Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Datum: Dienstag, 10.09.2024
11:30 - 12:00Begrüßung
12:00 - 13:00Keynote I: Prof. Dr. Marcel Helbig - Strukturelle Unterschiede im deutschen Schulsystem. Und warum wir nicht wissen, ob sie zu neuen Ungleichheiten führen.
Ort: 11/E08
13:00 - 13:30- Pause -
13:30 - 15:30Session I-B: Symposium: Messverfahren zur Erfassung situationsspezifischer
Ort: 11/213
Chair der Sitzung: Lena Hollenstein, Pädagogische Hochschule St.Gallen
 

Standardisierte Messverfahren zur Erfassung situationsspezifischer Fertigkeiten – bisherige Erfahrungen und Herausforderungen für die Zukunft

Chair(s): Simone Dunekacke (Freie Universität Berlin), Lena Hollenstein (Pädagogische Hochschule St.Gallen, Schweiz)

Diskutant*in(nen): Rebekka Stahnke (IPN, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaft und Mathematik)

Situationsspezifische Fertigkeiten werden als Bindeglied zwischen Wissen und Handlung konzeptualisiert und sind zentral für das professionelle Handeln von Fach- und Lehrpersonen. Die empirische Erfassung dieser Fertigkeiten stellt jedoch eine Herausforderung dar, z.B. weil standardisierte Verfahren zur zuverlässigen Messung fehlen. Verschiedene Ansätze, wie die Nutzung von Text-, Bild- oder Videovignetten, wurden entwickelt, bedürfen aber weiterer Forschung. Das geplante Symposium soll drei Ansätze zur Messung vorstellen und die damit verbundenen Herausforderungen diskutieren. Im ersten Beitrag von Dunekacke und Kolleg*innen werden situationsspezifische Fertigkeiten im Bereich Mathematik von frühpädagogischen Fachkräften mittels Illustrationen erfasst. Im zweiten Beitrag von Bruns und Gasteiger wird situative Beobachtung und Wahrnehmung frühpädagogischer Fachpersonen im Bereich Mathematik mittels Videovignetten erhoben. Im dritten Beitrag von Hollenstein und Kolleg*innen steht ein interaktiver videobasierter Test zur Erfassung situationsspezifischer Fertigkeiten im Bereich der Klassenführung im Fokus. Das Symposium wird von Dr. Rebekka Stahnke übergreifend diskutiert.

 

Beiträge des Symposiums

 

Erfassung mathematikbezogener situationsspezifischer Fertigkeiten mit Bildvignetten – Ein Ansatz für frühpädagogische Fachkräfte

Simone Dunekacke1, Lisa Starcke1, Julia Barenthien2, Mirjam Steffensky2, Aiso Heinze3
1Freie Universität Berlin, 2Universität Hamburg, 3IPN Kiel

Situationsspezifische Fertigkeiten mediieren zwischen Dispositionen und Performanz. Situationswahrnehmung ist die Wahrnehmung von mathematikhaltigen Lernsituationen im Kita-Alltag, Handlungsplanung die Antizipation einer didaktisch begründeten Handlung. Es haben sich mehrere Ansätze zur Erfassung der Fertigkeiten etabliert. Vorgestellt wird ein Bildvignettenbasierter Ansatz zur Erfassung mathematikbezogener Fertigkeiten angehender Erzieher:innen: 1) Kann mit dem Instrument die zweidimensionale Struktur der Fertigkeiten repliziert werden? 2) Kann die Qualität der Handlungsplanungen erfasst werden. Das Instrument besteht aus 4 Vignetten. Die Wahrnehmung wird mit 8 und die Planung mit 6 offenen Items erfasst (κ = .64 - 1.00). Es liegen Daten von 233 Personen vor. Mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse liess sich die zweidimensionale Struktur replizieren (r=.68, SE=0.11, p<.001; αWahrnehmung=.71; αPlanung=.58). Die Handlungsplanungen lassen sich mit kognitiv aktivierenden als auch weniger aktivierende Indikatoren beschreiben. In der Diskussion werden die Vor- (z.B. Akzeptanz) und Nachteile (z.B. Komplexität) zusammengefasst.

Bibliografie

Blömeke, S., Gustafsson, J. E. & Shavelson, R. J. (2015). Beyond Dichotomies: Competence viewed as a continuum. Zeitschrift für Psychologie, 223(1), 3–13. https://doi.org/10.1027/2151-2604/a000194.

Gasteiger, H., & Benz, C. (2016). Mathematikdidaktische Kompetenz von Fachkräften im Elementarbereich – Ein theoriebasiertes Kompetenzmodell, Journal für Mathematik-Didaktik, 37(2), 263–287. https://doi.org/10.17877/DE290R-17392.

Hüttel, C. & Rathgeb-Schnierer, E. (2014). Lernprozessgestaltung in mathematischen Bildungsangeboten. In D. Kucharz, K. Mackowiak, S. Ziroli, A. Kauertz, E. Rathgeb-Schnierer & M. Dieck (Hrsg.), Professionelles Handeln im Elementarbereich (PRIMEL): Eine deutsch-schweizerische Videostudie (S. 145–166). Waxmann.

 

Situative Beobachtung und Wahrnehmung frühpädagogischer Fachpersonen im Bereich Mathematik erfassen

Julia Bruns1, Hedwig Gasteiger2
1Universität Paderborn, 2Universität Osnabrück

Frühe mathematische Bildung findet in der Kindertagesstätte hauptsächlich in spontanen Alltagssituationen statt. Damit diese Situationen zu natürlichen Lerngelegenheiten für die Kinder werden, müssen (angehende) frühpädagogische Fachkräfte das mathematische Potenzial in diesen Situationen erkennen. Entsprechend gilt die Fähigkeit zur situativen Beobachtung und Wahrnehmung (SBW) als zentrale Kompetenzfacette frühpädagogischer Fachkräfte. Zur empirischen Untersuchung der SBW wurde das videobasierte Testinstrument Vimas_num mit einem Fokus im Bereich Mengen und Zahlen entwickelt. Auf Basis mehrerer Studien mit (angehenden) frühpädagogischen Fachkräften wird die Validität verschiedener Aspekte der Testwertinterpretation von Vimas_num betrachtet. Neben Hinweisen auf die Validität in Bezug auf den Testinhalt und die interne Struktur des Tests stehen in diesem Beitrag Zusammenhänge mit theoretisch verbundenen Konstrukten im Fokus. Dabei zeigen sich Zusammenhänge zwischen der SBW und dem mathematikdidaktischen Wissen sowie, entgegen bisherigen Befunden, zwischen der SBW und dem fachlichen Wissen angehender frühpädagogischer Fachkräfte im Bereich Mathematik.

Bibliografie

Bruns, J., Strahl, C. & Gasteiger, H. (2021). Situative Beobachtung und Wahrnehmung angehender frühpädagogischer Fachpersonen im Bereich Mathematik – Entwicklung und Validierung eines Testinstruments. Unterrichtswissenschaft, 49, 345–371. https://doi.org/10.1007/s42010-020-00091-7

Gasteiger, H., & Benz, C. (2016). Mathematikdidaktische Kompetenz von Fachkräften im Elementarbereich – Ein theoriebasiertes Kompetenzmodell, Journal für Mathematik-Didaktik, 37(2), 263–287. https://doi.org/10.17877/DE290R-17392

 

Interaktive, standardisierte Messung situationsspezifischer Fähigkeiten im Bereich Klassenführung

Lena Hollenstein1, Angela Jochum1, Andreas Bach2, Christian Brühwiler1, Johannes König3
1Pädagogische Hochschule St.Gallen, 2Paris Lodron Universität Salzburg, 3Universität zu Köln

Effiziente Klassenführung ist entscheidend für erfolgreichen Unterricht (z.B. Helmke, 2017). Es fehlt allerdings an evidenzbasierten Erkenntnissen zur Entwicklung von Klassenführungskompetenzen im Studium und Berufseinstieg. Gegenwärtige Forschungsansätze erweisen sich als vielversprechend, die sich auf die Verwendung von video-basierten Teststimuli konzentrieren. Situationsspezifischen Fähigkeiten, welche als vermittelnde Konstrukte zwischen dem deklarativen Wissen und der Performanz gesehen werden (Blömeke et al., 2015), sind dabei im Fokus. Der geplante Beitrag präsentiert Ergebnisse aus dem TCM-Projekt (Teacher Classroom Management; König et al., 2024/im Druck) mit N = 1200 angehenden Lehrkräften aus den drei Ländern (Deutschland, Österreich und Schweiz). Ergebnisse zur Validierung eines neu entwickelten Testverfahrens, welches standardisiert und interaktiv die situationsspezifischen Fähigkeiten von angehenden Lehrpersonen im Bereich Klassenführung werden vorgestellt. Die Ergebnisse werden in Bezug auf die Erfassung und die Bedeutung von situationsspezifischen Klassenführungskompetenzen am Ende der Lehrpersonenausbildung für einen erfolgreichen Berufseinstieg diskutiert.

Bibliografie

Blömeke, S., Gustafsson, J. E. & Shavelson, R. J. (2015). Beyond Dichotomies: Competence viewed as a continuum. Zeitschrift für Psychologie, 223(1), 3–13. https://doi.org/10.1027/2151-2604/a000194.

Helmke, A. (2017). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Klett-Kallmeyer.

König, J., Bach, A., Brühwiler, C., Heine, S., Hollenstein, L., Jochum, A., Katstaller, M., Sachs, I., Volk, S., & Biedermann, H. (2024/im Druck). Professionelle Lehrkompetenz für eine effektive Klassenführung – Konzeption im Projekt TCM zur Untersuchung von Wirksamkeit der Lehrer*innenbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In J. König, C. Hanisch, P. Hanke, T. Hennemann, K. Kaspar, M. Martens, & S. Strauß (Hrsg.), Auf die Lehrperson und ihren Unterricht kommt es an. Zehn Jahre empirische Professions- und Unterrichtsforschung im IZeF der Universität zu Köln. Waxmann.

 
13:30 - 15:30Session I-A: Symposium: Queere Perspektiven auf schulische Bildung
Ort: 11/212
Chair der Sitzung: Sonja Nonte, Osnabrück Universität
 

Queere Perspektiven auf schulische Bildung – Chancen und Herausforderungen für Lehrkräfte

Chair(s): Sonja Nonte (Universität Osnabrück)

Diskutant*in(nen): Judith Conrads (Katholische Hochschule Nordrhein-Westfahlen)

Der gesellschaftliche Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt verändert sich. Während Antidiskriminierungsgesetze und die gleichgeschlechtliche Ehe verabschiedet wurden, zeigen sich auch gegenteilige Tendenzen, wie eine Erhöhung LSBTIQ*-feindlicher Straftaten (Lüter et al., 2022). In Machtsysteme integriert können Geschlecht und Sexualität daher als politische Kategorien verstanden werden, die manche Individuen privilegieren und andere unterdrücken (Rubin, 2003). Queertheoretische Perspektiven wollen dabei diese und Machtmechanismen analysieren und Normalitätsvorstellungen dekonstruieren. Seit den 1990ern finden diese Ansätze in der Erziehungswissenschaft Beachtung und gewinnen an Aufmerksamkeit (Hartmann et al., 2017). Auch die folgenden Einzelbeiträge lassen sich in diesem Bereich verorten. Florian Klenk rekonstruiert die Deutungsmuster von Lehrkräften hinsichtlich der Thematisierung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Marvin Jansen zeigt, dass schwule Jugendliche trotz einer scheinbar toleranteren Gesellschaft weiterhin Differenzerfahrungen machen. Mario Mallwitz fokussiert Berufserfahrungen queerer Lehrkräfte vor dem Hintergrund ihrer Biografie.

 

Beiträge des Symposiums

 

LSBTIQ* im Lehrer*innenzimmer? Eine Deutungsmusteranalyse über die Thematisierung vielfältiger geschlechtlicher und sexueller Lebensweisen im Schulalltag

Florian Cristóbal Klenk
Europa-Universität Flensburg

Während die schulischen Differenz- und Diskriminierungserfahrungen von LGBT(IQ*)-Jugendlichen im europäischen und nationalen Kontext (Krell & Oldemeier, 2017) seit den 2010er Jahren sukzessiv erschlossen werden, finden die Perspektiven von Lehrkräften auf Geschlecht und Sexualität, in der Schul- und Unterrichtsforschung bislang weniger Beachtung (Siemoneit, 2021). Diesem Desiderat widmet sich die qualitativ-empirische Studie, die im hiesigen Vortrag präsentiert wird. In dieser wurden auf Basis diskursiver Interviews mit cis-, trans- und inter-geschlechtlichen sowie hetero-, bi- und homosexuellen Lehrpersonen soziale Deutungsmuster (Bögelein & Vetter, 2019) über den professionellen Umgang mit und die Thematisierung von vielfältigen geschlechtlichen und sexuellen Lebensweisen rekonstruiert. Anhand ausgewählter empirischer Ergebnisse wird dargelegt, wie Lehrkräfte in Rekurs auf die sozialen Deutungsmuster der Dethematisierung, Fragmentierung und Responsibilisierung jeweils unterschiedliche Dimensionen der institutionellen Zuständigkeit und pädagogischen Verantwortung gegenüber vielfältigen Lebensweisen aushandeln und diskursiv legitimieren.

Bibliografie

Bögelein, N., & Vetter, N. (Hrsg.). (2019). Der Deutungsmusteransatz. Einführung - Erkenntnisse - Perspektiven. Grundlagentexte Methoden. Beltz Juventa.

Krell, C., & Oldemeier, K. (2017). Coming-out - und dann . .?! Coming-out-Verläufe und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans und queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Barbara Budrich.

Siemoneit, J. K. M. (2021). Schule und Sexualität. Pädagogische Beziehung, Schulalltag und sexualerzieherische Potenziale. Transcript.

 

Zwischen Unterwerfung und Ent-Unterwerfung – schulische Differenzerfahrungen schwuler Heranwachsender

Marvin Jansen
Europa-Universität Flensburg

Trotz einer gesamtgesellschaftlich gestiegenen Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt (Klocke, 2022) ist Schule stets ein (post-)heteronormativer Ort, in dem homonegative Strukturen reproduziert werden: durch ambivalente Verhaltensweisen gegenüber schwulen Jungen (Klocke, 2012) oder durch verbale Anfeindungen (Scheibelhofer, 2018).

Am Beispiel des Dissertationsprojekts zu Paarbeziehungen schwuler Männer (Jansen, i.E.) soll exemplarisch aufgezeigt werden, wie schwule cis Jungen trotz gesellschaftlicher Wandlungsprozesse täglichen Differenzerfahrungen ausgesetzt sind. Durch zehn narrativ-biografische Interviews (Schütze, 1977), die biografisch-fallrekonstruktiv (Rosenthal, 2014) ausgewertet wurden, konnten neben partnerschaftlichen auch schulische Herausforderungen, wie z.B. der Umgang mit ambivalenten Männlichkeitserwartungen, rekonstruiert werden.

Mit Bezug auf Butlers Subjektivationstheorie (Butler, 2001) ist zu erkennen, wie schwule Jungen durch Unterwerfung und Ent-Unterwerfung soziale Anforderung in der Schule bewältigen. Eine zu diskutierende Frage ist an dieser Stelle, welche Anforderungen daraus resultierend an Schule, insb. an Lehrkräfte gestellt werden.

Bibliografie

Butler, J. (2001). Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung. Suhrkamp.

Jansen, M. (i.E.). Paarbeziehung schwuler Männer im 21. Jahrhundert – Herausforderung – Bewältigung –Bildung. Diss. Flensburg: Europa-Universität Flensburg/Institut für Erziehungswissenschaften.

Klocke, U. (2022). Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in Schule und Unterricht: Eine Expertise zu Forschungsbedarfen für das Bundesministerium für Bildung und Forschung. https://www.psychology.hu-berlin.de/de/1695813/57490/

klocke_2022_umgang-mit-geschlechtlicher-und-sexueller-vielfalt.pdf [Zuletzt aufgerufen am 28.02.2024]

Klocke, U. (2012). Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen. Eine Befragung zu Verhalten, Einstellungen und Wissen zu LSBT und deren Einflussvariablen. Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft.

Scheibelhofer, P. (2018). „Du bist so schwul!“ Homophobie und Männlichkeit in Schulkontexten. In Arzt, S., Brunnauer, C., Schartner & B. (Hrsg.), Sexualität, Macht und Gewalt. Anstöße für die sexualpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (S. 35-50). Springer VS.

Rosenthal, G. (2014). Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung (Grundlagentexte Soziologie) (4. Aufl.). Beltz Juventa.

Schütze, F. (1977). Die Technik des narrativen Interviews in Interaktionsfeldstudien: dargestellt an einem Projekt zur Erforschung von kommunalen Machtstrukturen (Bd. 1). Universitätsverlag Bielefeld.

 

Queere Lehrkräfte im heteronormativen Arbeitsumfeld

Mario Mallwitz
Universität Osnabrück

Wie bereits dargestellt, kann die Schule als (post-)heteronormativer Ort betrachtet werden. Während der Fokus von Forschungsarbeiten bspw. Auf Unterrichtsimplikationen (u.a. Spahn & Wedl 2018) liegt, betrachten nur vereinzelt Studien im deutschsprachigen Raum die Perspektive Queerer Lehrkräfte (ADS, 2017 Klenk 2023). Darauf basierend widmet sich dieses Dissertationsprojekt, in dessen Rahmen biografische Interviews mit sich ‚queer‘ positionierenden Lehrkräften geführt und mittels der Dokumentarischen Methode (Bohnsack 2021) ausgewertet werden, dem Verhältnis von Identität und Professionalität. Ziel der noch andauernden Forschung ist es, Perspektiven praxeologischer sowie biografischer Professionalisierungsansätze zu kombinieren, um die Bedeutung (berufs-)biografischer Orientierungen für die Professionalisierung herauszuarbeiten. Erste Ergebnisse bestätigen die Präsenz heteronormativer Strukturen, offenbaren jedoch unterschiedliche Umgangsweisen und Wahrnehmungen der eigenen Sexualität im Arbeitskontext. Erste Auswertungen zeigen, dass die Befragten teils aktivistisch-aufklärerische Ansätze verfolgen. Für andere scheint die nicht normative Sexualität wenig relevant im Schulkontext.

Bibliografie

Antidiskriminierungsstelle des Bundes. (2017). LSBTIQ*-Lehrkräfte in Deutschland: Diskriminierungserfahrungen und Umgang mit der eigenen sexuellen und geschlechtlichen Identität im Schulalltag. Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Bohnsack, R.(2021). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methode (10. Aufl.). Barbara Budrich.

Klenk, F. C. (2023). Post-Heteronormativität und Schule. Soziale Deutungsmuster von Lehrkräften über vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen. Opladen

Spahn, A., & Wedl, J. (2018). Schule lehrt lernt Vielfalt. Praxisorientierte Tipps für Homo-, Bi-, und Inter*freundlichkeit in der Schule. Waldschlösschenverlag.

 
13:30 - 15:30Session I-C: Symposium: (Wahrgenommenes) Disziplin- und Sozialverhalten
Ort: 02/E04
Chair der Sitzung: Boris Eckstein, Pädagogische Hochschule Zürich
 

(Wahrgenommenes) Disziplin- und Sozialverhalten

Chair(s): Boris Eckstein (Pädagogische Hochschule Zürich, Schweiz)

Diskutant*in(nen): Annedore Prengel (Universität Potsdam)

Das Disziplin- und Sozialverhalten der Schüler:innen sind zentrale, interaktional bedingte Einflussgrößen für die Unterrichtsqualität, den Lernfortschritt der Schüler:innen und die psychische Gesundheit der Lehrpersonen. Die Wahrnehmung dieses Verhaltens durch die Akteure wird beeinflusst von non-behavioralen Merkmalen der Schüler:innen, Personenmerkmalen der Wahrnehmenden und Kontextfaktoren (Eckstein, 2018; Wettstein & Scherzinger, 2022). Das Symposium geht der Frage nach, welches Disziplin- und Sozialverhalten die Schüler:innen im Unterricht zeigen und wie dieses von den Lehrpersonen wahrgenommen wird. Beitrag 1 untersucht in einer Mixed-Methods-Studie das Regelwissen von Schüler:innen und dessen Effekt auf ihr Verhalten. Beitrag 2 analysiert mittels Beobachtungsdaten schülerseitige Unterrichtsstörungen und den lehrkraftseitigen Umgang damit. Beitrag 3 identifiziert auf Basis von Befragungsdaten Bedingungen, unter denen Lehrpersonen ihre Schüler:innen als «verhaltensauffällig» etikettieren. Beitrag 4 ermittelt anhand eines Experiments Möglichkeiten zur Förderung der Verhaltensbeurteilung von Lehrpersonen. In der Diskussion werden Implikationen für Theorie und Praxis erörtert.

 

Beiträge des Symposiums

 

„Nicht kippeln, nicht reinrufen und keinen Blödsinn machen.“ – Die Wahrnehmung schulischer Ordnung und ihr Einfluss auf das Unterrichtsverhalten von Grundschüler*innen

Leon Dittmann, Benjamin Schimke, Claudia Schuchart, Doris Bühler-Niederberger
Bergische Universität Wuppertal

Regeln besagen, welches Verhalten im Rahmen schulischer Ordnung als legitim gilt und lassen sich als die Grundlage für die Produktion regelkonformen Schülerhandelns verstehen (Alter & Haydon, 2017). Ausgehend von einem interaktionistischen Verständnis lässt sich schulische Ordnung als situativ und komplex beschreiben. In einem explorativen Ansatz fokussieren wir die für die Aufrechterhaltung schulischer Ordnung zentrale Perspektive der Kinder. Wir fragen, über welches Regelwissen Grundschüler*innen verfügen und ob dieses Wissen mit ihrem Verhalten im Zusammenhang steht. Für unsere Mixed-Methods-Studie haben wir Verhaltensbeobachtungen in 209 Unterrichtsstunden in 22 ersten Klassen und 149 Interviews mit Schüler*innen durchgeführt. Die inhaltsanalytischen Auswertungen der Interviews zeigen, dass Erstklässler*innen über komplexes Regelwissen zu verbalen Regeln, zur Unterrichtsbeteiligung, dem motorischen Verhalten und zur sozialen Interaktion mit Peers und Lehrkräften verfügen. Die regressionsanalytische Auswertung von Verhaltensbeobachtungen und Regelkenntnis verweist jedoch darauf, dass die Regelkenntnis nicht signifikant mit der Häufigkeit des Störverhaltens zusammenhängt.

Bibliografie

Alter, P., & Haydon, T. (2017). Characteristics of effective classroom rules: A review of the literature. Teacher Education and Special Education, 40(2), 114-127.

 

Beobachtung aktiver und passiver Störungen im klassenöffentlichen Unterrichtsgespräch und der lehrkraftseitige Umgang

Nina C. Jansen, Jasmin Decristan
Bergische Universität Wuppertal

Die Reduktion störenden Verhaltens von Schüler:innen ist ein zentrales Anliegen von Lehrkräften und empirischer pädagogischer Forschung (Thiel, 2016). Jedoch sind das Auftreten aktiven und passiven Störverhaltens von Schüler:innen (Nolting, 2017) und die Frage nach dem differenziellen lehrkraftseitigen Umgang (regulierend, aktivierend) mit diesem in der Unterrichtsinteraktion bislang nicht hinreichend untersucht (Keller, 2014). Daher wurden in diesem Vorhaben Unterrichtsstörungen mit einem niedrig-inferenten Kategoriensystem in 10-minütigen Videosequenzen klassenöffentlicher Unterrichtsgespräche in der Grundschule erfasst (681 Schüler:innen, 3. Jgst., Hardy et al., 2011). Der lehrkraftseitige Umgang wurde ergänzend kodiert. Die Ergebnisse zeigen häufigere passive als aktive Störungen. Für passive Störungen zeigten sich keine Zusammenhänge mit dem lehrkraftseitigen Verhalten, jedoch fanden sich für aktive Störungen Zusammenhänge mit einem regulierenden Umgang (Ermahnungen) durch die Lehrkräfte. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der verwendeten Methoden eingeordnet und hinsichtlich ihrer forschungsbezogenen und praktischen Relevanz diskutiert.

Bibliografie

Hardy, I., Hertel, S., Kunter, M., Klieme, E., Warwas, J., Büttner, G. et al. (2011). Adaptive Lerngelegenheiten in der Grundschule. Merkmale, methodisch-didaktische Schwerpunktsetzungen und erforderliche Lehrerkompetenzen. Zeitschrift für Pädagogik, 57(6), 819–833.

Keller, G. (2014). Disziplinmanagement in der Schulklasse. Wie Sie Unterrichtsstörungen vorbeugen und bewältigen (Psychologie-Sachbuch, 3., aktualisierte Auflage). Bern: Verlag Hans Huber. Verfügbar unter: https://elibrary.hogrefe.com/book/99.110005/9783456954578

Nolting, H.‑P. (2017). Störungen in der Schulklasse. Ein Leitfaden zur Vorbeugung und Konfliktlösung (14., vollständig überarbeitete Auflage). Weinheim, Basel: Beltz.

Thiel, F. (2016). Interaktion im Unterricht. Stuttgart, Deutschland: utb GmbH. https://doi.org/10.36198/9783838545714

 

Unter welchen Bedingungen etikettieren Lehrpersonen ihre Schüler:innen als «verhaltensauffällig»?

Boris Eckstein1, Urs Grob2, Kurt Reusser2, Alexander Wettstein3
1Pädagogische Hochschule Zürich, 2Universität Zürich, 3Pädagogische Hochschule Bern

Manche Lehrpersonen taxieren ihre Schüler:innen als „verhaltensauffällig“, wenn sich diese in ihren Augen besonders unangemessen benehmen. Dieser Beitrag untersucht Bedingungen dieser informellen Etikettierung (Rocheleau & Chavez, 2015) bei 85 Lehrpersonen bzw. ihren 1412 Schüler:innen (M=11.74 Jahre). Ein Zwei-Ebenen-Strukturgleichungsmodell ermittelte den größten Effekt für die Häufigkeit undisziplinierten Verhaltens der einzelnen Schüler:innen (eingeschätzt von jeweils 4 Mitschüler:innen). Darüber hinaus fanden sich Effekte für das Geschlecht und die selbstzugeschriebene Lernfähigkeit der einzelnen Schüler:innen. Auf Ebene 2 wurden Effekte ermittelt für die Störungsempfindlichkeit und das Stresserleben der Lehrpersonen (Selbsteinschätzungen); zwei vermutete Kontexteffekte erwiesen sich als nicht signifikant. Fazit: Die Etikettierungstendenzen der Lehrpersonen beruhen zwar weitgehend auf dem tatsächlichen Verhalten der Schüler:innen – teilweise aber auch auf wahrnehmungspsychologischen Verzerrungen, z.B. Halo-Effekt (Stang & Urhahne, 2016), stereotype Überzeugung (Anderson et al., 2012). An der Konferenz werden Implikationen dieser Ergebnisse für Theorie und Praxis diskutiert.

Bibliografie

Anderson, D. L., Watt, S. E. & Noble, W. (2012). Knowledge of Attention Deficit Hyperactive Disorder (ADHD) and Attitudes Toward Teaching Children With ADHD: The Role of Teaching Experience. Psychology in the Schools, 49(6), 511-525. https://doi.org/doi.org/10.1002/pits.21617

Rocheleau, G. C. & Chavez, J. M. (2015). Guilt by association: The relationship between deviant peers and deviant labels. Deviant Behavior, 36(3), 167-186. https://doi.org/10.1080/01639625.2014.923275

Stang, J. & Urhahne, D. (2016). Wie gut schätzen Lehrkräfte Leistung, Konzentration, Arbeits-und Sozialverhalten ihrer Schülerinnen und Schüler ein? Ein Beitrag zur diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 63, 204-219. https://doi.org/10.2378/peu2016.art18d

 

Kompetenzförderung von Lehramtsstudierenden zur Beurteilung störungskritischer Merkmale bei herausforderndem Schüler:innenverhalten durch den Einsatz der funktionalen Verhaltensanalyse

Sarah Burkhardt, Anja Böhnke, Maxie Kilbury, Felicitas Thiel
Freie Universität Berlin

Theoretischer Hintergrund und Fragestellung. Lehrkräfte haben Schwierigkeiten, herausforderndes Verhalten von Schüler:innen einzuordnen und adäquat darauf zu reagieren (Freeman et al., 2014, Thiel, 2016). Die funktionale Verhaltensanalyse (FVA) unterstützt dabei, Verhalten hinsichtlich bedingender Faktoren zu beurteilen (=störungskritische Merkmale) (Brodersen et al., 2022; Hanisch et al., 2020). Der Beitrag fokussiert die Frage, inwiefern die Beurteilungskompetenz von Lehramtsstudierenden hinsichtlich störungskritischer Merkmale durch den Einsatz der FVA gefördert wird.

Methode. In einem RCT-Design mit 317 Lehramtsstudierenden durchlief die Interventionsgruppe (IG) die digitale Selbstlernumgebung zur FVA und bearbeitete staged Videofälle mit der FVA, wohingegen die Kontrollgruppe (KG) zuerst die Videofälle bearbeitete und anschließend die Selbstlernumgebung durchlief. Die Studierenden beschrieben die störungskritischen Merkmale des Verhaltens.

Ergebnisse. Erste Ergebnisse eines Videofalls zeigen, dass die IG (n=156; M=3.44; SD=2.05) im Vergleich zur KG (n=152; M=2.36; SD=1.69) mehr störungskritische Merkmale explizieren konnte (t(297.82)=5.10, p<.001, d=0.58).

Bibliografie

Brodersen, G., Grabowski, F. & Castello, A. (Hrsg.). (2022). Handbuch der sonderpädagogischen Diagnostik. Grund-lagen und Konzepte der Statusdiagnostik, Prozessdiagnostik und Förderplanung. SORCK‐Modell: Verhaltensanalyse als Ausgangspunkt für eine Förderplanung. Universität Regensburg. https://doi.org/10.5283/EPUB.53149

Freeman, J., Simonsen, B., Briere, D. E. & MacSuga-Gage, A. S. (2014). Pre-Service Teacher Training in Classroom Management. Teacher Education and Special Education: The Journal of the Teacher Education Division of the Council for Exceptional Children, 37(2), 106–120. https://doi.org/10.1177/0888406413507002

Hanisch, C., Eichelberger, I., Richard, S. & Doepfner, M. (2020). Effects of a modular teacher coaching program on child attention problems and disruptive behavior and on teachers’ self-efficacy and stress. School Psychology International, 41(6), 543–568. https://doi.org/10.1177/0143034320958743

Thiel, F. (2016). Interaktion im Unterricht: Ordnungsmechanismen und Störungsdynamiken. UTB: Bd. 4571. Verlag Barbara Budrich.

 
13:30 - 15:30Session I-D: Professionalisierung I
Ort: 02/E05
Chair der Sitzung: Isabelle Winter, Universität Osnabrück
 

Eine Untersuchung zur Betreuung von studentischen Vertretungslehrkräften in Niedersachsen

Isabelle Winter, Sonja Nonte, Christian Reintjes

Universität Osnabrück, Deutschland

Zur Bewältigung des akuten Lehrkräftemangels empfiehlt die SWK (2023) u.a. die Entlastung von Lehrkräften durch Lehramtsstudierende unter Mentoring durch erfahrene Lehrkräfte. Mentoring fungiert als bedeutsame Lerngelegenheit zur Professionalisierung angehender Lehrkräfte und bildet ein zentrales Konzept in der Lehrer*innenbildung (Reintjes et al., 2018). Trotz zunehmender Aufmerksamkeit für studentische Vertretungslehrkräfte (z.B. Scheidig & Holmeier, 2022) liegen kaum differenzierte Befunde zur Betreuung vor (z.B. Bäuerlein et al., 2018).

Die explorative Studie untersucht die Betreuung studentischer Vertretungslehrkräfte in Niedersachsen mittels Fragebogenerhebung. Leitfragen waren: In welchem Maße erfolgt die Betreuung von studentischen Vertretungslehrkräfte und wie wird diese seitens der Studierenden wahrgenommen?

Ergebnisse zeigen, dass 35% der befragten Studierenden (N=943) eine Tätigkeit in der Schule ausüben (n=325), wovon ein bedeutender Anteil als Vertretungslehrkraft tätig ist. Etwa ein Drittel davon gibt an, betreut zu werden, wobei sich Unterschiede nach Studiengang und Schulform zeigen. Betreute studentische Vertretungslehrkräfte bewerten diese Unterstützung positiv.



Zur beruflichen Nebentätigkeit von Lehramtsstudierenden – Ein Vergleich von Bayern und Niedersachsen

Ricarda Rübben1, Isabelle Winter2, Sonja Nonte2, Christian Reintjes2

1Otto-Friedrich-Universität Bamberg; 2Universität Osnabrück

Angesichts des bundesweiten Lehrkräftemangels gehen Lehramtsstudierende nicht nur außerschulischen, sondern auch schulischen Nebentätigkeiten nach. Bisher liegen primär Befunde zur außerschulischen Tätigkeit (z.B. Kroher et al., 2023), jedoch wenige zur schulischen Tätigkeit und zum Unterrichten neben dem Studium vor (z.B. Bäuerlein et al., 2018; Kreis & Güdel, 2023; Scheidig & Holmeier, 2022; Winter et al., 2023a, 2023b).

Dieser Beitrag widmet sich deshalb auf der Datengrundlage einer Fragebogenerhebung der aktuellen Beschäftigungssituation von Studierenden im Ländervergleich von Bayern (n=154) und Niedersachsen (n=943) und fokussiert die Forschungsfrage: Inwiefern und in welchem Umfang gehen Studierende welcher außer- oder innerschulischen Tätigkeit neben ihrem Studium nach?

Die Ergebnisse zeigen, dass ein erheblicher Anteil der befragten Studierenden einer (außer-)schulischen Nebentätigkeit nachgeht, wobei sich bundeslandspezifische Unterschiede manifestieren. Mit Blick auf die schulische Tätigkeit wird deutlich, dass Studierende in den unterschiedlichen Phasen ihres Studiums nicht nur als Vertretungslehrkraft, sondern auch in verschiedenen weiteren Bereichen eingesetzt werden.



Mentoringbeziehungen in schulpraktischen Phasen

Ramona Obermeier1, Michael Himmelsbach2, Manuela Gamsjäger3

1Universität Vechta, Deutschland; 2Johannes Kepler Universität Linz, Österreich; 3Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Österreich

Schulpraktische Phasen sind ein wichtiger Baustein im Professionalisierungsprozess angehender Lehrkräfte. Insbesondere die professionelle, pädagogische Arbeitsbeziehung (Kärner et al., 2022) zwischen Studierenden und ihren Mentor:innen ist bedeutsam (Besa & Büdcher, 2014). Es wird angenommen, dass eine positiv wahrgenommene Beziehung die Nutzung von Lerngelegenheiten fördert (König et al., 2018; Ulrich & Gröschner, 2020). Führer und Cramer (2021) modellieren Beziehung durch die Faktoren Unterstützung und Herausforderung.

Um Erkenntnisse hinsichtlich der Wahrnehmung dieser Beziehung durch Studierende und deren Auswirkung auf den Professionalisierungsprozess zu gewinnen, wurden latente Profilanalysen an Daten von N = 339 Studierenden berechnet. Ausgehend von drei Elementen pädagogischer Beziehungen (Unterstützung, Herausforderung, Besprechungsqualität) zeigen sich vier Profile (BIC= 6980.81, Entropy = .94), die sich hinsichtlich der Nutzung von Lerngelegenheiten insofern voneinander unterscheiden, dass Studierende, die die Beziehung negativer wahrnehmen, über signifikant geringere Mittelwerte verfügen. Limitationen sowie praktische Konsequenzen werden diskutiert.

 
13:30 - 15:30Session I-E: Professionalisierung: Kompetenzen
Ort: 02/E03
Chair der Sitzung: Laura Ohmes, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
 

Was verstehen Lehramtsstudierende unter Kreativität? Befunde und Implikationen für die Lehrerbildung

Laura Ohmes, Lena Haug, Uta Wagener-Praed, Juliane Schlesier, Gerd Hoffmann, Barbara Moschner

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland

In dieser Studie wird untersucht, was Lehramtsstudierende (N = 216; 71 % weiblich; MAlter = 22.52 Jahre, SD = 3.40) unter Kreativität verstehen und inwiefern sich dies von Definitionen und Befunden der Kreativitätsforschung unterscheidet. Dabei wird insbesondere Bezug auf die `vier Ps der Kreativität´ (Rohdes, 1961; `creative person, product, process, press [Umwelt]´) und die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993) genommen. In einem Online-Fragebogen wurden die Lehramtsstudierenden gebeten, die offene Frage „Was verstehst du unter Kreativität?“ zu beantworten. Die Antworten wurden mit einer qualitativen Inhaltsanalyse untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehramtsstudierende Kreativität als einen individuellen Prozess verstehen, der durch divergentes Denken bestimmt wird und den Ausdruck persönlicher Ideen, Emotionen und Erfahrungen ermöglicht. Selbstbestimmung und Autonomie werden als wesentlich für Kreativität angesehen. Es wird jedoch nur selten thematisiert, dass auch das soziale Umfeld, konvergentes Denken, und eine strukturierte (Lern-) Umgebung wichtig sind, um kreativ zu sein. Diese Aspekte könnten daher in der Lehrerbildung besondere Beachtung finden.



Was finden Lehramtsstudierende an den Bildungswissenschaften nützlich und warum?

