Veranstaltungsprogramm

Sitzung
Mo2.1: Einzelbeiträge
Zeit:
Montag, 23.09.2024:
16:30 - 18:00

Ort: EF 50 Raum 5.418


Präsentationen

Online-Self-Assessment zur Förderung inter- und transdisziplinärer Lehrkraftkommunikation mittels digitaler Fallarbeit: Das Projekt DigiFall

Elstrodt-Wefing, Dr. Nadine1; Möhring, Dr. Michélle1; Garcia-Vogt, Valerie1; Altendeitering, Noemi2; Schäfer, Matthias3; Hübener, Prof. Dr. Anne-Friderike2; Roos, Prof. Dr. Stefanie4; Wieczorek, Dr. Meike3

1Technische Universität Dortmund; 2Hochschule Niederrhein; 3Fachhochschule Dortmund; 4Universität Siegen

Dass Lehrkräfte in der Lage sein müssen, bezüglich der Diagnostik und Förderung ihrer SchülerInnen, mit KollegInnen sowie mit anderen internen und externen Professionen zu kommunizieren und sie zu beraten, ist von der KMK festgelegt (vgl. KMK, 2019, S. 12). Im Zuge schulischer Inklusion und steigender Bedeutung multiprofessioneller Teams werden diese kommunikativen und beratungsbezogenen Kompetenzen immer bedeutsamer. Die Vermittlung dieser Kompetenzen erfordert die Verbindung von praktischer Anwendung und theoretischem Fachwissen, deren Verknüpfung in der Hochschullehre häufig nicht oder nur eingeschränkt gelingt.Vor diesem Hintergrund wird im Projekt Digitale Fallarbeit - Transdisziplinäres Self-Assessment in pädagogischen und gesundheitsbezogenen Kontexten (DigiFall), finanziert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, derzeit ein Online-Self-Assessment entwickelt, implementiert und evaluiert, um Studierende in pädagogischen und gesundheitsbezogenen Kontexten mittels digitaler und problemorientierter Fallarbeit bei der Entwicklung genannter Kompetenzen zu fördern. Das Assessment fokussiert auf die inter- und transdisziplinäre Arbeit an partizipationsorientierten Fallbeispielen in einem interaktiven und kollaborativen Setting. Der Fallbeispielentwicklung ging eine umfassende Bedarfsanalyse im Rahmen einer qualitativ ausgerichteten Online-Umfrage voraus. Die befragten Hochschuldozierenden (N = 9), Studierenden (N = 38) und PraktikerInnen (N = 44) hatten die Möglichkeit, in offenen Fragen ihre Bedarfe zu Kommunikations- und Beratungsfähigkeiten im Unterricht und in der Praxis zu beschreiben. Darüber hinaus wurden Fokusgruppen (N = 6) zu insgesamt drei Bereichen der Partizipation (Arbeit & Bildung, Wohnen, Pflege & Assistenz) durchgeführt. In dem vorliegenden Beitrag werden diese Aspekte vorgestellt und Chancen sowie Herausforderungen, die mit ihnen einhergehen, diskutiert.



Wissen über wirksame Fördermethoden: Interdisziplinärer Vergleich zwischen allgemeinen und sonderpädagogischen Lehrkräften

Rüger, Lea1; Hintz, Prof. Dr. Anna-Maria2; Scheer, Prof. Dr. David1

1Pädagogische Hochschule Ludwigsburg; 2Universität Oldenburg

Prävention und Inklusion rücken den Umgang mit Lernschwierigkeiten aus einem intradisziplinär sonderpädagogischen in einen interdisziplinären Kontext der Kooperation zwischen allgemeinen und sonderpädagogischen Lehrkräften. Es stellt sich dabei die Frage, wie allgemeine bzw. sonderpädagogische Lehrkräfte die grundsätzliche Wirksamkeit von Fördermaßnahmen einschätzen. Bisherige Untersuchungen mit Lehrkräften (Runow & Borchert, 2003) und Lehramtsstudierenden (Hintz & Grünke, 2009) liefern dazu teils ernüchternde Ergebnisse.

