Kinder unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht, z.B. in Bezug auf ihr Alter, ihr Geschlecht, ihre soziale und kulturelle Herkunft oder ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Aus dieser Vielfalt ergibt sich ein breites Spektrum an Bedürfnissen, mit denen Fachpersonen in Spielgruppen und Kitas sowie Lehrpersonen in Kindergarten und Schule konfrontiert sind. Gleichzeitig gehört die Entwicklung einer emotional warmen und unterstützenden Gemeinschaft in der Kindergruppe zu den zentralen Aufgaben in den Einrichtungen der frühen Bildung und Betreuung. Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld und die Herausforderung, einerseits die kindliche Vielfalt mit individuell zugeschnittenen Angeboten zu beantworten und andererseits den sozialen Zusammenhalt in der Gruppe zu gewährleisten.
Der Schlüssel zum Umgang mit diesem Spannungsfeld liegt in umfassenden Partizipationsmöglichkeiten für alle Kinder und im daraus folgenden Erleben von Zugehörigkeit im institutionellen Kontext. Die Vielfalt der Kinder beispielsweise in sozialer, kognitiver, sprachlicher und motorischer Hinsicht erfordert bewusst und individuell gestaltete Zugangswege zu den Aktivitäten der Kindergruppe. Die Kinder erleben dann, dass sie in pädagogische Angebote involviert sind, die zu ihren Fähigkeiten passen und dass sie von Fach- und Lehrpersonen Anleitung und Unterstützung erhalten. Sie können sich darüber hinaus mit Gleichaltrigen über die Aktivitäten austauschen und Interessen teilen. Durch diesen konstruktiven Anschluss an die Gruppe bzw. Untergruppen erleben Kinder sich als zugehörig in ihren frühen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Wenn Kinder sich als zugehörig erleben, ist dies für ihr individuelles Wohlbefinden und auch für ihre gesamte Entwicklung bedeutsam und unterstützend. In der Forschung hat sich gezeigt, dass damit individuelle Ressourcen gefördert werden und gleichzeitig ein wertschätzender Umgang miteinander als Grundlage des sozialen Zusammenhalts entwickelt wird.
Fach- und Lehrpersonen in den frühen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen kommt eine zentrale Rolle in Bezug auf Teilhabechancen und dem Erleben von Zugehörigkeit zu. Je nach individuellem Lernstand der Kinder können sie die Lernprozesse unterschiedlich stark strukturieren und steuern. Damit bilden die individuellen Bedingungen des Kindes zur Teilhabe und zum Erleben von Zugehörigkeit die Grundlage für die Begleitung durch die Fachpersonen, für die von den Fachpersonen angeregte Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen und die für die gestalteten Rahmenbedingungen der Einrichtung.