Michael Rochnia, Sarah Sommer

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Die Befunde über den wahrgenommenen Nutzwert der Bildungswissenschaften sind uneinheitlich. Einige Studien deuten darauf hin, dass Lehramtsstudierende die Bildungswissenschaften als wenig nützlich für die Praxis ansehen. Andere Studien kommen zu gegenteiligen Befunden. Wir schlagen vor, diese kontroversen Befunde mit den theoretischen Ansätzen Nutzwert und epistemische Ziele zu erklären. Auf dieser theoretischen Grundlage führen wir eine qualitative Analyse von 70 Essays von Lehramtsstudenten über den Nutzwert der Bildungswissenschaften durch. Wir untersuchen, welchen bildungswissenschaftlichen Inhalten die Lehramtsstudierenden einen Nutzwert zuschreiben und welche epistemischen Ziele mit diesen Inhalten verfolgt werden. Mit Blick auf die kontroversen Befunde zum Nutzwert der Bildungswissenschaften zeigt sich, dass Lehramtsstudierende mehrere Inhalte der Bildungswissenschaften für nützlich halten, damit aber unterschiedliche epistemischen Ziele verfolgen. Mittels Clusteranalysen wurden Kombinationen von bildungswissenschaftlichen Inhalten und epistemischen Zielen identifiziert. Diese Ergebnisse werden im Hinblick auf die universitären Teile der Lehrkräftebildung diskutiert.



Perspektiven angehender Lehrkräfte auf Forschendes Lernen – eine qualitative Längsschnittstudie

Martina Homt, Bea Bloh, Janis Wehde

Universität Paderborn, Deutschland

Forschendes Lernen gilt als vielversprechendes Konzept zur Unterstützung professionellen Lehrkrafthandelns und zielt auf die Ausübung des Lehrberufs mit einer forschenden Grundhaltung ab (Fichten, 2017). Während sich bisherige Forschungsaktivitäten vornehmlich auf Forschendes Lernen im Studium beziehen (Fichten & Weyland, 2019), betrachten wir in einer Längsschnittstudie das Referendariat und den Berufseinstieg und fokussieren in diesem Beitrag das Verständnis und die Nutzeneinschätzung bzgl. Forschenden Lernens. 23 angehende Lehrkräfte werden mittels teilstrukturierter Interviews zu zwei Erhebungszeitpunkten befragt. Die Daten werden inhaltsanalytisch (Mayring, 2022) ausgewertet, um das Verständnis und den eingeschätzten Nutzen bzgl. Forschenden Lernens sowie deren Relation für beide Phasen herauszuarbeiten und Veränderungen im Längsschnitt zu identifizieren. Erste Ergebnisse deuten auf unterschiedliche Verständnisse, Nutzeneinschätzungen und differente Muster in der Relation sowie einen Bedeutungsverlust im Längsschnitt hin. Die Befunde werden mit Blick auf die Ausgestaltung Forschenden Lernens in der universitären Lehrkräftebildung und die jeweiligen Phasenspezifika diskutiert.

 
13:30 - 15:30Session I-F: Lehren und Lernen I
Ort: 11/115
Chair der Sitzung: Michael Schurig, TU Dortmund
 

Konzeption des Theorie-Praxis Transfers im Projekt Erfolgreich Unterrichten mit Lernverlaufsdiagnostik (EULe)

Michael Schurig, Jan Kuhl, Olga Kunina-Habenicht, Janin Brandenburg, Anke Hußmann, Sarah Schulze, Lisa Marie Wolf, Sarah Schuchardt

TU Dortmund, Deutschland

Um Voraussetzungen heterogener Lerngruppen gerecht zu werden, ist es notwendig, Unterricht adaptiv zu gestalten. Adaptiver Unterricht orientiert sich an den unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler*innen und passt sich diesen laufend an. Lernverlaufsdiagnostik (LVD) liefert hierfür essenzielle Informationen über Lernstand und –entwicklung der Schüler*innen. Die Umsetzung adaptiven Unterrichts ist jedoch nicht trivial. Lehrkräfte benötigen Handlungswissen für Durchführung und Auswertung der Diagnostik sowie für die Anpassung von Unterricht und Förderung. Die schulischen Strukturen und Konzepte müssen sie dabei unterstützen.

EULe zielt auf die nachhaltige Implementation von auf LVD-basierenden, schulweiten, adaptiven Förderkonzepten ab, die an die individuellen Bedürfnisse der Schulen anknüpfen. Die wissenschaftliche Begleitung untersucht den Implementationsprozess, strukturelle und individuelle Gelingensbedingungen und die Wirkung systematisch verankerter LVD. Dafür werden die Ebenen der Schule, der Lehrkräfte und der Lernenden berücksichtigt. Die wissenschaftliche Begleitforschung sowie das Konzept des Theorie-Praxis Transfers des Projektes werden vorgestellt und diskutiert.



Fachtexte in der gymnasialen Oberstufe - eine rekonstruktive Studie

Melanie Schuster

Privatperson, Deutschland

Die Fähigkeit, aus Fachtexten sachangemessen Informationen zu entnehmen, sie für Argumentationen und Entscheidungen reflexiv zu nutzen, ist gerade angesichts aktueller Befunde zu den Lesekompetenzen von Kindern und Jugendlichen sowie den zugleich steigenden Anforderungen des kompetenten Umgangs mit digital generierten Texten für die Sekundarstufe II von besonders großer Relevanz. Zur Fachtextnutzung in sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern in der gymnasialen Oberstufe und dem didaktischen Prinzip der Wissenschaftspropädeutik liegen aktuell nur sehr wenige Studien vor. Ziel dieser Studie ist es daher, systematisch zu analysieren, welche Fachtexte Jugendlichen im schulischen Unterricht der gymnasialen Oberstufe zur Verfügung gestellt werden, wie sie mit diesen Fachtexten umgehen und welche Kompetenzen die Jugendlichen mittels dieser Fachtextnutzung aufbauen. Insgesamt trägt diese Studie dazu bei, die Forschungslücke zur (wissenschaftspropädeutischen) Fachtextnutzung in der gymnasialen Oberstufe zu schließen und so einen Beitrag zur bildungspolitischen Diskussion, um qualitativen hochwertigen Oberstufenunterricht zu leisten.

 
13:30 - 15:30Session I-G: Soziale Ungleichheit I
Ort: 01/106
Chair der Sitzung: Matthias Kreuch, Ludwig-Maximilians-Universität München
 

Herkunftsbedingte Ungleichheiten bei der geplanten Teilnahme an einem Schüleraustausch

Matthias Kreuch, Annabell Daniel

Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland

Längerfristige Auslandsaufenthalte während der Schulzeit führen nicht nur zu einer Steigerung der Fremdsprachenkompetenz (Hübner et al., 2021) und des Selbstwertgefühls (Greischel et al., 2016), sondern auch zu weiteren Auslandserfahrungen während des Studiums (Lörz et al., 2016), welche wiederum im engen Zusammenhang mit einer höheren internationalen Arbeitsmarktmobilität (Parey & Waldinger, 2011) stehen. Der Zugang zu einem Schüleraustausch ist jedoch sozial selektiv (Hübner et al., 2021). Bisher wurden die herkunftsbedingten Unterschiede beim Zugang vor allem durch die unterschiedliche Kapitalausstattung der Eltern erklärt (Weenink, 2014; Gerhards & Hans, 2013). Diese Studie nimmt hingegen die Kinder in den Fokus und fragt, inwiefern deren inkorporiertes kulturelles Kapital in Form eines transnationalen Habitus (z.B. als interkulturelles Interesse), die Unterschiede erklären kann. Für erste Mediationsanalysen wurde die Stichprobe der Fünfzehnjährigen in der PISA 2018-Erhebung (n=4.931) ausgewählt. Dabei zeigt sich, dass die herkunftsbedingten Ungleichheiten bei der geplanten Teilnahme an einem Schüleraustausch vermittelt werden über einen transnationalen Habitus der Kinder.



Risikobalancen on a Bumpy Road: Die Stabilisierung von @Risk-Jugendlichen in höheren Berufsbildungen

Albert Düggeli1, Alma Kassis2

1Pädagogische Hochschule Graubünden, Schweiz; 2Pädagogische Hochschule FHNW, Schweiz

Strukturelle oder prozedurale Merkmale, die auf systemischer oder individueller Ebene Bildungsungleichheit erzeugen, sind mittlerweile national und international gut erforscht (SKBF, 2018; OECD, 2016). Weniger umfassend ist die empirische Befundlage zur Frage, wie diese Ungleichheitsverhältnisse durch unterrichtliches Handeln im Rahmen von Angebots-Nutzungs-Modellen (vgl. z. B. Seidel, 2014) abgemildert werden können (vgl. z. B. Marxer & Maaz, 2023; Becker & Schoch, 2018). In der Schweiz besteht diese Lücke vor allem mit Blick auf Jugendliche, die trotz Benachteiligungsrisiken den Eintritt in höherqualifizierende Berufsausbildungen (Berufsmaturität BM; Wirtschaftsmittelschule) geschafft haben (Düggeli, Kassis & Kassis, 2021). Der folgende Beitrag stellt die Frage, inwiefern sich ihre Notenentwicklung so stabilisieren lässt, dass sie die Ausbildung erfolgreich abschliessen können. Die Ergebnisse zeigen, dass rund 85% der Teilnehmenden den Abschluss in der regulären Ausbildungszeit erreichen, während der BM-Notendurchschnitt schwankt (quasiexperimentelles Versuchs-Kontrollgruppendesign; Längsschnitt). Diese Befunde werden durch Analysen auf Individualebene weiter ausdifferenziert.



Die Berufsfindung von Abiturient*innen nichtakademischer Herkunft aus dem Programm NRW-Talentscouting

Magdalena Bienek

Westfälische Hochschule, NRW-Zentrum für Talentförderung, Deutschland

Die Berufsfindung und der nachschulische Übergang sind für die Bildungsbiografie und damit individuell sowie gesellschaftlich hoch relevant. Zur Begleitung und Beratung in dieser Phase besteht in NRW mit dem NRW-Talentscouting ein dauerhaftes Angebot für Schüler*innen der Sekundarstufe II (Kottmann & Bienek 2023) mit nachweislich ausgeprägter Wirkung auf einen chancengerechteren Zugang in eine Berufsausbildung und ein Hochschulstudium (Erdmann et al. 2022).

Während einzelne Effekte individueller Beratungsangebote belegt sind, fehlt es an Studien, die die Subjektsicht der Teilnehmenden in den Blick nehmen sowie deren Handlungsweisen in der Berufsfindung differenziert betrachten. Anknüpfend an die sozial-kognitive Laufbahntheorie (Lent et al. 2002) und den Sozialkapitalansatz (Bourdieu 1983) betrachtet der Beitrag aus praxeologisch-wissenssoziologischer Perspektive die Berufsfindung von Abiturient*innen nichtakademischer Herkunft und ihre Inanspruchnahme des Talentscoutings. Auf Basis einer qualitativ-rekonstruktiven Interviewstudie (Bienek 2023) lassen sich verschiedene Modi Operandi der Berufsfindung typisieren und drei Typen der Zusammenarbeit im Talentscouting rekonstruieren.

 
13:30 - 15:30Session I-H: Schulentwicklung I
Ort: 01/214
Chair der Sitzung: Matthias Ritter, TU Dresden
 

Research-Practice-Partnership am Beispiel der Universitätsschule Dresden

Matthias Ritter, Anke Langner

TU Dresden, Deutschland

Die Forderung nach einer Forschungs- und Evidenzbasierung in Schule wird immer wieder vorgetragen (Leuders 2023) und als Research-Practice-Partnership konzeptualisiert (Zala-Mezö & Klein 2019). Die Zusammenarbeit der zwei verschiedenen „Communities of practice“ des Systems Schule und Bildungsforschung wird vorwiegend in einzelnen (fach)spezifischen Untersuchungen für die Unterrichts- oder Personalentwicklung thematisiert (Heinrich & Klewin 2019). Dabei werden bisher kaum die Bedingungen der Schule als Ganzes berücksichtigt, diese sind jedoch relevant, um langfristig Forschungsinnovationen in Schule etablieren zu können, so eine grundlegende Annahme der Organisationspädagogik (Göhlich et al. 2018). Eines der wenigen Projekte, die Strukturen für einen gemeinsamen Entwicklungsprozess von Wissenschaft und Schulpraxis aufbauen, ist die Universitätsschule Dresden (Langner & Heß 2020). Im Beitrag werden das Wechselverhältnis von Forschung und Schulentwicklung am Aufbau des Schulversuches dargelegt und die organisationalen Bedingungen und Herausforderungen (u.a. Stark 2017) erläutert, wie auch diskutiert wird, wie ein bidirektionaler Wissenstransfer aussehen kann.



Die Bedeutung des „Wie“: Einfluss von wahrgenommener Kommunikations- und Kooperationskultur auf die Bewertung von Schulentwicklungsprozessen

Steffen Brill, Alexandra Marx

DIPF - Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Deutschland

Schulentwicklungsberatung kann als ein anerkanntes Unterstützungssystem insbesondere für Schulen in herausfordernden Lagen (van Ackeren et al., 2021) angesehen werden. Mitarbeiter:innen der Regionalzentren im SchuMaS-Projekt setzen eine solche Schulentwicklungsberatung an der Schnittstelle zwischen Schulen und dem Forschungsverbund in Form einer wissenschaftsbasierten Schulentwicklungsbegleitung um (Ringler et al., in Vorbereitung). Für eine solche Tätigkeit können eine transparente, wertschätzende und effiziente Kommunikation als ein Erfolgsfaktor angesehen werden (Bodlak, 2018).

Zur Analyse der Kommunikation der Regionalzentren im SchuMaS-Projekt wurden anhand der Zwischenerhebung mit Fragebogen der Schulleitungen (N = 138) der Effekt einer positiv eingeschätzten Kooperations- und Kommunikationskultur auf die Einschätzung des Erfolgs der Schulentwicklungsvorhaben innerhalb des Projekts mittels Multiregressionsanalysen untersucht. Ergebnisse der Analyse werden vorgestellt und hinsichtlich Erfolgsfaktoren gelingender Schnittstellenarbeit vor dem Konzept der „Research Practice Partnerships“ (Coburn & Penuel, 2016) diskutiert.

 
13:30 - 15:30Session I-I: Lehren und Lernen II
Ort: 01/114
Chair der Sitzung: Dorothee Gronostay, TU Dortmund
 

Vom offenen Unterrichtsklima zur Wahlabsicht: Welche Rolle spielen Wissen und Selbstkonzept?

Dorothee Gronostay, Lukas Brandt

TU Dortmund, Deutschland

Ein offenes Unterrichtsklima (engl. open classroom climate, OCC) zeigt in zahlreichen Studien positive Zusammenhänge mit vielfältigen politisch-zivilgesellschaftlichen Outcome-Variablen, darunter mit politischem Wissen, politischem Selbstkonzept und der wahlbezogenen Partizipationsbereitschaft. Meist wird das OCC jedoch nicht auf ein spezifisches Fach bezogen und politisches Selbstkonzept sowie Wissen als mögliche Mediatoren unzureichend untersucht. Der Beitrag prüft diesen Wirkzusammenhang anhand eines neuen Datensatzes aus dem Projekt „(K)ein Wahlrecht für Kinder und Jugendliche!?“, erhoben in den Jahren 2022/2023 im Politikunterricht der Sekundarstufe (Sek) I und Einführungsphase zur Sek II. Mittels Regressions- und Strukturgleichungsmodellen werden die Befragungsdaten von N = 516 Schüler/-innen (aus 21 nordrhein-westfälischen Schulklassen) ausgewertet. Die Befunde stützen die Annahme, dass positive Effekte des OCC auf politisches Wissen vollständig und auf die Wahlabsicht teilweise über das politische Selbstkonzept vermittelt werden. Das politische Selbstkonzept stellt sich somit als zentral für politischer Bildungsprozesse im Unterricht dar.



Ehrgeizig, flexibel oder vermeidend-rebellisch? Latente Profile zur Interaktion von Lernenden mit Lehrkräften und deren Zusammenhang mit der wahrgenommenen Lernumgebung, emotionalem Erleben, Wohlbefinden und schulischem Erfolg

Juliane Schlesier1, Raufelder Diana2

1Empirische Lehr- und Lernforschung, Carl von Ossietzky University of Oldenburg; 2Schulpädagogik, Universität Greifswald

Die vorliegende Studie ist der Frage nachgegangen, ob sich unterschiedliche latente Profile hinsichtlich der Interaktion von Schüler:innen mit ihren Lehrkräften in emotional herausfordernden Unterrichtssituationen (DECCS; Schlesier et al., 2023) identifizieren lassen. Zwei Stichproben wurden dazu in latenten Profilanalysen (LPA) untersucht: [1] 639 (domänenunspezifisch) und [2] 635 Grund- und Sekundarstufenschüler:innen (Bezugsfach Mathematik). Die Ergebnisse der LPA mit der ersten Stichprobe zeigen drei verschiedene Interaktionsprofile: (1) „zielorientiert-ehrgeizig“, 85.1 %, (2) „flexibel“, 8.6 %, (3) „vermeidend-rebellisch“, 6.3 %; die LPA mit der zweiten Stichprobe zeigte inhaltlich die gleichen Profile, allerdings mit dem Unterschied, dass sich das ehrgeizige Profil noch auftrennt in das „ehrgeizig-unabhängige“ Profil und das „ehrgeizig-unterstützungsbedürftige“ Profil. Mit Hilfe des 3-Step-Ansatzes (Vermunt, 2010) zeigte sich, dass Noten, schulisches Wohlbefinden neben Ärger und Freude (AEQ-M; Pekrun et al., 2011) sowie wahrgenommener Kompetenz- und Autonomieunterstützung (Baumert et al., 1997) die Zugehörigkeit zu den identifizierten latenten Profilen vorhersagen.



Was bewirken freie Lernformen im Unterricht? Die Evaluation der Intervention „Freie Lernleiste“ (FLL)

Alicia Koch, Franz Klingebiel

Universität Kassel, Deutschland

Freie Lernformen zeigen positive Effekte auf das Lernen, Lernstrategien, Aspekte des sozialen Miteinanders und Klassenklimas (Hilbe, 2020; Mittag, Kleine und Jerusalem, 2002).

Die FLL ist eine Intervention an einer Kasseler Schule, dauert ein Schulhalbjahr und beinhaltet die freie Arbeit an einem selbstgewählten Thema. Freie Lernformen adressieren z.B. durch freie Themenwahl das persönliche Interesse und fördern die Motivation (Deci & Ryan, 1993; Hilbe & Herzog, 2016).

Die Evaluation der FLL untersucht Selbstmanagement, emotionale Voraussetzungen, Arbeitsverhalten und Klassenklima. Es wird nach der Entwicklung dieser Aspekte und dem Vergleich zur Kontrollgruppe gefragt. Die Erwartung ist eine positive Entwicklung in der FLL.

Die FLL wird mit einer Fragebogenevaluationsstudie im Prä-Post-Follow-Up-Design mit einer Vorabkontrollgruppe begleitet (N=801).

Für das Selbstmanagement und Arbeitsverhalten zeigen sich die erwarteten positiven Effekte der FLL. Die Ergebnisse für die emotionale Voraussetzung und das Klassenklima sind nicht ausschließlich erwartungskonform.

Insbesondere die erwartungswidrigen Befunde werden diskutiert.

 
13:30 - 15:30Session I-J: Digitalisierungsbezogene Kompetenzen von Lehrkräften
Ort: 02/108
Chair der Sitzung: Christiane Annemann, Technische Universität Braunschweig
 

Wahrgenommene Beanspruchung von Lehrkräften durch die Arbeit mit digitalen Medien in der Schule

Christiane Annemann, Claudia Menge, Julia Gerick

Technische Universität Braunschweig, Deutschland

Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, Arbeitsprozesse sowie das Lehren und Lernen an die fortschreitende Digitalisierung anzupassen. Aufbauend auf Rudows (1994) Rahmenmodell der Belastung und Beanspruchung wurde anhand von Daten der ICILS 2018 zuerst deskriptiv analysiert, welche Arbeitsaufgaben und -bedingungen von Lehrkräften beim Arbeiten mit digitalen Medien als positiv oder negativ beanspruchend wahrgenommen werden. Die Mehrheit der n=2251 Befragten bewertet die Beanspruchung durch die meisten der 19 erfassten Merkmale neutral. Etwa die Hälfte der Lehrkräfte fühlt sich durch die Qualität der schulischen IT-Ausstattung beeinträchtigt. In anderen Bereichen, z. B. der Unterrichtsvor- und -nachbereitung, wird der Einsatz digitaler Medien eher positiv beanspruchend wahrgenommen. Darauf aufbauend wurden die Lehrkräfte mithilfe latenter Profilanalysen in vier Gruppen mit ähnlichen Antwortmustern eingeteilt. Die Profile mit der insgesamt stärksten negativen bzw. positiven Beanspruchung sind gering besetzt (6 % bzw. 9 % des Samples). Zwischen den vier Beanspruchungsprofilen gibt es geringe geschlechts- und altersspezifische Differenzen.



Förderung der Reflexionsfähigkeit von Lehramtsstudierenden: Zum Potential von KI-basiertem Feedback

Florian Hofmann1, Chengming Zhang1, Veronika Solopova2, Lea Plößl1, Michaela Gläser-Zikuda1

1Universität Erlangen-Nürnberg; 2Universität Bamberg

Reflexionsfähigkeit gilt in der Lehrkräftebildung als entscheidender Professionalisierungsaspekt, stellt aber insbesondere für angehende Lehrkräfte eine Herausforderung dar. Feedback hat sich im Lehr-Lernkontext, auch in Bezug auf reflexives Schreibens, als wirksam erwiesen. Ziel dieser quasi-experimentellen Studie war es das Potential von KI-generiertem Feedback im Vergleich zu Rückmeldungen durch Dozierende für die Entwicklung von Reflexionsfähigkeit zu prüfen. Insgesamt 72 randomisiert ausgewählte Lehramtsstudierende (76.34 % weiblich, M = 2.33 Semester) verfassten zwei schriftliche Reflexionen. Die Studierenden erhielten basierend auf denselben Kriterien ein schriftliches Feedback entweder durch Dozierende, ChatGPT oder einen selbst entwickelten KI-Chatbot. Die Reflexionstexte wurden theoriebasiert bewertet. Dabei wurden die Reflexionstexte der ChatGPT-Feedback-Gruppe am besten bewertet, gefolgt von der Dozierenden- und schließlich der Chatbot-Feedback-Gruppe (F (2,69) = 6.22**, η² = 0.15). Es zeigten sich keine sign. Unterschiede zwischen den Rückmeldeformaten in Bezug auf die Reflexionsfähigkeit. Limitationen der Studie und Implikationen für die Lehre werden diskutiert.



Digitalisierungsbezogene Kompetenzen und Einstellungen von Lehramtsstudierenden im Längsschnitt

Frederick Johnson, Schneider Christoph, Müller Lothar

Universität Trier, Deutschland

Vorliegende Studien weisen darauf hin, dass Lehramtsstudierende im Vergleich zu anderen Studierenden negativere Einstellungen zum und geringere Kompetenzwerte im Umgang mit digitalen Technologien aufweisen. Kohorten vergleichende, jeweils querschnittliche Betrachtungen legen nahe, dass sich auch über den Studienverlauf hinweg diesbezüglich keine markanten Steigerungen ausmachen lassen. In diesem Beitrag werden Einstellungen und Kompetenzmaße erstmals anhand von Längsschnittdaten betrachtet, die im Verlauf eines lehramtsbezogenen Bachelors erhoben wurden. Neben Einstellungsskalen (Nutzenswahrnehmungen und Befürchtungen) und einem Wissenstest wurden distale (allg. auf Agieren im digitalen Raum bezogene) und proximale (unterrichtsbezogene) Selbsteinschätzungen zu Digitalkompetenzen erhoben. Die an N=399 Lehramtsstudierenden zu drei Messzeitpunkten erhobenen Daten werden in Latent-Change-Modellen betrachtet. Während in den Kompetenzmaßen keine Progression festzustellen ist, verändern sich Einstellungen in eine günstige Richtung.

 
15:30 - 16:00- Pause -
15:30 - 16:00AnsprechBar
Ort: 11/E07
Austausch mit Expert:innen
16:00 - 17:30Mitgliederversammlung AEPF
18:00 - 19:30Posterslam
 

(Never) change a running system – Analyse schulischer Transformationsprozesse

Julia Schreiber-Kehrhahn, Annekatrin Bock

Universität Vechta, Deutschland

Durch aktuell geführte Debatten zu KI und Bildung (u.a. de Witt & Leineweber 2023, Schleiss et al 2023) werden Fragen zu Wandlungsfähigkeit und Beharrungstendenzen von Schule aktualisiert. Gleichzeitig wissen wir aus Forschungen, dass es Schulen an Entwicklungskapazitäten für ein wirksames Changemanagement (CM) fehlt (Ackeren et al. 2021) und dass Wandel stark von individueller Motivation und Akzeptanz einzelner Akteur*innen abhängt (Lorenz, 2021). In Rückgriff auf betriebswissenschaftliche Theorie(n) der Organisationsentwicklung (u.a. Schreyögg, 2016) untersuchen wir, wie schulische Transformationsprozesse aktiv und zielorientiert gestaltbar sind. Informiert durch Implementationsforschung (Schrader, et al, 2020), mit einem Mixed-Method-Design (u.a. Leitfadeninterviews, standardisierte Befragungen von Schulleitungen, Lehrenden und CM-Expert:innen sowie Beobachtungen in Schulen) analysieren wir erste Erkenntnisse schulischer Veränderungsprozesse. Projektziel ist es, die Modellierung, Implementierung und Optimierung von CM-Prozessen in der Schule zu verstehen, um Implementationslücken (Rolff, 2016) zu umgehen und Schulentwicklung langfristig, praxisnah umzusetzen (KMK, 2021).



Wie gut lösen Chat Bots zentrale Abschlussprüfungen?

Maurice Eifert, Carolin Krüll

Universität Münster, Deutschland

Durch die kostenlose Bereitstellung des KI-Systems Chat GPT 3.5, mussten sich Schulen sehr schnell Gedanken zum Umgang mit Chatbots machen. Chatbots sind intelligent arbeitende Systeme, die Texte generieren. Damit können Chatbots gewinnbringend für die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen genutzt werden. Allerdings können sie auch von Schüler*innen missbräuchlich verwendet werden.

Die Fragestellung dieser Arbeit ist daher folgende: Wie gut können Chat-Bots ZAP Klausuren in Mathematik lösen?

Dafür wurden in einem explorativen Design die Lösungen der Chatbots Chat GPT 3.5, Chat GPT 4.0, Google Bard und Hugging Chat mithilfe eines ausführlichen und eines rudimentären Prompts untersucht. Bei den Aufgaben handelt es sich um neun ZAP-Klausuraufgaben im Fach Mathematik aus NRW. Die Daten wurden mit Hilfe eines Bewertungsrasters von zwei Codierern ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigen, dass KI-Systeme kaum in der Lage sind, Mathematikaufgaben zuverlässig zu lösen. Selbst auf dem niedrigsten Anforderungsniveau wurden z.T. Fehler wie Rechenfehler und Rundungsfehler gemacht. Unterschiede in der Qualität zeigen sich überdies zwischen den vier Chatbots sowie bezüglich der verwendeten Prompts.



Einstellungen und Handlungen zu migrationsanderen Schüler:innen und die Rolle von Mentor:innen

Sabine Guldenschuh

Universität Wien, Österreich

Bezugnehmend auf Studien zur Schlechterstellung von (vgl. z.B. Gogolin 1994, Gomolla & Radtke 2009, Tajmel 2017) und zur Defizitperspektive von Lehramtsstudierenden (vgl. Döll et al. 2017, Döll & Guldenschuh 2022) gegenüber migrationsanderen Schüler:innen im amtlich deutschsprachigen Raum wird aus einer migrationspädagogischen Perspektive auf die Beziehung von Mentor:innen zu Referendar:innen fokussiert, um einen diesbezüglich kaum beachteten liminalen Raum auszuleuchten und die Rolle der Einstellungen und Handlungen von Mentor:innen zu migrationsanderen Schüler:innen für Referendar:innen zu diskutieren.

Durch die Erhebungsmethode des think-aloud werden Erkenntnisse zu den Handlungen zugrundeliegenden Einstellungen zu migrationsanderen Schüler:innen der Mentor:innen fassbar gemacht (vgl. Heine 2014) und um (berufs)biografische Interviews mit Referendar:innen ergänzt. So werden im Zuge rekonstruktiver Auswertung (vgl. Bohnsack 2014) Ergebnisse erwartet, die Rückschlüsse zur Weiterentwicklung der Lehramtscurricula und der Lehrkräfteweiter- bzw. Mentor:innenausbildung zulassen, um bspw machtkritische Konzepte wie den kritisch-reflexiven sprachbewussten Unterricht stärker zu verankern.



Lehramtsstudierende als Mentor*innen - Rollenverständnis und Chancen für die Professionalisierung

Carly Abbenhaus

Universität Münster, Deutschland

Wenngleich Studierende in den verschiedenen Praxisphasen ihres Lehramtsstudiums sehr unterschiedliche Rollen einnehmen (Beobachter*in, Lehrkraft, Mentor*in, etc.), sollen alle Formate (Eignungs- und Orientierungspraktikum, Praxissemester, etc.) einen Beitrag zur Professionalisierung leisten. Obwohl Mentoring im Bildungssektor sowohl als Ansatz der Schüler*innenförderung (Müller-Oppliger, 2020) als auch im Bereich der Professionalisierung ( Führer & Cramer, 2020) fest etabliert ist und vielfach genutzt wird, ist die Forschungslage in diesen Bereichen hinsichtlich der genauen Rollenerwartung und der Abgrenzung zum Lehrer*innenberuf noch defizitär. Anhand des Posters wird ein Forschungsvorhaben skizziert, welches sich der Begriffsklärung von Mentoring widmet und anknüpfend an die bestehenden Desiderate mit den Fragen beschäftigt, wie Studierende eines Lehr-Lern-Labors an der Universität Münster ihre Mentor*innenrolle wahrnehmen und welchen Beitrag die Tätigkeit zu ihrer Professionalisierung leistet. Diesbezüglich werden Ergebnisse qualitativer Interview- und Fragebogenstudien von Mentor*innen vorgestellt, um anschließend daran weitere Forschungsperspektiven zu entwickeln.



Lernträger für den natur- und technikwiss. Unterricht im Kontext von maschinellem Lernen

Marcus Brändle

Universität Stuttgart, Deutschland

In den bestehenden Bildungsplänen der MINT Fächer sind die sich aktuell dynamisch entwickelten Zukunftstechnologien wie maschinelles Lernen bislang unberücksichtigt, wenngleich der Themenbereich Künstliche Intelligenz in der Unterrichtsforschung aktuell stark im Fokus steht [1–3].

Data Literacy ist ein grundlegender Kompetenzbereich für maschinelles Lernen, wofür Grillenberger und Romeike ein allgemeines Kompetenzmodell entwickelt haben [4].

Basierend auf dem Kompetenzmodell zur Data Literacy stellt sich die Frage, wie sich diese und weitere Kompetenzfacetten zu bspw. maschinellem Lernen aus Daten in den natur- und technikwissenschaftlichen Unterricht in den bestehenden Curricula integriert werden können.

Mit dem Poster werden Ansätze und Lernträger vorgestellt, die mit Lehrpersonen aus der schulischen Praxis (Fachberater:innen des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und Fachleiter:innen der Seminare) entwickelt und für den Einsatz im Unterricht der Sek. I und Sek. II des Schulfachs Naturwissenschaft und Technik (NwT) in Baden-Württemberg vorgesehen sind. Aktuell befinden sich die Konzepte in der Erprobung, in deren Ergebnisse das Poster ebenfalls einen Einblick bietet.



Die rechtliche Dimension von Schulentwicklung: Zwischen Gestaltungsspielräumen und Grenzen

Julia Hugo

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland

In der Schulentwicklungsforschung stehen Schulleitung und Schulaufsicht (Klein & Bremm, 2021) zunehmend im Fokus, während die Rolle von Ministerium oder Schulträger ebenso wenig berücksichtigt wird wie das Zusammenspiel der Akteursgruppen. Gänzlich unbeachtet ist die Einordnung empirischer Erkenntnisse zu gelingendem Führungshandeln vor dem Hintergrund rechtlicher Vorgaben. Angesichts der Unsicherheit darüber, was rechtlich (un)zulässig ist (Forsa, 2023), ist das Wissen um rechtliche Grenzen ebenso notwendig wie das Wissen um Gestaltungsspielräume, um nachhaltige Transformationen im Bildungsbereich anzustoßen.

Daher fragt das im Poster vorgestellte Projekt

1. Welche rechtlich geregelten Gestaltungsspielräume und -grenzen haben Führungsakteure (Ministerium, Schulträger, Schulaufsicht, Schulleitung)?

2. Welche Interdependenzen ergeben sich zwischen den identifizierten rechtlichen Freiräumen und Grenzen der jew. Akteure?

Methodisch wird in zwei Bundesländern ein Rechtsreview durchgeführt und inhaltsanalytisch (Mayring, 2022) ausgewertet. Neben einer Systematisierung der rechtlichen Aufgabenprofile zeigen erste Ergebnisse, dass es mehr Gestaltungsspielräume gibt, als angenommen.



Zwischen Forschung und Praxis: Vignetten in der Begleitforschung der Universitätsschule Dresden

Hannah Bartels, Wiebke Bergjürgen, Anke Langner

TU Dresden, Deutschland

Die Universitätsschule (USD) möchte als eine Schnittstelle zwischen Schule und Bildungsforschung fächer- und jahrgangsübergreifendes Lernen, die Förderung von Selbstregulationsprozessen und individuelle Entwicklung in kooperativen Lernprozessen ermöglichen (vgl. Langner & Hess 2020). Wie das gelingt, wird im Rahmen der Begleitforschung u.a. durch Vignetten untersucht. Die im Kontext der Schule entstandenen Vignetten sollen individuelle Lern- und Entwicklungsprozesse von Schüler:innen sichtbar und so „der wissenschaftlichen, pädagogischen oder professionellen Betrachtung zugänglich“ (Meyer-Drawe 2012, S. 18) machen. Die mehrperspektivische Betrachtung durch unterschiedliche Akteursgruppen, wie Forschenden, Studierenden, Lehrenden und Lernenden ermöglicht differenzierte Einblicke in Lern- und Bildungsprozesse. Das Nutzungspotenzial der Vignette, sowohl in der Forschung, als auch in Bereichen wie der Professionalisierung von Lernbegleiter:innen und Studierenden (vgl. Schratz et al. 2012; Paseka & Hinzke 2014; Agostini et al. 2023 u.a.) wird auf dem Poster aufgezeigt. Es wird dargelegt, wie Vignetten als Vehicle für Forschungs- und Schulentwicklungsprozesse an der USD genutzt werden.



Kompetenzorientierter Unterricht und mehrdimensionale Bildungsziele in unterschiedlichen Schularten

Pia Todtenhöfer1, Anja Schiepe-Tiska2, Mirjam Weis1, Anna Heinle2, Doris Lewalter1

1Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) e.V., Technische Universität München, Deutschland; 2Universität Koblenz, Deutschland

Kompetenzorientierter Unterricht soll die Kompetenzbereiche der Bildungsstandards und sozio-emotionale Aspekte abdecken, um mehrdimensionale Bildungsziele zu erreichen. Die vorliegenden Analysen mit Daten aus PISA 2022 und PISA-Ceco untersuchten, inwieweit der Mathematikunterricht in Deutschland in unterschiedlichen Schularten, hier operationalisiert über Prüfungsaufgaben (NGym = 644 und NNon-Gym = 751) aus dem Schuljahr 2021/22, Kompetenzbereiche der Bildungsstandards adressiert und motivational gestaltet ist. Zusätzlich wurden mit Mehrebenenanalysen Zusammenhänge zwischen den Aufgabenmerkmalen und mehrdimensionalen Bildungszielen untersucht (NGym = 257 Schüler*innen aus 16 Klassen und NNon-Gym = 251 Schüler*innen aus 15 Klassen). Die Ergebnisse zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen dem Aufgabenmerkmal "Fachmethoden" und der Freude und dem Interesse der Schüler*innen an Mathematik sowie der instrumentellen Motivation in nicht gymnasialen Schularten. Außerdem fanden wir einen positiven Zusammenhang zwischen "Kommunikation" und instrumenteller Motivation. In Gymnasien wurden keine Zusammenhänge zwischen den Aufgabenmerkmalen und mehrdimensionalen Bildungszielen festgestellt.



Ja, ich weiß, aber… Zum privacy paradox im Grundschulalter

Amelie Biermann, Caroline Theurer

Universität Würzburg, Deutschland

Grundschulkinder nutzen vermehrt digitale Endgeräte zur Unterhaltung sowie zur Erarbeitung (schulischen) Wissens (Feierabend et al., 2023). Von Kindern wird erwartet, dass sie im Verlauf ihrer Grundschulzeit Kompetenzen im Bereich Datenschutz aufbauen (Medienberatung NRW, 2020; Kultusministerkonferenz (KMK), 2016; 2021), bislang ist aber aufgrund mangelnder diagnostischer Möglichkeiten noch keine empirische Betrachtung dessen möglich. Doch wie verhalten sich Grundschulkinder im Netz?

Durch Analyse des online-Verhaltens von Jugendlichen und Heranwachsenden wurde das sog. privacy paradox (Engels, 2018) beschrieben: Entgegen dem individuellen Wissen verhalten Menschen sich im digitalen Raum oft riskant. Das Poster beantwortet die Frage, ob dieses Phänomen bereits im Grundschulalter erkennbar ist. Dafür wird auf Daten der Digit.El-Studie (Theurer et al., 2024) zurückgegriffen, in der ein entsprechendes Testinstrument entwickelt und pilotiert wurde (N=203 Kinder, 3. und 4. Jg.). Die Daten legen nahe, dass auch Grundschulkinder sich paradox verhalten. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund notwendiger grundschulpädagogischer Interventionen diskutiert.