Hier replizieren wir das Vorgehen von Hintz & Grünke (2009), wobei unsere Zielgruppe nicht die der Lehramtsstudierenden sondern der in der Praxis tätigen Lehrkräfte war. Zu sechs Methoden der Förderung bei Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb wurden Lehrkräfte gebeten, ihr eigenes Wissen zu der Methode sowie deren Wirksamkeit für den Schriftspracherwerb einzuschätzen und anzugeben, ob sie die jeweilige Methode einzusetzen bereit wären. Die Einschätzungen der Wirksamkeit wurden in der Analyse mit den Ergebnissen einer Synopse von Metaanalysen (Grünke, 2006) verglichen. Es bestätigt sich, dass tendenziell weniger wirksame Methoden von den Lehrkräften eher über- und hoch wirksame Methoden eher unterschätzt wurden. Zwischen den unterschiedlichen Lehrämtern zeigten sich diesbezüglich nur wenige signifikante Unterschiede.

Limitationen und Ergebnisse des intradisziplinär sonderpädagogisch ausgerichteten Projekts werden kritisch reflektiert. Vor dem Hintergrund interdisziplinärer Ansätze (wie z. B. Design Based Research) sind sie Anlass, Implikationen kritisch zu diskutieren. Insbesondere wird diskutiert, inwieweit die Abweichungen von eingeschätzter und metaanalytisch berichteter Wirksamkeit als Hinweis auf Leerstellen in der Wirksamkeitsforschung verweisen, für deren Bearbeitung in interdisziplinären Projekten die Expertise der Schulpraxis stärker in den Fokus gerückt werden soll.



"Also ICH brauche keine Studien“ – Rezeption und Abwehr digitaler Fachinformationen zur Förderplanung

Grengel, Michelle; Röhm, Dr. Alexander; Hastall, Prof. Dr. Matthias R.

TU Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften

Förderplanung gilt im Kontext der (inklusiven) Beschulung von Schüler*innen mit und ohne Förderbedarf als wichtiges Instrument der Diagnostik und fortlaufenden individuellen Förderung (KMK, 2006; Keiser et al., 2020). Bestandteil der Förderplanung ist auch das Einholen von (evidenzbasierten) Informationen über Schüler*innen, deren individuellen Bedarfen und Behinderungsbildern und geeigneten Fördermaßnahmen. Bei Lehrkräften kann jedoch eine gewisse Wissenschaftsmüdigkeit gegenüber einer sich vermeintlich stetig erneuernden wissenschaftlichen Studienlage und daraus resultierenden Empfehlungen für die schulische Praxis festgestellt werden (Hetfleisch at al., 2017). Diese zeigt sich insbesondere dann, wenn Informationen über digitale Kommunikationstools (z. B. Apps) vermittelt werden, da sich hier ein Widerstand gegen Veränderungen auf zweierlei Weise manifestiert: Gegenüber Technologien bzw. den dadurch ausgelösten Änderungen altbewährter Arbeitsstrukturen (Sánchez-Prieto et al., 2019) und gegenüber neuen Erkenntnissen, durch die sich womöglich etablierte Vorgehensweisen als überholt herausstellen (Thomm et al., 2021).

In einer laufenden qualitativen Studie wird der Frage nachgegangen, welche spezifischen Abwehrreaktionen, Barrieren und Sorgen sich bei Lehrkräften hinsichtlich digitaler Tools für die Förderplanung identifizieren lassen. Dazu werden leitfadengestützte Interviews mit Sonderpädagog*innen und Regelschullehrkräften aller Schulformen (N = 31, Stand April 2024) geführt. Als Stimulus wird eine digitale App zur Förderplanung eingesetzt. Die Interviewdaten werden mit inhaltsstrukturierenden und typenbildenden Analyseverfahren ausgewertet.

Im Vortrag werden erste Ergebnisse hinsichtlich des Rezeptionsverhaltens der Lehrkräfte in Bezug auf Informationen und dabei identifizierte Abwehrreaktionen auf die Vermittlung von Informationen durch digitale Kommunikationstools vorgestellt. Implikationen für eine abwehrsensible intradisziplinäre Kommunikation werden diskutiert