Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Mi2.3: Symposium
Zeit:
Mittwoch, 25.09.2024:
13:00 - 14:30

Chair der Sitzung: Ramona Thümmler, Universität Duisburg-Essen
Ort: EF 50 Raum 4.435


Diskurse und Praktiken im Bereich Erziehungs- und Bildungspartnerschaft an Schulen – Sichtweisen von Eltern


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Präsentationen

Diskurse und Praktiken im Bereich Erziehungs- und Bildungspartnerschaft an Schulen – Sichtweisen von Eltern

Chair(s): Thümmler, Dr. Ramona (Universität Duisburg-Essen), Grabosch, Dr. Anna (Universität Kassel)

Diskutant*in(nen): Hackbarth, Prof. Dr. Anja (Universität Bielefeld)

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft wird seit einigen Jahren in der Praxis und im wissenschaftlichen Diskurs eine bedeutsame Position zugeschrieben. Damit verbunden ist die Annahme auf Ausgleich von sozialen Ungleichheiten und der Verbesserung von Schulleistungen von Schüler:innen. Kritische Stimmen mehren sich (Betz 2015) und verweisen auf eine ungenügende Forschungslage. Zudem werden Machtverhältnisse und Diskriminierungspraktiken diskutiert (Chamakalayil et al. 2021; Kesselhut 2015).

Im Symposium wird der Frage nachgegangen, wie Eltern als Akteure der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft Interaktionen wahrnehmen, welche Erwartungen sie verfolgen und wie sie Prozesse der Zusammenarbeit erleben. Dazu werden Daten aus verschiedene Feldern / Schulformen vorgestellt und unter der Frage diskutiert, wie unterschiedliche methodologische Zugängen die Perspektive der Eltern erfassen. Ein Fokus liegt darauf, inwiefern Diskurse und Praktiken sich ähneln oder aber unterscheiden und welche Ausschlussprozesse stattfinden.

 

Beiträge des Symposiums

 

Das Kind als höchstes Gut – Ansätze einer Strukturlogik der mütterlichen Perspektive auf die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft an Gesamtschulen und Gymnasien

Grabosch, Dr. Anna, Siedenbiedel, Dr. Catrin
Universität Kassel

Empirische Befunde zu Elternarbeit, verstanden als Erziehungs- und Bildungspartnerschaft, liegen insbesondere zur Perspektive derer, die Schule professionell gestalten, vor (z.B. Hillesheim 2009; Häger 2012). Zwar finden sich vor allem in Bezug auf sonderpädagogische und frühkindliche Bildungskontexte auch Forschungsarbeiten, die die Elternperspektive fokussieren (z.B. Diehm 2018; Hackbarth 2022), aber Fragen danach, was Eltern unter Elternarbeit verstehen und worum es ihnen im Kern in der (Zusammen-)Arbeit mit der Schule geht, können noch nicht hinreichend beantwortet werden. Der Beitrag verfolgt daher das Ziel, die Perspektive von Müttern als Elternteil anhand von 10 Interviewtranskripten objektiv-hermeneutisch (Oevermann 2002) zu rekonstruieren. Erste Befunde zur Frage nach den Ansprüchen der Mütter an eine gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Familie auf Basis ihrer bisherigen Erfahrungen zeigen, dass es den Müttern nicht um Partizipation und Anerkennung um ihrer selbst willen geht. Vielmehr zeigt sich darin ein Streben nach Balance von Macht- und Ohnmachtserfahrungen in Bezug auf den Umgang der Schule mit dem anvertrauten „höchsten Gut“: ihre Kinder und deren zu verhandelnder Positionierung in der Gesellschaft.

Literatur

Diehm, I. (2018): Frühkindliche Bildung–frühkindliche Förderung: Verheißungen, Verstrickungen und Verpflichtungen. Kindheiten zwischen Familie und Kindertagesstätte: Differenzdiskurse und Positionierungen von Eltern und pädagogischen Fachkräften (2018): 11-23.

Hackbarth, A. (2022). "wir machen das Kind so behindert wie die Schule es braucht". Erfahrungen von Eltern mit Barrieren schulischer Inklusion. Zeitschrift für Inklusion (2022). https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/647

Häger, H. (2012): Elternarbeit aus der Sicht der Schulaufsicht. In W. Stange, R. Krüger, A. Henschel & C. Schmitt (Hrsg.), Erziehungs- und Bildungspartnerschaften: Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit (S. 197–206). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94279-7_20

Hillesheim, S. (2009): Elternarbeit in der Schule: Ein Vergleich der Elternarbeit mit Migranteneltern an Halbtags- und Ganztagsschulen in Bayern. Universität Würzburg. https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/3714/file/Schriftenreihe_Empirische_Bildungsforschung_Band13.pdf

Oevermann, U. (2002): Klinische Soziologie auf der Basis der Methodologie der objektiven Hermeneutik – Manifest der objektiven hermeneutischen Sozialforschung. https://www.ihsk.de/publikationen/Ulrich_Oevermann-Manifest_der_objektiv_hermeneutischen_Sozialforschung.pdf

 

Interaktionen von Eltern und Lehrkräften – Erinnerte Praktiken aus Elternperspektive im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung

Thümmler, Dr. Ramona1, Amann, Dr. Nicolai2
1Universität Duisburg-Essen, 2Technische Universität Dortmund

Im Feld des sonderpädagogischen Förderbedarfs emotionale und soziale Entwicklung kommt der Zusammenarbeit von Schule und Eltern eine wichtige Rolle zu. Die Ausgestaltung dessen ist allerdings bisher kaum beschrieben oder erforscht. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit Interaktionen zwischen den Akteuren das Potential für Ausschlussprozesse tragen und welche Aspekte einer anerkennenden Begleitung der Familie zuträglich sind.

