Veranstaltungsprogramm

Sitzung
S24: Zur Digitalen Transformation im BQL-Projekt (Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften) in Sachsen: Perspektiven auf Hochschuldidaktik, Lehrkräftebildung und Schule
Zeit:
Dienstag, 01.10.2024:
15:30 - 17:00

Chair der Sitzung: Melanie Wohlfahrt
Chair der Sitzung: Christin Nenner
Ort: S19

Seminarraum 1. Obergeschoss

Präsentationen

Zur Digitalen Transformation im BQL-Projekt (Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften) in Sachsen: Perspektiven auf Hochschuldidaktik, Lehrkräftebildung und Schule

Chair(s): Melanie Wohlfahrt (Dresden International Univeristy, Deutschland), Anja Mede-Schelenz (Dresden International University), Aurica Borszik (Dresden International University), Christin Nenner (Technische Universität Dresden)

Diskutant:in(nen): Aurica Borszik (DIU), Melanie Wohlfahrt (DIU)

Auf dem Symposium wollen wir die Chance ergreifen über unseren eigenen digitalen Transformationsprozess im Bereich der Lehrkräftebildung im Seiteneinstieg an der Technischen Universität Dresden/ Dresden International University seit 2017 bis heute zu reflektieren. Dabei werden verschiedene konkrete und prämierte Bausteine im Bereich der Digitalisierung in den Vordergrund gestellt: 1) diversitätssensible Hochschullehre durch hybride Lehr-Lernformate, 2) Professionalisierung von Lehrkräften im Bereich Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich und 3) Schaffung von digitalen Supportstrukturen durch das Team von "BQL.Digital".

Dabei geht es uns um die Frage nach geeigneten digitalen Formaten und Angeboten aus Sicht der Hochschullehre/ Hochschuldidaktik, um die Ebene der inhaltlichen Professionalisierung von Lehrkräften in diesem Bereich und um die pädagogische Auseinandersetzung mit digitalen Methoden auf der Ebene des eigenen Unterrichts an der jeweiligen Schule.

In den einzelnen Beiträgen werden die drei Bausteine unseres digitalen Transformationsprozesses beschrieben und kritisch reflektiert. Diese bilden gleichzeitig den Kern der Symposiumsbeiträge und werden von verschiedenen Akteuren des BQL-Programms (Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften in Sachsen) gestaltet (https://tu-dresden.de/zlsb/fort-weiterbildung/Seiteneinstieg). Das Symposium wird gerahmt durch einen kurzen Einstieg zu den Rahmenbedingungen des Programms und der Arbeit vor Ort, danach folgt die Vorstellung der konkreten Beispiele. Den Schluss bildet eine Thesendiskussion mit dem Publikum zu ausgewählten Aspekten, die durch Aurica Borsik (BQL-Team Grundschule Fachbereich Deutsch) aus unseren Reihen moderiert wird.

Literatur:

Dietrich, Stephan (1999): Selbstgesteuertes Lernen. eine neue Lernkultur für die institutionelle Erwachsenenbildung? In: Stephan Dietrich und Elisabeth Fuchs-Brüninghoff (Hg.): Selbstgesteuertes Lernen - auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur. Frankfurt a.M.: DIE (DIE-Materialien für Erwachsenenbildung), S. 14–23.

Ganguin, Sonja; Tiemann, Heike; Glück, Christian W.; Förster, Anna (Hg.) (2023): Digitalisierung in der Lehrer:innenbildung. Praxis digital gestalten. Wiesbaden: Springer VS.

Mah, D.-K., Hense, J., Dufentester, J. (2023): Didaktische Impulse zum Lehren und Lernen mit und über Künstliche Intelligenz, in: de Witt, C., Gloerfeld, C. & Wrede, S. E. (Hrsg.) (2023): Künstliche Intelligenz in der Bildung. Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 91-108.

Peschel, Markus; Wedekind, Hartmut; Kihm, Pascal; Kelkel, Mareike (2021): Hochschullernwerkstätten und Lernwerkstätten. Verortung in didaktischen Diskursen. In: Barbara Holub, Klaus Himpsl-Gutermann, Katharina Mittlböck, Monika Musilek-Hofer, Andrea Varelija-Gerber und Nina Grünberger (Hg.): lern.medien.werk.statt. Hochschullernwerkstätten in der Digitalität 2021. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt (Lernen und Studieren in Lernwerkstätten), S. 40–52.