Soziale Peerunterstützung im Praxissemester und Vorbereitungsdienst. Eine Interviewstudie

Lara Hörnemann, Sarah Katharina Zorn, Patrick Gollub

Universität Münster, Deutschland

In der Lehrkräftebildung waren Peergroups bereits Gegenstand empirischer Untersuchungen (z. B. de Zordo et al., 2017; Richter & Richter, 2021). Bisher existieren jedoch nur wenige wissenschaftliche Befunde zur sozialen Peerunterstützung in den ersten beiden Phasen. Ergebnisse zeigen, dass die Peergroup im Praxissemester (Kreische et al., 2019) und im Vorbereitungsdienst (Richter et al., 2011) eine Quelle sozialer Unterstützung darstellt. Das Forschungsvorhaben forciert neben der Ergründung der erhaltenen und erwarteten sozialen Unterstützung (Schwarzer, 2000, S. 52–53) die bislang unbeantwortete Frage nach einem Zusammenhang der sozialen Unterstützung im Praxissemester und Vorbereitungsdienst. Hierfür wurden Leitfadeninterviews (Flick, 2020) mit Lehramtsanwärter:innen geführt, die im Studium ein Praxissemester absolviert haben. Die Daten wurden mithilfe der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen u. a., dass sich sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit sozialer Unterstützung im Praxissemester als förderlich für weitere Unterstützungsprozesse im Vorbereitungsdienst erweisen können.



Scio me nihil scire. Relationierung von Wissen und Können in Reflexionen angehender Lehrkräfte

Tobias Koch

Universität Osnabrück, Deutschland

Beratung spielt in der Lehrer:innenbildung eine besondere Rolle, nicht zuletzt aufgrund ihrer mehrphasigen Struktur, in deren Verlauf es zu Brüchen im Professionalisierungsprozess kommen kann. Angehende Lehrkräfte sind im Rahmen des eigenen Professionalisierungsprozesses somit immer wieder gezwungen, ihr eigenes Wissen und Können zu relationieren. Auch im nordrhein-westfälischen Vorbereitungsdienst kommt der Beratung eine besondere Bedeutung zu. So findet zu Beginn ein Perspektivgespräch statt, in dessen Rahmen die Beiträge aller Beteiligten zum weiteren Professionalisierungsprozess geplant werden sollen (OVP NRW). Empirische Forschung zu diesem Beratungsgespräch gibt es bislang nicht. Der vorliegende Beitrag greift dieses Desiderat aus professionstheoretischer Perspektive auf. 16 Lehramtsanwärter:innen (LAA) reflektieren im Rahmen von Leitfadeninterviews (Helfferich 2014) ihre geführten Gespräche. Diese werden zur Beantwortung der Frage, wie LAA ihr (Nicht-)Wissen und (Nicht-)Können im Anschluss an das Gespräch relationieren, dokumentarisch ausgewertet (Bohnsack 2021). Ergebnisse geben einen ersten Einblick in das Professionalisierungspotenzial dieses zentralen Beratungsformats.



Was ist "gute" pädagogische Diagnostik? - Überzeugungen und Deutungsmuster von Lehramtsstudierenden

Marius Diekmann, Marie Seggewiß, Sabine Gruehn

Universität Münster, Deutschland

Unter schulischer Diagnostik werden Aufgaben subsumiert, die einen antinomischen Charakter aufweisen, weil sie eher der Förderung oder Auslese verpflichtet sind (Jürgens/Lissmann 2015; Helsper 2012). Der praktische Umgang damit dürfte wegen der päd. Freiheiten von Lehrkräften wesentlich durch Überzeugungen zu „guter“ Diagnostik beeinflusst sein. Bislang liegen kaum Befunde zu Entwicklung, Ausprägung/Mustern (Streckeisen u.a. 2007) solcher Überzeugungen vor. Dies gilt v.a. bezogen auf Lehramtsstudierende. Mit einem neu entwickelten Fragebogen zur Erfassung von Überzeugungen/Deutungsmustern bezüglich diagnostischer Aufgaben werden im SoSe 24 Lehramtsstudierende der Universität Münster (v.a. in bildungswissenschaftlichen Einführungsvorlesungen) befragt. Der Fragebogen enthält neben geschlossenen Items/Rating-Skalen (z.B. zu formativer/summativer Diagnostik) auch eine offene Abfrage von Assoziationen zu „guter“ Diagnostik. Angestrebt ist eine Befragung von ca. 400 Studierenden, um zu aussagekräftigen deskriptiven Befunden zu gelangen und die Anwendung von Typenbildungsverfahren (z.B. LCA, Mixed-Rasch) zu ermöglichen. Fragebogen und ausgewählte Befunde werden dargestellt und diskutiert.



Künstliche Intelligenz in der Lesediagnostik für ein- und mehrsprachige Kinder - Entwicklung eines Diagnostiktools für die Grundschule

Kristina-Maren Stelze

Leibniz Universität Hannover, Deutschland

Eine für die schulische Praxis geeignete Diagnostik der Lesefähigkeiten bei ein- und mehrsprachigen Kindern ist eine wesentliche Voraussetzung für die spezifische Planung und Umsetzung von Unterricht und Förderung. Dabei sollte die Lesediagnostik alle Teilprozesse der Lesekompetenz erfassen. Besonders mehrsprachige Kinder zeigen in Teilfähigkeiten (z.B. bei der Worterkennung) eine niedrigere Lesekompetenz im Deutschen.

Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit kein Verfahren, das alle Teilfähigkeiten der Lesekompetenz effizient erfasst. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Anwendungen des Maschinellen Lernens, also die Verwendung künstlicher Intelligenz, ein hohes Potenzial für die Bewertung dieser Fähigkeiten haben.

An der Leibniz Universität Hannover wird im Projekt TALC-DIRA ein KI-basiertes Tool für die 2.-4 Klasse der Grundschule entwickelt, das besonders die Gruppe der mehrsprachigen Kinder in der Testkonzeption berücksichtigt.

Es werden erste Ergebnisse der Toolentwicklung mit ein- und mehrsprachigen Kindern (N=350) sowie Korrelationen zwischen den Lesefähigkeiten und relevante Einflussfaktoren (wie Mehrsprachigkeit, sozio-kultureller Status u.a.) präsentiert.



Schulinterne Innovationen verstehen: Prozesse und Educational-Governance-Strukturen im Blick

Sarah Rogulj1, Alexandra Junk-Deppenmeier1, Alexandra Dehmel1, Benjamin Fauth1,2

1Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg; 2Eberhard Karls Universität Tübingen

Um nachhaltige Veränderungen in der schulischen Praxis in der Breite zu erreichen, müssen Bildungsadministration, -praxis und -forschung zusammenarbeiten. Diese Notwendigkeit ist hinreichend bekannt, jedoch fehlt empirische Evidenz, wie Zusammenarbeit und Wissenschafts-Praxis-Transfer – auch mit Blick auf schulinterne Prozesse – bestmöglich gelingen können. Mittels formativer Evaluation lassen sich Bedarfe und Prozesswissen der beteiligten Akteure von Innovationen sichtbar machen und somit Chancen und Herausforderungen für Zusammenarbeit und Transfer aufdecken.

In einem Projekt zur Entwicklung und Implementation schulinterner Förderkonzeptionen in Sekundarschulen wird eine formative Evaluation im Mixed-Methods-Design durchgeführt, um deren zugrundeliegenden Prozesse zu untersuchen. Ergebnisse aus der quantitativen Befragung der 17 Schulleitungen mit Blick auf Strukturen der Educational Governance und die wahrgenommenen Einschätzungen der Entwicklung und Implementation der Förderkonzepte (z.B. Einstellungen sowie Infrastruktur der Innovation) werden vorgestellt, das Design des Projektes hinterfragt und Implikationen für den Transfer diskutiert.



Systematische Beschreibung von Transferaktivitäten durch ein Bildungsökosystem

Helene Pachale, Till Bruckermann

Leibniz Universität Hannover, Deutschland

Gesellschaftliche Teilhabe soll durch bildungsbezogenen Transfer gefördert werden. Doch überwiegt häufig in bildungsbezogenen Transferaktivitäten eine Verinselung des Lernens, sowohl auf bestimmte Kontexte (bspw. schulische: Barron, 2006) als auch bestimmte Medien (bspw. vor Ort: Sharples, 2015). Um dem entgegenzuwirken, fokussieren Bildungsökosysteme basierend auf ökosystemischen Ansätzen (z. B. Bronfenbrenner, 1981) die gegenständliche, personale und soziokulturelle Dimension des individuellen Lernens (National Research Council, 2009). Dieser Beitrag beschreibt ein übergreifendes Bildungsökosystem, das die Universität als Ausgangspunkt von Lernkontexten versteht, die vor Ort bzw. virtuell gestaltet und die Partizipation an Wissenschaft durch spezifische Aktivitäten, Artefakte, Akteur*innen und ihre Interaktionen ermöglichen. Das Bildungsökosystem wird anhand von sechs Leitlinien ausgestaltet, welche die Analyse von zielgruppenspezifischen Lehr-Lern-Arrangements und auch die Beforschung der Wirkung und der Wirksamkeit der Angebote ermöglichen. Es werden Implikationen der Analyse für Angebote diskutiert, die einer Verinselung im bildungsbezogenen Transfer entgegenwirken.



Vertrauen in Lehrer:innen-Schüler:innen-Dyaden unter Bedingungen offenen Unterrichts

Inga Schwarzat

Universität Hamburg, Deutschland

Interpersonales Vertrauen beeinflusst, wie Menschen einander gegenübertreten. Dies gilt auch für Lehrkräfte und Schüler:innen und ist damit entscheidend für deren Beziehung. Vertrauen in der L-S-Beziehung wurde bisher selten empirisch untersucht. Ein Desiderat besteht in Bezug auf Ver-trauen im Kontext von Interaktionen, die im Unterricht ablaufen. Die vorliegende Studie untersucht Vertrauensbeziehungen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen dyadisch und unter Bedingungen offenen Unterrichts an Sekundarschulen. Ziel ist, zu eruieren, welche Vertrauenshandlungen sich in der L-S-Dyade zeigen und wie die Vertrauenswürdigkeit des jeweiligen Gegenübers wahrgenommen wird. Um Vertrauenshandlungen zu untersuchen, werden individuelle Lernreflexionsgespräche zwi-schen Lehrkräften und Schüler:innen mit der Interaktionalen Stilanalyse (Selting 2008) sprachanaly-tisch ausgewertet. Zudem werden mit beiden Beteiligten Einzelinterviews geführt, wobei sowohl Vertrauenshandlungen als auch Vertrauenswürdigkeit fokussiert werden. Die Interviews werden mit der Qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2018) ausgewertet. Das Poster skizziert den theoretischen Hintergrund und das Forschungsdesign der Studie.



Transfer von fachbezogenem bildungswissenschaftlichen Wissen in die Unterrichtspraxis – FaBiUs

Maren Koberstein-Schwarz1, Vanessa van den Bogaert2, Till Bruckermann2, Ute Harms1

1Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik; 2Leibniz Universität Hannover

Obwohl die Professionalisierung von Lehrkräften auf evidenzbasiertem Wissen bildungswissenschaftlicher (bil.-wiss.) Forschung beruhen sollte (Bauer & Prenzel, 2012), erreichen neueste Erkenntnisse kaum oder verzögert die Schulpraxis (u. a. Gräsel, 2010; Seidel et al., 2017). Mit FaBiUs soll ein partizipativ-dialogorientierter Transferansatz von bil.-wiss. Wissen in die Unterrichtspraxis erprobt werden. Dabei werden durch die konkrete Anbindung des Transferinstruments an bildungspolitische Vorgaben für den naturwissenschaftlichen Unterricht Wissenschaft und Praxisrelevanz verbunden. Um das Interesse an Fachinhalten von Lehrkräften zu adressieren und gleichzeitig dem geringen Interesse an Ergebnissen der Bildungsforschung entgegenzuwirken (u.a. Brunner et al., 2006; Kleickmann & Anders, 2011), werden Lehrkräfte selbst partizipativ-forschend in ein Wildtierforschungsprojekt eingebunden sowie bei der theoretischen Reflexion von Unterrichtsplanung, und -durchführung in Blended-Learning-Formaten unterstützt. Das Transferkonzept und vermutete Effekte auf das bil.-wiss. Wissen der Lehrkräfte und ihre Einstellungen zum Nutzen bil.-wiss Befunde für die Unterrichtspraxis werden diskutiert.



Ein Review zur professionellen Kompetenz von Lehrkräften bei der Inklusion von autistischen Kindern

Nick Gerrit Hasche1,2, Prof. Dr. Mareike Kunter1,2, Prof. Dr. Charlotte Dignath2,3

1DIPF|Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Deutschland; 2IDeA-Zentrum, Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk, Deutschland; 3Institut für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland

Um autistische Kinder gut in Regelschulklassen integrieren zu können, bedarf es nach dem Modell professioneller Kompetenz, ein fundiertes Wissen über Autismus und spezielle autismussensible Handlungsweisen sowie eine entsprechende Motivation und Überzeugung bei der Inklusion seitens der Lehrkraft (vgl. Baumert & Kunter 2011). Aktuell lassen sich jedoch für Deutschland aufgrund unzureichender Instrumente keine einheitlichen Aussagen zum Stand der professionellen Kompetenz von Lehrkräften bei der Inklusion von autistischen Kindern treffen.

In diesem Systematic Review wurde ein internationaler Überblick über bestehende Instrumente erstellt, welche einzelne Kompetenzaspekte erfassen. Unsere Annahme dabei ist, dass diese zwar bereits individuell untersucht wurden, dabei zum Teil aber nicht trennscharf zu einander und nicht als abhängige Bedingungen für eine erfolgreiche Inklusion gedacht wurden.

Der Review-Prozess folgt dem PRISMA-Schema (Page et al. 2021). Von ursprünglich über 12.000 gefundenen Studien wurden 90 selektiert, die aktuell inhaltlich codiert werden. Die Ergebnisse des Reviews und ihre Implikationen für weitere Forschung werden auf diesem Poster vorgestellt.



Wirksamkeit einer digitalen Umsetzung des Leseförderprogramms „Der Lese-Sportler"

Samuel Bellinghausen, Mareike Ehlert, Elmar Souvignier

Universität Münster, Deutschland

Digitale Leseförderprogramme können aufgrund leichterer Zugänglichkeit die Implementation nachweislich wirksamer Konzepte für Lehrkräfte erleichtern (Gold, 2023). Darüber hinaus haben solche Angebote das Potential, eine zum individuellen Leistungsstand passende Förderung bereitzustellen (Connor, 2019).

Unsere Studie untersucht die Wirksamkeit einer digitalen Umsetzung des evidenzbasierten Leseförderprogramms „Der Lese-Sportler“ (Hebbecker et al., 2020) im Vergleich zur papierbasierten Version sowie zu regulärem Leseunterricht. Dazu werden Veränderungen von Leseflüssigkeit, Leseverständnis und Lesemotivation anhand standardisierter Verfahren erhoben. Die Leseförderung wird über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr in jeweils 10 Klassen mit einer empfohlenen Dosierung von dreimal wöchentlich 20 Minuten durchgeführt. Bei der Implementation des Lese-Sportlers werden Lehrkräfte mit Fortbildungen und datenbasierten Förderempfehlungen unterstützt.

Der Posterbeitrag präsentiert das Untersuchungsdesign, die zum Einsatz gebrachten Förderkonzepte sowie erste Ergebnisse zur Wirksamkeit nach ca. zwei Monaten.



Kommunikations- und Wissenstransferstrukturen im Forschungsverbund SchuMaS - Schule macht stark

Katharina Kronsfoth, Alexandra Marx

DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Deutschland

Im SchuMaS-Forschungsverbund arbeiten Forschende und Expert*innen aus 13 Einrichtungen zusammen, um mit ko-konstruktiven Maßnahmen Schul- und Unterrichtsentwicklung an den 200 beteiligten Schulen der BMBF-Initiative Schule macht stark voranzutreiben. Um Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Wissenschaft und schulischer Praxis (Gräsel, 2011; Kronsfoth, 2020;) und somit einen möglichst umfassenden Wissenstransfer in beide Richtungen (Bremm et al., 2018) zu erreichen, müssen spezifische Strukturen im Verbund vorliegen, die ein gemeinsames Arbeiten von Akteur*innen aus unterschiedlichen Professionen ermöglichen (Maaz & Marx, im Druck). Diese Strukturen der Kommunikation und des Wissenstransfers zu identifizieren ist Teil der Evaluation des Forschungsverbundes, die mehrmethodisch angelegt ist und schriftliche und mündliche Befragungen sowie die Auswertung von Dokumenten einschließt (Kuckartz, 2014). Die zu beantwortende Frage lautet: Wie müssen Kommunikations- und (Wissens-)Transferstrukturen gestaltet sein, um in interdisziplinären Forschungsverbünden wirksam zu sein? Das Poster wird dieser Frage auf Basis vorliegender Daten und Erfahrungen aus dem SchuMaS-Forschungsverbund nachgehen.



LESek I – Längsschnittliche Erhebung von Lehramtsstudierenden der Sekundarstufe I

Philipp Schultes, Patrick Gollub, Jörg Holle

Universität Münster, Deutschland

Der aktuelle Lehrkräftemangel stellt insbesondere für Schulformen der Sekundarstufe I ein langfristiges Problem dar. Bis 2035 fehlen laut KMK-Prognosen rund 50.000 passgenau ausgebildete Lehrkräfte, was knapp der Hälfte des Gesamtbedarfs entspricht (KMK, 2023). Daten der Universität Münster zeigen, dass bis zu 35% der Studierenden dieses Lehramts den Studiengang bis zum 6. Semester verlassen. Untersuchungen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern stellen Schwundquoten von bis zu 70% fest (Güldener et al., 2020; MBSA, 2023). Wir verfolgen mit LESek I das Ziel, eine Studienkohorte von Sekundarstufe I-Studierenden im Münster im Längsschnitt während des Bachelors zu begleiten, multithematisch zu befragen und so die individuellen Gründe für Studienabbruch und -verbleib zu eruieren. Das Mixed-Method-Design implementiert dabei theoretische Überlegungen zum Studienabbruch, wie z. B. Konzepte der sozialen und akademischen Integration (Tinto, 1975) und psychologische Ansätze zum Zusammenspiel von Merkmalen der Persönlichkeit und Lehr- und Lernbedingungen (Sarcletti & Müller, 2011). Der Messzeitpunkt I ist für Oktober 2024 terminiert; erste Ergebnisse sind im kommenden Jahr zu erwarten.



Wie Lehrkräften die Integration an Deutschen Auslandsschulen gelingt

Sonja Flüchter

Universität Münster, Deutschland

Bereichernd oder belastend, heraus- oder überfordernd - die Integration von Auslandslehrkräften wird als bedeutsamer Prozess für die Schulgemeinschaft wahrgenommen, in der Forschungslandschaft jedoch als weitgehend „blinder Fleck“ bezeichnet. Vor diesem Hintergrund werden zunächst Unterstützungssysteme für startende Lehrkräfte im Ausland beleuchtet. Ein Vergleich dieses angestrebten Soll-Zustands mit den wenigen vorliegenden Forschungsbefunden offenbart eine Diskrepanz zwischen Anspruch und schulischer Praxis, welche die Frage nach den Gelingensbedingungen einer erfolgreichen Integration aufwirft. Um sowohl erschwerende als auch stützende Faktoren der Integration zu identifizieren, wurden weltweit zehn Auslandslehrkräfte als Expert:innen leitfadengestützt interviewt. Im Rahmen einer strukturierenden Inhaltsanalyse wurden neben Be- und Entlastungsfaktoren und den sich daraus ergebenden Bedarfen während der Vorbereitungs- und Einarbeitungszeit auch die Empfehlungen der Lehrkräfte für die Einzelschule und das System betrachtet. Hieraus lassen sich Perspektiven zur Optimierung der Integration für systemisch Programmverantwortliche, Schulleitungen und Lehrkräfte ableiten.



Einflussfaktoren erfolgreicher Studienverläufe bei Studierenden mit Zuwanderungsgeschichte

Zainab Reda

Universität Münster, Deutschland

Die soziale Integration an der Hochschule und das Zugehörigkeitsgefühl im Studium gelten als wesentliche Einflussfaktoren für einen erfolgreichen Studienverlauf. Studierende mit einer Zuwanderungsgeschichte (ZG) weisen jedoch ein geringeres Zugehörigkeitsgefühl im Studium auf und äußern höhere Abbruchintentionen (Wolf et al., 2021). Studierende ohne ZG hingegen weisen erfolgreichere Studienverläufe auf, erzielen bessere Prüfungsergebnisse und brechen seltener ab (Morris-Lange, 2017). Trotz der empirisch belegten ungünstigeren subjektiven Wahrnehmungen der Studierenden mit ZG stellen sie dennoch etwa ein Viertel der Studienabsolvent_innen. Das Vorhaben verfolgt daher die Frage, welche Faktoren für den Studienerfolg dieser Gruppe besonders ausschlaggebend sind. Untersucht werden sollen hierbei vor allem die Rolle des individuellen Zugehörigkeitsgefühls sowie des „signifikanten Anderen“, die Relevanz milieuspezifischer Geschlechterrollenentwürfe und der Einfluss von Diskriminierungserfahrungen. Im Rahmen der geplanten Studie wird ein intersektionaler Ansatz verfolgt, der in einem Mixed-Methods-Design die Erhebung und Auswertung von quantitativen und qualitativen Methoden vorsieht.



Die digitale Transformation regionaler Netzwerke für Transfer und Implementation von Sprachbildungsmaßnahmen

Janna Gutenberg

Universität zu Köln, Technische Universität Chemnitz, Deutschland

Durch Kombinieren und Erweitern vorhandener Wissensressourcen ermöglichen Netzwerke eine nachhaltige und tiefgreifende Implementation von Innovationen im Bildungssystem (Marx & Pant, 2022).

Die regionalen Netzwerke von BiSS-Transfer formieren sich seit 2013, um erwiesenermaßen wirksame Sprachbildungsmaßnahmen an Schulen und Kitas zu implementieren. Sollen Ansätze langfristig systemwirksam werden, ist vor allem relevant, wie genau diese Prozesse im Innovationsnetzwerk ablaufen (Coburn, 2003).

Im Forschungsvorhaben werden daher zwei regionale Netzwerke fallstudienartig untersucht, um Erkenntnisse über ihre Strukturen, Akteure, Prozesse und Dynamiken im Kontext der digitalen Transformation zu generieren.

Die Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour, 2010) bietet einen methodologischen Analyseansatz, der die Wechselwirkungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren betont. Sie eignet sich daher dazu, Einflüsse der Digitalisierung auf Innovationsnetzwerke zu untersuchen. Dafür werden Interviews und Dokumentenanalysen durchgeführt und anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2015) ausgewertet. Das Poster zeigt Forschungsdesign und erste Ergebnisse.



Schulleitungshandeln und Kooperationsprozesse an inklusiven Schulen

Stefanie van Helden, Kathrin Fussangel

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Die Kooperation von Regelschullehrkräften und Sonderpädagog*innen gilt als zentrale Gelingensbedingung schulischer Inklusion (Lütje-Klose & Urban, 2014). Für gelingende Kooperationsprozesse wiederum kommt der Schulleitung eine zentrale Rolle zu. Sie kann zum einen indirekt kooperationsförderliche Rahmenbedingungen schaffen und zum anderen direkt durch Interaktion auf die Kooperation einwirken (Harazd & Drossel, 2011). Um Schulleitungshandeln zu analysieren und konzeptualisieren, werden verschiedene schulische Führungsmodelle beschrieben (Scheer, 2020; Wissinger, 2014).

Das vorliegende Forschungsvorhaben geht der bisher wenig erforschten Frage nach, welche Rolle das Führungshandeln von Schulleitungen im Zusammenhang mit der Etablierung von Inklusion und der im Rahmen dessen praktizierten Kooperation innerhalb des Kollegiums spielt.

Mithilfe einer quantitativen Studie werden die Kollegien zehn inklusiver Schulen in NRW zu ihrer Kooperationsaktivität und ihrer Einschätzung des Schulleitungshandelns befragt.

Auf dem Poster werden die Kooperationsaktivitäten im Rahmen des inklusiven Unterrichts sowie deren Zusammenhänge mit dem Führungsverhalten der Schulleitung präsentiert.



Multiplikator:innen im Transfer des diagnosebasierten individualisierten Forderns und Förderns (diFF)

Steffen Janke, Christian Fischer

Universität Münster, Deutschland

2023 startete der Transfer als zweite Phase der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule – LemaS“, in der sich vor allem Schulen aus der ersten Förderphase auf den Weg machen, um u.a. die Materialien und erprobten Formate des diagnosebasierten individualisierten Forderns und Förderns (diFF) deutschlandweit an Schulen in dafür gebildeten Netzwerken zu multiplizieren. Hinweise zur Gestaltung solcher Transferprozesse finden sich u.a. im dreistufigen Multiplikatorenmodell von Behr et al. (2020) oder dem Drei-Tetraeder-Modell von Prediger et al. (2017), denen sich auch das hier zugrundeliegende Transferkonzept anschließt und dabei die besondere Rolle der Multiplikator:innen betont, die bekannten Inhalte eigenständig weiterzugeben. Das vorliegende Poster skizziert das noch am Anfang stehende Forschungsvorhaben mit dem Ziel, den Transferprozess zunächst seitens der Multiplikator:innen in Bezug auf die Veränderungen in Kompetenz und Wissen hinsichtlich der Formate selbstregulierten forschenden Lernens zu untersuchen und förderliche Strukturen herauszuarbeiten.

Vorgestellt werden erste Ergebnisse, die im Rahmen einer formativen Evaluation prozessbegleitend erhoben wurden.



KI als Dimension der Hochschulbildung – Impulse aus Jena und Ilmenau

Ralf Koerrenz, Pia Diergarten, Daniel Lieb

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland

Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojekts ‚THInKI – Thüringer Hochschulinitiative für KI im Studium‘ der TU Ilmenau und der Universität Jena wird die Hochschulbildung im Bereich des Lehrens mit und über KI weiterentwickelt. Im Zentrum steht dabei die Erarbeitung eines Zertifikatsprogramms zum Thema KI.

Das Institut für Bildung und Kultur ist an THInKI mit einer bildungswissenschaftlichen Begleitforschung beteiligt. In einer qualitativ-explorativen Studie werden die Perspektiven auf den Operator Hochschulbildung herausgearbeitet. Die Begleitforschung geht dabei hermeneutisch vor: ihr Ziel ist die Gewinnung eines Verständnisses der pluralen Perspektiven der Teilprojekte auf den Kernoperator Bildung. Dahinter steht eine rekonstruktive Fragestellung: Welches Verständnis von Bildung wird in den Teilprojekten artikuliert und inwiefern verändert die wachsende Implementierung von KI als Studieninhalt die universitäre Bildung?

Das Datenmaterial wird dialogorientiert in semi-strukturierten, leitfadengestützten ExpertInneninterviews und Fokusgruppen an zwölf Lehrstühlen und Einrichtungen aus dem MINT- und sozialwissenschaftlichen Bereich erhoben und anhand der Grounded Theory ausgewertet.



Reflexionsfähigkeit von Lehramtsstudierenden – eine Mixed-Methods-Studie

Julia Ortwig, Chengming Zhang, Michaela Gläser-Zikuda

Universität Erlangen-Nürnberg

Die Bereitschaft und Fähigkeit zu reflektieren sind wesentliche Voraussetzungen für die Bewältigung beruflicher Herausforderungen und die professionelle Entwicklung von Lehrkräften. Dispositionen und motivationale Orientierungen spielen für die Reflexionsfähigkeit eine Rolle. Die Analyse von Reflexionsfähigkeit stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Im Rahmen einer sequentiellen Mixed-Methods Studie wurden daher die Reflexionsfähigkeit sowie die reflexionsbezogenen Dispositionen und motivationalen Orientierungen von Lehramtsstudierenden näher untersucht. Von N = 62 Studierenden (N = 80% weiblich) im Rahmen einer Lehrveranstaltung verfasste Reflexionstexte wurden zunächst basierend auf einem theoriebasierten Kategoriensystem inhaltsanalytisch ausgewertet und dann bezogen auf Reflexionsniveaus als ordinalskalierte Daten quantifiziert. Anschließend wurden inferenzstatistische Analysen sowie ein ordinales Regressionsmodell gerechnet, um reflexionsbezogene Dispositionen und motivationale Orientierungen als Prädiktoren von Reflexionsfähigkeit von Lehramtsstudierenden zu prüfen. Im Beitrag werden Ergebnisse, Limitationen und Implikationen für die Lehrkräftebildung diskutiert.



Bildungsprojekt AbiturPLUS: Effekte auf Karrierepläne und geschlechtsspezifische Wirkungsmechanismen

Christina Sotiriadou

Universität Stuttgart, Deutschland

Angesichts der bestehenden Engpässe an qualifizierten Fachkräften im MINT-Bereich [1, 2] wurden verschiedene bildungspolitische Maßnahmen zur Rekrutierung junger Talente initiiert, darunter auch außerschulische Bildungsprojekte [3, 4].

Das außerschulische regionale Bildungsprojekt AbiturPLUS, ermöglicht es den Schüler:innen, während ihrer Gymnasialzeit eine praktische technische Ausbildung zu absolvieren.

Die Studie umfasste insgesamt N = 180 Schüler:innen der Klassenstufe 8. bis 12. (m = 101, f = 79), wobei n = 82 Projektteilnehmer:innen in der Stichprobe vertreten sind und n = 98 einer nicht teilnehmenden Vergleichsgruppe angehören. In der Fragebogenstudie wurden MINT-Interessen, akademisches Selbstkonzept (Mathematik/Physik) und die berufliche Orientierung an MINT-Fächern erhoben.

Das Poster präsentiert den Einfluss der Teilnahme am Bildungsprojekt auf die MINT-Interessen, das akademische MINT-Selbstkonzept und die MINT-Karrierepläne unter Berücksichtigung (geschlechtsspezifischer) Wirkmechanismen.

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung und das Potenzial des Projekts als geschlechtssensibles MINT-Bildungsmodell, das sich an verschiedene schulische Umgebungen anpassen lässt.



Digital gestärkt aus dem Praxissemester? Berufsbezogene Kompetenzüberzeugungen von Studierenden

Jennifer Rahden1, Raphaela Porsch1, Christian Reintjes2

1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland; 2Universität Osnabrück, Deutschland

Schulpraktika sind für Lehramtsstudierende wichtige Lerngelegenheiten zur Entwicklung berufsbezogener Kompetenzüberzeugungen. Viele Studien zeigen eine positive Entwicklung der Kompetenzüberzeugungen (Porsch & Gollub, 2021), jedoch betrachten nur wenige Studien die Entwicklung berufsbezogener digitaler Kompetenzüberzeugungen (BDKÜ) im Praxissemester (z. B. Vogelsang et al., 2023). Daher untersucht diese Studie, wie sich die BDKÜ von Lehramtsstudierenden im Praxissemester verglichen mit einer Kontrollgruppe entwickeln.

Es wurden Daten von n = 145 Studierenden genutzt, die zwischen dem WiSe 2022/23 und 2023/24 an einer Befragung teilgenommen haben. Zur Erhebung der BDKÜ wurde ein Instrument von Quast et al. (2023) auf Basis von DigCompEdu (Redecker & Punie, 2017) genutzt. Es wurde eine mixed Analysis of Variance durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen Unterschiede in der Entwicklung der BDKÜ zwischen Experimental- und Kontrollgruppe. Die BDKÜ der Studierenden im Praxissemester entwickeln sich in allen sieben Kompetenzbereichen positiv, während die BDKÜ der Kontrollgruppe stabil sind. Dies deutet auf eine positive Wirkung des Praxissemesters auf die BDKÜ von Lehramtsstudierenden hin.



Kooperationsbezogene Einstellungen angehender Lehrkräfte – zur Bedeutung von Persönlichkeit, Lehrerselbstwirksamkeit und Geschlecht

Elisabeth Maué2, Annalisa Biehl1, Kris-Stephen Besa2

1Universität Münster, Deutschland; 2Universität Konstanz, Deutschland

Insbesondere im Zusammenhang mit Inklusion wird jüngst vermehrt auf die Bedeutung der Ausbildung von Kooperationsfähigkeit sowie -bereitschaft bereits bei angehenden Lehrkräften verwiesen (Besa et al., 2023; Bush & Grotjohann, 2020; Rothland, 2009).

Wenig betrachtet ist in diesem Kontext bislang, welche personenbezogenen (zeitstabile wie variable) Merkmale die Ausprägung und damit auch entsprechende Ausbildung kooperationsbezogener Einstellungen beeinflussen können.

Die vorliegende Studie geht dieser Frage nach und untersucht in einem latenten Pfadmodell (CFI = .96; RMSEA = .046; x2 = 55,167, df = 32) auf Basis einer Stichprobe von n = 353 Lehramtsstudierenden die Einflüsse der Persönlichkeitsmerkmalen, der Lehrkräfteselbstwirksamkeit und des Geschlechts auf die antizipierte Kooperationsfähigkeit von Studierenden.

Die Ergebnisse zeigen unter anderem einen positiven Einfluss der Selbstwirksamkeit sowie insbesondere der Persönlichkeitsdimensionen Extraversion und Verträglichkeit auf die Einschätzung zur Bedeutung kollegialer Kooperation, während geschlechtsspezifische Unterschiede kaum zum Tragen kommen.



Gemeinsame Ziele, gemeinsamer Erfolg!? Eine qualitative Studie zur Zusammenarbeit mit Schulbehörden

Martina Funk

PH Gmünd, Deutschland

Trotz herausfordernder Lage, haben nicht alle Schulen einen Entwicklungsbedarf (Bremm et al., 2016). Vielmehr dokumentieren Forschungsbefunde, dass es erwartungswidrig starke Schulen gibt, die trotz ihrer Lage gute Leistungen generieren (Funk, im Druck; Kuhl et al., 2011). Vor dem Hintergrund des Forschungsstands zur Schuleffektivität und -qualität von erwartungswidrig starken Schulen (Klein, 2017; Racherbäumer et al., 2013; Webs et al., 2018) zielt die Forschungsfrage auf die bisher wenig analysierte Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen (erwartungswidrig starken) Grundschulen und Schulaufsichtsbehörden ab. In einer kontrastierenden Fallanalyse (erwartungswidrig starke bzw. erwartungswidrig schwache Grundschulen) sollen Expert:inneninterviews mit Schul- und Verwaltungsvertreter:innen zu bewährten Praktiken und Handlungslogiken der Zusammenarbeit geführt werden. Die Ergebnisse könnten Einblicke in effektive Kommunikationsstrategien, Ressourcennutzung und gemeinsame Zielsetzungen von erfolgreichen Grundschulen bieten. Auf Grundlage der Erkenntnisse könnten Handlungsempfehlungen und Modellen zur Unterstützung der Zusammenarbeit in herausfordernden Lagen entwickelt werden.



P:INK LBS- Prüfen: innovativ & kompetenzorientiert in Lehramtsstudiengängen für berufsbildende Schulen

Prof. Dr. Ursula Walkenhorst, Katharina Schwanke

Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung

Die Kompetenzorientierung hat im Studium erheblich an Bedeutung gewonnen (Schaper et al. 2012). So werden u.a. in den Ausbildungen der Gesundheitsberufe seit mehreren Jahren kompetenzorientierte Formate wie fallbasierte Performanz- und OSCE-Prüfungen durchgeführt (Bonse-Rohmann et al. 2008; Müller et al. 2018). Im Rahmen des Forschungsprojekts P:INK LBS wurde dazu ein kompetenzorientiertes Prüfungsformat aus den Gesundheitsberufen an die spezifischen Anforderungen eines beruflichen Lehramtsstudiengangs angepasst. Die entwickelte Kommunikationsprüfung mit Schauspielenden konnte im Masterstudiengang in den beruflichen Fachrichtungen Gesundheit, Körperpflege und Pflege im Sommer 2023 an der Universität Osnabrück umgesetzt werden. Die Evaluation zu der Frage: Welche Chancen, Herausforderungen und Gelingensbedingungen ergeben sich aus der Performanzprüfung im beruflichen Lehramtsstudium? zeigte, dass das unbekannte Prüfungsformat bei den Studierenden zunächst Nervosität hervorruft. Allerdings wurden der Kompetenzzuwachs und die Theorie-Praxis-Verknüpfung als sehr positiv bewertet. Die Ergebnisse geben zudem Hinweise zur Gestaltung einer kompetenzorientierten Prüfungspraxis.



Projekt: Diagnostik heterogener Lernausvoraussetzungen im Religionsunterricht (DiaLeRu)

Jonas Bonke, Claudia Gärtner, Alexander Unser, Annalena Sievecke, Gregor Taxacher

Technische Universität Dortmund, Deutschland

Das Projekt DiaLeRu untersucht die Diagnosefähigkeit heterogener Lernvoraussetzungen von Lehrkräften im Religionsunterricht, ihre Urteilsgenauigkeit, die Relevanz von Professionswissen, und ob eine korrekte Diagnostik mit einer höheren Unterrichtsqualität einhergeht. Das Projekt fokussiert sich dabei auf den Lerngegenstand „Schöpfung“ und die Sekundarstufe I.

