen zählen neben dem Vorwissen bzw. den alltagsweltlichen Vorstellungen (Schuler 2011; Boyes, Stanisstreet, 1993) der Schüler*innen auch deren Überzeugungen (beliefs) sowie motivationale und selbstbezogene Merkmale. Diese umfassen beispielsweise individuelle und kollektive Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (Bandura 1977, 1997, 2000) sowie Überzeugungen zur Betroffenheit der eigenen Region vom Klimawandel (Höhnle 2014, Fiene 2014 ) und die Bewertung der Problematik des Klimawandels (Ruiz et al. 2020; Reif et al. 2022). Aber auch fachliche Interessen (Krapp 1992) am Klimawandel (Höhnle et al. 2023), Ängste und Sorgen (Hermans & Korhonen 2017) sowie Handlungsbereitschaften (Busch 2019; Grothmann 2017) hinsichtlich des Klimawandels stellen wichtige Lernvoraussetzungen und zugleich Zieldimensionen von Geographieunterricht dar. Zwar kann in einigen der genannten Bereiche auf internationale, meist aus der BNE bzw. der Umweltbildung stammende Studien zurückgegriffen werden, für Schüler*innen in Deutschland liegen bislang jedoch nur wenige reliable und valide Erhebungsinstrumente sowie auf solchen basierende empirische Erkenntnisse vor. Dieses Desidarat soll in der Sitzung adressiert werden, indem sowohl Erhebungsinstrumente als auch Erkenntnisse aus empirisch-geographiedidaktischer Forschung zu Ausprägungen und Zusammenhängen der genannten Schüler*innenmerkmale im Rahmen von Forschungsvorträgen vorgestellt und mit Blick auf Konsequenzen für den Geographieunterricht diskutiert werden sollen.

Literatur:

Bandura, A. (1977): Self-efficacy: toward a unifying theory of behavioral change. In: Psychological review 84 (2), S. 191–215. DOI: 10.1037//0033-295x.84.2.191 .

Bandura, Albert (1997): Self-efficacy. The exercise of control. 11. printing. New York, NY: Freeman.

Bandura, Albert (2000): Exercise of Human Agency Through Collective Efficacy. In: Current Directions in Psychological Science 9 (3), S. 75–78. DOI: 10.1111/1467-8721.00064 .

Boyes, E.; Stanisstreet, M. (1993): The ‘Greenhouse Effect’: children´s perceptions of causes, consequences and cures. In: International Journal of Science Education, 15(5), S.531-552, DOI 10.1080/0950069930150507 .

Busch, K. C.; Ardoin, N.; Gruehn, D.; Stevenson, K. (2019): Exploring a theoretical model of climate change action for youth. In: International Journal of Science Education 41 (17), S. 2389–2409. DOI: 10.1080/09500693.2019.1680903 .

Deutsche Gesellschaft für Geographie (Hg.) (2020): Bildungsstandards im Fach Geographie für den Mittleren Schulabschluss. mit Aufgabenbeispielen.

Deutsche Gesellschaft für Geographie (Hg.) (2022): Geographie. Das Zukunftsfach.

Fiene, C. (2014): Wahrnehmung und Bewertung von Umweltrisiken durch Jugendliche - eine empirische Studie zur Förderung einer nachhaltigen Umweltverhaltenskompetenz. Heidelberg.

Grothmann, T. (2017): Psychologische Eckpunkte erfolgreicher Klima(schutz)kommunikation. In: Irene López (Hg.): CSR und Wirtschaftspsychologie: Psychologische Strategien zur Förderung nachhaltiger Managemententscheidungen und Lebensstile. Berlin und Heidelberg, S. 221–240.

Helmke, A. (2009): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Seelze-Velber.

Hermans, M. & Korhonen, J. (2017) Ninth graders and climate change: Attitudes towards consequences, views on mitigation, and predictors of willingness to act. In: International Research in Geographical and Environmental Education, 26:3, 223-239, DOI:10.1080/10382046.2017.1330035 .

Höhnle, S. (2014). Online-gestützte Projekte im Kontext Globalen Lernens im Geographieunterricht. Empirische Rekonstruktion internationaler Schülerperspektiven. Münster.