Schleiss, J., Mah, D.-K., Böhme, K., Fischer, D., Mesenhöller, J., Paaßen, B., Schork, S., & Schrumpf, J. (2023): Künstliche Intelligenz in der Bildung. Drei Zukunftsszenarien und fünf Handlungsfelder. Berlin: KI-Campus.

Schmechtig, Nelly; Puderbach, Rolf; Schellhammer, Sebastian; Gehrmann, Axel (2020): Einsatz von und Umgang mit digitalen Medien und Inhalten in Unterricht und Schule. Befunde einer Lehrkräftebefragung zu beruflichen Erfahrungen und Überzeugungen von Lehrerinnen und Lehrern in Sachsen 2019. Unter Mitarbeit von DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation: TU, Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB): Dresden.

Tänzer, Sandra (2021): Mut – Zumutung – Ermutigung. Oder wie man lernt, eine Hochschullernwerkstatt zu lieben. In: Barbara Holub, Klaus Himpsl-Gutermann, Katharina Mittlböck, Monika Musilek-Hofer, Andrea Varelija-Gerber und Nina Grünberger (Hg.): lern.medien.werk.statt. Hochschullernwerkstätten in der Digitalität 2021. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt (Lernen und Studieren in Lernwerkstätten), S. 23–39.

Weißhaupt, Mark; Schneider, Ralf; Griesel, Clemens; Pfrang, Agnes (2021): Digitale Erfahrung? Über das Lernen zwischen Instruktion und (Ko-)Konstruktion. In: Barbara Holub, Klaus Himpsl-Gutermann, Katharina Mittlböck, Monika Musilek-Hofer, Andrea Varelija-Gerber und Nina Grünberger (Hg.): lern.medien.werk.statt. Hochschullernwerkstätten in der Digitalität 2021. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt (Lernen und Studieren in Lernwerkstätten), S. 87–102.

de Witt, C., Rampelt, F. & Pinkwart, N. (Hrsg.) (2020): KI in der Hochschulbildung. Whitepaper. Berlin: KI-Campus.

Verbund europäischer Lernwerkstätten (VeLW) e. V. (2009): Positionspapier des Verbundes europäischer Lernwerkstätten (VeLW) e. V. zu Qualitätsmerkmalen von Lernwerkstätten und

 

Beiträge des Symposiums

 

Hybride Lernumgebungen in der Lehrkräftebildung schaffen - Beispiel der digitalen Werkstatttage

Melanie Wohlfahrt
DIU

Durch die Pandemie 2020 wurde die digitale Transformation von Lehr-Lernangeboten an Universitäten massiv vorangetrieben und die Flexibilisierung von Angebotsstrukturen in der Hochschuldidaktik durch diversitätssensible Prozesse der Teilhabe, Partizipation und Diversität diversifiziert.

Insbesondere in der Berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften (BQL / Seiteneinstieg) ist die Mehrfachbelastungen der Zielgruppe eine besondere Rahmenbedingung, auf die durch digitale und hybride Formate Rücksicht genommen werden kann. Bei der Transformation von Lehr-Lernangeboten auf diese Flexibilisierung, bedarf es verschiedener Perspektiven. Dieser Herausforderung hat sich das BQL Team der TU Dresden/ Dresden international University bei der Konzeption hybrider Werkstatttage gestellt und wurde dafür mit dem Preis für diversitätssensible Hochschullehr der TU Dresden 2023 ausgezeichnet (https://tu-dresden.de/tu-dresden/universitaetskultur/diversitaet-inklusion/preise-und-wettbewerbe/preis-diversitaetssensible-lehre-2023).

Im Zentrum des Konzepts steht die Förderung von selbstgesteuerten Lernszenarien, d.h. der Wandel vom „fremdbestimmten“ zum „selbstbestimmten“ Lernen, wie er seit über 20 Jahren in der Erwachsenenbildung als Konsens erachtet wird (vgl. Dietrich 1999). Lernende bestimmen selbst darüber welche Annäherung an den Themen ihre Rahmenbedingungen zulassen und wie sie Lernangebote aufgreifen (in welcher Tiefer, welcher Breite, über welchen Zugang). Gleichzeitig dient das Werkstattangebot dazu, Lernräume zu eröffnen, in denen die enge Verzahnung von Theorie und Praxis durch exploratives, erfahrungsbasiertes Lernen und Erforschen zur Professionalisierung pädagogisch-didaktischen Handelns und der Reflexion des eigenen Lernens (und Lehrens) beiträgt (vgl. Peschel et al. 2021).

