Veranstaltungsprogramm

Sitzung
Future Skills - für alle Jahrgangsstufen
Zeit:
Dienstag, 01.10.2024:
14:00 - 15:30

Chair der Sitzung: Christian Wittlich, Universität Bremen
Ort: Gebäude 3, Raum 3.101

1. Obergeschoß, Seminarraum, 48 Sitzplätze, Ausstattung: Projektionsfläche(n), Dokumentenkamera, VGA/HDMI-Anschluss für externe Endgeräte, Videokonferenztechnik mit Dozierenden- und Raumkamera sowie festem, Ansteck- und Raummikrofon (USB-Anschluss), WLAN: Eduroam

Pro Vortrag incl. Nachfragen und Diskussion stehen 30 Minuten zur Verfügung.

Präsentationen

Zukünfte brauchen Förderung von raumbezogener Mündigkeit und Visionsfähigkeit

Karin Huser

Pädagogische Hochschule Zürich

Mündigkeit wird im Fachunterricht als Fähigkeit verstanden, selbstbestimmt komplexe und kontroverse Problemlagen zu beurteilen und darauf aufbauend zu handeln (Pettig 2021). Visionsfähigkeit gehört zu den «Future Skills» (Ehlers 2020) und verweist auf die Kompetenz, chancenorientierte Zukünfte zu entwickeln. Studierende des Lehramtes Primarstufe jedoch erwähnen in ihren unterrichtspraktischen Überlegungen zu Raumveränderungen selten, zukunfts- und partizipationsorientiertes sowie vernetzendes Denken bei ihren (künftigen) Schüler:innen fördern zu wollen (Huser 2021).

Dieser Beitrag zeigt auf, wie in einer transformativ konzipierten Studienwoche ausgewählte Aspekte von Mündigkeit am Beispiel nachhaltiger Landschaftsentwicklung aufgebaut werden. Dazu werden Ansätze einer instrumentellen BNE 1 (Vermittlung von Sachwissen und nachhaltigem Verhalten), einer emanzipatorischen BNE 2 (Förderung von kritischer Reflexivität) sowie einer transformativen BNE 3 (Widersprüche überwinden, Handlungsspielräume nutzen) aufeinander bezogen (Pettig & Ohl 2023). In Anlehnung an den prozessorientierten Politikzyklus formulieren Studierende raumbezogene Probleme, suchen Lösungen und präsentieren ihre Zukunftsvisionen sachlich und ethisch begründet. Erste Forschungsergebnisse der explorativen Phase der Design-Based-Research werden vorgestellt.

Ehlers, U.‑D. (Ed.). (2020). Future Skills: Lernen der Zukunft-Hochschule der Zukunft. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29297-3

Huser, K. 2021. Raumveränderungen geographisch erschliessen und vermitteln. doi:10.5281/zenodo.4572731

Pettig, F. 2021. Transformative Lernangebote kritisch-reflexiv gestalten. In gwu 1, 5–17. doi: 10.1553/gw-unterricht162s5.

Pettig, F. & Ohl, U. (2023). Transformatives Lernen für einen sozial-ökologischen Wandel. Facetten eines zukunftsfähigen Geographieunterrichts. In Praxis Geographie. Transformatives Lernen im Geographieunterricht. 1-2023. (pp 4-9). Westermann.



Planetary Health im Geographieunterricht? Einblicke in die Entwicklung von Lehr-Lern-Modulen im Kontext klimawandelinduzierter Gesundheitsrisiken

