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Sitzungsübersicht
Sitzung
Mo2.4: Symposium
Zeit:
Montag, 23.09.2024:
16:30 - 18:00

Chair der Sitzung: Michael Grosche, Bergische Universität Wuppertal
Ort: EF 50 Raum 4.435


Soziale Partizipation in inklusiven Schulen: Interdisziplinäre Forschungsergebnisse


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Präsentationen

Soziale Partizipation in inklusiven Schulen: Interdisziplinäre Forschungsergebnisse

Chair(s): Grosche, Prof. Dr. Michael (Bergische Universität Wuppertal), van Ophuysen, Prof. Dr. Stefanie (Universität Münster), Lütje-Klose, Prof. Dr. Birgit (Universität Bielefeld)

Diskutant*in(nen): Grosche, Prof. Dr. Michael (Bergische Universität Wuppertal), van Ophuysen, Prof. Dr. Stefanie (Universität Münster), Lütje-Klose, Birgit (Universität Bielefeld)

Das Symposium umfasst vier Beiträge, die sich mit der sozialen Partizipation von Schüler:innen in inklusiven Schulen befassen. Dabei werden verschiedene Aspekte wie Interventionen zur Verbesserung der sozialen Partizipation, Affinität zur Stammgruppe, soziale Integration und Individualisierung sowie die Entwicklung der sozialen Partizipation von Schüler:innen mit und ohne sonderpädagogische Förderbedarfe untersucht. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung interdisziplinärer sonderpädagogischer Forschung (Erziehungswissenschaft, Soziologie, Psychologie, Bildungsforschung).

Der erste Beitrag (Schürer & van Ophuysen) beschäftigt sich mit einer Intervention zur Verbesserung der sozialen Partizipation von Dritt- und Viertklässlern in inklusiven Grundschulklassen. Die Studie untersucht die Wirksamkeit der Intervention, die auf sozial- und lernpsychologischen Theorien (Referenzierungstheorie und Kontakthypothese) basiert. Es wird analysiert, ob die Maßnahmen insbesondere Kindern mit Förderbedarf zugutekommen. Die Studie ist als (quasi)experimentelle Interventionsstudie angelegt und umfasst elf Grundschulen mit ungefähr 875 Schüler:innen.

Der zweite Beitrag (Kullmann, Lütje-Klose & Marker) untersucht die Affinität zur Stammgruppe als Element der sozialen Partizipation an der Laborschule Bielefeld. Das Projekt "Wohlbefinden und Inklusion an der Laborschule Bielefeld" analysiert über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren die soziale Integration aller Schüler:innen, insbesondere solcher mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Ergebnisse aus verschiedenen Teilanalysen werden präsentiert. Die Studie umfasst Daten von über 650 Teilnehmenden und mehr als 1.800 Fragebögen zwischen 2013 und 2018.

Der dritte Beitrag (Grüter, Wohnhas, Goldan & Lütje-Klose) untersucht die soziale Integration und Individualisierung im inklusiven Unterricht der Sekundarstufe I. Anhand von längsschnittlichen Daten von 1.812 Fünftklässlern aus dem Projekt BiFoKi werden Unterschiede zwischen Schüler:innen mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf analysiert. Es zeigt sich, dass Schüler:innen mit Förderbedarf im Vergleich zu ihren Peers ohne Förderbedarfe signifikant mehr Bullying-Erfahrungen aufweisen. Zudem berichten sie über negativere Erfahrungen mit Individualisierung sowie schlechtere Beziehungen zu den Lehrkräften, die sich jedoch im Laufe des fünften Schuljahrs angleichen.

Der vierte Beitrag (Grosche, Schmitt, Gresch, Labsch & Külker) untersucht die Entwicklung der sozialen Partizipation von Schüler:innen mit und ohne Förderbedarfen in der Sekundarstufe I. Die Studie zeigt, dass Schüler:innen mit Förderbedarfen auch in der Sekundarstufe I vermehrt von Ausgrenzung berichten. Die soziale Partizipation verschlechtert sich insgesamt im Verlauf der Sekundarschulzeit, jedoch gleichermaßen für Schüler:innen mit und ohne sonderpädagogische Förderbedarfe. Prosoziale Fähigkeiten der Schüler:innen und eine gute Beziehung zur Lehrkraft können die soziale Partizipation jedoch verbessern, was Lehrkräften Möglichkeiten bietet, die soziale Partizipation ihrer Schüler:innen zu fördern.

