Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
3.4: Gesellschaftliche Transformation
Zeit:
Freitag, 06.12.2024:
10:15 - 11:15

Chair der Sitzung: Peter Mall, EVALAG
Ort: Forum 3C


Vorträge


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Präsentationen

Wege nach Bologna. Warum der deutsche Weg der Weiterbildung auch 25 Jahre nach der Bolognavereinbarung ein Sonderweg ist. Ein Beispiel aus dem Bereich der Musik- und Kunsthochschulen

Stefan Gies

Association Européenne des Conservatoires, Académies de Musique et Musikhochschulen (AEC), Belgien; EVALAG Akkreditierungskommission, Deutschland

Die Idee von der Bedeutsamkeit lebenslangen Lernens, beruflicher Weiterbildung und Permanent Professional Training spielt eine zentrale Rolle in den Konzepten, die vor 25 Jahren zur Bologna-Deklaration geführt haben. Als gemeinsamer Rahmen zur Herstellung vergleichbarer Bedingungen gemeint, traf die Bologna-Erklärung gleichwohl auf Kulturen und Traditionen des Lehrens und Lernens, die sich zwischen den Unterzeichnerstaaten zum Teil erheblich voneinander unterschieden und auch heute noch unterscheiden.

In meinem Input werde ich vor allem auf meine Erfahrungen als langjähriger Leiter des Verbands der europäischen Musikhochschulen (AEC) mit Sitz in Brüssel sowie damit verbundene Gremientätigkeiten (u.a. als Vertreter der Künste in der Higher Education Stakeholder Group bei der Europäischen Kommission) Bezug nehmen.

Weiterbildung findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern in einem - in der Regel nationalstaatspezifischen - Bedingungsgefüge, das von Faktoren wie Bedarf & Nachfrage, Akzeptanz von Weiterbildung (sowohl auf der Arbeitnehmer- als auch der Arbeitgeberseite), Angebots- und Förderstrukturen, sowie soziale und finanzielle Anerkennung geprägt ist.

An Hand ausgewählter Beispiele aus verschiedenen europäischen Ländern soll aufgezeigt werden, wie identische Regelungen sich in unterschiedlichen gesellschaftlichen, kulturellen und gesetzgeberischen Kontexten unterschiedlich entfalten, welchen Rahmenbedingungen die Umsetzung dieser Regelungen jeweils unterliegt, und wie sich das auf die Qualität der Strukturen und Angebote zu wissenschaftlicher und künstlerischer Weiterbildung konkret auswirkt.

Impulsfragen für die Diskussion können sein: Wo liegen die Stärken und Schwächen der verschiedenen Systeme? Inwiefern können Modelle aus dem Ausland vorbildlich sein und an die föderalen Strukturen in Deutschland anpassen? Welche Erwartungen an den Gesetzgeber und Governanceinstanzen auf der Makroebene lassen sich daraus ableiten? (Schaffung von Rahmenbedingungen für die Bereitstellung niedrigschwelliger Angebote in Bereich Lifelong Learning und Anerkennung dort erworbener Qualifikationen; Schaffung von Anreizen, sowohl für die potentiell Weiterzubildenden, als auch für die Veränderung von Kulturen und Mentalitäten; Rollenverständnis der Hochschulen im Spannungsfeld zwischen Bildungseinrichtung und Service Provider ...)



Musikhochschule Trossingen entwickelt innovative Weiterbildungsangebote - und gestaltet gesellschaftliche und digitale Transformation im musikpädagogischen Kontext

Mercé Bosch Sanfélix, Philipp Ahner

Hochschule für Musik Trossingen, Deutschland

Musikbezogene Berufsfelder befinden sich in einem starken Wandel. Damit verbunden erfahren Weiterbildungsangebote auch in musikpädagogischen Kontexten an Musikhochschulen einen starken Aufwärtstrend. Zeitgleich hat sich der Bereich der akademischen Weiterbildung an Musikhochschulen – anders als in anderen Arbeitsfeldern – bisher kaum etabliert und institutionalisiert. Es ist daher von großer Bedeutung, dass die Musikhochschulen in einer Zeit des Wandels in Bildung und Gesellschaft nach Möglichkeiten suchen, die es den Interessent:innen ermöglichen, sich in ihrem Fach weiterzubilden. Mit der Entwicklung neuer Formate an der Hochschule für Musik Trossingen werden damit sowohl inhaltlich als auch institutionell neue Wege beschritten.

Vor diesem Hintergrund entwickelt die Hochschule Trossingen Konzepte für akademische Weiterbildungen, die sich an Musiker:innen richten, die in künstlerischen und pädagogischen Kontexten tätig sind. Das heißt, Künstler:innen, in Kulturinstitutionen, Musikschullehrer:innen, Projektmanager:innen, Konzertveranstalter:innen, Musikjournalist:innen, freischaffender Musiker:innen etc. Für sie werden Weiterbildungsangebote in musikbezogenen Feldern konzipiert, wie z. B. musikalische Interpretation, Elementar- Instrumental- und Gesangspädagogik und Musikvermittlung, Digitalisierung und Inklusion im kultur- und musikpädagogischen Umfeld. Ein großes Potenzial dieser Zielsetzung liegt in der Möglichkeit, Weiterbildungen in Kooperation mit anderen Hochschultypen & Partnern zu konzipieren. Dies kann einen Mehrwert für die Teilnehmenden darstellen.

Die Inhalte der akademischen Weiterbildungen stehen dabei immer in einem engen Zusammenhang mit der entsprechenden künstlerischen Praxis. Dieses besondere qualitative Merkmal erfordert eine Einzigartigkeit in der Konzeption der akademischen Weiterbildung an Hochschulen: eine enge Verzahnung im Musizieren mit grundständigen Studiengängen der Musikhochschule. Die Vernetzungen mit vorhandenen Strukturen der Organisation bieten den Teilnehmenden qualitative Weiterbildungsmöglichkeiten in etablierten Formaten der künstlerischen Hochschullehre. Das Weiterbildungsangebot umfasst verschiedene Optionen, die sich hinsichtlich des Arbeitsaufwands und der Abschlussmöglichkeiten (von CAS bis MAS und DAS) unterscheiden. Interessierte werden bei der Wahl des für ihre persönliche und berufliche Situation geeigneten Formats durch eine persönliche Beratung unterstützt.

Darüber hinaus werden die Themen - ausgehend von der künstlerisch-musikalischen Praxis - aus einer sozialen und pädagogischen Perspektive betrachtet und damit Ziele wie Vielfalt, Gerechtigkeit oder Identitätsentwicklung fokussiert. Die Weiterbildungen zielen auf Ergebnisse, die die Teilnehmenden in die Lage versetzen, als Multiplikator:innen in ihren jeweiligen Institutionen tätig zu werden.