Das Projekt umfasst eine qualitative (TS 1) und eine quantitative Studie (TS 2). Beide sind durch ihr jeweiliges Sample miteinander verbunden. Untersucht werden Wissen, Überzeugungen und Diagnose von 25 Religionslehrkräften (TS 1) sowie die heterogenen Lernvoraussetzungen und Einschätzungen der Unterrichtsqualität ihrer Schüler*innen (N= 500 - 625) (TS 2). In TS1 werden mit den Lehrkräften Leitfadeninterviews durchgeführt, welche inhaltsanalytisch ausgewertet werden. In TS2 wird mittels standardisierter Fragebögen der Hintergrund und die Selbsteinschätzung der Schüler*innen erhoben sowie die Fremdeinschätzung der Lehrer*innen. Die Analyse der Daten erfolgt über Produkt-Moment-Korrelationen und Mehrebenen-Strukturgleichungsmodelle. Die Ergebnisse der beiden Teilstudien werden in einem mixed-methods design zusammengeführt.



Promotor*innen-Netzwerke im Kontext digitaler Schulentwicklung

Nina Carolin Werth, Amelie Sprenger, Prof. Dr. Kathrin Fussangel, Prof. Dr. Cornelia Gräsel

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Für eine effektive digitalisierungsbezogene Schulentwicklung ist mehr erforderlich als nur technische Ausstattung; Es bedarf einer umfassenden digitalen Transformation in allen schulischen Bereichen (Eickelmann und Gerick 2018). Dabei können Promotor*innen im Kollegium eine zentrale Rolle spielen, indem sie als Schlüsselpersonen den Innovationsprozess durch ihr Engagement aktiv fördern und durch Kooperation ihre Erfolgschancen steigern (Wagner und Gerholz 2022; Witte 1973). Kooperative Zusammenarbeit gilt als essenziell für erfolgreiche Schulentwicklung (Fussangel und Gräsel 2014).

Ziel der vorliegenden Studie ist es, mithilfe sozialer Netzwerkanalysen (Lin und Lee 2018; Wullschleger et al. 2023) Promotor*innen zu identifizieren und deren Beiträge zur Digitalisierung an 24 weiterführenden Schulen zu untersuchen, die ab Frühsommer 2024 einen Fragebogen erhalten, der die digitalisierungsbezogenen Kooperationsbeziehungen sowie die Netzwerkmerkmale von Promotor*innen im Schulnetzwerk fokussiert.

Auf dem Poster werden die Netzwerkanalysen aus einem Bundesland präsentiert und vor dem Hintergrund möglicher Schulentwicklungsberatungen im Zuge der Digitalisierung diskutiert.



Schulformempfehlungen nach dem Gemeinsamen Lernen (SeGeL)

Theresa Tischler1, Vanessa Rempel2, Jun.-Prof.'in Dr.'in Katrin Lintorf1, Dr.'in Sina Schürer2, Prof.'in Dr.'in Stefanie van Ophuysen2

1Universität zu Köln; 2Universität Münster

Das DFG-geförderte Projekt „SeGeL“ untersucht in zwei Teilstudien die pädagogische Diagnostik am Übergang zur weiterführenden Schule bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) in den Bereichen emotional-soziale Entwicklung und Lernen.

Die Wahl eines weiterführenden Förderortes hat für die Schüler*innen weitreichende Konsequenzen (z. B. unterschiedliche Berufschancen, Klemm, 2010). Befunde aus verwandten Forschungsfeldern legen nahe, dass sich Eltern bei dieser Wahl stark an der Lehrkraftempfehlung orientieren (Klicpera & Gasteiger-Klicpera, 2004). Entsprechend sollte die Empfehlung auf einem qualitätsvollen diagnostischen Prozess beruhen. Studien, welche die Formation der Übergangsempfehlung für Kinder mit SPF als diagnostische Aufgabe von Lehrkräften an Allgemeinen Grundschulen erforschen, fehlen. Daher untersucht dieses Projekt mit einer quali- und einer quantitativen Studie (1) die Ausgestaltung des zugrundeliegenden pädagogisch-diagnostischen Prozesses und (2) Prädiktoren der Empfehlung.

Erwartet wird u. a., dass die Empfehlung soziale/regionale Disparitäten begünstigt, indem sie neben kindbezogenen, auch familiäre und schulstrukturelle Informationen einbezieht.



SeiL – Studienerfolg im Lehramt

Nils Schümann1, Marc Ode1, Martin Petry1, Anja Vatterrott1, Torben Güldener2, Ivonne Driesner1, Falk Radisch1

1Universität Rostock, Deutschland; 2gecko mbH

In der aktuellen Lehrkräftebedarfskrise nehmen die MINT-Fächer eine zentrale Rolle ein (vgl. Klemm 2020). Dies liegt unter anderem in der geringen Anzahl der Nachwuchslehrkräfte und hohen Schwundquoten im Lehramtsstudium in den MINT-Fächern begründet (acatech & Joachim Herz Stiftung 2023). Das Studienerfolgsmanagement ist eine zentrale Aufgabe der Hochschulen (vgl. u.a. Berthold et al. 2015). Um diese Aufgabe zu erfüllen, ist die Nutzung von Studienverlaufsdaten erforderlich (HRK 2015, S. 25). Das BMBF-Projekt SeiL untersucht anhand von Studienverlaufs-, Prüfungs- und Befragungsdaten den Studienerfolg in den Fächern Mathematik und Informatik. Die Analysen zeigen, dass Schwund im Zusammenhang mit Studienstrukturen und angestrebten Schulformen steht und die Teilnahme an fakultativen Unterstützungsangeboten in Zusammenhang mit schulischen Vorleistungen und Selbstkonzepten steht. In der Konzipierung von Unterstützungsangeboten sollte daher auf eine zielgruppengerechte Adressierung geachtet werden.



ChatGPT & Co: Feedback als Use-Case für LLMs in der Hochschulbildung

Lucas Jasper Jacobsen1, Kira Elena Weber2

1Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland; 2Universität Hamburg

Diese Studie evaluiert die Effektivität von Large Language Modellen (LLMs) einschließlich ChatGPT, Claude 2 und Bard, hinsichtlich der Bereitstellung von qualitativ hochwertigem Feedback. Angesichts der begrenzten empirischen Forschung zu dem Nutzen von LLMs in diesem Kontext (Crompton & Burke, 2023) zielt diese Arbeit darauf ab, das Potential von KI-Feedback als Komplement und Alternative zu konventionellem Feedback zu untersuchen. Die Auswahl der drei Modelle basierte auf Kriterien wie der Zugänglichkeit für Nutzende und der Qualität der generierten Ergebnisse. Wir erstellten ein theoriegeleitetes Manual um qualitativ hochwertige Prompts zu generieren. Feedback zu 153 von Lehramtsstudierenden formulierten Lernzielen wurde mithilfe der drei LLMs erstellt und hinsichtlich seiner Qualität kodiert. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Qualität und Komplexität der Prompts maßgeblich die Güte des KI- Feedbacks beeinflussen, wobei die Qualität von ChatGPT besonders hervorsticht. Die Ergebnisse beleuchten das transformative Potential von KI und deuten auf KI-Feedback als innovative Möglichkeit zur Förderung langfristigen, formativen Feedbacks für Studierende.



Diversitätsbezogene Lehrer*innenorientierungen und ihre Bedeutung für diversitätssensible Bildung

Anna-Elisabeth Silberg, Prof. Dr. Horst Zeinz

Universität Münster, Deutschland

Die Diversifizierung der Gesellschaft wirft die Frage der Entwicklung einer (selbst)kritischen Reflexivität und Diversitätssensibilität von Lehrer*innen im Rahmen ihrer pädagogischen Professionalität auf, die Überzeugungen als wichtige Einflussfaktoren ihres beruflichen Habitus betrachtet, da diese u.a. mit Selbstwirksamkeitserwartungen, (stereotypvermeidender) Motivation (Bender-Szymanski et al. 1998/2000; Hachfeld 2012/15) und Unterrichtspraktiken (Civitillo et al. 2019; Gebauer et al. 2020) korrelieren. Ein Mixed-Methods-Designs zur Forschungsfrage, welche Zusammenhänge zw. diversitätsbezogenen Überzeugungen und der Wahrnehmung heterogener Bildungsumgebungen sowie Konstruktion von Differenz bestehen, soll die Beleuchtung möglicher Ursachen für diversitätsaffines und kritisch-reflexives Denken und pädagogisches Handeln sowie schulische Auswirkungen ermöglichen. Daraus abzuleitende Implikationen für die Lehrer*innenbildung sowie Indikatoren diversitätsbezogener Einstellungen tragen dazu bei, ein tieferes Verständnis für die Rolle der Lehrer*innen in diversitätssensiblen Bildungsumgebungen zu entwickeln und Strategien zur Förderung von Diversitätssensibilität zu identifizieren.



Eine empirische Untersuchung von Grundschullehrkräften zum Thema Demokratiebildung im Unterricht

Julia Wandhöfer, Horst Zeinz

Universität Münster, Deutschland

Das Forschungsvorhaben fokussiert Demokratiebildung in der Grundschule und geht der Frage nach, welche Einstellungen Lehrer*innen zur Demokratiebildung vertreten und wie diese mit deren Unterrichtsgestaltung zusammenhängen. Angesichts der zunehmenden Relevanz, das Demokratiebewusstsein und die Beteiligung in der Gesellschaft zu fördern, gilt es zukünftig Partizipationsformen zur Förderung der Mitbestimmung in der Schule weiter auszubauen (Fahrenwald, 2023; Wiesemann, 2014). Es wird konstatiert, dass Schulen dem Partizipationsanspruch derzeit nicht gerecht werden und Grundschulschüler*innen mehr Mitbestimmung auf organisatorischer und unterrichtlicher Ebene einfordern (Bücker et al., 2021; Gerbeshi & Ertl, 2023). Anhand eines Mixed-Methods-Designs wird untersucht, wie Grundschullehrer*innen die Relevanz von Demokratiebildung einschätzen und wie sie angesichts dessen ihren Unterricht gestalten. Erwartet wird ein Zusammenhang zwischen Einstellungen zur Demokratiebildung und einer partizipativen Unterrichtsgestaltung. Die Ergebnisse zeigen u.a. die Relevanz, dass eine ausgeprägte Partizipationskultur als grundlegende Aufgabe der Grundschule in der Lehrerbildung Berücksichtigung findet.



Evidenzbasierte Entwicklung des Ganztags. Der Blick auf die Wissenschafts-Praxis-Kooperation.

Fabian Reinwarth, Anna Gieschen, Fabian Siegel

LMU München, Deutschland

Die vorzustellende Studie evaluiert ein externes Förderangebot an einer Ganztagsschule. Mittels eines Mixed-Method-Ansatzes wird die Entwicklung von Grundschüler:innen einer Ganztagsschulklasse zunächst anhand quantitativ standardisierter Längsschnittdaten über vier Schuljahre hinweg betrachtet und diese anschließend mit qualitativen Interviews mit den Kursleitungen trianguliert. Die Studie analysiert weiterhin das Treffen von programmbezogenen Wirksamkeitsaussagen durch praktische Akteur*innen in Bildungskontexten sowie deren Qualitätsverständnis und dessen Passung mit dem Verständnis des Trägers. Zudem wird mittels Critical-Incident-Interviews betrachtet, welche Strategien die Beteiligten im Umgang mit wissenschaftlichen Leistungstestergebnissen anwenden und wie diese sinnvoll in den Schulalltag integriert werden können. Die Studie hat das Ziel, zur Diskussion über Wirkungen der Ganztagsschule sowie der qualitativen Weiterentwicklung dieser beizutragen. Weiterhin soll für eine stärkere Evidenzbasierung der Arbeit außerschulischer Beteiligter bzw. die Möglichkeiten und Grenzen von Evaluationsmaßnahmen in diesem Kontext sensibilisiert werden.



Die Schlüsselrolle von Schulleitungen bei einer ganzheitlichen Bildung für nachhaltige Entwicklung

Leander Scholz1, Ingo Wagner2, Olivia Wohlfart1

1Karlsruher Institut für Technologie, Deutschland; 2Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland

Schulen als tragende Säulen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für Kinder und Jugendliche sollen zukunftsfähiges Denken und Handeln theoretisch und praktisch vermitteln (Holst et al., 2024; Vereinte Nationen, 2015). Dabei nehmen Schulleitungen eine Schlüsselrolle bei der Implementierung von BNE als Schulentwicklungsmaßnahme ein (Stricker et al., 2023). Vor dem theoretischen Hintergrund des „Whole Institutional Approach“ (Holst, 2023) untersucht die vorliegende Studie exemplarisch die Rolle von Schulleitungen in der Ein- und Durchführung des FreiDay als BNE-Maßnahme.

Mittels leitfadengestützter Interviews werden im Mai und Juni 2024 insgesamt 10 Schulleiter:innen in Baden-Württemberg befragt, wie sie ihre Rolle in der (geplanten) Einführung des FreiDay wahrnehmen. Die transkribierten Interviews werden mittels thematischer Inhaltsanalyse nach Braun und Clarke (2006) analysiert, um die jeweils wahrgenommene Rolle vor dem ganzheitlichen Ansatz des Whole Institutional Approach sowie Chancen und Herausforderungen des Schulentwicklungsprozesses aus Perspektive der Schulleitungen zu diskutieren.



Digital-ästhetische Professionalisierung von Kunstlehrkräften: Forschungsdesign und erste Ergebnisse

Inkeri Martini, Nicole Berner

FAU Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Kunstpädagogik und -didaktik

Im internationalen Vergleich der Nutzung digitaler Medien im Unterricht landen deutsche Lehrkräfte bezüglich Häufigkeit und fachdidaktischer Fundierung wiederholt auf den hinteren Plätzen (Eickelmann et. al., 2019). So auch im Fach Kunst – trotz vielfältiger medienkünstlerischer Entwicklungen (Klein, 2019) und Anknüpfungspunkte in Design und Mediengestaltung.

Das Dissertationsvorhaben bearbeitet dahingehend folgende zentrale Forschungsfragen: Wie lässt sich digital-ästhetische Souveränität (Brüggemann & Frederking, 2024) von Kunstlehrpersonen in unterschiedlichen Professionalisierungsstufen empirisch konzeptualisieren? Welche Empfehlungen lassen sich für die Professionalisierung von Kunstlehrkräften ableiten?

Die Verzahnung mit der Praxis erfolgt im Projektseminar: Studierende entwerfen und erproben digital orientierte Konzepte in der Schule. Mittels qualitativer Inhaltsanalyse werden die anschließend durchgeführten Experteninterviews mit den kooperierenden Lehrkräften sowie gestalterische und sprachliche Reflexionen der Studierenden ausgewertet.

Im Vortrag werden Forschungsdesign sowie vorläufige empirische Ergebnisse vorgestellt.



Hörspielbasierte Sprachförderung am Übergang zur Grundschule

Nadine Elstrodt-Wefing, Isabel Neitzel

Technische Universität Dortmund, Deutschland

Im Projekt Dortmunder Sprach- und Erzähltraining am Übergang (DoSETÜ) wird ein Fokus auf die Schlüsselaspekte Bildungssprache und Erzählfähigkeit im Übergang aus dem vorschulischen Bildungssystem in die Grundschule gesetzt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung sprachförderlicher Hörspiele, die den Kindern in der Kita bzw. Schule zur Ausleihe zur Verfügung gestellt werden. Studien zum sprachförderlichen Nutzen von Hörspielen zeigen anhaltende positive Effekte einer wiederholten Hörspielrezeption auf die Sprachentwicklung (Ritterfeld & Lüke, 2021). In dem Vortrag werden zwei Themenkomplexe näher beleuchtet: 1. Zunächst wird geklärt, welchen Kriterien Hörspiele, die im Rahmen der Sprachförderung eingesetzt werden, entsprechen sollten. Näher betrachtet werden in diesem Zusammenhang unter anderem die Hörspielinhalte (bspw. die Eigenschaften der Protagonisten und das Storytelling). 2. Des Weiteren wird das Sprachförderkonzept zur Förderung bildungssprachlicher Kompetenzen sowie der Erzählfähigkeiten skizziert und aufgezeigt, wie Hörspiele in die Sprachförderung im schulischen Alltag integriert werden können (beispielsweise als Gesprächsanlass und für Nacherzählungen).



Ko-konstruktive Entwicklung eines Lerntagebuchs für eine selbstregulierte, kooperative Projektarbeit

Marlis Pesch, Anke Langner

TU Dresden, Forschungsstelle Universitätsschule (ForUS)

Die positiven Effekte kooperativen Lernens & von Selbstregulation auf Lernerfolge sind jeweils empirisch nachgewiesen. Zur Förderung des SRL in kooperativen, projektorientierten Lernsettings gibt es aber bisher kaum Forschung, da dies bisher kaum kontinuierlich Anwendung in schulischen Kontexten findet.

An der Universitätsschule Dresden lernen die Schüler:innen täglich fächerübergreifend & kooperativ in Projektarbeit. Auch das selbstregulierte Lernen ist im Konzept der USD verankert. Im Sinne des Design-based Research werden systematisch Materialien entwickelt, die es den SuS ermöglichen sollen, die eigenen & kooperativen Lernprozesse zunehmend selbständig zu planen, zu dokumentieren & sich darauf basierend damit auseinander zu setzen.

Im Rahmen des Beitrages wird der Fokus auf die Entwicklung & Implementation eines Lerntagebuchs zur Unterstützung des SRLs in kooperativen Lernsettings gelegt und präsentiert, wie mittels DBR-Ansatz in der Kombination aus systematischer Literaturrecherche, qualitativen (Beobachtungen, Interviews) & quantitativen Methoden (Fragebögen) unter Einbeziehung unterschiedlicher schulischer Akteur:innen in mehreren Zyklen ein LTB entwickelt & angepasst wurde.



Studienintentionen und berufliche Aspirationen von Jugendlichen im ländlichen Raum

Sibylle Schneider

Universität Augsburg, Deutschland

Der Übergang Schule-Beruf stellt ein inzwischen intensiv, aber nicht vollständig beforschtes Feld dar (Scharrer, Schneider & Stein, 2012). Studienintentionen, Ausbildungswünsche und berufliche Aspirationen und Interessen von Jugendlichen im ländlichen Raum und die Bedingungsfaktoren davon befinden sich im Fokus dieses Beitrags. Studienintentionen wurden bisher vorwiegend aus der Perspektive sozialer Ungleichheit in den Blick genommen (Watermann & Maaz, 2006; Scharf et al., 2020). Weniger beachtet wurden in diesem Zusammenhang sozialisationstheoretische und entwicklungspsychologische Erklärungsansätze, die die Adoleszenz kennzeichnen wie das Modell zur Ich-Identität im Jugendalter von Marcia (1966) oder das Konzept der Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann (2007) in Anschluss an Havighurst (1972). Im Hinblick darauf lautet die zentrale Forschungsfrage, ob sozialisationsbedingte und personale Merkmale von Jugendlichen sozialstruk-turelle Unterschiede in ihren Berufswünsche erklären können. Diese Forschungsfrage wird mit den Daten aus einer einmaligen Paper-Pencil-Befragung von ca. 1.400 Neuntklässler*innen aus einem ländlich und industriell geprägten Raum im Südwesten der BRD geprüft.



ProPriHo – Die Rolle der Professur an Privathochschulen erforschen

Marcel Schütz1, Heinke Röbken2, Nicole Geier2, Alena Klenke2, Sturhahn Robin1

1Northern Business School Hamburg; 2Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Im Projekt „Professor*innen an Privathochschulen: Arbeitsbedingungen, Rollenkonstellationen und Engagement in Lehre, Forschung und Verwaltung (ProPriHo)“ wird empirisches Wissen über die Arbeitsbedingungen von Professor*innen an privaten Hochschulen generiert. Die Fragestellungen adressieren u. a. die von den Professor*innen wahrgenommenen Rollen in Lehre, Forschung, Transfer und Verwaltung, potenzielle Rollenkonflikte, die Arbeits- und Entscheidungsabläufe sowie die Vereinbarkeit der professoralen Tätigkeit mit außerhochschulischen Aktivitäten. Ein weiteres Ziel ist eine empirische Erweiterung der Theorie der Hochschule als sog. Expertenorganisation bzw. Professional Bureaucracy (vgl. Mintzberg, 1979). Im Forschungsprojekt werden theoriegeleitet Hypothesen entwickelt und qualitativ erprobt, die aufbauend in einer online-basierten Vollerhebung an den Hochschulen empirisch überprüft werden. Eine Interviewstudie ergänzt die Untersuchung. Die Operationalisierung der Fragestellungen beinhaltet explorative und überprüfende Elemente im Sinne einer Triangulation, um ein tieferes Verständnis der professoralen Arbeitsbedingungen an den privaten Hochschulen zu erlangen.

 
19:30 - 22:00Postersession Lernen.Digital: Kompetenzzentrum Schulentwicklung
 

Datenbasierte Schulentwicklung an ganztägigen Grundschulen in multiprofessionellen Teams

Jana Schlöpker1, Sonja Nonte1, Nicol Sperling1, Julia Gerick2, Theresa Niermann2, Barbara Zieschesche2

1Universität Osnabrück, Deutschland; 2TU Braunschweig



Entwicklung einer Schulkultur des selbstregulierten Lernens an ganztägigen Grundschulen

Alina Liska1, Nora Sophia Sperling1, Laura Schmidt2, Xenia Weber-Reuter2, Hannah Wember2, Joachim Wirth2, Ferdinand Stebner1, Christian Reintjes1

1Universität Osnabrück, Deutschland; 2Ruhr-Universität Bohcum, Deutschland



DigCompEduObserve: Ein Instrument zur systematischen Beobachtung und Analyse digitalen Mediensatzes

Melissa Oezsoy1, Julia Murböck1, Florian Schutz-Pernice1, Cornelia Gräsel2, Michael Sailer3, Frank Fischer1

1LMU München, Fakultät für Psychologie, Deutschland; 2Bergische Universität Wuppertal, Lehr-, Lern- und Unterrichtsforschung, Deutschland; 3Universität Augsburg, Learning Analytics and Educational Data Mining, Deutschland



DigCompEduObserve – Eine englischdidaktische Perspektive auf die Förderung digitaler Lehrkompetenzen

Meral Felizitas Roeben1,2, Michelle Stannard2, Yasemin Erdemgil2, Claudia Mustroph2, Xiao Zhang2, Christiane Lütge2

1Ludwig-Maximilians Universität München, Fakultät für Psychologie, Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie; 2Ludwig-Maximilians Universität München, Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften, Didaktik der englischen Sprache und Literatur



Entwicklung von fachrichtungsübergreifenden Kooperations- und Organisationsstrukturen an beruflichen Schulen

Eveline Wittmann, Monja Pohley, Annalena Schieferle, Simon Schmitt

Technische Universität München, TUM School of Social Sciences and Technology, Department of Educational Sciences



Ethische Orientierungen digital-demokratischer Schulentwicklung - Einblicke in den Forschungsprozess

Christoph Schröder

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland



Kollaborative Diagnose von Unterrichtssimulationen: Die Rolle der Interdisziplinarität

Sebastian Tews, Freydis Vogel

Universität Hamburg, Deutschland



Partizipation von Schüler:innen in Schulentwicklungsprozessen

Anne Stiebritz, Ralf Koerrenz

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland



Rechtliche Leitplanken der digitalen Schulentwicklung

Naziar Amin

Juniorprofessur Dr. Anika Klafki, Deutschland



Schulentwicklung: Digital - Demokratisch

Christiane Kramer, Lena Köhler, Sarah Ganss, Ralf Koerrenz

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland



Digitale Gestaltung heterogenitätssensibler Kooperationsentwicklung in Multiprofessionellen Teams an Grundschulen

Christian Reintjes1, Anna Schwermann1, Gabriele Bellenberg2, Carolin Baumgarten2, Till-Sebastian Idel3, Dorthe Behrens3, Franziska Bock3, Marcel Veber4

1Universität Osnabrück, Deutschland; 2Ruhr-Universität Bochum; 3Universität Oldenburg; 4Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau



Sozialraumorientierte Schulentwicklung (CoP2)

Melanie Ahrens1, Anne Krause-Koß2, Philipp Matthes3, Claudia Matthiesen2

1Universität Osnabrück; 2Universität Hamburg; 3Ruhr-Universität Bochum



Design Based Research als Forschungsleitlinie zur Steuerung eines Forschungsprojekts mit unabhängigen Teilprojekten

Julia Haager1, Amelie Sprenger2, Frank Fischer1, Corelia Gräsel2

1Ludwig-Maximilians-Universität München; 2Bergische Universität Wuppertal, Deutschland



Schulporträts als Methode zur Analyse der digitalisierungsbezogenen Schulentwicklung

Amelie Sprenger, Nina Werth, Cornelia Gräsel, Kathrin Fussangel

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

 
19:30 - 22:00Postersession mit Apéro
 

Bedarf an & Evaluation von digitalisierungsbezogenen Lehrkräftefortbildungen in Kunst, Musik & Sport

Andreas Just1, Robert Warnecke1, Alexandra Damm2, Christine Sälzer1, Nadja Schott1

1Universität Stuttgart; 2Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

In Zeiten zunehmender Digitalisierung von Unterricht (BMBF, 2022) ist es entscheidend, Lehrkräfte adäquat auf diese Themen vorzubereiten (Arnold, 2020), z.B. durch technologieorientierte Fortbildungsangebote. Allerdings liegen in Bezug auf die Herausforderungen, die mit einer Digitalisierung in der Lehrkräftefortbildung einhergehen, bislang kaum Befunde zu evidenzbasierter Lehrkräftefortbildung vor (Bonnes, Wahl & Lachner, 2022).

Im BMBF-geförderten Projekt KuMuS-ProNeD werden forschungsbasierte Fortbildungen zur fachlichen Integration digitaler Technologien in den Fächern Kunst, Musik und Sport entwickelt. Welchen Bedarf gibt es hier und wie wirksam sind die Angebote für die Haltung zu sowie Inkorporation von digitalen Medien in der Unterrichtsgestaltung? Die auf Grundlage der Bedarfserhebungen konzipierten Fortbildungen werden durch eine standort- und fachübergreifende Evaluation in ihrer Wirksamkeit zu drei Zeitpunkten (Prä, Post, Transfer) erfasst.

Das Poster gibt einen Überblick über die Bedarfsanalysen und das Design der fach- und standortübergreifenden Evaluation von digitalisierungsbezogenen Lehrkräftefortbildungen, die eingesetzten Skalen sowie erste Pilotierungsbefunde.

 
Datum: Mittwoch, 11.09.2024
9:00 - 11:00Session II-A: Symposium: Un/ergründliche Wege des Wissenstransfers
Ort: 11/E08
Chair der Sitzung: Anne Bödicker, PH Karlsruhe
 

Un/ergründliche Wege des Wissenstransfers zwischen Bildungsforschung, Bildungspolitik und Bildungspraxis

Chair(s): Anne Bödicker (PH Karlsruhe, Deutschland), Katharina Weiand (PH Karlsruhe), Juliane Zeiser (PH Karlsruhe)

Diskutant*in(nen): Nicht Namentlich (Hochschule unbekannt)

Mit der bildungspolitischen Forderung nach neuen Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis geht eine Neuausrichtung von Bildungsforschung, -praxis, -verwaltung einher. Neue Wege der Erzeugung und des Transfers von Wissen sollen erprobt und umgesetzt werden. In diesem Symposium werden in drei Inputs die Kernbereiche des Forschungsverbundes LemaS-Transfer vorgestellt. Im ersten Input werden grundlegende konzeptuelle Überlegungen zum Transferkonzept vorgestellt und erste Einblicke in die Ausgestaltung des Transfers gegeben. Im zweiten Input werden konzeptionelle Eckpunkte der partizipativen Vorgehensweise der Forschungsaktivitäten unter Fokussierung auf die Begleit- bzw. Transferforschung erläutert. Im dritten Input wird ein konkretes Forschungsprojekt der partizipativen Schulentwicklungsforschung und ein Ausblick auf die Erforschung von Transfer im Kontext von begabungs- und leistungsförderlicher Gestaltung von Schule und Unterricht vorgestellt.

Das Symposium ermöglicht einen mehrperspektivischen Einblick in einen Forschungsverbund, der er sich zum Ziel gemacht hat, theoretisch wie empirisch Gelingensbedingungen von Transferprozessen sicht- und beschreibbar zu machen.

 

Beiträge des Symposiums

 

Transfer durch Multiplikation – Konzeptuelle Rahmungen und empirische Einblicke

Sebastian Engelmann, Mariella Winter
PH Karlsruhe

Im ersten Input wird das Transferkonzept von LemaS-Transfer mit Fokus auf Anbahnung der Schul- und Unterrichtsentwicklung in den fünf Jahren Projektlaufzeit in Anlage und Umsetzung vorgestellt (Engelmann/Weiand/Asbrand 2024). Zielgruppendifferenzierte und strukturierte Professionalisierungs- und Unterstützungsangeboten sind in LemaS-Transfer von Bedeutung, denn die Professionalisierung von Lehrpersonen ist zentral für das scaling-up des Wissens aus der ersten Phase (Marx/Pant 2022). Statt einzelne Schulen zu begleiten, werden in LemaS-Transfer Multiplikator:innen durch a) eine Basisqualifikation und b) Begleitung durch Landesinstitute und Forschungsverbund dazu in die Lage versetzt, Netzwerke zu steuern, in denen der realisiert wird. In der Begleitung der Multiplikator:innen durch den Forschungsverbund können wechselseitige Eindrücke in die Arbeit in den Schulnetzwerken diskutiert, Prozesse unterstützt und in den Schulen vorhandene Expertisen gebündelt werden. Das Transferkonzept von LemaS-Transfer verabschiedet sich demnach c) in seiner Anlage von der Idee, dass Wissen eins-zu-ein transferiert werden kann, sondern betont Partizipation und Zusammenarbeit.

Bibliografie

Marx, A./Pant, H. A. (2022): Scaling-Up, Transfer, Transformation – wie können Netzwerke Transferprozesse unterstützen? In: Becker-Mrotzek, M., Roth, H.-J., Grießbach, J., Dewitz, N. von, Schöneberger, C. (Hrsg.): Sprachliche Bildung im Transfer: Konzepte der Sprach- und Schriftsprachförderung weitergeben, S. 37–50. Stuttgart: Kohlhammer.

Engelmann, S./Weiand, K./Asbrand, B. (2024): Partizipative Schulentwicklungsforschung und Transfer im Projekt LemaS-Transfer: „Leistung macht Schule – Transfer in die Schullandschaft“. In: Schwippert, K. (Hrsg.): Transfer – Potenziale und Herausforderungen. Bielefeld: wbv.

Asbrand, B./Bietz, C. (2019): Wissenschaftliche Begleitung und Versuchsschule. Was man aus der Evaluation schulischer Projekte über Schulentwicklung lernen kann. Die deutsche Schule 111/1, S. 78-90.

 

Quantitative und qualitative Begleitforschung zu Transferprozessen

Anne Bödicker, Katharina Weiand, Juliane Zeiser, Gabriele Weigand
PH Karlsruhe

Im zweiten Input werden die methodischen und methodologischen Konsequenzen der partizipativen Ausrichtung von LemaS-Transfer anhand der Arbeit des Bereichs Begleitforschung vorgestellt und diskutiert, welcher die Zusammenarbeit von Schulpraxis, Bildungspolitik und Wissenschaft untersucht. Eine quantitative Surveystudie, qualitative Fokusgruppen sowie eine partizipative Ausrichtung (Bryk 2015) aller Forschungstätigkeiten mit dem Ziel, einseitige Deutungshoheit zu vermeiden und wissenschaftliche Evidenz anschlussfähiger für die pädagogische Praxis zu gestalten (Asbrand/Martens 2021), sind Anliegen der Arbeit im Bereich. Die Begleitforschung zeichnet sich durch ein hohes Maß an thematischer, disziplinärer, theoretischer und methodischer Diversität aus. Wie Partizipation in LemaS-Transfer Form annimmt, wird anhand erster Ergebnisse aus Fokusgruppen mit Lehrpersonen zum Verhältnis von Wissenschaft und Praxis vorgestellt. Die Ergebnisse einer qualitativen Inhaltsanalyse weisen auf ein spannungsreiches Verhältnis mit konkreten Erwartungshaltungen hin, das es bei der Ko-Konstruktion von Wissen zu berücksichtigen gilt (Coburn/Penuel 2016).

Bibliografie

Bryk, A. S. (2015): 2014 AERA Distinguished Lecture: Accelerating How We Learn to Improve. Educational Researcher, 44(9), S. 467–477.

Asbrand, B./Martens, M. (2021): Kollaboration von Wissenschaft und Schulpraxis: Zum Potenzial der dokumentarischen Evaluationsforschung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung. In Zala-Mezö, E., Häbig, J., Bremm, N. (Hrsg.): Die Dokumentarische Methode in der Schulentwicklungsforschung, S. 217–236. Münster/New York: Waxmann.

Coburn, C. E./Penuel, W. R. (2016): Research-practice partnerships in education. Outcomes, dynamics, and open questions. Educational Researcher, 45(1), S. 48–54.

 

Forschung auf Augenhöhe?! Befunde und Erfahrungen aus partizipativer Schulentwicklungsforschung

Melanie Schubsky, Barbara Asbrand
Goethe-Universität Frankfurt

Der dritte Input stellt ein Konzept qualitativ-rekonstruktiver partizipativer Schulentwicklungsforschung vor, das sich in der wissenschaftlichen Begleitung von Versuchsschulen bewährt hat (Asbrand & Bietz 2019) und in der Transferforschung in LemaS-Transfer Anwendung finden wird. Dabei werden Forschung und Schulentwicklung im Sinne der dokumentarischen Evaluationsforschung (Lamprecht 2012) als ein responsiver, diskursiver Austausch von Wissenschaft und Praxis gestaltet, in der die jeweilige Expertise von Forschenden und Praxisakteur:innen anerkannt wird. Im Vortrag wird die Vorgehensweise anhand eines Forschungsbeispiels erläutert. Die multiperspektivisch-längsschnittlich angelegte Forschung in LemaS-Transfer schließt an diese Erfahrungen an und wird der Frage nach Gelingensbedingungen für den Transfer und dem Umgang mit Herausforderungen durch die Praxisakteur:innen nachgehen. Unter Berücksichtigung der Eigenlogik der einzelschulischen Systeme werden dafür Praktiken und Prozesse der Schulentwicklung im Schulalltag der Transfer-Schulen rekonstruiert, sodass Veränderung und Stagnation von Schulentwicklung erklärbar werden.

Bibliografie

Asbrand, B./Bietz, C. (2019): Wissenschaftliche Begleitung und Versuchsschule. Was man aus der Evaluation schulischer Projekte über Schulentwicklung lernen kann. Die deutsche Schule 111/1, S. 78-90.

Lamprecht, J. (2012): Rekonstruktiv-responsive Evaluation in der Praxis. Neue Perspektiven dokumentarischer Evaluationsforschung. Wiesbaden: VS Verlag.

 
9:00 - 11:00Session II-B: Symposium: Digitalisierung und selbstreguliertes Lernen
Ort: 11/212
Chair der Sitzung: Sonja Nonte, Osnabrück Universität
Chair der Sitzung: Christian Reintjes, Universität Osnabrück
 

Digitalisierung und Selbstreguliertes Lernen an Gesamtschulen: Was wissen wir (nicht)?

Chair(s): Sonja Nonte (Universität Osnabrück), Ferdinand Stebner (Universität Osnabrück), Christian Reintjes (Universität Osnabrück), Ingrid Kunze (Universität Osnabrück), Marcel Veber (Universität Osnabrück)

Diskutant*in(nen): Julia Gerick (TU Braunschweig)

Die Coronapandemie stellte das Bildungssystem vor enorme Herausforderungen und zwang es zu tiefgreifenden Veränderungen. Spontane Konzepte zur digitalen Schul- und Unterrichtsgestaltung wurden während der Pandemie entwickelt und umgesetzt, die an den Schulen vielerorts in umfassende Medienkonzepte überführt wurden. Zwar spielen digitale Geräte im Leben von Kindern und Jugendlichen eine große Rolle, der reflektierte Einsatz von und der Umgang mit digitalen Medien kann jedoch nicht immer vorausgesetzt werden (Eickelmann & Gerick, 2020). Stebner et al. (2020) stellen zudem die besondere Rolle des selbstregulierten Lernens für den Umgang mit digitalen Geräten heraus. Zugleich gilt selbstreguliertes Lernen als wichtiger Faktor der individuellen Förderung (Fischer et al., 2020). Das Symposium geht der Frage nach, wie digitale Medien von Fünftklässler*innen in Schule und Freizeit genutzt werden und welche Rolle dabei dem selbstregulierten Lernen zukommt. Auch die Strategien und Konzepte von Schulen zur Förderung dieser wichtigen Zukunftskompetenzen werden vorgestellt.

 

Beiträge des Symposiums

 

Herausforderungen und Gelingensbedingungen postpandemischer Unterrichtsentwicklung

Caroline Tönsing1, Marcel Veber2, Ingrid Kunze1
1Universität Osnabrück, 2Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau

Im Fokus des Beitrags steht die Frage, welche Herausforderungen und Gelingensbedingungen Lehrkräfte und Schulleitungen von Gesamtschulen im Kontext postpandemischer Unterrichtsentwicklung wahrnehmen und wie sie darauf reagieren. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem digitalen und selbstregulierten Lernen. Dazu wurden leitfadengestützte Interviews (Helfferich, 2011) mit Vertreter*innen von 16 Gesamtschulen in Niedersachsen und NRW geführt. In den Interviews wurden die postpandemische Schulentwicklung mit Schwerpunkten auf digitalisiertem, selbstreguliertem Lernen sowie dem Übergang von der Grundschule zur Gesamtschule thematisiert. Die Heterogenität der Schüler*innen an Gesamtschulen war ein allgegenwärtiges Thema in den Gesprächen. Die Auswertung der Interviews erfolgt mittels einer strukturierenden Qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) mit zwei Auswerter*innen. Die Ergebnisse deuten an, welche Faktoren das System Schule und den Unterricht in heterogenen Klassen aus Sicht der Lehrkräfte herausfordern, aber auch, welche Aspekte für individuelle wie auch systemische Sicherheit sorgen.