Höhnle, S., Velling, H., & Schubert, J. C. (2023). Das Interesse von Schülerinnen und Schülern am Klimawandel: Ergebnisse einer quantitativen Fragebogenerhebung. Zeitschrift für Geographiedidaktik (ZGD), 51(2), 70–85. https://doi.org/10.60511/51192 .

IPCC (2023): Synthesis Report of the IPCC sixth assessment report (AR6). Longer Report.

Klafki, Wolfgang (2007): Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim.

Krapp, A. (1992a). Konzepte und Forschungsansätze zur Analyse des Zusammenhangs von Interesse, Lernen und Leistung. In A. Krapp & M. Prenzel (Hrsg.), Interesse, Lernen, Leistung. Neuere Ansätze der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung (S. 9–52). Münster.

Reif, A., Peter, E., Gillner, T., Hortig, L.-M., Joost, A. & Taddicken, M. (2022): Vom Bildschirm auf die Straße? Eine empirische Untersuchung der Identifikation, Online-Partizipation und des Klimaproblembewusstseins von Fridays-for-Future-Beteiligten.

Ruiz, I., Faria, S. H. & Neumann, M. B. (2020). Climate change perception: Driving forces and their interactions. In: Environmental Science and Policy. 108. 112-120.

Schuler, S. (2011): Alltagstheorien zu den Ursachen und Folgen des globalen Klimawandels: Erhebung und Analyse von Schülervorstellungen aus geographiedidaktischer Perspektive. Bochum.


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Präsentationen

Forschendes Lernen zum Klimawandel in der eigenen Region – Wirkungen eines wissenschaftspropädeutischen Oberstufenseminars auf Interesse, Einstellungen und Wissenschaftsverständnis

Johannes Schulz1, Steffen Höhnle2, Ulrike Ohl1, Jan Christoph Schubert2

1Universität Augsburg, Deutschland; 2FAU Erlangen-Nürnberg, Deutschland

Klimabildung ist von hoher gesellschaftlicher Relevanz, da sie sich positiv auf die Fähigkeiten und Bereitschaften von Schülerinnen und Schülern zu klimabewusstem Handeln auswirken und wichtige Voraussetzungen für die aktive Mitgestaltung von Zukunftsentscheidungen schaffen kann. Dabei stellen speziell die klimawandelbezogenen Interessen und Einstellungen wie auch das Wissenschaftsverständnis der Lernenden wichtige Voraussetzungen dar. In einem an der Universität Augsburg nach dem Design-based Research Ansatz konzipierten wissenschaftspropädeutischen Oberstufenseminar (Brumann et al. 2022) erforschten bisher mehr als 900 Teilnehmende nach individuellem Interesse vielfältige Implikationen des Klimawandels „vor der eigenen Haustür“. Das hierbei zugrundeliegende Konzept des Forschenden Lernens enthält das Potenzial, das Interesse am Klimawandel zu fördern, die Bereitschaft zu klimabewusstem Handeln zu fördern sowie das Wissenschaftsverständnis der Lernenden auszudifferenzieren. Doch inwieweit gelingt es mithilfe dieser Unterrichtskonzeption tatsächlich, diese Potenziale auszuschöpfen? In einer quasi-experimentellen Studie mit Experimental- und Kontrollgruppendesign werden die Wirkungen der Unterrichtskonzeption hinsichtlich des Interesses, der Einstellungen und des Wissenschaftsverständnisses der Schülerinnen und Schüler evaluiert. Einbezogen wurden ca. 200 Lernende, die mittels eines an der FAU Erlangen-Nürnberg entwickelten Fragebogens (Höhnle et al. 2023) befragt wurden. Im Vortrag werden Ergebnisse der Studie präsentiert und hinsichtlich ihrer Implikationen für die Unterrichtspraxis diskutiert.



