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3.4 FP: Mehrsprachig aufwachsen: Praktiken und Einstellungen von Eltern, Potenziale für familien-zentrierte Angebote
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Mehrsprachig aufwachsen: Praktiken und Einstellungen von Eltern, Potenziale für familien-zentrierte Angebote 1Institut Frühe Bildung 0 bis 8 PHSG; 2Institut Pädagogische Psychologie PHSG; 3Migros Genossenschaftsbund Mehrsprachig aufwachsen ist eine Chance für die inner- und ausserfamiliäre Beziehungen und die Teilhabe in einer vielfältigen und multikulturellen Gesellschaft (Layendecker, 2019; Bader, 2022). Für Eltern, deren Erstsprache bzw. stärkste Sprache nicht der Lokalsprache, sondern einer Migrationssprache entspricht, stellen sich zahlreiche Herausforderungen: die Sprachenpolitik in der Schweiz betont oftmals die Bedeutung der Lokalsprache für die Bildungslaufbahn (Vogt, Stern & Filliettaz, 2022), während die Vielfalt der Migrationssprachen oft wenig gesellschaftliche Anerkennung erfährt (Panagiotopolou & Zettl 2021). Wie gestalten Eltern mit Kindern im Vorschulalter den Umgang mit den Familiensprachen und der Lokalsprache? Welche Einstellungen haben die Eltern zu mehrsprachig aufwachsen? Diese Frage wird in der wissenschaftlichen Begleitstudie zu den Projekten «mehrsprachig aufwachsen» im Kontext von «ici gemeinsam hier» untersucht. Die Projekte richten sich an Eltern mit Kindern bis sechs Jahren, gefördert werden Sprachenvielfalt und mehrsprachiges Aufwachsen, beispielsweise in multikulturellen Treffs oder Leseanimation in Migrationssprachen. Ein neu entwickeltes Fragebogen-Format (audio-basiert, online) wurde in 12 Sprachen zur Verfügung gestellt. Mittels QR-Codes wählten die 74 teilnehmenden Elternteile die Sprache und beantworteten den Fragebogen auf ihrem Mobiltelefon. Es zeigt sich, dass 73 % der Befragten in der Familie eine andere oder zwei andere Sprachen und nicht die Lokalsprache verwenden. Es gelingt demnach den Projekten, diese oft schwierig zu erreichende Zielgruppe mit den Angeboten zu erreichen. In den Projekten werden sowohl die Lokalsprache wie auch die Erstsprachen verwendet. Neben der Elternbefragung wurden problemzentrierte Interviews mit den Verantwortlichen von acht Projekten durchgeführt. Es zeigt sich, dass den Projektverantwortlichen die Förderung der Mehrsprachigkeit und der sprachlichen Vielfalt ein zentrales Anliegen ist. Für die Datenanalyse des Elternfragebogens wurde eine Latent Class Analysis für die Typenbildung von Sprachpraktiken und Einstellungen angewandt. Es lassen sich drei Typen unterscheiden: (I) Die Eltern betonen die Pflege und Förderung der Erstsprache sehr stark (52%); (II) die Eltern pflegen und fördern ein Nebeneinander von Erstsprache und Lokalsprache in der Familie (28%); sowie (III) die Eltern legen weniger stark den Fokus auf Sprachförderung (20%). Im Beitrag wird diskutiert, wie Projekte für Familien niederschwellig mehrsprachig aufwachsen fördern können, welche Folgerungen sich zum Umgang mit der Vielfalt der Sprachen ergeben und was dies für Projekte für Familien mit kleinen Kindern, die Freiwillige einbeziehen, in Bezug auf Sprachförderung bedeutet. |