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3.2: Aufbau von Strukturen in der wissenschaftlichen Weiterbildung
Zeit:
Freitag, 06.12.2024:
10:15 - 11:15
Chair der Sitzung: Petra Gerlach, EVALAG
Ort:Forum 3A
Vorträge
Präsentationen
Relevanz der Aufbauorganisation des wissenschaftlichen Weiterbildungsbereichs für die optimale Prozessgestaltung und Zusammenarbeit von Akteur:innen innerhalb der Hochschule
Claudia Winkelmann
ASH Berlin, Deutschland
Einleitung
Die Alice-Salomon-Hochschule Berlin (ASH Berlin) ist die größte staatliche SAGE-Hochschule (Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung und Bildung) Deutschlands und fördert Potenzialentfaltungs- und Kompetenzentwicklungsmöglichkeiten im Sinne des lebenslangen Lernens von Personal im SAGE-Bereich. Das Leitbild verankert daher explizit das Brückenbauen zwischen Bildungsbereichen. Durch wissenschaftliche SAGE-Weiterbildung werden fachspezifische und -übergreifende Performanz und Erfahrungsaustausch zwischen Praxis, Teilnehmenden und Lehrenden gefördert.
Problemstellung
Künftig sollen Alumni-Netzwerk, Weiterbildende Masterstudiengänge sowie Zentrum für Weiterbildung als Zentralinstitut organisiert werden. Die Angebote in acht weiterbildenden Masterstudiengängen, rund 130 Zertifikatskursen und Seminaren sowie des Alumni-Netzwerkes stellen auf gesellschaftliche Veränderungen und immer individuellere und flexiblere Lebensläufe mit vertikalen, horizontalen und Bogenkarrieren ab.
Um diesem Bedarf zukunftssicher zu entsprechen, wurde untersucht, welche Aspekte für eine qualitätsgesicherte Struktur des Zentralinstituts „Wissenschaftliche Einrichtung Weiterbildung – Lebenslanges Lernen“ zur langfristige Wertschöpfung für lebenszyklusorientierte Entwicklung des Personals im SAGE-Bereich relevant sind.
Ergebnisse
Unterschiedliche Organisationsmodelle wurden hinsichtlich deren Passung für das Zentralinstitut untersucht, Vor- und Nachteile sowie dahingehende Best Practice abgeleitet. Im Beitrag werden die Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Analysephase vorgestellt. Als Best Practice konnte die Matrixorganisation identifiziert werden. Die verschiedenen Aspekte, wie Implementierungsaufwand, Irritation der Bestandsorganisation, Kommunikation nach innen und außen, fließen in die Diskussion ein. Mögliche strukturbedingte Reibungsverluste an den Schnittstellen können die Ergebnisqualität einzelner Angebote, z. B. neue im Aufbau befindliche Veranstaltungen, negativ beeinflussen.
Ausblick
Die qualitätsgesicherte Struktur des Zentralinstituts ist ein Teil der Gesamtkonzeption, die unter anderem Prozesse, Schnittstellen und Tätigkeitsdarstellungen umfasst, und mit dem Ziel der erfolgreichen Implementierung mittels Changemanagement im Spannungsfeld zwischen Projektmanagement und laufendem Hochschulbetrieb partizipativ zu entwickeln ist.
Der Mensch - mehr als Haut, Knochen, biochemische Reaktionen... - Medizingeschichte und Medical Humanities in der medizinischen Weiterbildung - Herausforderungen und Umsetzungen
Henriette Löffler-Stastka
Medizinische Universität Wien, Österreich
Hintergrund: Medizinische Behandlung bedeutet die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf Menschen, die bewusste Subjekte mit Erfahrungen sind. Damit wird in einer forschungsgeleiteten Lehre, Curriculumentwicklung und Ausbildung der Diskurs über natur-, geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsparadigmen notwendig. In der Behandlung wird die Relevanz von (der persönlichen) Geschichte, Kultur, sozialem Umfeld, Beziehungsgefüge sowie der psychischen Ebene und ihrer Verankerung gerade im Moment der körperlichen Verwundbarkeit oft unterschätzt. Dennoch ist die Implementierung von Inhalten der (Medizin)Geschichte auf individueller und kollektiver Ebene sowie des Bereichs der Medical Humanities in die Lehre und in die medizinischen Weiterbildungscurricula eine Herausforderung.
Methode: Es wurde entlang der grounded theory Technik eine qualitative Interviewstudie in einem zyklischen Forschungsdesign mit zehn Expert:innen durchgeführt, die bereits Medical Humanities an ihren Universitäten eingeführt hatten. Das Material wurde nach dem Paradigma der thematischen Kodierung ausgewertet.
Ergebnisse: Transkulturalität, Kulturgeschichte, Interdisziplinarität, Multiplikation und Kollaboration wurden als förderlich für die Implementierung der Medical Humanities angesehen. Patient:innen-, Stakeholder- und Studierendenbeteiligung wurden als Strategie zum Aufbau von Strukturen genannt. Ein konsequenter wissenschaftlicher erkenntnistheoretischer Diskurs über das Forschungsparadigma und die Methoden ist erforderlich, ebenso eine damit verbundene konsequente Qualitätssicherung und konkrete Forschungsarbeit (Ausbildungsforschung, Didaktiküberlegungen, etc.). Weiters wurden die klinische Relevanz und die Versorgungsethik, einschließlich der Verantwortung für die Patient:innen und die Gesellschaft, als wichtige Faktoren genannt. Es wird über die durchgeführten Projekte und laufenden Entwicklungen differenziert berichtet. Herausragend war die Implementierung einer Reflexions-Lernplattform zur Förderung der Reflexionskompetenz, die zur nachhaltigen Qualitätssicherung in der Patient:innenversorgung führte. Der Zugewinn und die unterschiedlichen personen- und kontextbezogenen Entwicklungen der Reflexionskompetenz sowie die jeweiligen Verläufe werden in Bezug auf unterschiedliche Weiterbildungs-LV-Formate differenziert dargestellt.
Schlussfolgerung: Eine konsequente Umsetzung erfordert Kreativität bei der Einbeziehung aller relevanten Personen und Disziplinen, interdisziplinäre Interaktion und Offenheit.