Svenja Sgodda1, Madelaine Uxa2, Christian Wittlich1

1Universität Bremen; 2Universität Vechta

Die menschliche Gesundheit hängt unmittelbar von einer intakten Umwelt ab, wie der WBGU in seinem aktuellen Gutachten darstellt (vgl. WBGU 2023). Diese Untrennbarkeit der Gesundheit von Mensch und Natur wird im Kontext Klimawandel bspw. durch die Zunahme von Extremwetterereignissen sowie dem Auftreten von Allergien durch Neobiota deutlich. Im DBU geförderten Kooperationsprojekt PH:regBi der Universitäten Vechta und Bremen werden Lehr-Lern-Module für die Sekundarstufen I und II entwickelt, welche klimawandelinduzierte Gesundheitsfolgen thematisieren. Dabei wird das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung durch das Konzept der Planetary Health erweitert (vgl. Lathan/Mönter/Wittlich 2024). Lernende sollen befähigt werden, klimawandelbedingte Folgen für die individuelle Gesundheit zu identifizieren sowie Handlungsmöglichkeiten, die zur Stärkung der Klimaresilienz ländlicher und städtischer Regionen beitragen, zu bewerten und zu erproben. So könnten die Schüler*innen bspw. ausgehend von einer Kartierung des Schulhofes (Begrünung, Schatten) und Temperaturmessungen konkrete Vorschläge für eine klimawandelangepasste Umgestaltung ausarbeiten. Kooperative und aktive Lernformen ermöglichen den Lernenden ihren Lernprozess mitzugestalten und eigene Ideen für die Gestaltung ihres Nahraumes zu entwickeln. Eine wissenschaftliche Begleitforschung sichert die Qualität der Module und trägt zur Wirkungsforschung im BNE-Kontext bei. Der Beitrag stellt den theoretischen Ansatz zur Integration von Planetary Health in formale Bildungskontexte und damit auch das Projekt selbst vor. Darüber hinaus werden erste Einblicke in ausgewählte Unterrichtsmodule gegeben und Wege zur empirischen Beforschung dieser diskutiert.



Förderung der Bereitschaft zum Nachhaltigkeitshandeln durch die Implementation von Planetary Health Education in den Geographieunterricht? – Eine Design-Based-Research-Studie anhand von Hitzewellen in urbanen Räumen

Hendrik Hubertus Bergers

Universität Vechta, Deutschland

Trotz der langjährigen Integration von BNE in den Geographieunterricht implizieren bisherige Forschungsbefunde, dass eine Förderung nachhaltigkeitsbezogenen Wissens und auch solcher Einstellungen im Rahmen von BNE (noch) nicht die Grundlage für ein verstärktes Nachhaltigkeitshandeln legen kann (Value-Action-Gap). Demgegenüber spielt der noch junge Ansatz der Planetary Health Education (PHE) gegenwärtig keine signifikante Rolle im BNE-orientierten Geographieunterricht.

Die vorliegende Arbeit verfolgt einen Design-Based-Research-Ansatz und zielt darauf ab, ein mehrfach optimiertes Lehr-Lern-Modul zu Hitzewellen in Städten zu entwerfen, evidenzbasierte Designprinzipien für Unterrichtsmaterialien im Rahmen einer PHE-orientierten BNE im Geographieunterricht zu entwickeln sowie den Nutzen einer Integration beider Ansätze insbesondere in Bezug auf die Förderung des Nachhaltigkeitshandelns und den Prozess dorthin kritisch zu reflektieren.

Im Verlauf der Arbeit werden zunächst theoriegeleitet PHE- und BNE-orientierte Designprinzipien eruiert, welche Grundlage für eine auf die Förderung der Bereitschaft zum Nachhaltigkeitshandeln gerichtete Intervention sind. Mithilfe einer Literatursichtung werden Nachhaltigkeitskompetenzen in empirisch überprüfbare Indikatoren überführt. Bei der Durchführung des erstellten Moduls werden mit einem Mixed-Methods-Ansatz Daten zur Förderung der Bereitschaft zum Nachhaltigkeitshandeln erhoben. Das Modul und ggf. die Datenerhebung werden in einem iterativen Prozess mehrfach angepasst und optimiert.

In der letzten Phase werden die Designprinzipien mithilfe der in der Durchführung gewonnenen Daten modifiziert sowie der mögliche Nutzen von PHE-orientierten Unterrichtsansätzen für den Geographieunterricht und für die Ermöglichung von Nachhaltigkeitshandeln kritisch beurteilt. Die anfangs eruierten Designprinzipien für Lehr-Lern-Materialien werden verifiziert oder modifiziert.