Die vorgestellten Studien verdeutlichen die Relevanz interdisziplinärer Forschung im Kontext der Sonderpädagogik, um ein umfassendes Verständnis für die soziale Partizipation von Schüler:innen in inklusiven Schulen zu erlangen und gezielte Maßnahmen zur Förderung der sozialen Partizipation von Schüler:innen zu entwickeln und umzusetzen. Erst durch die enge Kooperation zwischen verschiedenen Disziplinen können effektive Strategien entwickelt werden, um inklusive Bildungsumgebungen zu schaffen, in denen alle Schüler:innen gleichermaßen am schulischen Leben partizipieren können.

 

Beiträge des Symposiums

 

Verbesserung sozialer Partizipation durch eine theoriegestützte Intervention in inklusiven Grundschulklassen - Erste Befunde aus dem Projekt KommSchreib!

Schürer, Dr. Sina, van Ophuysen, Prof. Dr. Stefanie
Universität Münster

Die Ermöglichung sozialer Partizipation wird als eines der Hauptziele inklusiver Bildung verstanden. Soziale Partizipation impliziert die Beteiligung an Interaktionen, das Erleben von Freundschaft sowie Anerkennung durch Peers und die Wahrnehmung des Eingebundenseins (Koster et al., 2009). Gelingt soziale Partizipation, so geht damit die Befriedigung des grundlegenden Bedürfnisses nach Zugehörigkeit (need to belong, Baumeister & Leary, 1995) einher. Forschungsbefunde zeigen jedoch, dass allein die Anwesenheit im gleichen Klassenraum nicht hinreichend für gelingende soziale Partizipation ist. Insbesondere Kinder mit Förderbedarfen (schwache Schulleistung, sozial-emotionale Schwierigkeiten) erleben im schulischen Kontext häufig eine geringere soziale Partizipation, also erfahren weniger Akzeptanz und mehr Ablehnung (vgl. Reviews von Böttinger, 2021, Schürer, 2020).

Im Projekt KommSchreib! wurde im Teilprojekt „Soziale Partizipation“ eine Intervention zur Verbesserung von sozialer und aufgabenbezogener Partizipation von Dritt- und Viertklässler_innen entwickelt. Die Interventionsmaßnahmen basieren insbesondere auf Ideen von sozialer Referenzierungstheorie sowie Kontakthypothese und umfassen Elemente des kooperativen Lernens (Busse et al., 2024). Neben der Replikation von früheren Befunden zur sozialen Partizipation von Kindern mit schwachen Schulleistungen und sozial-emotionalen Schwierigkeiten ist für uns die Frage von herausgehobenem Interesse, ob sich die Intervention insbesondere für diese Kinder als förderlich erweist.

Das Projekt ist als (quasi)experimentelle Interventionsstudie mit einem Wartekontrollgruppendesign (Pre- und Posttest) angelegt. Die Stichprobe umfasst elf Grundschulen mit 35 Klassen (19 x KG, 16 x EG; N=~ 875). In unserem Beitrag überprüfen wir die Wirksamkeit der Intervention, indem wir die Veränderung der Partizipation vom ersten (Sept. `23) zum zweiten Messzeitpunkt (Feb. `24) zwischen Experimental- und Kontrollgruppe vergleichen.

Mittels hierarchischer linearer Modelle wird die soziale Partizipation zum zweiten Messzeitpunkt unter Kontrolle der Partizipation zu t1 vorhergesagt. Auf Individualebene werden die schulische Leistung und die sozial-emotionalen Kompetenzen als Prädiktoren aufgenommen. Auf Klassenebene wird neben der experimentellen Bedingung (EG vs. KG) auch die mittlere soziale Partizipation zu t1 als Indikator für das Klassenklima berücksichtigt.