Im Beitrag werden Daten aus der Mixed Methods Studie zur Zusammenarbeit von Schule und Eltern im Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung präsentiert. Theoretische Reflexionsfolien sind die Anerkennungstheorie von Honneth (1992) und machtkritische Ansätze (Leitner/Thümmler 2022). Die qualitativen Leitfadeninterviews mit Eltern (N=8) zeigen dabei erinnerte Interaktionen von Eltern mit Lehrkräften, die sich in einem großen Spannsfeld von Ausschluss und Einschluss bewegen. Dabei ist das verhandelte Bild vom Kind zentral (Lake & Billingsley 2000) und erklärt mit anderen Faktoren das Zusammenspiel der Interaktionen.

Honneth, A. (2010). Kampf um Anerkennung: Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte (6. Aufl.). Suhrkamp Verlag.

Lake, J., & Billingsley, B. (2000). An Analysis of Factors That Contribute to Parent School Conflict in Special Education. Remedial and Special Education, 21(4), 240–251. https://doi.org/10.1177/074193250002100407

Leitner, S., & Thümmler, R. (2022). Die Macht der Ordnung. Perspektiven auf Veranderung in der Pädagogik (1. Aufl.). Beltz Juventa.

 

Eltern von Schüler:innen mit und ohne Lernschwierigkeiten zur Zusammenarbeit mit der Schule motivieren – Welche Rolle spielen Kooperationsangebote an inklusiven Sekundarstufenschulen?

Grüter, Sandra, Fritzler, Nicole, Lütje-Klose, Prof. Dr. Birgit
Universität Bielefeld

Obwohl insbesondere Eltern von Schüler:innen (SuS) mit Lernschwierigkeiten (z.B. sonderpädagogische Förderbedarfe, Teilleistungsstörungen) zur Zusammenarbeit mit der Schule ihres Kindes bereit sind, fühlen sie sich vergleichsweise weniger willkommen, wodurch es zu Vertrauensverlusten kommen kann (Yotyodying & Wild, 2019). Daher erscheint es essenziell, die Passung zwischen schulischen Kooperationsangeboten an inklusiven Schulen und den Bedürfnissen von Eltern von SuS mit Lernschwierigkeiten zu untersuchen. In diesem Beitrag wird motivationspsychologisch der Frage nachgegangen, welche Rolle die subjektiv wahrgenommenen Kooperationsangebote für die elterliche Motivation zur Zusammenarbeit spielen und ob sich für Eltern von SuS mit vs. ohne Lernschwierigkeiten verschiedene Formen von Kooperationsangeboten als bedeutsam erweisen.

An der im Rahmen des interdisziplinären BiFoKi-Projektes (Lütje-Klose et al., 2024) durchgeführten Elternbefragung nahmen 881 Eltern bzw. Erziehungs- und Sorgeberechtigte von SuS am Ende der fünften Klasse teil, davon 119 (13.5 %) Eltern von SuS mit Lernschwierigkeiten (sonderpädagogischer Förderschwerpunkt Lernen oder Teilleistungsstörung). Zur Prüfung der Zusammenhänge wurde ein Strukturgleichungsmodell spezifiziert. Mit den Ergebnissen kann nachgezeichnet werden, dass die Willkommens- und Begegnungskultur signifikant positiv mit dem Intrinsischen Wert und der Erfolgserwartung der Eltern in Bezug auf die Kooperation zusammenhängt. Die Qualität der Eltern-Lehrkräfte-Kooperation hängt ebenfalls positiv mit der Erfolgserwartung, geringer wahrgenommenen Kosten sowie mit dem Intrinsischen Wert zusammen. Der Intrinsische Wert sowie die Einschätzung zur Willkommens- und Begegnungskultur sind bei den Eltern von SuS mit Lernschwierigkeiten niedriger ausgeprägt. Die Zusammenhänge unterscheiden sich zwischen den verglichenen Gruppen nicht signifikant.

Literatur

Lütje-Klose, B., Wild, E., Grüter, S., Gorges, J., Neumann, P., Papenberg, A., & Goldan, J. (2024). Kooperation in inklusiven Schulen. transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839460689

Yotyodying, S. & Wild, E. (2019). Effective family-school communication for students with learning disabilities: Associations with parental involvement at home and in school. Learning, Culture and Social Interaction, 22, 100317. https://doi.org/10.1016/j.lcsi.2019.100317