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Gastreferat II: Gleiche Bildung für alle? Überlegungen zu Partizipation und Segregation in der Kindertagesbetreuung
Zeit:
Samstag, 14.06.2025:
9:45 - 10:45
Hauptreferent*in: Prof. Dr. Nina Hogrebe, TU Dortmund
Präsentationen
Gleiche Bildung für alle? Überlegungen zu Partizipation und Segregation in der Kindertagesbetreuung
Nina Prof. Dr. Hogrebe
Technische Universität Dortmund
In Deutschland stellt die Kindertagesbetreuung eine zentrale Institution frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung dar. Doch trotz eines Rechtsanspruchs auf Betreuung ab dem ersten Lebensjahr bestehen weiterhin erhebliche Ungleichheiten. So hängt erstens der Zugang zu Kindertageseinrichtungen (Kitas) häufig vom familiären Hintergrund ab: Familien mit niedrigem Bildungsstand oder Migrationshintergrund haben oft größere Schwierigkeiten, Plätze zu erhalten, was durch komplexe Anmeldeverfahren und Platzmangel verstärkt wird. In diesem Zusammenhang lassen sich auch Diskriminierungsprozesse bzw. -erfahrungen beobachten. Zweitens variiert die Zusammensetzung von Kitas, d. h. es gibt soziale und ethnische Segregationsmuster, die sich negativ auf die Bildungsqualität und Diversitätserfahrungen der Kinder auswirkt. Studien zeigen, dass Kitas mit hohen Anteilen an benachteiligten Kindern häufiger unter erschwerten Arbeitsbedingungen und geringeren Ressourcen leiden, was auch die Entwicklungschancen der Kinder beeinträchtigen kann.
Lösungsansätze für diese Herausforderungen umfassen unter anderem vereinfachte Zugangsregelungen und zielgerichtete Unterstützungsmaßnahmen. Informationskampagnen und individuelle Beratung haben sich als effektiv erwiesen, um den Zugang von benachteiligten Familien zur Kindertagesbetreuung zu steigern. Ebenso braucht es transparente Platzvergabeverfahren und/oder sozialindizierte Ressourcenallokation, um Segregation zu begegnen. Einige Bundesländer in Deutschland haben bereits gezielte Programme implementiert, um Kitas in herausfordernden Lagen zu stärken und so Bildungsungleichheiten abzubauen. Damit alle Kinder gleiche(re) Bildungschancen haben, ist ein Zusammenspiel von Politik und Praxis, Ländern, Kommunen, Trägern und Einrichtungen gleichermaßen erforderlich. Wenngleich der Vortrag primär auf die deutsche Kindertagesbetreuungs- und Forschungslandschaft ausgerichtet ist, eignen sich die gewonnenen Erkenntnisse auch als Hintergrundschablone für die Reflexion der Herausforderungen in anderen Ländern.