Baumeister, R. F., & Leary, M. R. (1995). The need to belong: Desire for interpersonal attachments as a fundamental human motivation. Psychological Bulletin, 117(3), 497–529. https://doi.org/10.1037/0033-2909.117.3.497

Böttinger, T. (2021). Förderbedarf gleich Ausgrenzung? Ein systematischer Forschungsreview zur sozialen Dimension schulischer Inklusion in der Primarstufe in Deutschland. Empirische Sonderpädagogik, 13(3), 216-237. https://doi.org/10.25656/01:23914

Busse, V., Schürer, S. & van Ophuysen, S. (2024). Kooperativ, kompetent, motiviert Schreiben – Ein Interventionsprojekt zur Förderung von Schreibkompetenz, Schreibmotivation und sozialer Partizipation in Grundschule und Ganztag (KommSchreib!). Die Deutsche Schule, 116(2), 80–84. https://doi.org/10.31244/dds.2024.02.06

Koster, M., Nakke, H., Pijl, S., & van Houten, E. (2009). Being part of the peer group. A literature study focusing on the social dimension of inclusion in education. International Journal of Inclusive Education, 13(2), 117-140. https://doi.org/10.1080/13603110701284680

Schürer, S. (2020). Soziale Partizipation von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen und emotional-soziale Entwicklung in der allgemeinen Grundschule. Ein Literaturreview. Empirische Sonderpädagogik, 12(4), 295-319. https://doi.org/10.25656/01:2161

 

Affinität zur Stammgruppe – Analysen zu Ausprägung, längsschnittlichem Verlauf und Bedingungsfaktoren eines Elements sozialer Partizipation an der Laborschule Bielefeld, Versuchsschule des Landes Nordrhein-Westfalen

Kullmann, Prof. Dr. Harry1, Lütje-Klose, Prof. Dr. Birgit2, Marker, Rabea1
1Universität Paderborn, 2Universität Bielefeld

Im multi-methodisch ausgerichteten Projekt „Wohlbefinden und Inklusion an der Laborschule Bielefeld“ wurde an der gleichnamigen Versuchsschule des Landes NRW die Ausprägung der Inklusion sowie fördernde und hemmende Bedingungen untersucht. Das von einem multiprofessionellen Team getragene Vorhaben untersuchte über insgesamt mehr als 10 Jahre, inwiefern sich alle Schüler:innen, insbesondere jene mit sonderpädagogischem Förderbedarf, als sozial integriert wahrnehmen und in mehrfacher Hinsicht wohlfühlen (z.B. Külker et al., im Erscheinen, Kullmann et al, im Erscheinen, Marker et al., angenommen).

Der Beitrag charakterisiert die Skala „Affinität zur Stammgruppe“ bzw. Schulklasse (3 Items, C-Alpha: .85) aus theoretischer sowie statistisch-empirischer Perspektive und referiert Befunde aus verschiedenen Teilanalysen zu diesem Qualitätsindikator sozialer Integration. Dieser wurde zwischen 2013 und 2018 in allen Lerngruppen der Stufen sechs bis zehn jährlich im Rahmen eines papiergestützten Fragebogens erfasst, mit insgesamt über 650 Teilnehmenden und mehr als 1.800 Fragebögen.

Der Skalenmittelwert liegt für die jeweiligen Gesamtstichproben in einem schulpädagogisch wünschenswert hohen Bereich, wobei für einzelne Messzeitpunkte – und damit nicht systematisch – Unterschiede in der Größenordnung eines kleinen bis mittleren Effekts zu Ungunsten einzelner Schülergruppen zu verzeichnen sind. Dargestellt wird des Weiteren der längsschnittliche Verlauf der Affinität zur Stammgruppe, Befunde zum Einfluss von Bedingungsfaktoren sowie eine kurze Einordnung in ein umfangreicheres Instrument zur Erfassung des schulischen Wohlbefindens.

Külker, A., Guth, T., Geist, S., Lütje-Klose, B., Siepmann, C., Dorniak, M., Kullmann, H., Rüther, J., Uffmann, U, Zentarra, D. (im Erscheinen). Wohlbefinden und Inklusion an der Laborschule Bielefeld (WILS). Ausgewählte Ergebnisse der Interviews mit Schüler*innen der Jahrgänge 8-10. Schule – Forschen – Entwickeln. Beiträge zur Forschung und Entwicklung der Laborschule Bielefeld, 2.