Klimawandel?! Überall, aber nicht bei mir – Ergebnisse einer quantitativen Fragebogenerhebung zur räumlichen Betroffenheit durch den Klimawandel bei Schüler*innen in Bayern

Hanna Velling, Josef Kerscher, Dietmar Gölitz

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland

Der anthropogene Klimawandel wird als eine der größten Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert betrachtet (IPCC, 2023), dessen Auswirkungen global sowie auch in Deutschland und Bayern deutlich spürbar sind (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, 2021). Studien zeigen jedoch, dass der Klimawandel in der Allgemeinbevölkerung und insbesondere durch Schüler*innen häufig als ein räumlich entferntes Geschehen beurteilt wird, das vor allem Menschen in fernen Regionen betrifft (z.B. Fiene, 2014; Gubler et al., 2019; Kuthe et al., 2019). Dieses Phänomen der räumlichen psychologischen Distanz gilt als Hindernis für nachhaltiges Handeln, denn Betroffenheit geht sowohl direkt (z.B. Guillard et al., 2021) als auch vermittelt über eine erhöhte Besorgnis (z.B. Gubler et al., 2019; Spence et al., 2011) mit einer gesteigerten Handlungsbereitschaft im Kontext des Klimawandels einher.

Im Rahmen einer quantitativen Fragebogenerhebung wurde die subjektive räumliche Betroffenheit durch den Klimawandel bei N = 10.356 bayerischen Schüler*innen der 9. und 10. Jahrgangsstufen an allen weiterführenden Schularten erhoben. Die Ergebnisse unterstützen die bisherige Forschung: es zeigen sich linear ansteigende Mittelwerte (sechsstufige Skala) der subjektiv eingeschätzten räumlichen Betroffenheit durch den Klimawandel von der lokalen (M = 2,50, SD = 1,35) zur globalen (M = 5,31, SD = 1,01) Ebene über die sechs verwendeten Items. Unter der Annahme, dass für die Jugendlichen interindividuelle Differenzen bestehen, wurden darüber hinaus mittels Clusteranalyse Subgruppen der Jugendlichen ermittelt. Die Jugendlichen können vier Clustern zugeordnet werden, die sich hinsichtlich des Musters ihrer räumlichen Verortung des Klimawandels unterscheiden (kein Verortungsbias, eher geringer Verortungsbias, eher hoher Verortungsbias, Leugner*innen). Im Vortrag werden diese Subgruppen weiterführend charakterisiert und daraus resultierende Implikationen diskutiert.



Klimawandelangst bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe – Forschungsergebnisse aus einer quantitativen Untersuchung

Steffen Höhnle, Hanna Velling, Jan Christoph Schubert

FAU Erlangen-Nürnberg, Deutschland

Die Klimakrise stellt eine existenzielle Bedrohung für das menschliche Wohlergehen dar (Masson-Delmotte et al., 2018; Steffen et al., 2015), ihre Folgen übertreffen frühere Prognosen bei Weitem (Masson-Delmotte et al., 2018). Aufgrund dieses existenziellen Hintergrunds ist es wenig verwunderlich, dass Menschen auch emotional von der Klimakrise betroffen sind (Albrecht, 2012; Norgaard, 2006), dies gilt auch für Schülerinnen und Schüler und deren Empfinden bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels und der Zukunft unseres Planeten. Mit einer zu erwartenden Zunahme von Menschen, die über Klimawandelangst berichten, ist auch die Schule als Institution (Cunsolo et al. 2020, S. 261) und das Unterrichtsfach Geographie als das zentrale Nachhaltigkeitsfach (DGfG, 2020) in der Schule gefordert, denn diese Gefühle müssen auch Auswirkung auf den Unterricht oder andere Bildungsangebote zum Thema Klimawandel haben, da sie beispielsweise eine wichtige Voraussetzung für den Lernprozess darstellen.

In der dem Vortrag zugrundeliegenden quantitativen Fragebogenstudie wurde die Klimawandelangst/-sorge bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe (N = 9892) an allen weiterführenden Schularten in Bayern untersucht. Im Rahmen des Vortrags werden geschlechter- und schulartbezogene Unterschiede in den Blick genommen. Außerdem werden weitere Faktoren wie Charakteristika des Wohnorts, die wahrgenommene Betroffenheit der Heimatregion oder bereits vorliegendes Engagement thematisiert.



 
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