Bibliografie

Helfferich, C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten: Manual für die Durchführung qualitativer Interviews (4. Auflage). VS Verlag für Sozialwissenschaften / Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92076-4

Kuckartz, U. & Rädiker, S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung: Grundlagentexte Methoden (5. Auflage). Grundlagentexte Methoden. Beltz Juventa.

 

Nutzung digitaler Medien von Fünftklässler*innen in Freizeit und Schule

Sonja Nonte, Wilhelmine Berger
Universität Osnabrück

Im Forschungsprojekt Deisel werden Schüler*innen aus 16 Gesamtschulen in Niedersachsen und NRW an insgesamt vier Messzeitpunkten zu verschiedenen Schwerpunkten befragt. Zum ersten Messzeitpunkt (n=1007) wurden in einem digitalen Fragebogen unter anderem Skalen zum Nutzungsverhalten bezüglich digitaler Medien (z.B. Technische Ausstattung und Nutzung, Mediennutzungsdauer und Inhalte), zur Erfassung des schulischen, körperlichen und psychischen Wohlbefindens, des Fähigkeitsselbstkonzepts, aber auch der häuslichen Unterstützung und zu sozioökonomischen Faktoren eingesetzt. Zum zweiten Messzeitpunkt (Frühjahr/Sommer 2024) werden zudem Items unter anderem zum Erwerb digitaler Kompetenzen und dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht eingesetzt. Erste Auswertungen deuten auf Zusammenhänge zwischen dem individuellen schulischen Wohlbefinden und der Mediennutzungsdauer, sowie auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin. Zudem ist eine Korrelation zwischen dem Migrationshintergrund (im engeren Sinne) und der Mediennutzungsdauer zu erkennen. Genauere Einblicke und Ergebnisse auch aus dem zweiten Messzeitpunkt werden im Rahmen des Beitrags vorgestellt.

Bibliografie

Eickelmann, B. & Gerick, J. (2020). Lernen mit digitalen Medien. Zielsetzungen in Zeiten von Corona und unter besonderer Berücksichtigung von sozialen Ungleichheiten. In D. Fickermann & B. Edelstein (Hrsg.), Die Deutsche Schule. Beiheft. "Langsam vermisse ich die Schule …". Schule während und nach der Corona-Pandemie. Münster (S. 153–162). Waxmann.

Fischer, C., Fischer-Ontrup, C., & Schuster, C. (2020). Individuelle Förderung und selbstreguliertes Lernen. Bedingungen und Optionen für das Lehren und Lernen in Präsenz und auf Distanz. In D. Fickermann & B. Edelstein (Hrsg.), „Langsam vermisse ich die Schule…“. Schule während und nach der Corona-Pandemie. DDS - Die Deutsche Schule, Beiheft 16, 136–152.

Stebner, F., Liska, A., Gockel, K., Ontijd, L., & Schuster, C. (2020). Chancen und Gefahren der digitalen Schule – die Rolle des selbstregulierten Lernens beim Umgang mit Smartphones. In M. Fiegert & I. Kunze (Hrsg.), Lernen in der Zukunft – Schule in 2040 (Beiträge aus der Osnabrücker Forschungswerkstatt Schulentwicklung, Bd. 7, S. 75–92). Osnabrück: Hausdruckerei der Universität Osnabrück.

 

Selbstreguliertes Lernen bei Fünftklässler*innen

Tobias Koch, Christian Reintjes, Ferdinand Stebner
Universität Osnabrück

Die Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen, bei dem sich Schüler*innen selbstständig Ziele setzen und diese mithilfe einer eigenständigen Auswahl und Anwendung unterschiedlicher Lernstrategien verfolgen (Stebner et al., 2020a), gilt als wichtige Voraussetzung, um erfolgreich lernen zu können. Im Kontext der voranschreitenden digitalen Transformation kommt dem selbstregulierten Lernen darüber hinaus eine besondere Bedeutung zu: Schüler*innen sollen möglichst frühzeitig neben der Selbstregulation des Lernens auch zugleich in der Selbstregulation des Smartphone-Konsums geschult werden (Stebner et al, 2020b).

Der vorliegende Beitrag stellt die Ergebnisse einer Teilstichprobe des Deisel-Projekts vor, in deren Rahmen n = 963 Gesamtschüler*innen untersucht wurden. Neben einem Strategiewissenstest wurden Instrumente zur Erfassung der Smartphone-Ablenkung eingesetzt. Die Ergebnisse zeigen in Übereinstimmung mit aktuellen Studien (Dignath & Büttner, 2018), dass die Schüler:innen eher über ein geringes Strategiewissen verfügen. Weitere Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen Strategiewissen und Smartphone-Ablenkung werden auf der Tagung präsentiert.

Bibliografie

Dignath, C., & Büttner, G. (2018). Teachers’ direct and indirect promotion of self-regulated learning in primary and secondary school mathematics classes–insights from video-based classroom observations and teacher interviews. Metacognition and Learning, 13(2), 127-157. https://doi.org/10.1007/s11409-018-9181-x

Stebner, F., Schuster, C., Weber, X.-L., Roelle, J., & Wirth, J. (2020a). Indirekte Förderung des selbst-regulierten Lernens – Praxistipps für den Fachunterricht. In H. van Vorst & E. Sumfleth (Hrsg.), Von Sprosse zu Sprosse. Innovative Erarbeitung des Bohr’schen Atomkonzepts mit der Lernleiter (S. 28–41). Münster u.a.: Waxmann.

Stebner, F., Liska, A., Gockel, K., Ontijd, L., & Schuster, C. (2020b). Chancen und Gefahren der digitalen Schule – die Rolle des selbstregulierten Lernens beim Umgang mit Smartphones. In M. Fiegert & I. Kunze (Hrsg.), Lernen in der Zukunft – Schule in 2040 (Beiträge aus der Osnabrücker Forschungswerkstatt Schulentwicklung, Bd. 7, S. 75–92). Osnabrück: Hausdruckerei der Universität Osnabrück.

 
9:00 - 11:00Session II-C: Symposium: Schulentfremdung und Schulabbruch
Ort: 02/E04
Chair der Sitzung: Ann-Kathrin Quarda, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Chair der Sitzung: Lisa Pösse, Justus Liebig Universität Gießen
Chair der Sitzung: Michaela Gläser-Zikuda, Universität Erlangen-Nürnberg
 

Schulentfremdung und Schulabbruch – Bedeutung individueller, sozialer und schulischer Determinanten

Chair(s): Ann-Kathrin Quarda (Universität Erlangen-Nürnberg), Lisa Pösse (Universität Gießen), Michaela Gläser-Zikuda (Universität Erlangen-Nürnberg)

Diskutant*in(nen): Ramona Obermeier (Universität Linz)

Schulentfremdung bezeichnet ein spezifisches Set von negativen Einstellungen gegenüber der Schule in akademischer und sozialer Hinsicht, welche kognitive und affektive Komponenten beinhalten. Betroffene Schüler/-innen distanzieren sich von der Schule. Potenzielle Konsequenzen reichen von einer reduzierten Partizipation an Unterrichts- und Schulaktivitäten bis hin zu Schulabbruch. Determinanten von Schulentfremdung und Schulabbruch lassen sich auf individueller, sozialer, schulischer und unterrichtlicher Ebene beschreiben. Im Rahmen des Symposiums werden die Determinanten der Schulentfremdung auf diesen Ebenen näher betrachtet und mit verschiedenen methodischen Zugängen und Stichproben aus verschiedenen Ländern analysiert.

Im ersten Vortrag werden Entfremdungsprofile und ihr Zusammenhang mit verschiedenen individuellen Merkmalen analysiert. Im zweiten Vortrag wird der Einfluss schulischer und außerschulischer Sozialisationsakteur/-innen auf die Entwicklung von Schulentfremdung aufgezeigt. In zwei weiteren Beiträgen werden schulische und unterrichtliche Determinanten von Schulentfremdung (Vortrag 3) bzw. absentem Verhalten (Vortrag 4) auf Grundlage größerer Stichproben geprüft.

 

Beiträge des Symposiums

 

Facetten der Schulentfremdung: Eine Analyse der heterogenen Einstellungen von Lernenden in deutschen Sekundarschulen

Alyssa Grecu, Sira Neuhaus, Sittipan Yotyodying, Nele McElvany
TU Dortmund

Vor dem Hintergrund aktueller Problemlagen hinsichtlich der Ausbildung von Grundkompetenzen der Lernenden sind Expert/-innen aus Forschung und Praxis gefragt, Antworten zur Verbesserung der Situation im deutschen Bildungssystem zu finden. Diesbezüglich nimmt der vorliegende Beitrag das Phänomen der Schulentfremdung als negative Einstellung und Emotionen gegenüber dem Lernen, den Lehrkräften und den Mitlernenden, aufgrund seines prädiktiven Werts für die Kompetenzentwicklung und Bildungserfolg in den Blick. Basierend auf Daten von 152 7.Klässler/-innen (M(Alter): 12 Jahre; SD=0.96; 63% männlich) sowie 98 10.Klässler/-innen (M(Alter): 16 Jahre; SD=0.96; 54% männlich) aus Nord-Rhein-Westfalen (65%) und Thüringen (35%) wurden mittels latenter Profilanalysen verschiedene Entfremdungsprofile identifiziert. In diesem Zusammenhang wurde untersucht, wie diese Profile mit individuellen Merkmalen, wie Geschlecht sowie sozialem und ethnischem Hintergrund, in Verbindung stehen. Der Beitrag ordnet das Ausmaß schuldistanter Einstellungen ein und eruiert Implikationen für Forschung und Praxis.

Bibliografie

McElvany, N., Lorenz, R., Frey, A., Goldhammer, F., Schilcher, A., & Stubbe, T. C. (Eds.). (2023). IGLU 2021: Lesekompetenz von Grundschulkindern im internationalen Vergleich und im Trend über 20 Jahre. Waxmann. https://elibrary.utb.de/doi/book/10.31244/9783830997009

Hascher, T., & Hadjar, A. (2018). School alienation – Theoretical approaches and educational research. Educational Research, 60(2), 171–188. https://doi.org/10.1080/00131881.2018.1443021

Pekrun, R., Lichtenfeld, S., Marsh, H. W., Murayama, K., & Goetz, T. (2017). Achievement emotions and academic performance: Longitudinal models of reciprocal effects. Child Development, 88(5), 1653–1670. https://doi.org/10.1111/cdev.12704

 

Die Rolle von Eltern, Gleichaltrigen und Lehrerpersonen bei der Schulentfremdung

Julia Mori
Universität Bern

Schulentfremdung kann als negative Einstellung gegenüber sozialen und akademischen Aspekten der Schule verstanden werden, die sich im Laufe der Schullaufbahn der Schüler/-innen langsam entwickeln. Besonders beunruhigend an der Schulentfremdung sind ihre möglichen Folgen, wie geringe Beteiligung am Unterricht und Schulabbruch. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass Sozialisationsakteur/-innen wie Eltern, Gleichaltrige und Lehrpersonen eine wichtige Rolle bei den positiven Bildungsergebnissen von Jugendlichen spielen können. Über die Auswirkungen von Sozialisationsakteur/-innen auf ungünstige Bildungsergebnisse wie Schulentfremdung ist jedoch weniger bekannt. Diese Studie untersuchte die Rolle von Eltern, Gleichaltrigen und Lehrpersonen bei der Entwicklung von Schulentfremdung bei 544 Sekundarschüler/-innen in der Schweiz und 535 Sekundarschüler/-innen in Luxemburg in den Klassen 7 bis 9. Die Ergebnisse der Strukturgleichungsmodelle zeigten, dass die Rolle der Sozialisationsakteur/-innen in den verschiedenen Bereichen der Schulentfremdung und in den Bildungskontexten variierte, wobei die Peers in beiden Ländern den größten Einfluss auf alle Bereiche der Entfremdung haben.

Bibliografie

Hascher, T., & Hadjar, A. (2018). School alienation–Theoretical approaches and educational research. Educational Research, 60(2), 171–188. https://doi.org/10.1080/00131881.2018.1443021

Morinaj, J., de Moll, F., Hascher, T., Hadjar, A., Grecu, A., & Scharf, J. (2021). School alienation among adolescents in Switzerland and Luxembourg: The role of parent and peer supportive attitudes toward school and teacher autonomy support. Youth & Society, 1–26. https://doi.org/10.1177/0044118X211043

 

Zur Bedeutung von Unterrichtsqualität für Schulentfremdung

Lisa Pösse1, Isabell Martin2, Ann-Kathrin Quarda2, Katharina Fuchs3, Michaela Gläser-Zikuda2
1Universität Gießen, 2Universität Erlangen-Nürnberg, 3Spiegel Institut Mannheim

Schulentfremdung ist mit negativen Folgen insbesondere für die Betroffenen verbunden. Neben individuellen und familiären Faktoren spielt der Unterricht für die Entfremdung vom Lernen, von Mitschüler/-innen und von Lehrkräften eine Rolle. Ziel ist es daher die Bedeutung der Basisdimensionen guten Unterrichts für Schulentfremdung zu analysieren. Die Studie basiert auf einem Mixed-Methods Design mit einer Online-Befragung von N = 1.749 Schüler/-innen aus 129 Klassen (47.5%% weiblich, 14.3% Migrationshintergrund) der 5. bis 9. Jahrgangsstufe an 31 Sekundarschulen (mit einer Schulabbruchquote von über 10%) in Thüringen sowie Gruppendiskussionen mit 76 Schüler/-innen (40% weiblich, 15 % Migrationshintergrund) derselben Jahrgangsstufen aus 11 der 31 Sekundarschulen. Ergebnisse von Mehrebenenregressionen zeigen, dass alle Unterrichtsmerkmale in signifikantem Zusammenhang mit Schulentfremdung stehen, wobei sich Classroom Management als stärkster Prädiktor für alle drei Dimensionen von Schulentfremdung erwies. Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse stützen diese Befunde. Der Beitrag identifiziert unterrichtsbezogene Prädiktoren und leitet Implikationen für Forschung und Praxis ab.

Bibliografie

Gläser-Zikuda, M.; Pösse, L., Quarda, A.-K. & Fuchs, K. (accepted). Schulentfremdung – wie trägt Unterrichtsqualität zur Entfremdung von Schüler/-innen bei? Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation.

Hascher, T. & Hadjar, A. (2018). School alienation – Theoretical approaches and educational research. Educational Research 60 (2). doi/full/10.1080/00131881.2018.1443021.

Klieme, E. (2006). Empirische Unterrichtsforschung: Aktuelle Entwicklungen, theoretische Grundlagen und fachspezifische Befunde. Einführung in den Thementeil. Zeitschrift für Pädagogik, 52(6), 765–773. https://doi.org/10.25656/01:4487

 

Schulische und unterrichtliche Determinanten für Absentismus an weiterführenden Schulen

Melanie Baumgarten1, Laura Arndt2, Raphaela Porsch2, Robert W. Jahn2
1Forschungsinstitut Berufliche Bildung, 2Universität Magdeburg

Schulabsente Verhaltensweisen sind nachweislich Determinanten für schulischen Misserfolg. Es liegen zwar zahlreiche Studien zu Schulabsentismus im allgemeinbildenden Schulwesen vor. Dabei werden jedoch oftmals vor allem individuelle und herkunftsbezogene Determinanten diskutiert. Die Bedeutung schulischer und unterrichtlicher Determinanten wird seltener in den Blick genommen. Oftmals ist ungeklärt, inwieweit sich solche Befunde replizieren lassen.

Es ist zu fragen, inwieweit schulische und unterrichtliche Determinanten (neben individuellen und familiären) absente Verhaltensweisen von Schüler/-innen erklären können (F1) und ob sich diese Befunde replizieren lassen (F2).

Befunde aus zwei quantitativen Befragungen von Schüler/-innen an Schulen der SEK I in Sachsen-Anhalt werden herangezogen (N1 = 3.686; N2 = 2.180). In beiden Studien wurden absente Verhaltensweisen und dessen Gründe sowie das Erleben von Schule und Unterricht erhoben.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich sowohl die Befunde zu Prävalenz und Gründen schulabsenten Verhaltens als auch diejenigen zum Einfluss individueller, familiärer sowie schulischer und unterrichtlicher Determinanten replizieren lassen.

Bibliografie

Ricking, H. (2014). Schulabsentismus. Berlin: Cornelsen.

Rotthaus, W. (2019). Schulprobleme und Schulabsentismus. Heidelberg: Carl-Auer.

Sälzer, C. (2010). Schule und Absentismus. Individuelle und schulische Faktoren für jugendliches Schwänzverhalten. Wiesbaden: VS Verlag.

 
9:00 - 11:00Session VI-D: Professionalisierung II
Ort: 02/E05
Chair der Sitzung: Yvonne Erhardt, Universität Münster
 

Präsentation eines Instruments zur Erfassung der inklusiven Haltung von Lehrkräften

Yvonne Erhardt, Vanessa Rempel, Sina Schürer, Stefanie van Ophuysen

Universität Münster, Deutschland

In den Beschlüssen der KMK vom 12.03.2015 sowie der HRK vom 18.03.2015 wird die Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt als Aufgabe der Lehrkräfte hervorgehoben. Um dies zu gewährleisten, wird u.a. eine inklusive Haltung als wünschenswert erachtet. In Anlehnung an Kullmann et al. (2014) verstehen wir die inklusive Haltung als bedingungslose Wertschätzung aller Schüler*innen in ihrer Individualität sowie die Wertschätzung von Vielfalt und Gemeinschaft. Die bislang existierenden Erhebungsinstrumente zur Erfassung der Einstellung zur Inklusion (Übersicht dazu: Lüke et al., 2021) bilden eine solche Haltung nicht ab, da sie auf einem engen Verständnis von Inklusion basieren und den Fokus ausschließlich auf Schüler*innen mit Behinderungen legen (Ewing et al., 2018). Wir stellen ein neues Instrument zur Erfassung der inklusiven Haltung vor, welches weniger gegenstandsbezogen und daher breiter gedacht ist. Faktorenanalytisch überprüfen wir die theoretisch angenommene drei-faktorielle Struktur mit Daten von 394 Lehrkräften. Erste Ergebnisse verweisen auf einen guten Modell-Fit. Die Befunde werden mit Blick auf nötige Anpassungen und mögliche Einsatzgebiete des Instruments diskutiert.



Erfassung der Wissensintegration Lehramtsstudierender – mehr als dichotom.

Anna-Lena Molitor, Judith Schellenbach-Zell

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Lehrkräfte müssen professionelles Wissen (fachwissenschaftlich, fachdidaktisch und pädagogisch-psychologisch) integrieren, um in pädagogischen Situationen professionell handeln zu können. Bisher wird Wissensintegration meist dichotom (z.B. Harr et al., 2019) erfasst. Ziel des Beitrags ist es, integriertes Wissen durch Concept Maps – als Repräsentation mentaler Modelle (Johnson-Laird, 1983; Ifenthaler, 2010), detaillierter zu explizieren. Es werden von 32 Studierenden Erklärungen einer Unterrichtssituation als Concept Map erhoben und hinsichtlich der Inhalte (κ=.94) und Vernetzungsstruktur analysiert. Es zeigen sich drei Integrationsausprägungen: (1) Bei ‚Verschmelzungen‘ findet sich je Knoten ein einzelnes Konzept, welches mehreren Wissensbereichen zuzuordnen ist. (2) Bei ‚Side-by-Side‘-Integrationen finden sich mehrere Konzepte je Knoten. (1) und (2) könnten auf eine durch Wissensrestrukturierung (Boshuizen et al., 2020) entstandene Integration hindeuten. Eine (3) ‚Relationierung‘ zeigt sich in der Verbindung von Knoten durch beschriftete Kanten. Diese könnten als Anzeichen meta-reflexiver Wissensintegration (Cramer et al., 2023) gewertet werden. Die Ergebnisse werden diskutiert.



Längsschnittliche Analysen zur Validierung des Studienabbruchphasenmodells von Bäulke et al. (2022) bei angehenden Lehrkräften zu Studienbeginn

Steffen Wild1, Olga Kunina-Habenicht1, Robert Grassinger2

1Technische Universität Dortmund, Deutschland; 2Pädagogische Hochschule Weingarten

Forschende sind sich im aktuellen Diskurs einig, dass Studienabbruch als Prozess verstanden werden muss (Schnettler et al., 2020). Bäulke et al. (2022) schlagen fünf einzelne Prozessschritte in einem Modell vor. Zur weiteren Validierung muss sich das Modell zusätzlichen Prüfungen unterziehen, wie einer längsschnittlichen Perspektive sowie der Testung von Veränderungshypothesen bei Beziehungen zwischen benachbarten Phasen im Modell des Studienabbruchs.

Längsschnittdaten von zwei Messzeitpunkten bei N = 215 angehenden Lehrkräften mehrerer Hochschulen wurden zur Hypothesenprüfung verwendet. Die eingesetzten Skalen zur Erfassung der fünf Phasen mit jeweils drei Items pro Skala weisen gute Reliabilitäten (ω = .84–.98) auf. Zur Überprüfung der Hypothesen wurde ein Latent Change Score Modell berechnet.

Die Analyse weist eine hinnehmbare Modellgüte auf (χ2 = 661.585; df = 386; χ2 / df = 3.077; p < .001; CFI = .928; TLI = .919; RMSEA = .075; SRMR = .143). Die Ergebnisse der regressierten Beziehungen zwischen benachbarten Phasen basierend auf den latenten Change Scores zeigt signifikante Zusammenhänge auf. Die Resultate untermauern die Gültigkeit des geprüften Modells und werden diskutiert.

 
9:00 - 11:00Session II-E: Professionalisierung III: Dritte Phase
Ort: 02/E03
Chair der Sitzung: Benjamin Lotz, RuhrFutur
 

Lehrkräftefortbildung an Schulen in herausfordernder Lage - Befunde aus dem Projekt TAB Ruhr.

Fabian Lange, Benjamin Lotz, Dr. Kathi V. Thönes, Alisa Malkus

RuhrFutur gGmbH, Deutschland

Die Lehrkräftefortbildung (LFB) ist zentraler Baustein der Lehrkräfteprofessionalisierung. Sie befähigt Lehrkräfte und Schulen, auf Anforderungen der sich wandelnden Gesellschaft zu reagieren. Trotz der wichtigen Rolle ist das Fortbildungsangebot in NRW wenig effektiv (Altrichter et al. 2019).

Im Projekt TAB Ruhr erarbeiten Schulleitungen (SL) von Schulen in herausfordernder Lage (SihL) sowie Vertreter*innen der Bildungsadministration (Kommunen, Bezirksregierungen, Ministerium für Schule und Bildung NRW) gemeinsam Handlungsempfehlungen für eine bedarfsorientierte Gestaltung von LFB. Dazu wurden im Rahmen einer Mixed-Method-Studie (qualitative Interviews, N = 6; Online-Befragung, N = 557) SL zur Praxis, Bedarfen und Herausforderungen der LFB in NRW befragt.

Im Rahmen des Vortrags werden das multiperspektivische Design des Projekts, ausgewählte, auf Basis deskriptiver und inhaltsanalytischer Auswertung generierte Befunde sowie die erarbeiteten Handlungsempfehlungen vorgestellt. Die Erkenntnisse des Projekts leisten einen Beitrag dazu, spezifische Fortbildungsbedarfe an SihL herauszuarbeiten und das zukünftige Fortbildungsangebot in NRW besser an schulischen Bedarfen auszurichten.



Lehrkräftefort- und weiterbildung – Eine relationale (Transfer-)Perspektive

Friederike Schmiedl

FAU Erlangen-Nürnberg, Deutschland

Wissenschaftliche Fort- und Weiterbildung spielt angesichts digitaler Transformationsprozesse sowie im Hinblick auf die digitalisierungsbezogene Lehrkräfteprofessionalisierung eine zentrale Rolle. Als ein „Hybrid- und Überschneidungsbereich, der nicht nur auf Wissenschaft hin orientiert ist [...], sondern gleichermaßen auf (Erwachsenen-)Bildung“ (Seitter 2017, 144 f.) stellt wissenschaftliche Weiterbildung einen Schnittstellenbereich dar, der sich im „Spannungsverhältnis der unterschiedlichen Kräftefelder und Strukturen, Interessen und Konzepte“ (Faulstich 2012, 106) von Wissenschaft und Praxis verortet. Weiterbildung lässt sich vor diesem Hintergrund als ein relationales Beziehungsfeld der gemeinsamen Wissensproduktion wissenschaftlicher wie handlungspraktischer Bildungsakteur*innen erschließen. Am Beispiel des BMBF-Projekts "„ComeArts“ soll in Anschluss an eine relationstheoretische Deutung von wissenschaftlicher Weiterbildung (vgl. Schäffter 2017) ein ko-produktiver Ansatz der gemeinsamen Wissensgenerierung (vgl. Schmiedl 2022) vorgestellt werden, der in Abgrenzung zu einem linearen Transferverständnis Wissenschaft wie Praxis in ein komplementäres Verhältnis zueinander setzt.



Universitäre Lehrkräftefortbildung - die Perspektive von Professor:innen

Damaris Schabel

TU Dresden, Deutschland

In den vergangenen Jahren werden aus bildungspolitischer Sicht Universitäten als entscheidende Akteure gesehen, die zur Professionalisierung von Lehrkräften beitragen können (KMK 2020, SWK 2023). Lehrkräfte mit Angeboten zu erreichen, Wissen und Haltungen weiterzuentwickeln sowie Bedarfe mit der aktuellen Forschungslage abzustimmen ist für Universitäten herausfordernd (Lipowsky/Rzejak 2021). Diesem Spannungsfeld widmet sich eine Interviewstudie mit 12 Professor:innen der TU Dresden. Das Forschungsinteresse gilt den Charakteristika, Gestaltungsweisen und Herausforderungen universitärer Lehrkräftefortbildung. Die qualitativen Daten offenbaren eine Haltungsdivergenz zum Lehr- und Lernverhalten sowie zum Bildungsverständnis. Professor:innen beschreiben den Wunsch von Lehrkräften nach „Rezept-Wissen“: in möglichst kurzer Zeit wesentliche Informationen und wissenschaftliche Diskurse erfahren und ausgearbeitete Handlungsempfehlungen zu Lernmethoden direkt umsetzen können. Demgegenüber steht das universitäre Bemühen um wirksame Fortbildungen, die wissenschaftsbasiert erläuternd und praxisorientiert vermittelnd die beruflichen Kompetenzen von Lehrkräften nachhaltig erweitern.

 
9:00 - 11:00Session II-F: Diversität und Mehrsprachigkeit
Ort: 11/115
Chair der Sitzung: Sylvia Nienhaus, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe
 

Sozialpsychologische Einflussfaktoren auf die Einstellung von Jugendlichen gegenüber Muslim:innen

Janine Kuropka, Jonas Bonke

TU Dortmund, Deutschland

In einer zunehmend religiös-pluralen Gesellschaft nehmen Schule und insbesondere das interreligiöse Lernen eine wichtige Funktion ein, um Vorurteile und Stereotype gegenüber Mitgliedern unterschiedlicher Religionsgemeinschaften entgegenzuwirken und wechselseitiges Verständnis und Toleranz zu fördern. Ein Fokus wird hier auf Muslim:innen gelegt, eine Gruppe, die 2018/19 von knapp einem Fünftel der nicht-muslimischen Bevölkerung in Deutschland offen angefeindet wurde.

Anknüpfungspunkte zur Entstehung, Funktion und Messung von Einstellungen lassen sich in der Sozialpsychologie finden. Diese einstellungstheoretischen Erkenntnisse werden jedoch kaum in der Theorie des interreligiösen Lernens wahrgenommen bzw. systematisch rezipiert.

Im Rahmen des vorgestellten Projekts wird daher eine quantitativ-empirische Befragung unter Schüler:innen der 9. und 10. Klasse an Gesamtschulen durchgeführt, um ihre Einstellung gegenüber Muslim:innen zu untersuchen und die sozialpsychologischen Faktoren zu identifizieren, die einen Einfluss auf die Einstellungsbildung haben. Dies geschieht sowohl durch die Messung expliziter Einstellungsmaße und Stereotype als auch durch einen impliziten Assoziationstest.



Die Aktualität des fachdidaktischen Wissens von Fremdsprachenlehrpersonen rund um die Förderung der mehrsprachigen und plurikulturellen Kompetenz

Stefania Crameri

Pädagogische Hochschule Graubünden, Schweiz

Die mehrsprachige und plurikulturelle Kompetenz (MPK) ist heutzutage für die akademische Mobilität der Jugendlichen höchstrelevant (z. B. Europarat, 2001), insbesondere, wenn die schulische Fremdsprache zur Bildungssprache wird, wie im Schweizer Kontext oft der Fall ist. Die Förderung der MPK soll durch kompetente Fremdsprachenlehrpersonen (FLP) stattfinden, welche u. a. das nötige fachdidaktische Wissen (pedagogical content knowledge; PCK) mitbringen (vgl. Baumert & Kunter, 2006).

Im Zentrum des Beitrags steht die Frage, über welches PCK FLP im Bereich der Didaktik der Mehrsprachigkeit verfügen. Dafür wurden 22 Schweizer FLP querschnittlich befragt (MAlter = 45 Jahre; 60% Frauen). Mit jeder FLP wurde ein problemzentriertes Leitfadeninterview geführt. Die Interviewdaten wurden anhand der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2022) ausgewertet (Cohens Kappa = 0.84).

Übereinstimmend mit bisheriger Forschung (z. B. Brethauer, 2018) zeigt sich, dass die FLP über ein uneinheitliches, teils fehlerhaftes PCK verfügen, was die Wichtigkeit eines optimierten Transfers von wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die Förderung der MPK in die Bildungspraxis unterstreicht.

 
9:00 - 11:00Session II-G: Data Literacy angehender Lehrkräfte
Ort: 01/106
Chair der Sitzung: Verena Köstler, Universität Passau
 

Digitalisierungsbezogene Kompetenzen von Lehramtsstudierenden fördern - Was bringen Lernangebote zur integrativen Vermittlung fachlicher und digitalisierungsbezogener Kompetenzen?

Verena Köstler, Monika Wolff, Jutta Mägdefrau

Universität Passau, Deutschland

Angebote zur Adressierung digitalisierungsbezogene Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden curricular zu verankern, gestaltet sich vielfach herausfordernd. Kurse, in denen fachliche mit digitalisierungsbezogenen Zielen verschränkt werden, bieten sich als Lösung an. Der Beitrag fokussiert digitale Kompetenzeinschätzungen von Studierenden in 2023 (n=312) und die Nutzung entsprechender Angebote, die ab 2019 in einem QLB-Projekt erprobt wurden. Einerseits wurde untersucht, über welche digitalen Kompetenzeinschätzungen (privat; unterrichtlich) die Studierenden verfügen und in welchem Zusammenhang diese sowohl mit der Akzeptanz digitaler Medien im Unterricht als auch ihrer Einschätzung im Hinblick auf den Wert sowie den Kosten des Einsatzes stehen sowie, inwiefern integrative Kursangebote digitalisierungsbezogene Kompetenzen fördern können. Es zeigte sich, dass digitale Kompetenzen im privaten Bereich signifikant höher eingeschätzt wurden als im unterrichtlichen Kontext. Sowohl höhere Akzeptanz und Erfolgserwartung bzgl. digitaler Medien im Unterricht als auch eine höhere Anzahl und Häufigkeit genutzter Kursangebote gingen mit höheren unterrichtsbezogenen digitalen Kompetenzen einher.



Erwerb von Data Literacy in der Hochschullehre: Eine Evaluation digitaler Selbstlerneinheiten

Oliver Böhm-Kasper, Pia Gausling

Universität Bielefeld, Deutschland

Die zunehmende Datafizierung von Gegenwartsgesellschaften ist eng verbunden mit einem enormen Bedeutungszuwachs von Data Literacy Skills als sich neu entwickelnde Kompetenzbereiche in Ausbildung und Beruf. Rekurrierend auf Ridsdale et al. (2015) wird Data Literacy als die Fähigkeit definiert, Daten in kritischer Art und Weise zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden (ebd., S. 3). An der Universität Bielefeld werden aktuell digitale Lernszenarien konzipiert und erprobt, die mittels digitalen Storytellings (Savery & Savery 2010) die Vermittlung von Data Literacy adressieren. Bisherige Forschungsbefunde deuten darauf hin, dass der Einsatz digitalen Storytellings einen positiven Effekt auf die Motivation und die Performanz von Lernenden haben kann (u.a. Liu et al. 2018).Vor diesem Hintergrund wurden die konzipierten Selbstlerneinheiten in einem ersten qualitativen Zugang anhand von Nutzer:innen-Interviews im Hinblick auf die Lernerfahrungen, Akzeptanz und Usability evaluiert. Entsprechende Befunde werden im Beitrag vorgestellt sowie die Frage diskutiert, wie eine Kompetenzerfassung mittels quantitativer Methodik umgesetzt werden könnte.



Messung von Datenkompetenz angehender Lehrkräfte

Dominik Endemann, Holger Gärtner

Freie Universität Berlin, Deutschland

Im Beitrag wird die Entwicklung eines Tests zur Erfassung von Datenkompetenz bei angehenden Lehrkräften vorgestellt. Die Vergleichsarbeiten als nahezu bundesweit genutztes Instrument zur Leistungsfeststellung werden mit dem Ziel durchgeführt, die Ergebnisse für datengestützte pädagogische Entscheidungen zu nutzen. Allerdings wird berichtet, dass dieser Anspruch nicht umfänglich erfüllt wird (Abs & Klein, 2018). Auf Basis eines überarbeiteten Modells von Helmke und Hosenfeld (2005) wurden anhand von VERA-3-Rückmeldungen Items entwickelt, welche verschiedene Facetten der Datennutzung operationalisieren (Verstehen, Interpretieren und Entscheiden). Diese wurden von Expert*innen im Rahmen einer Inhaltsvalidierung begutachtet und überarbeitet, bevor sie an einer ersten Pilotierungsstichprobe (N = 125) empirisch überprüft wurden. Hierbei zeigten sich für insgesamt 22 Items gute Trennschärfen (r > .40) und Itemschwierigkeiten (.20 bis .80). Im Mai 2024 werden in einer umfänglichen Studie Konstrukt- und Kriteriumsvalidität überprüft. Auf der Tagung werden Ergebnisse beider Studien vorgestellt und diskutiert.

 
9:00 - 11:00Session II-H: Lehren und Lernen III
Ort: 01/214
Chair der Sitzung: Laura Becher, Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund
 

Von der Schule in die Klassenzimmer?–Analysen zur Unterrichtsqualität anhand eines nationalen Panels

Laura Becher, Ramona Lorenz, Nele McElvany

Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund, Deutschland

In der Forschung zu Schuleffektivität liegen wenige Längsschnittdaten auf Schul- und Unterrichtsebene vor. Bislang wurde Schuleffektivität häufig durch Schulfaktoren (u.a. Schulklima) und Output erfasst (Javornik & Mirazchiyski, 2023; Kyriakides et al., 2010). Die bislang wenig beforschte Veränderung von Unterrichtsqualität (UQ) und deren Vorhersage durch zentrale Schulfaktoren (Gärtner, 2016) wird anhand einer fünfjährigen Panelstudie auf Schulebene mit folgenden Fragen untersucht.

1)Inwieweit verändern sich die drei Dimensionen der UQ im Deutschunterricht der gleichen Grundschulen zwischen 2016 und 2021?

2)Inwieweit sagen die zentralen Schulfaktoren Schulklima, Kooperation und Ressourcen die UQ 2016 und die Veränderung zu 2021 vorher?

Grundlage ist das nationale IFS-Schulpanel 2016 und 2021 mit 116 Grundschulen und deren Schulleitungen und Lehrkräften. Im Cross-Lagged-Panel-Design werden multiple Regressionen unter Berücksichtigung relevanter Kontrollvariablen durchgeführt.

Vorläufige Ergebnisse zeigen Stabilität der mittleren UQ (1) sowie teilweise Erklärungskraft der Schulfaktoren für die UQ und deren Veränderung (2). Befunde werden hinsichtlich ihrer Implikationen diskutiert.



Qualitätsmerkmale und Zielkriterien von Unterricht – erste Ergebnisse aus FALKO-PV

Alfred Lindl, Stefan Böhringer, Patrick Ehrich, Maria Gürtner, Maximilian Gutsmiedl, Mara Rader, Laura Simböck

Universität Regensburg, Deutschland

Unterrichtliche Prozessmerkmale gelten als wesentliche Determinanten von Lernerfolgen (z.B. Alp Christ et al. 2024; Decristan et al. 2020). Jedoch wird u.a. darüber diskutiert, welche Aspekte zur Beschreibung von Unterrichtsqualität geeignet, ob diese generisch oder fachspezifisch auszulegen oder welche nachweislich wirksam sind (zsf. Begrich et al. 2023, Praetorius et al. 2018, Rothland 2024). Derartige Fragen greift die Forschungsgruppe FALKO-PV (Fachspezifische Lehrkraftkompetenzen – Prädiktive Validierung) im Kontext von sechs Fächern (Deutsch, Englisch, Ev. Religion, Latein, Musik, Mathematik) auf und untersucht mitunter die Zusammenhänge zwischen Qualitätsmerkmalen und Zielkriterien von Unterricht.

Hierzu beurteilten Schüler:innen zu drei Zeitpunkten während des Schuljahrs 2023/24 Unterricht in diesen Fächern mittels eines projekteigenen digitalen Fragebogens zu generischen und fachbezogenen Kriterien, absolvierten je Fach drei Kompetenztests und füllten einen Hintergrundfragebogen aus. Im Vortrag werden Ergebnisse zu entsprechenden Zusammenhängen präsentiert und diskutiert, die zu mehr belastbarem Wissen zur Wirkung von Unterricht und zur Lehrkräftebildung beitragen können.



