Im Kompetenzverbund lernen:digital sind seit Mitte des Jahres 2023 vier Kompetenzzentren aus den Bereichen MINT, Sprachen/Gesellschaft/Wirtschaft, Musik/Kunst/Sport sowie Schulentwicklung organisiert. Zielstellung dieser Kompetenzzentren ist es, die digitale Transformation von Schule und Lehrkräftebildung zu gestalten und zu diesem Themenspektrum einen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis einzuleiten. Gegenwärtig werden die Projektverbünde der Kompetenzzentren durch Mittel der Europäischen Union und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Über den aktuellen Förderzeitraum hinaus gibt es derzeit keine konkreten Zukunftsperspektiven für die genannten Kompetenzzentren.
Vor diesem Hintergrund hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) in ihren aktuellen Empfehlungen eine Fortführung der gegenwärtig tätigen Kompetenzzentren in veränderter Form – konkret durch die Einrichtung von zwei Zentren digitaler Bildung, eines zum MINT-Lernen und eines zum Sprachenlernen – mit einer längerfristigen Tätigkeitsperspektive vorgeschlagen. In diesen Zentren für digitale Bildung (ZdB) sollen sowohl die Weiter- und Neuentwicklung digitaler Tools und innovativer, digitaler Materialien und Methoden als auch die Ausarbeitung von Professionalisierungsmaßnahmen erfolgen. Hierbei scheint sowohl eine enge Kooperation mit den Landesinstituten und anderen Einrichtungen der Lehrkräftebildung als auch eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Unternehmen des EdTech-Bereichs unbedingt erforderlich.
In dem hier vorgeschlagenen offenen Beitragsformat sollen proaktiv mögliche inhaltliche Arbeitsschwerpunkte eines Sprachen-Zentrums für digitale Bildung (ZdB Sprachen) aufgezeigt und konzeptionelle Ideen und Perspektiven skizziert werden. Hierbei werden in Form kurzer Inputs bewusst heterogene Blickwinkel einbezogen und die Möglichkeit einer offenen Diskussion zu den formulierten Konzeptideen eröffnet.
Zunächst wird Prof Dr. Olaf Köller (Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK) die Position der SWK zur Einrichtung eines möglichen Sprachen-Zentrums für digitale Bildung (ZdB Sprachen) vorstellen und sowohl auf internationale Vorbilder als auch auf konkrete Struktur-Vorstellungen eingehen. Besonderes Augenmerk in seinem Input liegt auf der Vernetzung und Kooperation von Wissenschaft, den Landesinstituten, der Bildungspraxis und Unternehmen aus dem EdTech-Bereich.
Nach der Darstellung der Position der SWK werden in drei wissenschaftlich ausgerichteten Inputs verschiedene Blickwinkel auf ein mögliches ZdB Sprachen skizziert.
Hierbei adressiert Prof. Dr. Katrin Böhme (wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzverbunds KISS-Pro) die sprachliche Heterogenität der Schüler:innen im Sinne eines breiten Inklusionsverständnisses als zentrale Ausgangsbasis der Arbeit eines ZdB Sprachen und bezieht hierbei auch die Mehrsprachigkeit der Schüler:innen vor dem Hintergrund von Flucht und Migration mit ein. Im Mittelpunkt dieses Inputs steht die Frage, welchen Beitrag digitale Tools und insbesondere KI-basierte Systeme zur sprachlichen Differenzierung und Individualisierung sowie zur Sprachbildung und Sprachförderung leisten können.
Prof. Dr. Jörn Brüggemann (Sprecher des Kompetenzzentrums Sprachen/Gesellschaft/Wirtschaft und wissenschaftlicher Leiter des Kompetenzverbunds DiSo-SGW) sowie Prof. Dr. Volker Frederking (Sprecher des Kompetenzzentrums Musik/Kunst/Sport sowie wissenschaftlicher Leiter des Kompetenzverbunds DiäS) skizzieren für den schulischen Deutschunterricht auf Basis eines heuristischen Modells digitaler (Text-)Souveränität Schwerpunkte literatur-, sprach- und mediendidaktischer Förderbedarfe von Lehrkräften und Schüler:innen in funktional-anwendungsorientierter und personal-(selbst)reflexiver Perspektive sowie Anforderungen an eine damit verbundene evidenzorientierte empirische Begleitforschung.
Neben den sprachlichen Kompetenzen in der Schul- und Unterrichtssprache Deutsch sind für die Einrichtung eines ZdB Sprachen auch die modernen Fremdsprachen zentral. Um diesen Aspekt zu beleuchten, wird Prof. Dr. Britta Viebrock (Wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzverbunds DigiNICs) ihre Perspektive auf sprachliche Kompetenzen im schulischen Fremdspracheunterricht erläutern und hierbei unter anderem auf den lebensweltlichen Stellenwert digitaler Medien für den Prozess des Fremdsprachenerwerbs und auf die sich verändernden Gegenstände des Fremdsprachenunterrichts eingehen.
Zentral für die Entwicklungs-, Forschungs- und Implementationsarbeiten in einem ZdB Sprachen ist eine enge Kooperation mit den Unternehmen des EdTech-Bereichs, da diese bereits über breite Vorerfahrungen bei der Entwicklung digitaler Tools verfügen. Stellvertretend für den EdTech Bereich wird Christophe Speroni (Mitgründer und Chief Product Officer bei bettermarks) erläutern, unter welchen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen derartige Unternehmen in Zusammenarbeit mit einem ZdB Sprachen aktiv werden und Softwareentwicklungen zeitnah vorantreiben könnten.
Im Anschluss an die Inputs ist ein mindestens 30-minütiger Austausch mit dem Plenum geplant.