Kullmann, H., Zentarra, D., Lütje-Klose, B., Geist, S., Siepmann, C. Külker, A., Dorniak, M., & Uffmann, G. (im Erscheinen). Wohlbefinden und Inklusion an der Laborschule Bielefeld (WILS). Ausgewählte Ergebnisse der Fragebogenerhebungen 2013 – 2018 in den Jahrgangstufen 6 – 10. Schule – Forschen – Entwickeln. Beiträge zur Forschung und Entwicklung der Laborschule Bielefeld, 2.

Marker, R., Kullmann, H., Geist, S., Lütje-Klose, B. (angenommen). Sense of Belonging at School as a Quality Measure of Inclusion – Comparing the Inclusive Experimental School Laborschule Bielefeld with Regular Inclusive Comprehensive Schools and Investigating the Determining Factors. Erscheint in: JERO

 

Soziale Integration und Individualisierung im inklusiven Unterricht der Sekundarstufe I. Längsschnittliche Befunde zu Unterschieden zwischen Schüler:innen mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf

Grüter, Sandra, Wohnhas, Verena, Goldan, Dr. Janka, Lütje-Klose, Prof. Dr. Birgit
Universität Bielefeld

Positiv wahrgenommene Beziehungen in Schule und Unterricht tragen zur Entfaltung der Wirksamkeit des Lernangebots und der individuellen Entwicklung der Schüler:innen bei (Hattie, 2009). In Studien zur Evaluation der Umsetzung schulischer Inklusion (z.B. EiBiSch, INSIDE) werden daher neben der Leistungsentwicklung soziale Aspekte der Lernumwelt sowie unterrichtsbezogene Aspekte berücksichtigt. Zur sozialen Integration in die Klassengemeinschaft (Schürer, 2020) sowie zum Angenommensein durch die Lehrkräfte (Blumenthal & Blumenthal, 2021) belegen Schüler:innenbefragungen aus der Grundschule ein weniger stark ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl von Schüler:innen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf (SPU). Zur Schüler:innenperspektive auf die Individualisierung sowie zur Entwicklung verschiedener Aspekte des Zugehörigkeitserlebens in der Sekundarstufe I liegen bisher vergleichsweise wenige Befunde vor. Im Beitrag werden anhand der längsschnittlichen Daten von 1.812 Fünftklässler:innen (49.1% davon weiblich; MAlter T1 = 10.4, SDAlter T1 = 0.6; 167 (9%) mit SPU) aus dem in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Sonderpädagogik und Pädagogischer Psychologie durchgeführten Projekt BiFoKi Unterschiede zwischen Schüler:innen mit und ohne SPU untersucht. Zudem wird geprüft, ob sich Schüler:innen ohne SPU in inklusiven und nicht-inklusiven Schulklassen in diesen Aspekten unterscheiden. Eingesetzt wurden Adaptionen etablierter Skalen zur Erfassung der sozialen schulischen Lernumgebung (Angenommensein durch Lehrkräfte, Sozial- und Klassenklima und Bullyingerfahrungen) und inklusionsbezogener Unterrichtsqualitätsmerkmale (Anspruchsniveau und Individualisierung) (Gorges et al., 2022). Die Ergebnisse der varianzanalytischen Auswertung zeigen zum ersten Messzeitpunkt (unmittelbar nach dem Übergang in die Sekundarstufe I) sowie zum zweiten Messzeitpunkt (vor den Sommerferien) signifikante Unterschiede zu Ungunsten der sonderpädagogisch geförderten Schüler:innen im Vergleich zu Schüler:innen ohne SPU bei der Beurteilung von Bullyingerfahrungen. Zur Individualisierung sowie zum Angenommensein durch die Lehrkräfte berichten die Schüler:innen mit SPU zum ersten Messzeitpunkt negativere Erfahrungen als ihre Peers, die sich im Laufe des fünften Schuljahres angleichen. Für die Schüler:innen ohne SPU konnte gezeigt werden, dass keine signifikanten Unterschiede in den untersuchten Variablen zwischen inklusiven und nicht-inklusiven Klassen vorliegen. Tendenziell werden die Individualisierung und das Klassenklima von Schüler:innen in inklusiven Klassen positiver beurteilt.