Kognitiv aktivierende Lernaufgaben – Ein blinder Fleck im (Berufsschul-) Unterricht?

Inga Prengel, Kira Elena Weber, Jens Siemon

Universität Hamburg, Deutschland

Theoretischer Hintergrund und Ziel der Studie

Kognitiv aktivierende Lernaufgaben gelten als essenziell für eine hohe Unterrichtsqualität (Kleinknecht et al., 2019). Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen kognitiv aktivierenden Lernaufgaben und der Lernzeitnutzung von SuS sind bislang kaum vorhanden. Die vorliegende Studie untersucht daher anhand von Unterrichtsvideos, wie sich kognitiv aktivierende Aufgaben auf die effektive Lernzeitnutzung von SuS der beruflichen Bildung auswirken.

Methode

Als Datengrundlage dienten Unterrichtsvideos aus Berufsschulen mit n=327 SuS. Zunächst wurde ein literaturbasiertes Kodiermanual (κ 0.89) entwickelt, welches allgemeindidaktische Kriterien zur Bewertung kognitiv aktivierender Merkmale enthält. Anhand dieses Kategoriensystems erfolgte ein Event-Sampling. Die effektive Lernzeitnutzung wurde durch ein Time-Sampling erfasst.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen große Varianzen in der Häufigkeit einzelner kognitiv aktivierender Merkmale auf. Signifikante Zusammenhänge zur Lernzeitnutzung zeigten sich zwischen der Strukturqualität (r = 44; p < .05), Sozial- (r = 58; p < .01) sowie Methoden- und Lernkompetenz (r = .55; p < .01) von Lernaufgaben.

 
9:00 - 11:00Session II-I: Lehren und Lernen IV: Feedback
Ort: 01/114
Chair der Sitzung: Sina Verena Scherer, Universität Münster
 

How effective is feedback for L1, L2, and FL learners’ writing? A meta-analysis

Sina Verena Scherer1, Steve Graham2, Vera Busse1

1Universität Münster, Deutschland; 2Arizona State University, USA

Feedback is important for writing improvement, but research suggests that not all learners benefit equally from it. This meta-analysis examined if different feedback treatments given by different feedback agents are differentially effective for first (L1), second (L2), and foreign language (FL) learners in (quasi-)experimental studies.

Across 200 comparisons, surface-level feedback improved surface-level outcomes (g = 0.58), with higher effects for FL (g = 0.69) than for L2 learners (g = 0.34). However, such feedback may have detrimental effects on FL deep-level outcomes (g = - 0.23). In contrast, deep-level feedback demonstrated positive effects on deep-level outcomes (g = 0.80), with larger effects for L1 (g = 1.26) than for FL learners (g = 0.37; non-significant).

Instructor feedback had greater impact on FL learners (g = 0.72) than on L2 learners (g = 0.35) for surface-level outcomes. Peer feedback showed medium to large effects for deep-level outcomes (FL learners: g = 0.76; L1 learners: g = 1.46). In contrast, algorithm-based feedback showed a non-significant medium effect on FL learners’ surface-level outcomes (g = 0.53). In the talk, we also discuss practical implications.



Effects of formative feedback on argumentative writing in English and cross-linguistic transfer to German

Katrin Peltzer1, Alina Lira Lorca2, Prof. Dr. Ulrike-Marie Krause2, Prof. Dr. Vera Busse1

1Universität Münster, Deutschland; 2Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland

Formative feedback is central to process-oriented writing, yet the effects of feedback based on rubrics and exemplars, in contrast to more time-consuming in-text comments, remain unclear.

In an experimental intervention study (N = 294 secondary students in Year 9), we examined the effects of different types of formative teacher feedback (EG1: rubric + exemplar; EG2: in-text comments; EG3: rubric + exemplar and in-text comments) on genre knowledge and writing quality (English and German) in 1176 essays and compared these with two control groups (CG1: learning unit without additional feedback; CG2: no intervention).

Writing quality (English) improved significantly in the EGs and in CG1, with large effects in EG1 regarding writing quality (English) and genre knowledge. Progress in writing quality (English) in the EGs and CG1 significantly predicted writing quality (German) at T2. Our results suggest that rubric + exemplar feedback promotes argumentative writing and genre knowledge.



Feedback als Prädiktor für die Motivation und Mathematikleistung von Grundschulkindern

Nils Finke, Frank Hellmich

Universität Paderborn, Deutschland

Für Lernprozesse von Grundschulkindern ist das wahrgenommene Feedback von ihren Lehrkräften bedeutsam, um Lernprozesse zu unterstützen (Strijbos & Müller, 2014). Entlang des ‚Erwartungs-mal-Wert-Modells‘ von Eccles (2005) ist dabei davon auszugehen, dass sich das von Kindern wahrgenommene Feedback auf ihre Motivation (Burnett & Mandel, 2010) und auf ihre domänenspezifischen Kompetenzen (Baliram & Youde, 2018) auswirkt. Weitgehend ungeklärt ist jedoch, ob die Effekte des von Grundschulkindern wahrgenommenen Feedbacks auf ihre Lernleistungen durch ihre Motivation mediiert werden (Katsantonis et al., 2023).

In unserer Studie wurden N=701 Kinder der dritten und vierten Jahrgangsstufen an Grundschulen im Mathematikunterricht zu ihrem wahrgenommenen positiven und negativen Feedback, ihrer Motivation sowie zur ihrer Mathematikleistung befragt.

Ergebnisse aus einem Strukturgleichungsmodell geben Hinweise darauf, dass die Effekte des wahrgenommenen negativen Feedbacks auf die Mathematikleistungen durch die intrinsische Motivation mediiert werden. Entgegen der Annahme stellt das wahrgenommene positive Feedback keinen signifikanten Prädiktor für die Mathematikleistung dar.

 
9:00 - 11:00Session II-J: Motivation und Selbstkonzept
Ort: 02/108
Chair der Sitzung: Margarita Knickenberg, Universität Paderborn
 

Effekte von Peerinteraktionen und des sozialen Umfelds auf die aktuelle Motivation von Schüler*innen

Margarita Knickenberg1, Carmen Zurbriggen2

1Universität Paderborn, Deutschland; 2Universität Freiburg, Schweiz

Die Bedeutung von Peers für die akademische Motivation ist ein zentrales Thema in der pädagogischen Psychologie. Studien zeigen, dass Schüler*innen motivierter sind, wenn sie mit Peers arbeiten. Auch ein soziales Klassenklima und die Wahrnehmung von motivierenden Peers können unterstützend sein. Daher untersuchen wir im Rahmen einer Studie unter Verwendung der Experience Sampling Method, die eine situationsnahe und variable Erfassung der Motivation ermöglicht, Zusammenhänge zwischen der aktuellen Motivation und peerbezogenen Prädiktoren auf Situations- (L1) und Personebene (L2). NL2=145 Fünftklässler*innen berichteten während einer Woche mehrmals täglich im Unterricht über ihren aktuellen sozialen Kontext und ihre aktuelle Motivation, sodass NL1=3099 „Momentaufnahmen“ erhoben wurden. Sie füllten zudem einen konventionellen Fragebogen zum sozialen Klassenklima und zu ihrer Wahrnehmung ihrer Peers als Motivatoren (PPM) aus. Ergebnisse von Mehrebenenmodellen zeigen, dass die Motivation der Schüler*innen höher ist, wenn sie mit Peers interagieren. Die L2-Prädiktoren (soziales Klassenklima und PPM) erklären zusätzliche Varianz in der aktuellen Motivation.



Motivation fördern durch dialogische Unterrichtsgespräche – eine Mixed-Method Studie

Miriam Moser1, Lena Hollenstein1, Kurt Reusser2, Christine Pauli3

1Pädagogische Hochschule St.Gallen; 2Universität Zürich; 3Universität Fribourg

Motivation ist ein Schlüsselfaktor für schulisches Lernen, nimmt aber in der frühen Adoleszenz tendenziell ab. Dialogische Unterrichtsgespräche erscheinen als ein Ansatz mit bedeutendem Potenzial zur Steigerung der Motivation, weil sie den Bedürfnissen nach Autonomie- und Kompetenzunterstützung sowie sozialer Eingebundenheit stärker Rechnung tragen.

Im Rahmen einer Fortbildungsstudie wurde untersucht, inwieweit eine dialogischere Gestaltung der Unterrichtsgespräche mit einer positiveren Schülerwahrnehmung in Bezug auf diese Bedürfnisse einhergeht. Die drei Grundbedürfnisse wurden quantitativ (Fragebogen) und qualitativ (Gruppeninterviews) anhand einer Stichprobe von N = 9 Lehrpersonen mit N = 157 Lernenden der Sekundarstufe l untersucht.

Erste Ergebnisse zeigen, dass das Kompetenzerleben und die Wahrnehmung der sozialen Eingebundenheit der Lernenden vom 8. zum 9. Schuljahr ansteigen. In den Gruppeninterviews wird deutlich, dass sich die Lernenden stärker zuhören, die Beiträge ihrer Mitschüler:innen wahrnehmen und ko-konstruktiv nach Lösungen suchen.

Die Ergebnisse werden in Bezug auf das Potential dialogischer Unterrichtsgespräche als motivationsförderliche Lernkontexte diskutiert.



Big-Fish-Little-Pond-Effekte bei Grundschulkindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf

Annette Lohbeck

Health and Medical University Erfurt, Deutschland

Nach dem Big-Fish-Little-Pond-Effekt (BFLPE) wirkt sich die Klassendurchschnittsleistung negativ auf das Selbstkonzept aus. Studien, die diesen Effekt für verschiedene Outcomes bei Kindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF) an Regel- und Förderschulen untersuchen, fehlen jedoch weitgehend. Ziel dieser Studie war es, den BFLPE für die Selbstkonzepte und Interessen in den Fächern Mathematik und Deutsch zwischen Kindern mit und ohne SPF an Regel- und Förderschulen miteinander zu vergleichen. Untersucht wurden drei Gruppen mit 21216 Viertklässler/-innen aus dem IQB-Bildungstrend 2021: 1) n = 19069 Kinder ohne SPF an Regelschulen, 2) n = 933 SPF-Kinder an Regelschulen und 3) n = 1214 SPF-Kinder an Förderschulen. Die Ergebnisse der doppelt-latenten Multigruppen-Mehrebenen-Strukturgleichungsmodelle wiesen auf signifikante BFLPE in allen drei Samples für beide Outcomes hin, nur nicht für das Interesse im Fach Deutsch bei SPF-Kindern an Förderschulen. An Regelschulen fielen die BFLPE bei SPF-Kindern jedoch fast doppelt so hoch aus wie bei Kindern ohne SPF. Interventionen zur Verringerung des BFLPE sollten deshalb an beiden Schulformen erfolgen, insbesondere an Regelschulen.

 
11:00 - 11:30- Pause -
11:30 - 13:30Session III-A: Symposium: Transfer an Schulen in herausfordernder Lage
Ort: 11/E08
Chair der Sitzung: Simon Ohl, Univerität Potsdam
 

Transfer an Schulen in herausfordernder Lage nachhaltig gestalten

Chair(s): Simon Ohl (Universität Potsdam), Hanna Dumont (Universität Potsdam)

Diskutant*in(nen): Martin Bonsen (Universität Münster)

Schulentwicklungsprojekte an Schulen in herausfordernder Lage stehen vor der Aufgabe Schul- und Unterrichtsentwicklungsmaßnahmen unter erschwerten Bedingungen, wie Ressourcenknappheit und einer hohen Belastung des Personals, umzusetzen (Holtappels et. al, 2021). Die vier Beiträge zeigen, wie es dennoch gelingen kann, den Transfer wissenschaftsbasierter Maßnahmen an diesen Schulen nachhaltig zu gestalten: indem die Schule als Organisation in den Blick genommen wird und personelle, materielle und/oder strukturelle Bedingungen geschaffen werden, die einen Kapazitätsaufbau an den Schulen ermöglichen (Marx & Maaz, 2023). In den Beiträgen werden Transferkonzepte für verschiedene Inhalte vorgestellt: Qualifizierungsmaßnahmen in Mathematik und in Deutsch, Qualifizierungsmaßnahmen zum Thema „Elterngespräche erfolgreich führen" sowie Maßnahmen zur datengestützten Schulentwicklung. Im Symposium werden die Ergebnisse der Evaluationen dieser Transferkonzepte, die im Rahmen des Verbundprojekts „Schule macht stark“ durchgeführt wurden, vorgestellt und auf dieser Grundlage Herausforderungen und Gelingensbedingungen für einen nachhaltigen Transfer abgeleitet und diskutiert.

 

Beiträge des Symposiums

 

Den Transfer ins Schulkollegium unterstützen – Konzeptionelle Überlegungen und erste Befunde

Johanna Brandt
TU Dortmund

Mit dem Ziel einer ganzheitlichen und nachhaltigen Schulentwicklung sollten Fortbildungsmaßnahmen nicht allein die teilnehmenden Lehrkräfte erreichen, sondern auch den Transfer wesentlicher fachdidaktischer Kernbotschaften ins gesamte (Fach-)Kollegium einer Schule anregen.

Die nationale und internationale Bildungsforschung zeigt verschiedene Aspekte auf, welche sich förderlich auf den ‚Transfer von Innovationen‘ und deren Nachhaltigkeit auswirken können, u.a. eine sichere Steuerungsarchitektur, kooperative Arbeitsformen sowie die Relevanz und Praxisorientierung einer Innovation (u.a. Prenger et al. 2022).

In dem Beitrag wird ein Konzept für den Transfer fachdidaktischer Fortbildungsinhalte vorgestellt, welches die genannten Aspekte berücksichtigt. Das Konzept wurde im Rahmen des Projektes „Schule macht stark“ für den Bereich Mathematik in der Primarstufe entwickelt und erprobt. Untersucht werden die Fragen, wie Lehrkräfte eine solche Konzeption nutzen und wie sie diese wahrnehmen. Die Ergebnisse einer schriftlichen Evaluationsbefragung teilnehmender Lehrkräfte (N=51) zeigen eine breite Nutzung und hohe Zufriedenheit mit den in der Fortbildung bereitgestellten Transfermaterialien.

Bibliografie

Prenger, R., Tappel, A.P.M., Poortman, C.L., & Schildkamp, K. (2022). How can educational innovations become sustainable? A review of the empirical literature. Frontiers in Education, 7, art. No. 970715.

 

Transfer wirkungsvoller Maßnahmen zur Förderung basaler sprachlicher Kompetenzen zwischen Wissenschaft und Bildungspraxis

Seda Yılmaz Wörfel1, Franziska Kipsch1, Anne Griepentrog1, Viktoria Michels1, Michael Krelle1, Simone Jambor-Fahlen2
1TU Chemnitz, 2Mercator Institut, Universität zu Köln

Beim Transfer wirkungsvoller Maßnahmen zur Förderung basaler sprachlicher Kompetenzen stehen Lehrkräfte im Mittelpunkt (vgl. Becker-Mrotzek & Roth, 2022): Um innovative Konzepte erfolgreich umzusetzen, ist es zentral, Lehrkräfte beim Aufbau von (Transfer-) Kompetenzen zu unterstützen.

Das im Beitrag vorgestellte Transferkonzept, das im Rahmen des Projekts „Schule macht stark“ für das Fach Deutsch entwickelt wurde, zielt darauf ab, einen strukturierten Pro¬zess zur Weitergabe der fachlichen und fachdidaktischen Inhalte der Qualifizierungsmaßnahmen an Schulen zu etablieren. Im Beitrag werden die Ergebnisse der Evaluation dieses Transferkonzepts mit einem Fokus auf der Identifikation und der Analyse von Erfolgsfaktoren sowie Barrieren für eine nachhaltige Implementierung vorgestellt. Hierfür werden Analysen aus Prä- und Post-Befragungen von Lehrkräften und Fachberatungen sowie aus der Evaluation von Gruppendiskussionen vorgestellt. Ziel des Vortrags ist es, aufbauend auf den Ergebnissen aus der Evaluation, den Fokus auf förderliche Abläufe und Strukturen in der Schule, kollegiale Kooperation und unterstützende Fachberatung im Transferprozess zu legen.

Bibliografie

Becker-Mrotzek, M. & Roth, H.J. (2022). Sprachliche Bildung im Transfer: Konzepte der Sprach-und Schriftsprachförderung weitergeben. Kohlhammer Verlag.

 

Eine Qualifizierung zu Elterngesprächen: Veränderungen in Herausforderungen und Verhaltensweisen

Hermann Dzingel, Justin Bärwaldt, Dirk Richter
Universität Potsdam

Die Wirksamkeit von Fortbildungen auf das Lernen von Lehrkräften variiert in Abhängigkeit ihrer didaktischen und inhaltlichen Ausgestaltung (Timperley et al., 2007). Die vorliegende Arbeit untersucht, inwiefern die in den Fortbildungen thematisierten Inhalte und vermittelten Kompetenzen auch vier Monaten nach der Durchführung noch im Berufsalltag von Lehrkräften verankert sind. Dazu wurden 6 schulinterne Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „Elterngespräche erfolgreich führen" an Grund- und weiterführenden Schulen durchgeführt. Befragt wurden 179 Lehrkräfte zu Beginn der Fortbildung und vier Monate nach Ende der Fortbildung. Im Fokus standen dabei subjektive Herausforderungen und Verhaltensweisen in Elterngesprächen (Gartmeier & Gartmeier, 2018). Erste Ergebnisse zeigen, dass die subjektiven Herausforderungen in Elterngesprächen nach der Qualifizierungsmaßnahme leicht abgenommen haben und ein kleiner Effekt festzustellen ist (Cohen’s d = .11). Im Verhalten ist eine leicht positive Veränderung mit ebenfalls kleinem Effekt zu beobachten (Cohen’s d = .12). Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass auch eintägige Fortbildungen nachhaltige Wirkungen erzielen können.

Bibliografie

Gartmeier, M., & Gartmeier, M. (2018). Institutionelle Rahmenbedingungen schulischer Elterngespräche. Gespräche zwischen Lehrpersonen und Eltern: Herausforderungen und Strategien der Förderung kommunikativer Kompetenz.

Timperley, H., Wilson, Aaron, Barrar, Heather & Fung, I. (2007). Teacher professional learning and development. Best evidence synthesis iteration (BES). Wellington: Ministry of Education.

 

Datengestützte Qualitätsentwicklung in Schulen implementieren: Hürden und Gelingensbedingungen

Christian Schlösser, Oscar Yendell, Karina Karst
Universität Mannheim

Schul- und Unterrichtsentwicklung findet an Schulen in herausfordernder Lage unter besonderen Bedingungen statt (Holtappels et. al, 2021). Zur Unterstützung werden Kooperationsprojekte zwischen Universitäten und Schulen implementiert (Ringler, i.E.). Diese können zum Ziel haben, einen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse an Schulen zu ermöglichen, um so Professionalisierungsprozesse zu unterstützen (Kussau 2007; Howaldt 2010).

Im Projekt „Schule macht stark“ wurden Lehrkräfte (LK) in Hinblick auf eine an Daten orientierte pädagogische Praxis professionalisiert. Ziel war dabei, dass LK in Evidenzteams (Schildkamp et al., 2016) zusammenarbeiten, was einen kollaborativen Zusammenschluss von LK innerhalb einer Schule meint, der eine an Daten orientierte Schulentwicklung anstrebt.

Der Vortrag beleuchtet von LK im Rahmen eines Interviews (N=2) und eines transdisziplinären Workshops (N=16) genannte Hürden und Gelingensbedingungen dieses Prozesses, die mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring & Fenzl, 2019) ausgearbeitet wurden. Hieraus lassen sich Rückschlüsse für Projekte ziehen, die einen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die schulische Praxis anvisieren.

Bibliografie

Holtappels, H. G., van Ackeren, I., Bremm, N. & Rutter, S. (2021). Schulen in herausfordernden Lagen entwickeln und unterstützen – Fazit und Empfehlungen aus dem Projekt „Potenziale entwickeln –Schulen stärken“. In: I. van Ackeren, H. G. Holtappels, N. Bremm & A. Hillebrand-Petri (Hrsg.), Schulen in herausfordernden Lagen – Forschungsbefunde und Schulentwicklung in der Region Ruhr. Das Projekt „Potenziale entwickeln – Schulen stärken“. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 333-344.

Howaldt, J. (2010). Innovation im Netz. Anforderungen an ein professionelles Netzwerkmanagement in Innovationsnetzwerken. In: Berkemeyer, N., Bos, W., Kuper, H. Schulreform durch Vernetzung. Interdisziplinäre Betrachtungen. Münster, New York, München, Berlin: Waxmann, 131-150.

Kussau, J. (2007). Schulische Veränderung als Prozess des ‚Nacherfindens‘. In: Kussau, J., Brüsemeister, T. Governance, Schule und Politik. Zwischen Antagonismus und Kooperation. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 287-303.

Mayring, P. & Fenzl, T. (2019). Qualitative Inhaltsanalyse. In N. Baur & J. Blasius (Hrsg.), Springer eBook Collection. Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 633–648). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978- 3-658-21308-4_42

Muijs, D., Harris, A., Chapman, C., Stoll, L. & Russ, J. (2004). Improving Schools in Socioeconomically Disadvantaged Areas? A Review of Research Evidence. School Effectiveness and School Improvement, 15(2), 149–175. https://doi.org/10.1076/sesi.15.2.149.30433

Ringler, J., Neuber, K., Yendell, O. & Karst, K. (im Erscheinen). Schulentwicklungsbegleitung auf Augenhöhe – die Besonderheiten des Beratungsansatzes der regionalen SchuMaS-Zentren.

Schildkamp, K., Poortman, C. L. & Handelzalts, A. (2016). Data teams for school improvement. School Effectiveness and School Improvement, 27(2), 228–254. https://doi.org/10.1080/09243453.2015.1056192

van Geel, M., Keuning, T., Visscher, A. J. & Fox, J. P. (2016). Assessing the Effects of a School-Wide Data-Based Decision-Making Intervention on Student Achievement Growth in Primary Schools. American Educational Research Journal, 53(2), 360–394. https://doi.org/10.3102/0002831216637346

Visscher, A. J. (2021). On the value of data-based decision making in education: The evidence from six intervention studies. Studies in Educational Evaluation, 69, 100899. https://doi.org/10.1016/j.stueduc.2020.100899

 
11:30 - 13:30Session III-B: Symposium: "Schule im Wandel"
Ort: 11/212
Chair der Sitzung: Tobias Feldhoff, Johannes Gutenberg Universität Mainz
 

„Schule im Wandel“: erste Einblicke in den Wandel von Schul- und Unterrichtskulturen

Chair(s): Tobias Feldhoff (Johannes Gutenberg Universität Mainz, Deutschland), Eckhard Klieme (DIPF | Leibniz-InstituSchulng und Bildungsinformation)

Diskutant*in(nen): Falk Radisch (Universität Rostock)

Unser Wissen über die Veränderung von Schul- und Unterrichtskulturen über die letzten 45 Jahren ist sehr begrenzt. Im Rahmen des Symposiums möchten wir erste Ergebnisse zu möglichen langfristigen Veränderungen von Schul- und Unterrichtskulturen vorstellen. Ausgangspunkt ist die "Drei-Länder-Studie" von Fend (1982), die 1978/79 in 61 Hauptschulen in Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurde. Im Jahr 2023 haben wir Daten an 24 der 61 Schulen 45 Jahre später mit einer Auswahl der ursprünglichen Fragebögen für Lehrpersonen und Schüler:innen mit Schwerpunkt auf Schul- und Unterrichtskulturen sowie mit Originaltests in Mathematik und Englisch erhoben.

Der erste Beitrag befasst sich mit Veränderungen in den Schulkulturen durch die Bewertung der Stabilität bzw. Veränderung von Konstrukten anhand von Messinvarianzanalysen. Im zweiten und dritten Beitrag werden Stabilität bzw. Veränderung durch die Linse von Profilen unter Verwendung von agglomerativer Clusterbildung und latenter Profilanalyse betrachtet. Der zweite Beitrag konzentriert sich auf Schulprofile, während der dritte Beitrag Unterrichtsprofile untersucht. Die Beiträge werden anschließend kritisch diskutiert.

 

Beiträge des Symposiums

 

Wandel in Schul- und Unterrichtskulturen über vier Jahrzehnte - Messinvarianzanalysen als Voraussetzung und Analyseinstrument zur Erfassung des Wandels

Sebastian Wurster, Tobias Feldhoff
Johannes Gutenberg Universität Mainz

Die Analyse von Veränderungen im Zeitverlauf erfordert die Kenntnis der gemessenen Konstrukte. Messinvarianzanalysen sind für die Untersuchung von Veränderungen in Schul- und Unterrichtskulturen in zweierlei Hinsicht notwendig. 1. Sind sie Voraussetzung für weitere Analysen (z.B. Gruppenunterschiede, Zusammenhänge). 2. Geben sie Aufschluss über mögliche Veränderungen im Verständnis von Konstrukten. Auf der Grundlage der Drei-Länder-Studie von Fend (1982) (N = 61 Schulen, N = 1169 Lehrer) 1978/79 und einer Folgestudie (N = 24 Schulen, N = 842 Lehrer) 2023 wurde die Messinvarianz mehrerer Konstrukte der Schul- und Unterrichtskultur über einen Zeitraum von ca. 45 Jahren analysiert. Die Ergebnisse der konfirmatorischen Mehrgruppen-Faktorenanalysen zur Analyse der Messinvarianz zeigen, dass die Mehrzahl der Konstrukte der Schul- und Unterrichtskultur metrische Messinvarianz aufweist, aber auch, dass ein erheblicher Anteil der Skalen zur Unterrichtskultur skalare Messinvarianz zeigt. Die Ergebnisse der Alignment-Methode für approximative Messinvarianz zeigen in den meisten Fällen skalare Messinvarianz oder approximative skalare Invarianz.

Bibliografie

Fend, H. (1982). Gesamtschule im Vergleich. Weinheim, Basel: Beltz.

 

Schulkulturprofile damals und heute

Lisa Schäfer, Tobias Feldhoff
Johannes Gutenberg Universität Mainz

Im Gegensatz zur Geschichte der Schulreform, wissen wir wenig über den Wandel von Schulkulturen – verstanden als geteilte Normen und Werten, die Ausgestaltung von sozialen Beziehungen (Helsper 2008) und als Schlüsselfaktor von Schuleffektivität (Scheerens 2016). Unser Forschungsinteresse zielt auf das Identifizieren spezifischer Schulkulturprofile, deren Veränderung im Vergleich zu den 1970er sowie ihren Zusammenhang mit Outputvariablen.

Basierend auf Befragungen der Dreiländerstudie (DLS, n= 61)) von Fend (1979) und der Follow-Up-Studie von 2023 (FUS, Teilstichprobe n=24)). Mittels agglomerativem Clustering und einer Analyse der Unterschiede zwischen Kontext- und Ergebnisvariablen, wurden in beiden Datensätzen drei Profile deutlich. Für DLS-Daten sind dies schülerorientierte kooperativ-innovative Schulen und konventionell-lehrerzentrierte Schulen. Der Trend zeichnet sich mit geringeren Differenzen auch für FUS ab; übergreifend zeigen sich schülerorientierten Profile u.a. mit höherem Wohlbefinden der Schüler:innen, aber nicht mit höheren Schülerleistungen. Ein drittes Cluster aus DLS, Kollegien mit wenig geteilten Überzeugungen, finden sich in dieser Weise in FUS nicht mehr.

Bibliografie

Helsper, W. (2008). Schulkulturen - die Schule als symbolische Sinnordnung. Zeitschrift für Pädagogik, 54(1), 63–80.

Scheerens, J. (2016). Educational Effectiveness and Ineffectiveness. Springer Netherlands. https://doi.org/10.1007/978-94-017-7459-8

 

Profile der Unterrichtskultur und ihre Beziehung zu den Ergebnissen der Schüler im Laufe der Zeit. Ergebnisse von Analysen latenter Profile.

Brigitte Steinert1, Sebastian Wurster2, Eckhard Klieme1
1DIPF | Leibniz-InstituSchulng und Bildungsinformation, 2Johannes Gutenberg Universität Mainz

Über die Stabilität und den Wandel der Schul- und Unterrichtskultur ist wenig bekannt, empirische Studien zu dieser Frage mit Langzeitperspektive sind kaum vorhanden (Ausnahmen: Fend & Berger, 2016; und die PISA-Studien seit 2000). Zur Beantwortung dieser Frage werden Daten der Drei-Länder-Studie (DLS) von Fend aus den Jahren 1978/79 und der Folgestudie (FUS) aus dem Jahren 2023 herangezogen. In einem ersten Schritt wird untersucht, inwieweit sich in den jeweiligen Studien Schulklassen mit typischen Kombinationen von zentralen Unterrichtsmerkmalen (Förderung, Strukturierung, effektive Zeitnutzung) identifizieren lassen und wie diese Profile im Zeitvergleich aussehen. In einem zweiten Schritt werden die Zusammenhänge zwischen den Profilen und den Leistungen der Schülerinnen und Schüler im Fach Englisch sowie sozio-emotionalen Outcomes wie dem Wohlbefinden im Englischunterricht analysiert. Veränderungen in den Profilen sowie in den Korrelationen mit den Lernergebnissen können Hinweise auf veränderte Praktiken in Schule und Unterricht liefern. Es wird auch erörtert, inwieweit die gefundenen Ähnlichkeiten und Unterschiede Hinweise auf Stabilität oder Wandel der Schulkulturen liefern.

Bibliografie

Fend, H. & Berger, F. (2016). Ist die Schule humaner geworden? Zeitschrift für Pädagogik, 62(6), 861–885.

 
11:30 - 13:30Session III-C: Symposium: Eignungsabklärung und -reflexion im Lehramtsstudium
Ort: 02/E04
Chair der Sitzung: Patrick Gollub, Universität Münster
Chair der Sitzung: Jörg Holle, Institut für Erziehungswissenschaft / Universität Münster
 

Eignungsabklärung und -reflexion im Lehramtsstudium als Maßnahme zur Transformation und Professionalisierung

Chair(s): Patrick Gollub (Institut für Erziehungswissenschaft / Universität Münster, Deutschland), Jörg Holle (Institut für Erziehungswissenschaft / Universität Münster, Deutschland)

Diskutant*in(nen): Sabine Gruehn (Institut für Erziehungswissenschaft / Universität Münster, Deutschland)

Gegenstand von politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatten über das Schulsystem und die Lehrkräftebildung sind häufig (unerfüllte) Erwartungen, Krisen oder Forderungen nach Transformation. Die Diskursstränge münden teils in bildungspolitischen Reformen, die positiv auf die Entwicklung und Professionalisierung von (angehenden) Lehrkräften wirken sollen. Im Rahmen dieser Reformen erlangten Reflexionen zu Fragen von Eignung für den Lehrer:innenberuf vor und während des Studiums und insbesondere der Praxisphasen besondere Aufmerksamkeit. Das Symposium greift Forschungsergebnisse auf, die zunächst die Beliefs von Studierenden zu Studienbeginn und den Prozess der Reflexion im Studienverlauf fokussieren. Anschließend werden die Rollen der Professionsforschung und der medialen Berichterstattung im Hinblick auf ein Belastungsnarrativ im Lehrer:innenberuf sowie die Zentren für Lehrerbildung als zentral involvierte Institution kritisch reflektiert. Damit adressieren die Beiträge den wechselseitigen (Wissens)Transfer zwischen Bildungsforschung und Bildungspraxis am Beispiel der Lehrkräftebildung.

 

Beiträge des Symposiums

 

„Ich denke, dass ich dafür geboren bin“ – Überzeugungen zur persönlichen Eignung für den Beruf der Lehrperson

Nico Dietrich
Institut für Allgemeine Pädagogik & Berufspädagogik der TU Darmstadt

Bei Lehramtsstudierenden könnte eine hohe Ausprägung der Persönlichkeitsüberzeugung, die Bereitschaft mindern, sich im Studium auf die Auseinandersetzung mit bildungswissenschaftlichen Theorien einzulassen und sich einen professionellen Habitus anzueignen. In einer Befragung von Studienanfänger:innen des Lehramts (n = 499) zeigte sich eine negative Korrelation (r = -.31) zwischen Persönlichkeitsüberzeugung und Theorienähe (Berger & Ziegler, 2021). Zur Vertiefung der Analysen wurden 31 Studierende der Stichprobe über eine Interviewstudie nach Überzeugungen zur persönlichen Eignung befragt. Aus den qualitativen Daten lassen sich u.a. Hinweise gewinnen, weshalb Lehramtsstudierende denken, für den Beruf geeignet zu sein und worauf sie ihre Überzeugung stützen, wie z.B. ihre (pädagogischen) Vorerfahrungen. Es wird die Frage aufgegriffen, welche Rolle die Überzeugung der Eignung bei der Wahl von Studium und Beruf spielt und welche Bedeutung dies im Themenkomplex der Eignungsabklärung und -reflexion in der Lehrkräftebildung haben könnte.

Bibliografie

Berger, J. & Ziegler, B. (2021): Bildungswege, Studien- und Berufswahlmotive, Überzeugungen und Interessen. Ein Vergleich von Studienanfänger*innen im Lehramt an Gymnasien und im Lehramt an beruflichen Schulen. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (117), 231–253.

Nohl, A.-M. (2017): Interview und dokumentarische Methode: Anleitungen für die Forschungspraxis. Springer VS.

 

Zur Eignungsreflexion angehender Lehrpersonen im Studienverlauf: Kompetenzentwicklung im Fokus

Anna Grabosch
Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Kassel

Obwohl mittlerweile ausgiebig über die Eignung(serfassung) angehender Lehrpersonen diskutiert wurde (vgl. Boeger 2016) und an vielen Hochschulen seit Jahren Selbsterkundungsverfahren zur Eignungsreflexion eingesetzt werden (vgl. Renger et al. 2019), sind empirische Befunde, insbesondere zu Assessmentangeboten, die auf die Kompetenzentwicklung und -reflexion zielen, rar. Dabei wäre es gerade bei den Selbstreflexionsangeboten, die stark an die Autonomie der Studierenden appellieren, interessant herauszufinden, wie die Studierenden die Angebote nutzen, welche Kompetenzen sie entwickeln (möchten) und wie sie ihre Entwicklung vor dem Hintergrund der Anforderungen, die an sie gestellt werden, reflektieren. Ausgehend von unserem Projekt zur Eignungsselbstreflexion werden 179 Reflexionsaufträge von Studierenden qualitativ-inhaltsanalytisch dahingehend ausgewertet, welche Kompetenzfacetten die Studierenden (weiter-) entwickeln möchten. Die Ergebnisse deuten auf eine kontextabhänge Eignungsreflexion, die Fragen hinsichtlich des Eignungsverständnisses aufwirft. Die Ergebnisse werden kritisch diskutiert.

Bibliografie

Boeger, A. (2016): Eignung für den Lehrerberuf. Auswahl und Förderung. Springer VS.

Renger, S., Köller, M. & Klusmann, U. (2019). „Eignungsdiagnostische“ Verfahren für das Lehramtsstudium an deutschen Hochschulen – Überblick und Bewertung. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, IPL.

 

Wohlbefinden als Gegenstand von Eignungsreflexion und Professionalisierung. Theoretische Überlegungen aus dem Projekt „Glück im Lehrer:innenberuf“

Kathi V. Thönes
RuhrFutur gGmbH

Der akute Lehrer:innenmangel und die damit verbundene Notwendigkeit, (geeignete) Lehrkräfte zu akquirieren sowie die professionelle Handlungskompetenz von Lehrkräften zu entwickeln und nachhaltig zu erhalten, stellt gegenwärtig eine der größten Herausforderungen des Bildungssystems dar (SWK, 2023). Problematisch erscheint vor diesem Hintergrund die bislang vorwiegend problemorientierte Ausrichtung wissenschaftlicher Forschung zum Lehrer:innenberuf (z. B. Tenorth, 2006) sowie die damit einhergehende negativ orientierte mediale Berichterstattung zu Lehrkräften, dem Handlungsfeld Schule sowie dem Lehrer:innenberuf allgemein (Thönes, 2023). Der vorliegende Beitrag verfolgt einen ergänzenden Ansatz, in dem das Wohlbefinden von Lehrkräften in den Fokus gestellt und damit ein ressourcenorientierter Zugang verfolgt wird. Unter Rückgriff auf gesamtgesellschaftliche und schulbezogene Diskurse sowie den empirischen Forschungsstand zum Wohlbefinden von Lehrkräften wird dessen Bedeutung für eine Eignungs- und Professionalisierungsdebatte argumentierend und theoretisierend herausgearbeitet sowie eine definitorische Klärung des Konstrukts vorgenommen.

Bibliografie

Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (2023). Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel. Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz. Bonn.

Tenorth, H.–E. (2006). Professionalität im Lehrerberuf. Ratlosigkeit der Theorie, gelingende Praxis. In Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9, 580–597.

Thönes, K.V. (2023). Theoretische und empirische Perspektiven auf das Wohlbefinden von Lehrkräften. Befunde aus der binationalen App–Studie „Glück im Lehrer:innenberuf“. Unveröffentlichte Dissertation, Ruhr-Universität Bochum.

 

Erwartete Professionalisierung begleiten. Die Rolle Zentren für Lehrerbildung bei der Eignungsreflexion von Lehramtsstudierenden

Patrick Gollulb, Jörg Holle
Institut für Erziehungswissenschaft / Universität Münster, Deutschland

Die „Terhart-Kommission“ empfahl 2001 die Etablierung von Zentren für Lehrerbildung (ZfL) mit dem Ziel, die Lehrer:innenbildung an Hochschulen zusammenzuführen Nach gut 20 Jahren Existenz sind die ZfL als Organisation und wissenschaftliche Einrichtung bemerkenswert unterforscht (Gollub et al., 2023).