Die Transformation der Lehre hat in der Werkstattarbeit als einem aktiven und konstruktiven Prozess Auswirkungen auf den Lernenden. Neben dem Aufheben der traditionellen Lehr-Lern-Rollen sind die Lernenden durch die Fülle an Material sowie die Freiheit zur Selbstgestaltung des Lernprozesses aktiv herausfordert, was sogar oftmals von ihnen als Zumutung empfunden wird (vgl. Tänzer 2021). In der Konzeption der Werkstatttage wurde die Herausforderung noch verstärkt, da die Lernenden sich zwischen der Arbeit allein in ihrem häuslichen Umfeld oder der Teilnahme in Präsenz entscheiden konnten. Das Dozierenden-Team war sich dieser Problematik bewusst und diskutierte im Vorfeld, wie es der besonderen Rolle der Lehrenden als Lernbegleitung und der Bereitstellung beider Konzepte in gleicher Qualität (vgl. VeLW 2009) gerecht werden konnte.

An zwei Tagen konnten sich Teilnehmende der berufsbegleitenden Qualifizierung in ihrem Lernprozess ausprobieren, verschiedene Lernangebote in den grundschulpädagogisch-relevanten Bereichen Sachunterricht, Mathematik, Deutsch und Bildungswissenschaften annehmen und in verschiedenen Formaten dazu reflektieren.

Im Symposium-Beitrag wird das Konzept „Hybride Werkstatttage“ vorgestellt und Fragen der Umsetzung und Zielstellung geklärt. Wie funktionabel sind hybride Konzepte? Welche Vorüberlegungen sollten mit einbezogen werden? Welche Herausforderungen treten auf und welche Chancen bieten diese Formate? Wie werden Lehren und Lernen transformiert?

 

Wie gelingt eine Professionalisierung von Lehrkräften im Bereich Künstlicher Intelligenz? - Ergebnisse des Teachermania-Workshops "Pädagogisches KI-Labor" und der Lehrveranstaltung "Wie künstliche Intelligenz die Schule von morgen verändern könnte"

Anja Mede-Schelenz
DIU

Ausgehend von den Entwicklungen um ChatGPT wird die Frage in den letzten Jahren immer drängender, welche Kompetenzen Lehrkräfte für den Einsatz von KI an der Schule eigentlich brauchen. Dabei geht es in der Diskussion zumeist um die Möglichkeiten, Chancen und Gefahren des Einsatzes von KI im Bildungsbereich. Künstliche Intelligenz muss daher als neue Herausforderung für die Lehrkräftebildung und unseren Umgang mit digitalen Anwendungen gesehen werden. Sowohl beim Lehren und Lernen mit Künstlicher Intelligenz als auch beim Lehren und Lernen über Künstliche Intelligenz ist die Entwicklung entsprechender Kompetenzen zentral. Dabei konstatieren zahlreiche Autoren die bisher fehlende Forschung zum Einsatz von KI in der Hochschullehre (Vgl.: Mah et al. 2023).

Im Jahr 2023 haben wir im BQL-Projekt erste Angebote zum Themenfeld der künstlichen Intelligenz in Form von Workshops und Seminaren veranstaltet, in denen das Thema exemplarisch eruiert wurde (z.B. Gedichtinterpretation mit ChatGPT, Bildgenerierung zur Zukunft der Schule, usw.). Für dieses explorative Vorgehen mit ganz verschiedenen Akteuren des Projektes erhielten wir im Wintersemester 2023 den Lehrpreis der "Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V. (GFF) für unseren Einsatz zum Thema KI in der Lehrkräftebildung (https://tu-dresden.de/zlsb/die-einrichtung/news/gff-lehrpreis-2023-an-das-bql-zlsb-team-vergeben).