Blumenthal, Y., & Blumenthal, S. (2021). Zur Situation von Grundschülerinnen und Grundschülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung im inklusiven Unterricht. Zeitschrift für pädagogische Psychologie, 38(1-2), 69-84.

Gorges, J., Neumann, P., Wild, E., Lütje-Klose, B., Grüter, S., Weber, A., & Senior, J. (2022). Bielefelder Fortbildungskonzept zur Kooperation in inklusiven Schulen (BiFoKi): Technical Report V. 1.0. Bielefeld: Univ. Bielefeld, Abteilung für Psychologie & Fakultät für Erziehungswissenschaft. https://doi.org/10.4119/unibi/2962493

Hattie, J. (2009). Visible learning: a synthesis of meta-analyses relating to achievement. Routledge.

Schürer, S. (2020). Soziale Partizipation von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen und emotional-soziale Entwicklung in der allgemeinen Grundschule. Ein Literaturreview. Empirische Sonderpädagogik, 12(4), 295-319.

 

Wie entwickelt sich die soziale Partizipation von Schüler*innen mit vs. ohne sonderpädagogische Förderbedarfe in inklusiven Schulen der Sekundarstufe I?

Grosche, Prof. Dr. Michael1, Schmitt, Dr. Monja2, Gresch, Dr. Cornelia3, Labsch, Amelie2, Külker, Lena3
1Bergische Universität Wuppertal, 2Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, 3Humboldt-Universität zu Berlin

Soziale Partizipation von allen Schüler*innen ist ein wichtiges Ziel schulischer Inklusion. Für die Grundschulzeit ist jedoch der Befund vielfach repliziert worden, dass insbesondere Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen in inklusiven Schulen ausgegrenzt werden (Böttinger, 2021; Schürer, 2020). Aber wie sich dieser Ausgrenzungseffekt im Verlaufe der Schulbesuchszeit und insbesondere in der Sekundarschulzeit entwickelt, ist weitgehend ungeklärt. Wir zeigen mit der bisher umfassendsten Längsschnittstudie zur sozialen Partizipation in Deutschland (N = 2.002; drei Messzeitpunkt über drei Jahre; Schmitt et al., 2023), dass Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen (n = 232) auch in der Sekundarstufe I von mehr Ausgrenzung berichten. Insgesamt verschlechtert sich die soziale Partizipation im Verlauf der Sekundarschulzeit, jedoch für Schüler*innen mit vs. ohne sonderpädagogische Förderbedarfen gleichermaßen. Soziale Fähigkeiten der Schüler*innen und eine gute Beziehung zur Lehrkraft können die soziale Partizipation hingegen verbessern. Damit sind bereits Einflussmöglichkeiten genannt, wie Lehrkräfte die soziale Partizipation von Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen fördern können (Huber, 2019).

Böttinger, T. (2021). Förderbedarf gleich Ausgrenzung? Ein systematischer Forschungsreview zur sozialen Dimension schulischer Inklusion in der Primarstufe in Deutschland. Empirische Sonderpädagogik, 13(3), 216–237. https://doi.org/10.25656/01:23914

Huber, C. (2019). Ein integriertes Rahmenmodell zur Förderung sozialer Integration im inklusiven Unterricht. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 88(1), 27–43.

Schmitt, M., Gresch, C., & Labsch, A. (2023). Challenges in sampling students with and without special educational needs in inclusive settings for an educational longitudinal study. Survey Methods: Insights from the Field. https://doi.org/10.13094/SMIF-2023-00011

Schürer, S. (2020). Soziale Partizipation von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen und emotional-soziale Entwicklung in der allgemeinen Grundschule. Ein Literaturreview. Empirische Sonderpädagogik, 12(4), 295–319. https://doi.org/10.25656/01:21613



 
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