Eine (Kern-)Aufgabe der ZfL ist die Unterstützung von Studieninteressierten und Studierenden bei der Eignungsabklärung (KMK, 2013) Wir beleuchten multiperspektivisch, auf welcher Grundlage die ZfL ihre Tätigkeitsbereiche übernehmen und erfüllen. Dazu greifen wir auf Dokumentenanalysen (Aleff, 2021; Roer, 2020) zurück und betrachten zudem auf Basis einer Querschnittsbefragung (n=3.741) die Bedeutung, die den ZfL bei der Eignungsabklärung und -reflexion der Lehramtsstudierenden und Studienanfänger:innen zugeschrieben wird (Holle, 2024). Wir zeigen, dass die ZfL die ihnen übertragenen Aufgaben sehr heterogen ausüben und gerade hinsichtlich der Sichtbarkeit bei der Eignungsreflexion Optimierungspotenzial besteht.

Bibliografie

Aleff, N. (2021). Rahmenvorgaben und Binnenstrukturen der Zentren für Lehrerbildung. Eine bundesweite Dokumentenanalyse. Norderstedt.

Gollub, P., Holle, J. & Böttcher, W. (2023). (Be-)Forschung und Evaluation der Zentren für Lehrerbildung. Eine Bestandsaufnahme nach 20 Jahren. Bildung und Erziehung 76(2). 207–223.

Holle, J. (2024.). Eignungsabklärung im Lehramt mittels Online Self-Assessments

Strategien von Hochschulen, Wahrnehmungen und Einstellungen von Studierenden. Klinkhardt.

Kultusministerkonferenz (KMK) (2013). Empfehlungen zur Eignungsabklärung in der ersten Phase der Lehrerausbildung. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.03.2013. https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2013/2013-03-07-Empfehlung-Eignungsabklaerung.pdf

Roer, L. (2020). Die Ausgestaltung der Zentren für Lehrerbildung in Nordrhein-Westfalen. Ergebnisse einer landesweiten Dokumentenanalyse. Norderstedt.

 
11:30 - 13:30Session III-D: Qualitative Befunde zur dritten Phase der Lehrkräftebildung
Ort: 02/E05
Chair der Sitzung: Sabrina Wüllner, Universität Paderborn
 

Fachbezogene Core Practices in der Lehrkräftebildung am Beispiel des Pädagogikunterrichts

Sabrina Wüllner1,2, Judith Schellenbach-Zell1, Michael Rochnia1

1Bergische Universität Wuppertal; 2Universität Paderborn

Der praxisorientierte Ansatz der Core Practices (CP) greift zentrale Herausforderungen der Unterrichtspraxis auf und macht diese zum Ausgangspunkt des Professionalisierungsprozesses von Lehrkräften (Grossman et al., 2009). Gleichzeitig wird dem Ansatz das Potenzial beigemessen, Lerngelegenheiten der verschiedenen an Lehrkräftebildung beteiligten Institutionen aufeinander zu beziehen und so auf interinstitutioneller Ebene Inhalte der Universität mit der Praxis zu verbinden (Schellenbach-Zell & Hartmann, 2022). Ausgangspunkt einer Arbeit mit CPs ist eine Bestimmung dieser. Für den deutschsprachigen Raum liegen derzeit allerdings noch keine fachbezogenen Sets vor. Unsere Studie setzt an diesem Punkt an und verfolgt mit Hilfe eines Delphi-Ansatzes (Häder, 2014) das Ziel, ein Set von CPs für das Unterrichtsfach Pädagogik zu entwickeln. Gemeinsam mit 23 Expert*innen aus Universitäten, Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung und Schulen wurde ein gemeinsames Ausgangsset erarbeitet, das in mehreren Wellen von den Expert*innen überarbeitet und abgestimmt werden soll. Im Vortrag werden wir das abgestimmte Set vorstellen und Implikationen für die Lehrkräftebildung diskutieren.



Wirkungen beruflicher Auslandsmobiliäten aus Sicht der beteiligten Lehrkräfte

Nadine Sonnenburg, Peitz Marion, Hornberg Sabine, Becker Michael, Schreiber Carina

Technische Universität Dortmund, Deutschland

Das Bildungssystem ist in vielfacher Hinsicht von Internationalisierung und damit einhergehenden Anforderungen an Lehrkräfte geprägt, denen als Change Agents eine besondere Rolle zukommt. Hieran anknüpfend thematisiert der Beitrag Wirkungen internationaler beruflicher Mobilitäten auf Lehrkräfte, die im Rahmen einer aus drei Teilstudien bestehenden „Studie zur Wirkung von Erasmus+ in Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen im Schulbereich“ (2022-2024) gewonnen wurden. Es werden Befunde aus Teilstudie 2 berichtet, die insgesamt 28 leitfadengestützte Interviews mit 30 Expert*innen aus 10 verschiedenen Schulen umfasst, die mit der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Die Kategorienbildung erfolgte deduktiv-induktiv durch mehrere Kodierer*innen. Erste Befunde erbrachten Wirkungen des internationalen Austausches auf Lehrkräfte mit Blick auf Fremdsprachen- und didaktisch-methodische Kenntnisse, internationale und innerschulische Kooperationen, die Auseinandersetzung mit anderen Schulsystemen, die Innovationsbereitschaft sowie das Wohlbefinden im Beruf. Die Befunde werden mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Prozesse und die Lehrer*innenprofessionalisierung diskutiert.



Wissen, oh ja?! Eine Diskussion zur Interdependenz von Bildungs(un)gerechtigkeit und Wissen(schaft)

Katharina Graalmann

Universität Osnabrück, Deutschland

Für meine Dissertation habe ich aus 16 Interviews mit Gymnasial- und Gesamtschullehrer:innen mit der Dokumentarischen Methode (Bohnsack 2020) vier Typen von Lehrer:innenorientierungen zu Bildungs(un)gerechtigkeit (B(U)G) rekonstruiert, was in der empirischen Bildungsforschung ein Desiderat darstellte (Thieme/Faller/Heinrich 2012, Faller 2019).

Im wissenschafts-, schüler:innen-, stress- und grenzorientierten Typ wird als Vergleichsdimension unter anderem jeweils unterschiedlich relevant gemacht, welche Rolle (Fach)Wissen(schaft) in Schule und Unterricht zukommt.

Diese Perspektive vollzieht sich im Spannungsfeld von berufspraktischen Aushandlungen, die Interaktionen mit allen schulischen Akteursgruppen betreffen, und begrifflichen Zugängen zu B(U)G in theoretisierend-wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit bildungspolitischen Bezügen.

Hieraus leiten sich aus dem empirischen Material Diskussionsimpulse zu einer Interdependenz von Wissen(schaft) und B(U)G in Schule und Unterricht ab, um das im gegenstandstheoretischen Kontext der Lehrer:innenhabitusforschung (Helsper 2018, Kramer/Pallesen 2019) verortete Wissen über Lehrer:innenpraktiken im gesellschaftlich zentralen Themenkomplex von B(U)G in die Lehrer:innenbildung überführen zu können (Graalmann 2024).

 
11:30 - 13:30Session III-E: Professionalisierung IV: Berufswahl
Ort: 02/E03
Chair der Sitzung: Sebastian Pusch, Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien
 

Eine personenzentrierte Untersuchung der Berufswahlmotive von Lehrkräften in der Berufseinstiegsphase

Sebastian Pusch, Susann Ebert

Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien, Deutschland

Die Entscheidung, den Beruf als Lehrkraft zu ergreifen, wird von einer Vielzahl von Motiven beeinflusst. Bisherige Forschung zur Berufswahlmotivation von Lehrkräften konnte erste Hinweise auf verschiedene motivationale Typen und deren beruflicher Bedeutung liefern. Aufgrund der Fokussierung auf Studierende und Lehramtsanwärter*innen lassen sich diese Befunde jedoch nicht auf bereits in den Beruf eingestiegene Lehrkräfte übertragen. Die präsentierte Studie nutzt daher einen personenzentrierten Ansatz, um Typen von Berufseinsteiger*innen auf Grundlage ihrer Berufswahlmotive zu identifizieren und Zusammenhänge mit soziodemografischen Merkmalen und beruflichem Wohlbefinden zu untersuchen. Mithilfe einer latenten Profilanalyse wurden 245 Lehrkräfte als pädagogisch motiviert oder persönlich motiviert typisiert. Die Typenzugehörigkeit zeigte keine signifikanten Zusammenhänge mit dem Alter, Geschlecht, Qualifikationsstatus oder der Schulart der Lehrkräfte. Die motivationalen Typen unterschieden sich hingegen signifikant in ihrer Arbeitszufriedenheit, ihrer Freude am Unterrichten und ihrem beruflichen Commitment – allerdings nicht in ihrem berufsbezogenen Stress.

 
11:30 - 13:30Session III-F: Schulen in herausfordernden Lagen
Ort: 11/115
Chair der Sitzung: Martina Funk, PH Gmünd
 

Jenseits des Klassenzimmers: Wie das Schulumfeld die Leistungen von Schüler*innen beeinflusst.

Martina Funk

PH Gmünd, Deutschland

Mit dem Rückgang basaler Kompetenzen in der Primarstufe und einer Zunahme ungleicher Bildungschancen (McElvany et al., 2023; Stanat et al., 2022), stellt sich zunehmend die Frage, inwieweit das Schulumfeld die Lernleistungen von Schüler:innen (mit-)beeinflusst? (El-Mafaalani et al., 2015). Der Beitrag verfolgt das Ziel, jenseits des Klassenzimmers außerschulische Faktoren zu identifizieren, die möglicherweise einen Teil der schulischen Leistungen von Schüler:innen erklären. Der (mittlere) Leistungserfolg wird über die VERA-3 Daten Deutsch (N=83.874 Schüler:innen aus N=2329 Grundschulen, M=508.5 Leistungspkt.), quantifiziert. Das Schulumfeld wird anhand der amtlichen Statistik (z.B. Einkommenssteuer) und der Schulstatistik (z.B. Bücherfrage) beschrieben. Das favorisierte Zwei-Ebenen-Modell (MPLUS) deutet darauf hin, dass rund 56% der Varianz auf Schulebene unter anderem durch den Anteil der Gymnasialempfehlungen (β=.25;p=.00;M=46.5;SD=14.7;N=2329) und den Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund (β = -.24;p=.00;M=25.5;SD=18.7;N=2329) erklärt werden können.



Ungleiches ungleich behandeln: Bedarfsorientierte Ressourcensteuerung in Kommunen

Sarah Eiden, Denise Demski, Gabriele Bellenberg

Ruhr-Universität Bochum, Deutschland

Eine bedarfsorientierte Ressourcensteuerung, im Zuge derer Bildungseinrichtungen mit einem hohen Anteil Schüler:innen aus benachteiligten Familien zusätzliche Ressourcen erhalten, wird als (potenzielles) Mittel zum Abbau von Bildungsbarrieren seit einigen Jahren auf kommunaler Ebene verstärkt eingesetzt (Beierle et al., 2019; Sendzik, 2018; Möller & Bellenberg, 2017). Kommunen tragen im Mehrebenensystem eine Doppelrolle, da sie sowohl die Verteilung eigener als auch von Bundes- oder Landesmitteln verantworten. Ansätzen der Educational Governance (z. B. Altrichter et al., 2007) folgend ist von eigenlogischen Adaptionen auszugehen. Eine qualitative Interviewstudie des BMBF-Projektes „Abbau von Bildungsbarrieren durch bedarfsorientierte Ressourcensteuerung“ untersucht die Umsetzung differenzierter Mittelzuweisung durch Entscheidungsträger:innen in vier Großstädten. Ergebnisse einer rekonstruktiven Analyse (Bohnsack, 2014) aus zwei Fallkommunen werden berichtet. Deutlich werden die Beteiligung von zahlreichen Akteuren auf verschiedenen Steuerungsebenen sowie unterschiedliche Intentionen und Ansätze in Abhängigkeit von spezifischen Kontextbedingungen vor Ort.



Intentionen angehender Lehrkräfte, an Schulen in sozial benachteiligten Lagen zu arbeiten

Tabea Meierjohann, Karolina Urton, Jannis Bosch

Universität Münster, Deutschland

Die ungünstige Personalsituation an Schulen in sozial benachteiligten Lagen (Helbig & Nikolai, 2019) begründet das Interesse, bereits die Intention angehender Lehrkräfte zu betrachten, an diesen Schulen zu arbeiten. Ausgehend von der Theory of Planned Behavior (TPB; Ajzen, 1991) wird angenommen, dass die Intention mit der Einstellung, der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle sowie der subjektiven Norm zusammenhängt. Zwar fokussieren einzelne Studien die Intention angehender Lehrkräfte (z.B. Creasey et al., 2016; Ronfeldt et al.; 2016; Whipp & Geronime, 2017), verknüpfen diese aber nicht mit den in der TPB verorteten Konstrukten. Um den Forschungsstand zu erweitern, wird in einer Fragebogenstudie bei Lehramtsstudierenden erfasst, inwiefern die in der TPB relevanten Konstrukte mit der Intention angehender Lehrkräfte zusammenhängen, an einer Schule in sozial benachteiligter Lage zu arbeiten. Entsprechend der TPB wird erwartet, dass die Intention angehender Lehrkräfte umso höher ist, je günstiger Einstellung sowie soziale Norm und je höher die wahrgenommene Verhaltenskontrolle sind. Ansatzpunkte für die Gewinnung von Lehrkräften für Schulen in benachteiligten Lagen werden diskutiert.

 
11:30 - 13:30Session III-G: Schulentwicklung II: Organisationsentwicklung
Ort: 01/106
Chair der Sitzung: Susanne Enssen, Universität Duisburg-Essen
 

Ko-konstruktive Organisationsentwicklung - Berufs- und Studienorientierung in Schule gestalten

Susanne Enssen, Monique Ratermann-Busse

Universität Duisburg-Essen, Deutschland

In der Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“ arbeiten im Inhaltscluster „Außerunterrichtliches Lernen und Sozialraumorientierung (ALSO)“ Bildungsforschung und -praxis ko-konstruktiv zusammen, um Schulen in herausfordernden Lagen bedarfsorientiert zu unterstützen (Forell et al. 2023).

Ausgehend von organisationssoziologischen Ansätzen (Preisendörfer 2016) in Verknüpfung mit dem Design-Based-Research Ansatz (Euler 2014; Reinmann 2005) befasst sich der Beitrag damit, wie eine ko-konstruktive Zusammenarbeit zwischen Bildungsforschung und -praxis gelingen kann, um die Organisationsentwicklung für die multiprofessionelle Berufs- und Studienorientierung zu stärken. Die Datengrundlage bilden Interviews an zwei Schulen mit Sekundarstufe I mit schulischen (n = 11) und außerschulischen Akteuren (n = 8) sowie Erkenntnisse aus forschungsbasierten Entwicklungs- und Gestaltungsworkshops mit den Schulen (n = 2).

Die Ergebnisse zeigen, dass Strukturen und Prozesse der Organisationsentwicklung für die Berufs- und Studienorientierung an Schulen durch die Integration bedarfsorientierter Gestaltungsmaterialien im Wissenschafts-Praxis-Dialog unterstützt werden können.



Schulische Organisationskulturen in vielfältigen pädagogischen Settings – Eine inhaltsanalytische Interviewstudie

Kim Diebig, Marten Clausen

Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Schulen sind komplexe Organisationsformen, in denen sich Akteurinnen und Akteure in unterschiedlichster Weise in Interaktionen verhalten, ihre wechselseitigen Beziehungen aushandeln und an sich verändernde Umstände anpassen. Wie unterschiedlich die Handelnden in verschiedenen Schulen mit dieser herausfordernden Aufgabe umgehen, thematisiert der vorliegende Beitrag. Dazu werden qualitative, themenzentrierte Interviews, die im Rahmen des Projektes „Fallbasiertes Lehren und Lernen“ mit Schulleitungen von zehn Schulen aller Schulformen in öffentlicher und privater Trägerschaft aus NRW geführt wurden, in den Blick genommen. Unter den Schulen waren auch sehr spezielle pädagogische Konzepte vertreten (Walddorfschule, Dalton-Schule, jahrgangsübergreifende Grundschule). Die Interviews werden inhaltsanalytisch ausgewertet und auf Basis des Konzepts der Organisationskultur im Competing-Values-Ansatz von Quinn und Rohrbaugh (1983) verortet. Aus dieser Analyse ergeben sich drei schulformübergreifende Schulkultur-Typen (Das innovative Team, die Familie und die Vielseitigen), denen sich die einzelnen Schulen zuordnen lassen.



Entwicklung eines Leitbildes als Basis intersektoraler Kooperationen im Bildungsbereich

Lisa Hofmann, Florian List, Jürgen Frentz, Marcus Pietsch

Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland

Um schulische Transformation aktiv zu gestalten, benötigt es eine enge Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen über die Einzelschule hinaus (Greany, 2022; Pietsch et al., 2023). Dabei können unterschiedliche Arbeitsmethoden und Habitus zu Konflikten oder Lähmung im Arbeitsprozess führen (Justesen, 2004; West, 2009). Der vorliegende Beitrag untersucht anhand einer Fallstudie den Prozess des Community Buildings (Sunderbrink, 2023) einer intersektoralen Innovation Community (Fichter, 2009) zum Thema Schulentwicklung und Führung und zeigt die Möglichkeiten und Potenziale eines gemeinsamen Leitbildes als Grundlage für eine gewinnbringende Kollaboration. Die Erwartungen der acht beteiligten Institutionen wurden in Anlehnung an Walker (2022) systematisiert erfasst, qualitativ ausgewertet (Mayring & Fenzl, 2022) und in einem Reflexionsworkshop in eine gemeinsame Vision übersetzt. So konnte ein Leitbild erstellt werden, das einen Großteil der Erwartungen einschließt, die derzeitige Communityarbeit effektiv strukturiert und eine Prävention von Zielkonflikten verspricht. Folgend werden Empfehlungen für die Leitbildentwicklung im interdisziplinären schulischen Umfeld abgeleitet.

 
11:30 - 13:30Session III-H: Grundschulen und digitalisiertes Lernen
Ort: 01/214
Chair der Sitzung: Kathrin Gade, Universität Münster
 

Prozessorientierte Schreibförderung: Digitales und kooperatives Arbeiten in der Grundschule

Kathrin Gade1, Steve Graham2, Vera Busse1

1Universität Münster, Deutschland; 2Arizona State University, USA

Schreiben ist eine Schlüsselkompetenz, die für einen erfolgreichen Übergang zur weiterführenden Schule zentral ist. Das (quasi)experimentelle Interventionsprojekt KommSchreib! fördert Schreibkompetenz und -motivation in den Klassen 3/4 an elf Grundschulen. Für schreibschwache Lernende wurde an fünf der teilnehmenden Schulen im Rahmen von AGen eine zusätzliche prozessorientierte Schreibförderung unter Einsatz von Tablets durchgeführt (N = 55). In Kleingruppen wurde kooperativ an 14 Terminen ein multimediales Kochbuch mit eigenen instruktionalen Texten (Rezepte) erstellt und gestaltet. Die Schreibfördermaßnahmen (z. B. Arbeit mit Modelltexten, Modellieren von Schreibphasen, Peer-Feedback) wurden ergänzt durch praktische Zubereitungsphasen der Rezepte. Erste Auswertungen der Schreibprodukte zeigen einen positiven Effekt der Intervention. Neben einer Zunahme der Textlänge (t[55] = -3.6, p <.001, d = -.49) verbessert sich auch die Textqualität signifikant (t[55] = -10.92, p <.001, d = -1.47). Der PANAS-C zeigt durchgängig hohen positiven Affekt während der AG-Termine. Wir diskutieren die Ergebnisse u. a. vor dem Hintergrund schulentwicklungsbezogener Herausforderungen.



Schüler:innen nutzen IPads im Sachunterricht – Wege der Nutzung automatischer Spracherkennung im Projekt DigiSwim

Katrin Gabriel-Busse

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland

Digitale Tools, wie die Spracheingabe in Textfeldern, stellen ein nützliches Feature dar, um Schüler:innen bei der Bewältigung von Aufgaben zu unterstützen (Falloon, 2013) und um Vorwissen zu aktivieren (Pöschl, 2022). Die Eingabe per Sprachsteuerung weist dabei gegenüber der Eingabe mittels Tastatur zahlreiche Vorteile auf (vgl. Seifert, 2002): schnellere Aufgabenbewältigung (Effizienz, Radziwill et al., 2017), Produktion längerer und flüssigerer Texte mit höherer Qualität (Effektivität, Pennington et al., 2018) und signifikant niedrigerer Fehlerrate (Radziwill et al., 2017).

Im Rahmen des Projekts DigiSwim haben 43 Schüler:innen des dritten und vierten Schuljahres das IPad genutzt, um ihre Ergebnisse und Vermutungen zu fünf Experimenten („Verdrängung von Wasser“; Klassenkiste; Möller, 2008) in einem digitalen Forscherbuch zu dokumentieren. Die aufgezeichneten Screenrecords werden indikatorenbasiert ausgewertet, um Rückschlüsse auf den Umgang mit Medien sowie zur Gestaltung von digital gestützten Lehr-Lernanwendungen im experimentellen Sachunterricht der Grundschule zu ziehen. Erste Analysen zeigen Vorteile der Spracheingabe in Bezug auf Qualität der Antwort.



Zur Vermittlung von Gedächtnisstrategien in der Grundschule: Haben Kinder während der Pandemie effektiv zu lernen gelernt?

Luisa Hardt, Udo Käser, Elisa Reeke

Institut für Psychologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Deutschland

Schon die Grundschule hat die Aufgabe, Kindern wirksame Lernstrategien zu vermitteln. Besonders wichtig ist die Strategie des kategorialen Organisierens nach semantischen Kategorien, für die ein enger Zusammenhang mit Lernerfolg gezeigt werden konnte (Schneider, 1985). Bereits vor der Pandemie gelang die Vermittlung dieser Strategie in der Grundschule nur eingeschränkt – es zeigten sich Produktions- und Nutzungsdefizite (Käser & Cummings, 2012), die in der Eingangsphase weiterführender Schulen nur am Gymnasium kompensiert wurden (Dahlmanns et al., 2016). Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Corona-Forschung, die Rückstände im Lernfortschritt deutlich machte (Betthäuser et al., 2023), stellt sich die Frage, wie gut Kinder am Ende der Primarstufe heutzutage kategorial organisieren können und welchen Nutzen sie aus der Anwendung dieser Strategie ggf. ziehen. Daher wurde ein Gedächtnisexperiment für 410 Viertklässler realisiert, bei dem Lernerfolg in Abhängigkeit vom Einsatz von Gedächtnisstrategien gemessen wurde. Defizite in der Nutzung kategorialen Organisierens fallen noch größer aus als vor Corona – insbesondere für Jungen. Schulpädagogische Konsequenzen werden diskutiert.

 
11:30 - 13:30Session III-I: Lernen für die Zukunft
Ort: 01/114
Chair der Sitzung: Wilhelmine Berger, Universität Osnabrück
 

Entwicklung eines digitalen Kompetenztests für Fünftklässler*innen

Wilhelmine Berger, Sonja Nonte

Universität Osnabrück, Deutschland

Die fortschreitende Digitalisierung betrifft sämtliche Lebensbereiche unserer Gesellschaft. Nicht zuletzt durch die COVID-bedingten Schulschließungen wurde die Notwendigkeit einer umfassenden Digitalisierungsstrategie auch im Bildungssystem deutlich. In den Ländern finden sich Vorgaben und Kompetenzmodelle zu digitalen Kompetenzen, häufig unter Bezugnahme auf den Europäischen Referenzrahmen DigCom 2.2 (Vuorikari et al., 2022). Digitale Kompetenzen werden bisher vorwiegend bei älteren Schüler*innen, etwa im Kontext der ICILS (Eickelmann et al., 2018) erfasst. Die starke Ausdifferenzierung technischer Endgeräte und Dienste (Hugger, 2021) führen dazu, dass die Validität von Aufgabeninhalten bei digitalen Kompetenztests schnell aufgrund mangelnder Aktualität und Relevanz beeinträchtigt wird. Im Kontext der Studie Deisel wurde erstmalig ein digitaler Kompetenztest eingesetzt, der von Lazonder et al. (2020) aus dem Niederländischen übersetzt und anschließend adaptiert wurde. Auf der Grundlage von Daten von n = 1007 Fünftklässler*innen werden erste Ergebnisse zu Qualitätskriterien des Messinstruments sowie zu Zusammenhängen mit dem Mediennutzungsverhalten präsentiert und diskutiert.



Kompetenzen von Grundschulkindern im Bereich Datenschutz

Caroline Theurer, Sanna Pohlmann-Rother

Universität Würzburg, Deutschland

Bereits Grundschulkinder benötigen spezifische Kompetenzen um in einer vernetzen Welt zielgerichtet, sicher und selbstbestimmt zu agieren (Irion et al., 2023). Eine Förderung der Digitalkompetenzen sollte also spätestens im Grundschulalter ansetzen (SWK, 2022). Wie es um Digitalkompetenzen im Grundschulalter bestellt ist, ist allerdings noch weitgehend unklar, da diagnostische Verfahren fehlen.

Bisherige Studien belegen digitale Ungleichheiten in Kompetenzbereichen und im Zugang zur Digitalität (Eickelmann et al., 2019; Hargittai, 2021), die auch durch individuelle sozioökonomische Faktoren bestimmt werden (Stelter & Lörz, 2024). Es ist zu prüfen, ob diese Muster ebenso in der Grundschule vorzufinden sind, um ggf. gezielt pädagogisch zu intervenieren.

Hier setzt das Projekt Digit.El an, in dessen Rahmen zentrale Bereiche von Digitalkompetenzen erfasst werden (Theurer et al., 2024). Im Vortrag wird ein Test vorgestellt, der Kompetenzen im Bereich Datenschutz und Sicherheit im Netz misst. Anhand der Daten von über 200 Grundschulkindern (3. und 4. Jg.) werden einerseits deskriptive Befunde vorgestellt, anderseits wird über die psychometrische Güte des Instruments berichtet.

 
11:30 - 13:30Session III-J: Lehren und Lernen: Deutsch
Ort: 02/108
Chair der Sitzung: Anna Rau, Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung
 

Systematische Leseförderung in der Grundschule – Leseflüssigkeit und Leseverstehen im Längsschnitt

Anna Rau1, Jonna Wolters1, Britta Pohlmann1, Eric Vaccaro2

1Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung, Hamburg; 2Behörde für Schule und Berufsbildung, Hamburg

Die Förderung der Lesekompetenz steht nicht zuletzt aufgrund der Erkenntnisse internationaler und nationaler Schulleistungsstudien (1) im Fokus schulpolitischer Maßnahmen. In Hamburg hat dies zur Implementation eines systematischen Leseförderkonzepts geführt, welches eine verbindliche regelmäßige Lesezeit während der gesamten Grundschulzeit vorsieht.

Die Einführung der Lesezeit hat zum Ziel, Schüler*innen in ihrer Lesesozialisation zu fördern und langfristig die Lesekompetenz zu steigern. In den ersten Jahrgangsstufen zielt das Training insbesondere auf die Leseflüssigkeit, die als wichtige Vorläuferfähigkeit des verstehenden Lesens gilt (2). Ein Monitoring begleitet die Maßnahme und ermöglicht Aussagen zur Wirksamkeit des Trainings.

Der Vortrag stellt anhand latenter Wachstumskurvenmodelle die Ergebnisse zur Entwicklung der Leseflüssigkeit in der Grundschule dar. Des Weiteren werden Strukturgleichungsmodelle berechnet, welche die Bedeutung der Leseflüssigkeit für das Leseverständnis im Längsschnitt analysieren.

Damit können wichtige Erkenntnisse zur Wirksamkeit eines systematischen Lesetrainings und dessen Bedeutung für die Entwicklung der Lesekompetenz gewonnen werden.



KoRevi – Professionelle Kompetenzen von Lehrkräften im Rechtschreibunterricht videobasiert erfassen

Dana Kirch

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland

Das Professionswissen von Deutschlehrkräften rückt immer wieder in den Fokus empirischer Studien, da diesem eine hohe Bedeutung für die Qualität unterrichtlicher Lernangebote zugeschrieben wird. Bisherige Studien erheben das Professionswissen meist mithilfe von Paper-Pencil-Tests und zeigen Inkonsistenzen zwischen dem fachlichen Wissen und dessen Zugriff in didaktischen Situationen. Forschungsprojekte, die Kompetenzen situationsspezifisch messen, nutzen zur Erfassung oft videobasierte Instrumente. Diese stellen in der orthografiedidaktischen Forschung ein Desiderat dar. Im Rahmen des Projekts entstand daher das Instrument KoRevi, welches die professionellen Kompetenzen von Grundschullehrkräften im Lernbereich Rechtschreibung handlungsnah erfassen soll. Unter anderem sind die Proband:innen hier dazu aufgefordert, mündlich und unter Zeitdruck auf die in den Videoclips gezeigten Schüler:innen zu reagieren. Der Vortrag gibt Einblick in das Instrument und zeigt die Ergebnisse eines Prä-Post-Vergleichs von Lehrkräften, die eine Fortbildung zum Rechtschreibunterricht besuchten. Aus den Ergebnissen lassen sich Konsequenzen für die Gestaltung von Professionalisierungsprozessen ableiten.



Tutoring in Deutsch und Lesen für Schüler*innen der Sekundarstufe I: Nachfrage, Merkmale und Effekte

Nora Heyne1, Marie-Ann Sengewald2, Timo Gnambs2

1Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Deutschland; 2Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Deutschland

Viele Sekundarschüler*innen zeigen einen hohen Förderbedarf im Lesen. Um diesem zu begegnen, ist außerschulisches Tutoring vielversprechend, das, bei gegebenen fachübergreifenden und fachspezifischen Maßnahmen zur Leseförderung, Schülerleistungen fördern kann. Inwieweit Tutorings in der Sekundarstufe I mit welchen Effekten genutzt werden, ist bislang wenig erforscht. Daher untersucht die Studie, in welchem Umfang Tutoring von Schüler*innen mit unterschiedlichen Eingangsbedingungen genutzt wird, welche Merkmale dieses aufweist und ob die Teilnahme daran Unterschiede in den Leistungsentwicklungen erklärt. Auf der Basis längsschnittlicher Daten von Schüler*innen zwischen den Klassenstufen 5 und 7 im Nationalen Bildungspanel (N = 5.113) verdeutlichen die Analysen, welche Personen welche Formen von Tutoring in welchem Umfang nutzen. Mehrgruppen-Strukturgleichungsmodelle (EffectLiteR) zeigen keine Vorteile im Lesen für Tutoringteilnehmende, verglichen zu Schüler*innen ohne Tutoring, deuten jedoch unterschiedliche Effekte für verschiedene Schülergruppen an. Die Befunde werden hinsichtlich bisheriger Studien zu Leseleistungen und Fördermaßnahmen sowie praktischen Implikationen diskutiert.

 
13:30 - 14:30- Mittagspause -
14:30 - 15:30Keynote II: Prof. Dr. Katharina Scheiter - Wissenschaft und Praxis im Dialog: Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Transfer am Beispiel des Kompetenzverbund lernen:digital
Ort: 11/E08
15:30 - 16:00- Pause -
15:30 - 16:00AnsprechBar
Ort: 11/E07
Austausch mit Expert:innen
16:00 - 18:00Session IV-A: Karrierewege
Ort: 11/E08
Chair der Sitzung: Sarah Schmidt, Goethe-Universität Frankfurt
Chair der Sitzung: Knut Schwippert, Universität Hamburg
16:00 - 18:00Session IV-B: Professionalisierung V: Erste und zweite Phase
Ort: 11/212
Chair der Sitzung: Bea Bloh, Universität Paderborn
 

Die Bedeutung von Praxisphasen für den eigenen Professionalisierungsprozess aus Referendar*innenperspektive

Bea Bloh, Martina Homt, Janis Wehde

Universität Paderborn, Deutschland

Die Lehrkräftebildung ist in zwei Phasen gegliedert, die verschiedene Gewichtungen für Theorie- und Praxisanteile beinhalten, welche zu einem Erfahrungs- und Kompetenzaufbau führen (KMK, 2019). Liegt in der universitären Ausbildung der Fokus der dort verankerten Praxisphasen auf der theoretischen Erschließung der Praxis, geht es im Referendariat um das Einüben professioneller Handlungskompetenz und deren theoriegeleitete Reflexion (Gogolin et al. 2020).

Insbesondere Studierende bewerten Praktika und ihre Wirksamkeit positiv (Gröschner & Hascher, 2022). Wenig erforscht ist jedoch, wie Referendar*innen die Bedeutung von Praxisphasen für ihre Professionalisierung einschätzen. Daher wurden 28 Leitfadeninterviews nach der Hälfte des Referendariats geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Analysiert wurden nicht nur die Bewertung der Bedeutsamkeit, sondern auch argumentative Begründungen für die Bedeutsamkeitszuschreibung sowie vorgenommene Theorie-Praxis-Relationierungen.

Die Ergebnisse zeigen erwartungskonform positive Bewertungen, diverse Begründungszusammenhänge und werden im Kontext der Bearbeitung von Lehr-/Lernüberzeugungen als Aufgabe der Lehrkräfteausbildung diskutiert.



Welche Muster zeigen sich in Dozierendenfeedbacks auf studentische Reflexionen im Praxissemester?

Judith Schellenbach-Zell1, Sarah Sommer1, Stefan Riedel2, Michael Rochnia1, Kathrin Fussangel1

1Bergische Universität Wuppertal, Deutschland; 2Barbara-von-Sell Berufskolleg Köln

Gerade im Praxissemester spielt das Mentoring durch verschiedene begleitende Akteur*innen eine wesentliche Rolle für die Professionalisierung der Lehramtsstudierenden (z.B. Hobson et al., 2009). Ein wichtiges Element des Mentorings stellt das Feedback durch (universitäre) Dozierende dar (z.B. Prilop et al., 2021). Die Anforderungen des Praxissemesters liegen dabei in der Reflexion von Praxissituationen, die auch die Verknüpfung von Theorie und Praxis vorsieht. Aktuelle Feedbackstudien fokussieren sich auf die Untersuchung von Wirkungen des Feedbacks auf studentisches Lernen. Offen bleibt dabei jedoch die Frage, wie sich Feedbacks genau gestalten, gerade wenn sie sich auf komplexe Anforderungen wie das Reflektieren richten. Diese Frage greifen wir auf und untersuchten insgesamt 185 Feedbacks auf schriftliche studentische Reflexionen von Praxissituationen im Hinblick auf mögliche Muster. Mittels Clusteranalysen konnten wir drei verschiedene Muster von Feedbacks herausarbeiten, die sich in Bezug auf Konkretheit bei Theorie-Praxis-Bezügen und Vorschlägen zur Weiterarbeit unterscheiden. Diese werden im Beitrag vorgestellt und im Zusammenhang mit der Lehrkräftebildung diskutiert.



Kompetenzaufbau im Praxissemester aus Sicht der Studierenden: Bewertung von Lerngelegenheiten

Rosi Ritter, Judith Schellenbach-Zell, Kathrin Fussangel

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Die Wirksamkeit von Praxisphasen für den Kompetenzaufbau der Studierenden wird kontrovers diskutiert (z.B. Bach, Besa & Arnold, 2014; Hascher & Wepf, 2007). Studien zeigen, dass ein Kompetenzaufbau nur unter bestimmten Bedingungen wahrgenommen wird. Als zentral gelten die universitäre Vorbereitung und Begleitung und die Lernbegleitung durch Mentor*innen an den Schulen (Arnold et al., 2014; Ulrich & Gröschner, 2020).

Welche Faktoren der Begleitung an Schulen, ZfsL und Universität Studierende als lern- und kompetenzförderlich wahrnehmen, stellt die wesentliche Frage unserer Studie dar.

Dazu wurde eine quantitative Befragung mit N=116 Studierenden durchgeführt. Anhand dieser Daten sollen mögliche Zusammenhänge zwischen institutionellen Begleitangeboten bzw. bestimmten Mentoring-Strategien und dem wahrgenommenen Kompetenzaufbau identifiziert werden.

Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass vor allem die Begleitung in den Schulen und dort die Anleitung zur Integration von Theorie und Praxis einen signifikanten Zusammenhang mit dem wahrgenommenen Kompetenzaufbau zeigen. Weiterführende Mixed-Method-Analysen sind geplant, deren Ergebnisse wir vorstellen und diskutieren wollen.

 
16:00 - 18:00Session IV-C: Kompetenzen und Wissen von Lehrenden und Studierenden
Ort: 11/115
Chair der Sitzung: Stefanie Hartz, TU Braunschweig
 

Kompetenzen von Hochschullehrenden und ihr Zusammenhang mit organisationaler Zugehörigkeit

Stefanie Hartz1, Kirsten Aust1, Lara Gottfried2

1TU Braunschweig, Deutschland; 2TU Clausthal, Deutschland

Der Beitrag fragt, welche pädagogisch, methodisch-didaktischen Kompetenzen bei Hochschullehrenden vorliegen und ob und wenn ja, wie Kompetenzen – bestehend aus Einstellungen, Wissen und Können (Weinert 2001) – von Lehrenden in der Hochschule organisational variieren. Theoretisch verankert ist der Beitrag in den Diskursen zu Lehrkompetenz (Baumert & Kunter 2006, 2011; Voss et al.2015; Marx et al. 2014) und Wissenstransfer in Organisationen, speziell den Bedingungen des Funktionsfeldes (Baldwin & Ford 1988; Wißhak 2022).

Die drei Kompetenzbestandteile werden über Wissenstests, Videoanalysen und Einstellungsskalen erfasst; die Organisation u.a. über Einschätzungen der Lehrenden zum Funktionsfeld. In die Untersuchung gehen n = 201 Lehrende aus 17 Hochschulen ein (179 Wissenstests,109 Videoaufnahmen, 177 Fragebögen).