Im Mittelpunkt aller Aktivitäten steht dabei die Professionalisierung der Lehrkräfte durch die Schaffung von Angebotsstrukturen, die dezidiert eine Metaebene konstruieren, auf der die individuelle Reflexion von vorhandenen Angebotsstrukturen (z.B. Fobizz, SchulKI und fiete.ai) und die ethischen Auswirkungen der Nutzung von KI im Bildungsbereich diskutiert werden können. Dabei unterscheiden wir den Bereich der Künstlichen Intelligenz in drei Themenfelder: KI-Wissen, KI-Praxis und KI-Ethik. "Lehrkräfte müssen Informationen darüber erhalten, was KI-basierte Systeme leisten können, welche Potenziale und Grenzen bestehen und welche Veränderungen eine Nutzung von KI- basierten Systemen beispielsweise bei der Leistungserfassung und -bewertung mit sich bringen kann." (Schleiss et al. 2023, S.14.)

Wir werden zukünftig verschiedene Angebote der Vernetzung schaffen, um eine gemeinsame Professionalisierung durch die Schaffung von Strukturen des Austauschs und der Reflexion voranzutreiben. Dazu sind folgende Formate geplant:

• Das Pädagogischen KI-Labor als Teil der Diskussion um "Professional Teachers" auf der Teachermania 2024

• Die Schaffung eines pädagogischen KI-Stammtisches mit verschiedenen Gastredner:innen ab Herbst 2024

Die Vorstellung der Formate sind ebenso Inhalt des Beitrags (Mesoebene), als auch die Diskussion des Einsatzes von KI in der Hochschullehre und im Bildungsbereich (Makroebene) und der Schule als Handlungsfeld der Teilnehmer:innen (Mikroebene).

 

Digitalisierung in der Lehrkräftebildung - Einsichten aus BQL.Digital

Christin Nenner
TU Dresden

Zur Unterstützung der Berufsbegleitenden Qualifizierung wurde am Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) der Technischen Universität Dresden eigens ein Support für digitalisierungsbezogenen Anliegen und Herausforderungen eingerichtet. Der Support von BQL.Digital bietet eine individuelle Unterstützung für Dozierende und Seiteneinsteiger:innen: Dabei steht das Team bei technischen Fragen und mediendidaktischen Anliegen zur Verfügung (vgl. Ganguin et al 2023).

Zu den Angeboten des BQL.Digital Teams gehören z.B. die Konzeption, Entwicklung und Bereitstellung einer breiten Palette von digitalen Selbstlernmodulen zum effektiven Einsatz digitaler Medien im Unterricht für Weiterbildungsteilnehmenden der berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften (Seiteneinsteiger:innen) und den grundständigen Lehramtsstudierenden der TU Dresden. Die Sammlung umfasst über 20 Selbstlernmodule, die sich mit verschiedenen Aspekten der digitalisierungsbezogenen Bildung beschäftigen. Die Selbstlernmodule decken Themen wie den Einsatz von digitalen Geräten im Unterricht (interaktive Tafel, Calliope Mini), die Verwendung von kollaborativen Tools wie Padlet, Miro und TaskCards sowie interaktiven Tools wie LearningApps, Kahoot! und H5P ab.

Weiterhin entwickelt das BQL.Digital-Team in multiprofessioneller Zusammenarbeit mit den Dozierenden der jeweiligen Fächer interaktive Workshops im Rahmen von Lehrveranstaltungen im BQL-Programm (Schmechtig et al 2020). Die Themenvielfalt reicht von Social Media bis zu Künstlicher Intelligenz und umfasst neben der Ermöglichung des Aufbaus digitalisierungsbezogener Kompetenzen der Teilnehmenden den Einsatz digitaler Tools im Schulunterricht. Es sind so beispielsweise Workshops zum Erstellen von Erklärvideos oder Podcasts und ein innovatives Lehr-Lern-Konzept zur Gedichtinterpretation mit KI im Deutschunterricht entstanden. Für die Durchführung der Workshops steht am ZLSB ein Medienlabor als explorativer Raum für die Lehrkräftebildung zur Verfügung. Zudem haben Beteiligte der Lehrkräftebildung in diesem Raum die Gelegenheit, Medientechnik, wie Podcast und Greenscreen-Technik, für pädagogisch-didaktische Zwecke kennenzulernen und zu erproben (vgl. Weißhaupt et al 2021).

Im Symposium-Beitrag wird auf die verschiedenen Angebote Bezug genommen, Herausforderungen bei der Vermittlung und Umsetzung eingegangen und der Blick vor allem auf hochschuldidaktische Aspekte gelegt.