Öffentlichkeit(en) und ihre Werte
70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
19. bis 21. März 2025 in Berlin
Conference Agenda
Overview and details of the sessions of this conference. Please select a date or location to show only sessions at that day or location. Please select a single session for detailed view (with abstracts and downloads if available).
|
Session Overview |
Session | ||
SF10: Freiheit zu Schweigen? Kommunikationswissenschaft in Zeiten von Krieg, Konflikten und Polarisierung
Teilnehmende:
Kai Hafez, Professur für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Analyse von Mediensystemen / Kommunikationskulturen, Universität Erfurt Carsten Reinemann, Professur für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Kommunikation, LMU München Mandy Tröger, Walter Benjamin Fellow der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Universität Tübingen | ||
Session Abstract | ||
Mehr als ein Jahr nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn der Bombardierung und Invasion des Gazastreifens durch das israelische Militär befindet sich die politische Öffentlichkeit in Deutschland in einem besorgniserregenden Zustand. Meldestellen verzeichnen einen starken Anstieg antisemitischer, antimuslimischer und anderer rassistischer Vorfälle, die Mitte-Studie und die Leipziger Autoritarismus Studie berichten von einer Zunahme antidemokratischer Einstellungen in der deutschen Bevölkerung und aus der Zivilgesellschaft häufen sich die Klagen über Repressionen gegen Kritiker:innen der israelischen Kriegsführung und deutscher Waffenlieferungen sowie über eine einseitige Medienberichterstattung. Der Nahostkonflikt hat die politische Öffentlichkeit in Deutschland so stark polarisiert, dass sie an die Grenzen ihres deliberativen Potenzials gestoßen zu sein scheint. Die Besonderheit dieses Konflikts und der Polarisierung um ihn lässt sich mitunter auch daran ablesen, dass er – im Gegensatz zu anderen Krisen und Kriegen wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg oder dem Klimawandel – von der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft bislang weitgehend ignoriert wurde. Obwohl Öffentlichkeit und Medien als zentrale Untersuchungsgegenstände des Faches in erheblichem Maße betroffen sind und unsere Universitäten zu zentralen Orten und deshalb auch zum Gegenstand der öffentlichen Kontroverse wurden, hat sich die Fachgemeinschaft bislang kaum in die Diskussion eingebracht, weder mit Forschung (etwa zum Vorwurf der einseitigen Berichterstattung oder zu Spannungen und Konflikten in Redaktionen) noch mit normativen Stellungnahmen. Im Gegensatz etwa zur Rechts- und Geschichtswissenschaft, der Soziologie und den Nahost-Studien, die sich aktiv an der öffentlichen Diskussion beteiligen und auch Räume für solche Diskussionen schaffen, hält sich das Fach bis auf wenige, vereinzelte Ausnahmen auffallend zurück. Eine Jahrestagung, die sich zum Ziel gesetzt hat, „sich über Werte […] zu verständigen, sie auch in globaler Perspektive kritisch zu prüfen“, bietet eine gute Gelegenheit, sich im Kreis der Fachgemeinschaft zu fragen, worauf diese Zurückhaltung zurückzuführen ist. Liegt es an der normativen Ausrichtung, am Wissenschaftsverständnis oder an der Geschichte des Faches? Liegt es an fehlendem Interesse, mangelnder Politisierung oder begrenzter Internationalisierung? Was ist aus dem Anspruch einer „öffentlichen Kommunikationswissenschaft“ geworden? Fürchten wir, uns in polarisierten Debatten zu Wort zu melden? Welche Rolle spielen dabei die Institutionen, in denen wir arbeiten? Wie weit reicht unsere wissenschaftliche Freiheit? Wie weit sind wir bereit, sie zu nutzen? |
Contact and Legal Notice · Contact Address: Privacy Statement · Conference: DGPuK 2025 |
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.104 © 2001–2025 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany |