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„Die Kinder sind nicht ein König oder eine Königin“. Die Positionierung von Erwartungen und Zuständigkeiten am Elternabend.
Salome Schneider Boye
PH Zürich, Schweiz
Diverse gesetzlichen Festschreibungen (Bundesrepublik Deutschland, § 6,7, 2022; BV, § 302, 2024) verpflichten Eltern und Lehrer:innen zur Verantwortungsübernahme für die eigenen bzw. qua Auftrag zugewiesenen Kinder und deren Erziehung. «Was diese Verantwortung aber […] genau bedeutet, ist theoretisch – aber natürlich oft auch praktisch – hoch umstritten» (Kuhlmann, 2023, S. 110). Während zwischen Erwachsenen und Kindern ein quasinatürliches intergenerationales Verhältnis zum Ausdruck kommt, ist das intergenerationale Verhältnis zwischen Eltern und Lehrer:in weniger eindeutig definiert. Verantwortlichkeiten zwischen Eltern und Lehrer:innen sind also kontinuierlich auszuhandeln, insbesondere vor dem Hintergrund postulierter Verschiebungen von Grenzen und Zuständigkeiten zwischen Schule und Eltern (Knoll, 2018).
Anhand von Daten aus vier Elternabenden, die im Rahmen einer Vorstudie der Längsschnittstudie „Trajektorien im Lehrberuf – Subjektivierung in schulischen Anerkennungsordnungen (TriLSA)“ (vgl. Leonhard, 2025) erhoben und adressierungsanalytisch rekonstruiert wurden (Rose & Ricken 2018, Kuhlmann 2023b), können unterschiedliche Selbst- und Anderenverhältnisse der Lehrer:innen, bpsw. Konzeptionen von Schüler:innen und Eltern als erziehungsfähig bzw. erziehungsbedürftig, sichtbar gemacht werden. In den rekonstruierten Selbstverhältnissen bildet sich auch eine bemerkenswert einheitliche Vorstellung zur generationalen Ordnung ab.
Erziehung in der Grundschule aus der Sicht von Lehrpersonen
Eric Kanold
Universität Leipzig, Deutschland
Im Rahmen meines Dissertationsprojekts wurden 11 Expert:inneninterviews (Meuser & Nagel 2002) mit Lehrpersonen in Sachsen geführt und mit der Dokumentarischen Methode (Nohl 2017) ausgewertet. Dabei wird der leitenden Forschungsfrage nachgegangen, wie Lehrpersonen über Erziehung in der Grundschule sprechen. Für die Studie wird Erziehung als Zumutung von Handlungsorientierungen aufgefasst, Zumutung im Doppelsinn von Zutrauen und Abverlangen (Nohl 2020). Im Fokus der Auswertung stehen Vorstellungen von Erziehung, beschriebene Zumutungen, deren Durchsetzung und relevante Normen.
Im Vortrag wird anhand von zwei kontrastierenden Eckfällen der Studie zum einen gezeigt, welche Identitätsnormen von Lehrpersonen und Schüler:innen und welche Normen der Institution und der institutionellen Programme aufgerufen werden. Zum anderen werden rekonstruierte Orientierungen der Lehrpersonen vorgestellt und in Bezug zu den verschiedenen Normebenen und Vorstellungen von Erziehung gesetzt. Dabei wird u.a. sichtbar, dass einige Lehrpersonen des Samples ein disziplinierendes Verständnis von Erziehung haben, psychologisierend argumentieren und ‚verhaltenstherapeutisch‘ vorgehen.
Anknüpfend wird diskutiert, wie das Verhältnis von Disziplinierung und Erziehung in der Grundschule theoretisch beschrieben werden kann, weshalb der Erziehungsbegriff für die Schule relevant bleibt und welche Implikationen sich für die Begriffe der Bildung und Sozialisation im schulischen Kontext ergeben.
Erzieherische Erfordernisse aus Sicht von Lehrkräften im Primarbereich in unterschiedlichen Sozialräumen
Fabian Mußél, Franziska Schreiter
MLU Halle, Deutschland
Die Fragestellung die im Beitrag bearbeitet wird ist, welche sozialräumlichen Kontexte Vorstellungen auf erzieherische Tätigkeiten hervorbringen und welche Marginalisierungspotenziale damit einhergehen. Laut KMK (2018) handelt es sich bei Bildung und Erziehung um einen gemeinsamen Auftrag von Eltern und Schule, im Sinne einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit (vgl. u. a. Textor 2009; Bartscher 2021).Der Beitrag beleuchtet die Wahrnehmung erzieherische Erfordernisse von Seiten der Schule, in unterschiedlichen sozialen und materiellen Kontexten. Sozialraumbezogene Referenzen auf Erziehung werden von Lehrkräften in der Empirie meist in „herausfordernder“ oder „schwieriger Lage“ (Bremm et al 2016) aufgerufen. Das Sample des vorliegenden Beitrags erweitert diese Perspektive um ländliche und kleinstädtische Räume. Im Beitrag wird zunächst in das Projekt und die entsprechenden grundlegenden Begriffe und Fragestellungen eingeführt. Im anschließenden empirischen Teil, werden zwei sozialräumlich kontrastive Fälle vorgestellt, die den Umgang von Lehrkräften mit als defizitär wahrgenommenen Eltern und demzufolge auch den Schüler*innen, als erzieherisches Erfordernis ausdeuten. Darin zeigt sich auf impliziter Ebene eine Orientierung auf Erziehung, die sich abhängig vom materiellen und sozialen Kontext konstituiert, als Ergebnis der Analyse. Basis dafür bilden Gruppendiskussionen mit Lehrkräften die mittels Dokumentarischer Methode (Bohnsack 2017) ausgewertet wurden.