Der Beitrag präsentiert die generierten Befunde zu Einstellungen, Wissen und Können von Hochschullehrenden und liefert damit eine systematische Bestandsaufnahme zu Lehrkompetenzen an Hochschulen. Ausgehend hiervon zeigen Varianzanalysen zur Differenzierung der Lehrenden nach Zugehörigkeit zu einzelnen Hochschulen, dass es organisationsbezogene Unterschiede gibt.



Zur Erfassung des Wissens Studierender über den strategischen Umgang mit Fehlern beim Lernen

Maximilian Pfost, Vanessa Hübner

Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Deutschland

Fehler beim Lernen beschreiben nicht intendierte Abweichungen von Zielen, Plänen oder gewünschten Handlungsergebnissen bei der Bearbeitung von Lernaufgaben (vgl. Frese & Keith, 2015). Fehlern wird ein hohes Lernpotenzial unterstellt (Zhang & Fiorella, 2023), wobei eine Vielzahl von beeinflussenden Faktoren und Prozessen, etwa der Schweregrad des Fehlers, dafür eine Rolle zu spielen scheinen. Bis dato wenig thematisiert wurde dabei die Rolle des konditionalen Strategiewissens im Umgang mit Fehlern in Lernsituationen. Ziel des Beitrags ist die Vorstellung erster Befunde zu psychometrischen Charakteristika eines neu entwickelten Messinstruments zur Erfassung des strategischen Wissens Studierender im Umgang mit Fehlern beim Lernen. Entwickelt und an einer Stichprobe von 178 Studierenden evaluiert wurden sechs Szenarien mit jeweils acht Strategien, in denen Studierende mit Fehlern beim Lernen konfrontiert sind. Ein Bewertungsmaßstab wurde auf Basis eines Expertenratings abgeleitet. Die Ergebnisse einer konfirmatorischen Faktorenanalysen deuten auf die Eindimensionalität des Testverfahrens hin. Es zeigen sich jedoch auch substanzielle unerklärte Varianzanteile auf Ebene der Szenarien.



Denkstile und -kollektive nach Ludwik Fleck als Beitrag zur Analyse erziehungswissenschaftlicher Positionierungen

Marc Bienefeld, Oliver Böhm-Kasper, Christine Demmer

Universität Bielefeld, Deutschland

Im Vortrag sollen Argumentationen und Positionierungen innerhalb von erziehungswissenschaftlichen Diskursen aus wissenschaftstheoretischer Perspektive und im Anschluss an die Konzepte des Denkstils und Denkkollektivs (Fleck 2019) analysiert werden. Als empirische Grundlage hierzu dienen Expert*inneninterviews, welche im Rahmen einer explorativen Studie zu den Ursachen der Diskrepanz zwischen der methodologischen Notwendigkeit und dem geringen Vorkommen von Replikationen in der Forschungspraxis erhoben wurden. Hierbei zeigt sich, dass neben inhaltlichen Begründungen, vor allem Überzeugungen der eigenen Gemeinschaft relevant gemacht werden, zu denen sich positioniert wird (Bienefeld et al. 2020). Dies entspricht den Annahmen von Fleck, dass Forschung entscheidend durch soziale Interaktionen geprägt wird und diese somit auch bei der Analyse wissenschaftlicher Prozesse zu berücksichtigen sind. Im Rahmen des Vortrags werden die Ergebnisse rekonstruktiver Analysen präsentiert, welche der Frage nachgehen, wie die Zugehörigkeit an Denkkollektive sprachlich hergestellt wird und ob sich damit verbundene Funktionen erkennen lassen

 
19:30 - 23:59Gesellschaftsabend im Almani
Der Veranstaltungsort ist fußläufig von der Universität aus erreichbar. Adresse: Heger Str. 35, 49074 Osnabrück
Datum: Donnerstag, 12.09.2024
9:00 - 11:00Session V-B: Symposium: Begleitung von Transformationsprozessen
Ort: 11/212
Chair der Sitzung: Tobias Bauer, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
 

Begleitung von Transformationsprozessen in/von Schule durch Schulaufsichten

Chair(s): Tobias Bauer (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland), Raphaela Porsch (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland)

Diskutant*in(nen): Daniel Kneuper (Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen)

Aufgrund gesellschaftlicher Transformationsprozesse unterliegen auch die in Schule stattfindenden Bildungsprozesse einem fortwährenden Wandel. Dabei sind es die Perspektiven der im Bildungssystem tätigen Akteur*innen, die die Ausgestaltung von Transformationsprozessen prägen. So werden beispielsweise Einzelschulen von Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht begleitet, die neben der Aufsichtsfunktion auch eine Beratungsfunktion wahrnehmen. Wie die Schulrät*innen ihre eigene Tätigkeit aber überhaupt wahrnehmen bzw. beschreiben, ist bislang nur unzureichend erforscht. Das Symposium widmet sich diesem Desiderat in drei Beiträgen und berichtet dabei Befunde zweier Forschungsprojekte. Während der erste Beitrag das Führungsverhalten der Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht in den Blick nimmt, fokussieren die beiden weiteren Beiträge deren Beratungstätigkeit. Die Befunde aus den beiden Forschungsprojekten tragen dazu bei, ein erstes Bild der Rolle bzw. Arbeit von Schulaufsicht im Kontext des sich ständig wandelnden Bildungssystems zu zeichnen und liefern wichtige Impulse für die Weiterentwicklung Schulaufsichtstätigkeit.

 

Beiträge des Symposiums

 

Das Führungsverhalten von Schulaufsicht – eine empirische Annäherung

Kathrin Dedering, Lea Kallenbach
Universität Erfurt

Der Beitrag untersucht, auf welche Weise die Schulaufsicht als Instanz der Aufsicht und der Beratung ihre Führungsaufgabe den ihr im Mehrebenensystem nachgeordneten Schulen gegenüber ausübt. Er greift auf theoretische Führungsvorstellungen aus der Schulleitungsforschung (transformative, transaktionale, passive, partizipative Führung) sowie konzeptionelle Überlegungen zur Führung von Schulaufsicht (konsultative, supervidierende Führung) zurück. Ermittelt wird, welche Führungskomponenten (im Sinne von Verhaltensweisen) sich im Führungshandeln von Schulaufsicht zeigen und auf welche Führungskomponenten explizit verzichtet wird. Referiert werden Befunde einer explorativen Studie in vier Bundesländern mit ein-, zwei und dreistufiger Organisation der Schulaufsicht, in der die Mitarbeitenden mittels leitfadengestützter Interviews (n = 5) und einer standardisierten Befragung auf Basis des Multifactor Leadership Questionnaire (MLQ) (n = 110) um Einschätzungen ihres Führungsverhaltens gebeten wurden. Der Beitrag liefert erste Erkenntnisse zur Thematik und weist auf die Bedeutung transformationaler, partizipativer und konsultativer sowie von Elementen transaktionaler Führung hin.

Bibliografie

Dedering, K. (2020). Die Schulaufsicht als Instanz der Beratung? – Zur Realisierung eines neuen Handlungsprinzips im Kontext „klassischer“ Aufgaben. In E.D. Klein & N. Bremm (Hrsg.), Unterstützung – Kooperation – Kontrolle (S. 298-311). Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Dubs, R. (2009). Schulaufsicht. In S. Blömeke, T. Bohl, L. Haag, G. Lang-Wojtasik & W. Sacher (Hrsg.), Handbuch Schule (S. 511-517). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Weitzel, U. (2002). Berufsbild und Rollenverständnis der Schulaufsicht. In H.-G. Rolff & H. J. Schmidt (Hrsg.), Brennpunkt Schulleitung und Schulaufsicht. Konzepte und Anregungen für die Praxis (S. 323-335). Neuwied: Luchterhand.

 

„Da sind wir (…) so an der Schnittstelle des beratenden Controllings“ – Beratungsverständnis der Schulaufsicht

Larissa Habeck1, Falk Radisch1, Nicole Zaruba2, Raphaela Porsch2
1Universität Rostock, 2Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Das professionelle Handlungsfeld von Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht bewegt sich in einem Spannungsfeld einer Beratungs- und Kontrollfunktion. Wie diese Doppelfunktion von den Personen der Schulaufsicht wahrgenommen und erfüllt wird, ist bislang unzureichend erforscht. Um unter anderem diese Forschungslücke zu schließen, wurden im Rahmen der BeSa-Studie („Beratende Schulaufsicht“) in zwei Projektphasen Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht interviewt. Die Interviews dauerten zwischen 45 und 90 Minuten und bestanden aus standardisierten und offenen, erzählgenerierenden Anteilen. Ausgewertet wurden die Daten mit der qualitativen Inhaltsanalyse und der Dokumentarischen Methode. In dem Vortrag wird anhand von ausgewählten Ergebnissen dargelegt, mit welchem Beratungsverständnis die Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht agieren und wie dem potenziellen Spannungsfeld von Beratungs- und Kontrollfunktion in der Zusammenarbeit mit Schulen begegnet wird.

Bibliografie

Dedering, K. (2020). Die Schulaufsicht als Instanz der Beratung? – Zur Realisierung eines neuen Handlungsprinzips im Kontext „klassischer“ Aufgaben. In E.D. Klein & N. Bremm (Hrsg.), Unterstützung – Kooperation – Kontrolle (S. 298-311). Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Dubs, R. (2009). Schulaufsicht. In S. Blömeke, T. Bohl, L. Haag, G. Lang-Wojtasik & W. Sacher (Hrsg.), Handbuch Schule (S. 511-517). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Weitzel, U. (2002). Berufsbild und Rollenverständnis der Schulaufsicht. In H.-G. Rolff & H. J. Schmidt (Hrsg.), Brennpunkt Schulleitung und Schulaufsicht. Konzepte und Anregungen für die Praxis (S. 323-335). Neuwied: Luchterhand.

 

Bedingungen und Voraussetzungen zur Wahrnehmung der Beratungsaufgabe von Schulaufsichten

Tobias Bauer, Raphaela Porsch, Nicole Zaruba
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Die Schulaufsicht in Deutschland übernimmt nicht nur die Aufsicht, sondern auch die Beratung der Einzelschulen, beispielsweise im Kontext von Schulentwicklungsvorhaben. Bisher gibt es allerdings kaum Forschungsarbeiten, die die Wahrnehmung der Beratungsaufgabe untersucht haben. Insbesondere ist ungeklärt, welches Anforderungsprofil mit dieser Beratungstätigkeit einhergeht. An diesem Desiderat setzt das Projekt Beratende Schulaufsicht (BeSa) an. In der dritten Projektphase wurden mit den Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht in verschiedenen Bundesländern leitfadengestützte Interviews geführt (n = 20) und mit der Qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Auf diese Weise konnten personale, organisationale und interaktionale Voraussetzungen bzw. Bedingungen der Beratungstätigkeit von Schulaufsichten herausgearbeitet werden, die die Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht für das Gelingen ihrer Beratungstätigkeit als relevant erachten. Die Auswertungen zeigen mit Blick auf die personalen Voraussetzungen unter anderem, dass die Mitarbeiter*innen der Schulaufsicht ein sehr vielfältiges Rollenverständnis haben und Fortbildungen für die Beratungstätigkeit als zu wenig strukturell verankert sehen.

Bibliografie

Dedering, K. (2020). Die Schulaufsicht als Instanz der Beratung? – Zur Realisierung eines neuen Handlungsprinzips im Kontext „klassischer“ Aufgaben. In E.D. Klein & N. Bremm (Hrsg.), Unterstützung – Kooperation – Kontrolle (S. 298-311). Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Dubs, R. (2009). Schulaufsicht. In S. Blömeke, T. Bohl, L. Haag, G. Lang-Wojtasik & W. Sacher (Hrsg.), Handbuch Schule (S. 511-517). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Weitzel, U. (2002). Berufsbild und Rollenverständnis der Schulaufsicht. In H.-G. Rolff & H. J. Schmidt (Hrsg.), Brennpunkt Schulleitung und Schulaufsicht. Konzepte und Anregungen für die Praxis (S. 323-335). Neuwied: Luchterhand.

 
9:00 - 11:00Session V-C: Symposium: Wissen in Bewegung
Ort: 02/E04
Chair der Sitzung: Julia Schütz, FernUniversität in Hagen
 

Wissen in Bewegung. Wissenstransfer, Wissenschaftsverstehen und Weiterentwicklung beruflicher Ansprüche als Aufgabe der Erwachsenenbildung

Chair(s): Julia Schütz (FernUniversität in Hagen, Deutschland), Andreas Martin (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung & FernUniversität in Hagen)

Diskutant*in(nen): Tim Stanik (Universität Münster)

Betrachtet man die Erwachsenenbildung in ihrer historischen Genese, ließe sie sich als eine Art „geistige Mutter“ im Wissenstransfer bezeichnen. So ist die moderne Volksaufklärung um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert im Kern als kommunikative Handlungspraxis zu begreifen, die sich im ehrenamtlichen Engagement in Lesegesellschaften ausbildet (vgl. Tietgens 2011) und noch heute „eine Institution [darstellt], die das vorhandene Wissen in der gesellschaftlichen Kommunikation erhält“ (Kade 2005, S. 499). Als Auftrag der Erwachsenenbildung gilt es die gesellschaftliche Teilhabe aller Gesellschaftsmitglieder zu fördern. Dies erfordert die Förderung des Verstehens gesellschaftlicher Zusammenhänge.

Im Symposium wird die Rolle der Erwachsenenbildung im Wissenstransfer sowie in der Vermittlung einer wissenschaftlichen Grundbildung diskutiert. Das Lernen der Berufspraxis selbst, die angesichts gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und der damit verbundenen wissenschaftlichen Auseinandersetzung veränderte Ansprüche an (Handlungs-)Wissen und berufliche Aufgabenstrukturen beschreibt, wird thematisiert.

 

Beiträge des Symposiums

 

Zum Einfluss von Forschung-Praxis-Kollaborationen auf die Nutzung von Forschungswissen in der Praxis

Andreas Martin1, Hadjar Ghadiri-Mohajerzad2
1Deutsches Institut für Erwachesenenbildung & Fernuni Hagen, 2Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

Neben Theorieansätzen des Boundary-Learning, die in Analysen von Research-Practice-Partnerships (RPPs) eingesetzt werden (z.B. Hartmann & Decristan, 2018), zeigen Studien zu kollaborativen Forschungspartnerschaften, dass Lehrkräfte in solchen ko-konstruktiven Prozessen lernen, Forschung direkt auf ihre Praxis anzuwenden (instrumentelle Nutzung), ihr Verständnis zu erweitern (konzeptionelle Nutzung) oder Forschungsmethoden zur Verbesserung von Bildungsprozessen zu nutzen (Prozessnutzung) (Sjölund et al., 2022). In Anlehnung an Sjölund et al. (2022) nehmen wir an, dass in (Weiter-)Bildungseinrichtungen, in denen Forschungs-Praxis-Kollaborationen durchgeführt wurden, das Personal in der Regel Fähigkeiten zur Nutzung von Forschung erlernt und somit verstärkt empirische Forschungsarbeiten nutzt. Zur Überprüfung unserer Hypothese nutzen wir den wb-monitor aus dem Jahr 2018 mit N=1267, der eine repräsentative Datengrundlage zu Weiterbildungseinrichtungen in Deutschland bietet. Erste Ergebnisse basieren auf einem Propensity-Score Matching und bestätigen den erwarteten Zusammenhang (b=.21; p=.004).

Bibliografie

Hartmann, U., & Decristan, J. (2018). Brokering activities and learning mechanisms at the boundary of educational research and school practice. Teaching and teacher education, 74, 114-124.

Sjölund, S., Lindvall, J., Larsson, M., & Ryve, A. (2022). Mapping roles in research-practice partnerships–a systematic literature review. Educational Review, 75(7), 1490-1518.

 

Krise als Lernanlass – Medienbezogene Professionalität als Aufgabe einer zeitgemäßen Erwachsenenbildung

Franziska Bellinger
Universität zu Köln

Als vierte Säule des Bildungssystems kommt der Erwachsenenbildung die Aufgabe zu, den gesellschaftlichen Wandel professionell zu be- und verarbeiten (vgl. Nuissl 2018, S. 500). Die Corona-Pandemie stellte die Erwachsenenbildung vor Herausforderungen: Schließungen, wechselnde Hygieneverordnungen und deren Umsetzung hatten direkte Auswirkungen auf die Bildungsarbeit und wurden von Volkshochschulen (VHS) als existenzielle Bedrohung wahrgenommen (Echarti et al. 2022). Aus historischer Sicht waren die VHS immer wieder mit Krisen konfrontiert, die als Lernanlässe genutzt wurden. So wurde auch die Corona-Krise als Chance für Lernen und Innovation begriffen (Ehses et al. 2021). Der Vortrag nimmt Bezug auf ein Forschungsprojekt, in dem 18 VHS-Leiter:innen aus SH zu ihren Krisenerfahrungen narrativ interviewt wurden. Dabei werden Bewältigungsstrategien fokussiert und bzgl. der Bedeutung medienbezogener Professionalität als Aufgabe einer zeitgemäßen Erwachsenenbildung diskutiert. Es wird gezeigt, dass digitale Praktiken zur Krisenbewältigung etabliert wurden, indes zur Bewältigung der digitalen Transformation (Widany et al. 2022) noch medienbezogene Professionalisierungsbedarfe vorherrschen.

Bibliografie

Echarti, N., Huntemann, H., Lux, L., Reichart, E. (2022). Volkshochschul-Statistik 59. Folge, Berichtsjahr 2020. Bielefeld: wbv.

Ehses, C., Käpplinger, B., Denker, T., Hohmann, E. & Koehnen, C. (2021). Volkshochschulen können Krise! In: Hessische Blätter für Volksbildung (HVB), 2021 (2), 68–75. 10.3278/HBV2102W008.

Nuissl, E. (2018). Ordnungsgrundsätze der Erwachsenenbildung in Deutschland. In: R. Tippelt & A. von Hippel (Hrsg.), Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung (6., überarbeitete und aktualisierte Auflage, S. 499–520). Wiesbaden: Springer VS.

Widany, S., Reichart, E., Echarti, N. & Hoenig, K. (2022). Das digitale VHS-Angebot im ersten Lockdown der Corona-Pandemie. Analysen zu Veranstaltungsformaten und Programmstrukturen an Volkshochschulen. In: Zeitschrift für Weiterbildungsforschung 45, 391–416.

 

Wissenstransfer im Wandel – Neues Arbeiten, Lernen und veränderte Ansprüche in der Erwachsenenbildung

Uwe Elsholz, Stefan Klusemann, Julia Schütz
FernUniversität in Hagen

Im Beitrag werden Ergebnisse aus dem Projekt „Lernen und Arbeiten in der digitalen Transformation im Bildungssektor – New Work und New Learning von Beschäftigten in Berufsbildung, Erwachsenenbildung und Hochschulbildung“ hinsichtlich der Aufgabe des Wissenstransfers fokussiert auf die Erwachsenenbildung diskutiert. Das Projekt verfolgt die Fragestellung, inwiefern sich Strukturen und Inhalte des Arbeitens und Lernens für das Bildungspersonal in der digitalen Transformation verändern. Impulsgebend für diese Fragestellung sind die populär zirkulierenden Diskurse um New Work und agiles Arbeiten (Laloux 2015). Die Datengrundlage bilden Expert:innen-Interviews sowie Gruppendiskussionen, die qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Die Ergebnisse verweisen darauf, dass sich das Bildungspersonal in einer Art Suchbewegung befindet, die sich in Fragen abbilden lässt, die im Wissenstransfer bedeutsam sind: Welche Formate & Bildungsangebote bei zunehmend komplexen Kommunikationskanälen sind und bleiben sinnvoll? Wie gelingt Wissenstransfer in Ambiguität? Welches Wissen und welche Fähigkeiten benötigen die Tätigen, um eben diese Aufgaben bearbeiten zu können?

Bibliografie

Laloux, Frédéric: Reinventing Organizations. Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit. München 2015

 
9:00 - 11:00Session V-D: Bildungsbiographie und Übergänge
Ort: 02/E05
Chair der Sitzung: Melina Preuß, Deutsches Jugendinstitut (DJI)
 

Die Rolle der Steuerungsakteure für die Qualität in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung

Melina Preuß, Diana Schacht, Lisa Ulrich

Deutsches Jugendinstitut (DJI), Deutschland

Die Teilnahme an frühkindlicher Bildung und Betreuung (FBBE) und die Qualität sind entscheidende Faktoren für den Abbau sozialer Ungleichheiten. Die Dezentralisierung der Verantwortung für die FBBE von nationaler zu lokaler Ebene in Deutschland hat jedoch zu regionalen Unterschieden in der Bereitstellung und Qualität geführt. Der Einfluss von lokalen Steuerungsentscheidungen auf FBBE-Angebote wurde bisher nicht untersucht.

Um diese Lücke zu schließen, befasst sich die Studie mit der Personal-Kind-Relation in Einrichtungen und mit dem Angebots-Nachfrage-Verhältnis von Betreuungsplätzen. Auf Basis des Mikro-Meso-Makro-Konzepts der FBBE wird erstmals eine Mehrebenenmodellierung angewandt, die Umfragedaten von Kindertageseinrichtungen, Trägern und Jugendämtern miteinander verknüpft, analysiert und Merkmale auf institutioneller, Landes- und Kreisebene berücksichtigt.

Befunde deuten Unterschiede in der Bereitstellung und Qualität von FBBE-Angeboten an, die auf spezifische Vorgaben der Jugendämter und Träger zurückzuführen sind.

Die Studie liefert wertvolle Erkenntnisse für politische Entscheidungsträger und Praxis und kann eine Priorisierung von Qualitätsmaßnahmen in der FBBE unterstützen.



Prädiktoren der Schulformempfehlung: Die Rolle von Lehrkraftüberzeugungen

Katrin Lintorf1, Sina Schürer2

1Universität zu Köln, Deutschland; 2Universität Münster, Deutschland

Die Schulformentscheidung gilt als wichtige Entscheidung für den weiteren Bildungsweg eines Kindes (Bellenberg, 2012). Lehrkräfte beraten Eltern bei dieser Entscheidung und diese orientieren sich an ihrer Empfehlung (Klinge, 2016). Bisherige Studien zu Prädiktoren der Übergangsempfehlung betrachten ausschließlich Merkmale der Lernenden bzw. ihrer Familien (Glock et al., 2013) und vernachlässigen die Urteilenden. Vor allem bei unsicheren Empfehlungen bleibt ein großer Varianzanteil unerklärt (Lintorf et al., 2021). Überzeugungen von Lehrkräften gelten als handlungsleitend in verschiedenen Bereichen (z.B. Buehl & Beck, 2015). Daher betrachten wir in unserer Studie den Zusammenhang von Lehrkraftüberzeugungen und der Empfehlung. In einer Online‐Befragung baten wir Grundschullehrkräfte aus NRW (N=169) um eine Schulformempfehlung (GY vs. RS) für einen fiktiven Schüler mit uneindeutigem Leistungsprofil. Dabei variierten wir das Arbeitsverhalten und den sozialen Hintergrund (2x2-Design) und erhoben übergangsbezogene Überzeugungen (z.B. bildungsbiographische/psychosozialen Konsequenzen). Regressionsanalytische Befunde verweisen auf die Relevanz einzelner Überzeugungen für die Empfehlung.



Elterliche Erwartungen an (Waldorf-)Schulen zur Einschulung. Erkenntnisse, Entzündungsflächen und Desiderate eines untererforschten Feldes

Ann-Kathrin Hoffmann1, Marc Fabian Buck2, Tanja Mayer3, Thomas Koinzer3

1Ruhr-Universität Bochum, Deutschland; 2FernUniversität Hagen, Deutschland; 3Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland

In diesem Beitrag werden Interviews von Berliner Eltern, die eine Waldorfschule für ihr Kind gewählt haben, analysiert und diese Ergebnisse zur quantitativen WEiDe-Studie (Koolmann, Petersen & Ehrler 2018) relationiert. Die sich aus der Gegenüberstellung ergebenden Kontraste werden methodologisch als auch gegenständlich thematisiert. Im Mittelpunkt stehen die elterlichen Erwartungen, die im insgesamt untererforschten Feld der (Privat-)Schulwahl gegenüber den sonst betrachteten Einstellungen, Motiven und Präferenzen einen blinden Fleck und zugleich fruchtbaren Ausgangspunkt für zukünftige Studien darstellen. In besonderer Weise werden elterliche Erwartungen an Waldorfschulen (Hoffmann & Buck 2024), ihre soziale Verfasstheit (bspw. durch Empfehlungen im Vorfeld, persönliches Engagement in der Schulgemeinschaft etc.) und ihre spezifische Dynamik (bspw. in Form von ggf. eintreffenden Enttäuschungen) am Interviewmaterial sichtbar gemacht. Eltern, aber auch (Privat-)Schulen geraten so als Akteure nicht nur eines Bildungsmarktes, sondern einer Erwartungsökonomie in den Blick, deren Verhältnisse ausgelotet und für die Bildungs- und Schulentwicklungspraxis fruchtbar zu machen sind.

 
9:00 - 11:00Session V-E: Professionalisierung VI: Ressourcen
Ort: 02/E03
Chair der Sitzung: Svenja Reisch, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
 

Arbeitsengagement von Lehrkräften: Welche Bedeutung haben berufliche und persönliche Ressourcen?

Svenja Reisch, Britta Fischer

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Deutschland

Das JD-R-Modell (Demerouti et al., 2001) berücksichtigt Arbeitsanforderungen und -ressourcen sowie deren Auswirkungen auf motivationale und Erschöpfungsprozesse. Dabei werden berufliche (Schaufeli & Bakker, 2004) und persönliche (Choochom, 2016) Ressourcen als wichtige Prädiktoren für das Arbeitsengagement angesehen. Die Studie geht der Frage nach, inwiefern berufliche und persönliche Ressourcen interagieren und welchen Einfluss sie auf das Arbeitsengagement von Lehrkräften haben.

Es wurden 574 Lehrkräfte (67,7% weiblich) befragt. Neben dem Arbeitsengagement (Schaufeli et al., 2002) wurden berufliche Ressourcen durch Autonomie, soziale Unterstützung und Wertschätzung der Arbeit (Krause, 2004) sowie persönliche Ressourcen durch Selbstwirksamkeit (Affolter-Huber, 2016) und Coping (Knoll et al., 2005) erfasst. Die Auswertung erfolgte mithilfe eines Strukturgleichungsmodells.

Vorläufige Ergebnisse zeigen einen starken Einfluss persönlicher Ressourcen auf das Arbeitsengagement im Vergleich zu beruflichen Ressourcen und eine signifikante Interaktion zwischen beruflichen und persönlichen Ressourcen. Im Vortrag werden entsprechende Ergebnisse und ihre praktischen Implikationen diskutiert.



Gemeinsam stark - Sozialbeziehungen im Kontext von Beanspruchung und Arbeitsengagement von Lehrkräften

Berit Breins, Mareike Nowak, Michaela Gläser-Zikuda

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

In diesem Beitrag wird die Bedeutung von kollegialer Kooperation und Vertrauen als sozialen Ressourcen im Belastungs- und Beanspruchungserleben von Lehrkräften untersucht. Der Fokus liegt dabei neben der Bedeutung der Sozialbeziehungen für Belastung und Beanspruchung auch auf der Prüfung von Effekten auf das Arbeitsengagement und Belastungserleben von Lehrkräften. Für die Befragung von N = 231 (76% weiblich) Lehrkräften an Sekundarschulen eines deutschen Bundeslandes wurden standardisierte Skalen genutzt und auf Grundlage des Modells der schulischen Belastung und Beanspruchung pfadanalytisch in R untersucht. Es zeigten sich erwartungsgemäß signifikante Effekte des Austauschs von Erfahrungen (β = -.18, p < .001), der Bedeutung von Kooperation (β = -.11, p < .001) und dem Vertrauen in Kolleg:innen (β = -.14, p < .001) auf die Lehrkräftebeanspruchung (R2 = .11). Darüber hinaus zeigten sich signifikante Effekte von Lehrkräftebeanspruchung auf die Dimensionen des Arbeitsengagements im Bereich -.54 < β < -.58 (p < .001; R2 = .32). Limitationen der Studie sowie Implikationen für die Gestaltung von unterstützenden Sozialbeziehungen zwischen Lehrkräften werden abschließend diskutiert.

 
9:00 - 11:00Session V-F: Lehren und Lernen: Mathematik
Ort: 11/115
Chair der Sitzung: Rebekka Stahnke, IPN - Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Berlin
 

Gelingt das Scaling-Up? Transfer eines Konzepts zum sprachbildenden Mathematikunterricht

Rebekka Stahnke1, Corinna Hankeln2, Dilan Şahin-Gür2, Susanne Prediger1,2

1IPN - Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Berlin, Deutschland; 2Technische Universität Dortmund

Die Qualifizierung von Fortbildenden für Lehrkräfte unterstützt den Transfer evidenzbasierter Konzepte. Dieses Scaling-Up kann zu Transferverlusten führen, wenn etwa Konzepte nicht qualitätserhaltend adaptiert werden (Leufer et al., 2019). Ebenso können schulische Rahmenbedingungen den Transferprozess beeinflussen (Grossman & Sales, 2011). Der Beitrag untersucht, inwiefern die durch Fortbildende ausgebrachte Fortbildung zum sprachbildenden Mathematikunterricht (Prediger & Neugebauer, 2023) sowie schulische Bedingungen auf die Leistungszuwächse wirken. Es wurden Daten von 45 Lehrkräften und 655 Lernenden erhoben (etwa zur Hälfte in der Fortbildungs- bzw. Kontrollgruppe). Die Lehrkräfte wurden zu den Rahmenbedingungen befragt, bei Lernenden die Lernvoraussetzungen sowie die Fachleistungen vor und nach der Unterrichtseinheit zum Thema Prozentrechnung erhoben. Mehrebenenanalysen zeigen, dass die Intervention auch bei Kontrolle der Lernvoraussetzungen signifikant auf die Leistungszuwächse wirkt. Weiterhin begünstigt die Unterstützung der Schulleitung und Kooperation die Leistungszuwächse. Dieses erfolgreiche Scaling-Up erlaubt Rückschlüsse auf Gelingensbedingungen des Transfers.



Welches Subtraktionsverfahren soll gelehrt werden? Eine vergleichende Studie in Jahrgangsstufe 3

Hedwig Gasteiger1, Solveig Jensen1, Miriam Lüken2, Andrea Peter-Koop2, Eva Grommé1, Sonja Nonte1

1Universität Osnabrück, Deutschland; 2Universität Bielefeld, Deutschland

Die KMK-Bildungsstandards sehen für Grundschulkinder vor, die schriftliche Subtraktion zu verstehen und geläufig auszuführen (KMK, 2022). In der Fachdidaktik werden verschiedene Verfahren kontrovers diskutiert (Padberg & Benz, 2020; Wittmann & Müller, 2018). Die vorliegenden vergleichenden Studien liegen lange zurück (Brownell & Moser, 1949; Johnson, 1938), haben geringe Teilstichproben (Mosel-Göbel, 1988; Fiori & Zuccheri, 2005) bzw. berücksichtigen nicht den Unterricht. Unter Kontrolle des Unterrichts (9 parallelisierte und geskriptete Einheiten) und der Intelligenz und Mathematikleistung der Kinder untersucht eine Längsschnittstudie, inwiefern sich Unterschiede im Beherrschen und im Erklären des Algorithmus je nach unterrichtetem Verfahren (Abziehen mit Entbündeln; n=231 vs. Ergänzen mit Erweitern; n=184) nach der Einführung sowie ein Jahr danach zeigen. Der Nach- und Follow-up-Test (Beherrschen: je 16 Aufgaben, Erklären: zwei offene Items) wurde auf Messinvarianz geprüft und vergleichend ausgewertet (MGCFA, Asparouhov & Muthén, 2012). Es zeigen sich keine Unterschiede im Beherrschen, jedoch kann das Verfahren Abziehen mit Entbündeln signifikant besser erklärt werden.



Einfluss sprachlicher Variation auf das Lösen von realitätsbezogenen mathematischen Textaufgaben

Eileen Klotz, Prof. Dr. Timo Ehmke, Prof. Dr. Dominik Leiss

Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland

Der Zusammenhang zwischen sprachlichen Fähigkeiten und Bildungserfolg ist insbesondere durch Ergebnisse empirischer Vergleichsstudien wie PISA sowie dem verstärkten Fokus auf Leistungsheterogenität von Lernenden unumgänglich (Bednorz, 2021). Im Gegensatz zu sprachlichen Einflussfaktoren im Unterricht untersuchten vergangene Studien Merkmale auf Personenebene in diesem Zusammenhang bereits umfassend (Bos et al., 2007). Doch insbesondere das inhaltliche Verständnis textbasierter Aufgaben, beeinflusst durch die sprachliche Komplexität, ist für den Lösungsprozess entscheidend (Artelt et al., 2001).

Im Rahmen des DFG-Projektes VAMPS wurde in einer experimentellen Studie mit N=428 Schüler:innen die Wirkung sprachlicher Komplexität von realitätsbezogenen Textaufgaben erforscht (Heine et al., 2018). Mittels Mediationsanalysen wurde untersucht, welchen Einfluss die sprachliche Variation der Aufgaben auf das Leseverstehen und auf die Lösung hat und welche Rolle personenbezogene Merkmale spielen. Ergebnisse über die Auswirkung sprachlicher Variation von realitätsbezogenen Textaufgaben auf die fachliche Leistung in Zusammenhang mit soziodemografischen Merkmalen werden erwartet.

 
9:00 - 11:00Session V-G: KI und Social Media
Ort: 01/106
Chair der Sitzung: Robert Jahn, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
 

Computerlinguistische Analyse der Kommunikation des betrieblichen Bildungspersonals in Online-Foren

Robert Jahn

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland

Ausbilder:innen in Betrieben sind zusammen mit Lehrkräften an berufsbildenden Schulen zentrale Akteure in der Beruflichen Bildung. Während Berufsschullehrkräfte vergleichsweise stark professionalisiert sind, absolvieren Ausbilder:innen i. d. R. lediglich eine Prüfung nach Ausbildereignungsverordnung (AEVO). Neben der vergleichsweisen geringen formalen pädagogischen Qualifikation besteht ein Professionalisierungsproblem darin, dass sie als pädagogische Fachkräfte selten in professionelle betriebliche Gemeinschaften von Ausbilder:innen (vergleichbar mit Lehrkräftekollegien) eingebettet sind, was eine wichtige Ressource informellen Lernens darstellt. Um das Fehlen solcher Kommunikationsräume (i. S. v. communities of practice, Wenger, 2003) zu kompensieren suchen sich Ausbilder:innen alternative Öffentlichkeiten (Pappert & Roth, 2019) und nehmen bspw. an der Kommunikation in Online-Foren teil, um Erfahrungen auszutauschen, Entwicklungen zu diskutieren und Anregungen bei Problemen zu erhalten (Jahn & Goller, 2012; Jahn & Geisser, 2021). Die Öffentlichkeit dieser Kommunikation erlaubt wiederum deren empirische Analyse.

Im Beitrag wird untersucht,

1) welche Themen in Ausbilder:innen-Foren identifiziert werden können,

2) wie sich deren relative Bedeutung im Zeitverlauf verändert und

3) welche Zusammenhänge zu bildungspolitischen und ausbildungsmarktlichen Entwicklungen bestehen.

Zur Beantwortung der Fragestellungen erfolgt eine computerlinguistische Analyse des Forums foraus.de, dem größten Forum für Ausbilder:innen im deutschsprachigen Bereich (vgl. Jahn & Geisser, 2021; Kupfer, 2015). Dieses enthält Beiträge von 2000 bis heute (N = 4.729 Beiträge). Mithilfe des structured topic modeling können in Sprachkorpora induktiv Themen identifiziert und quantifiziert werden. Topic modeling identifiziert solche Themen auf Basis latenter semantischer Strukturen, indem statistisch auffällige Muster von Wortkombinationen aufdeckt werden (Jahn et al., 2021, Goldenstein & Poschmann, 2019a, b; Hannigan et al. 2019; Mohr & Bogdanov 2013).

Im Ergebnis wurde ein Themen-Modell errechnet (k = 16), welches zeigt, dass sich die Kommunikation zum einen auf typische Handlungsfelder (Bewerber:innenauswahl, Vorbereitung und Durchführung der Ausbildung, Prüfung) von Ausbilder:innen konzentriert. Zum anderen werden berufsbildungspolitische und berufspolitische Problemstellungen artikuliert. Dieser Befund ist für die Validität des Modells bedeutsam, da demnach zentrale Problem- und Handlungsfelder des betrieblichen Bildungspersonals abgebildet werden und überdies die (menschlich hergestellte) Forenstruktur von foraus.de z. T. rekonstruiert wird. Dies ist für die erziehungswissenschaftliche Forschung an sich relevant, da somit auch eine Übertragbarkeit des Designs auf andere vergleichbare Kommunikationsformate (bspw. für Lehrer:innen) angenommen werden kann.

Weiterhin zeigen sich Themenkonjunkturen. So ist mit der Umkehr der Machtverhältnisse am Ausbildungsmarkt (vom Lehrstellenmangel hin zu Besetzungsschwierigkeiten) eine relative Zunahme des Topics (Probleme mit Auszubildenden) (ab ca. 2010) festzustellen. Analog zeigt sich, dass das Topic zu Bewerber:innenauswahlverfahren (u. a. durch Tests und Assessmentcenter) an relativer Bedeutung verliert. Auch die AEVO-Prüfung wird als eigenständiges Topic identifiziert, das mit bildungspolitischen Entscheidungen verbunden ist. Dieses Thema spielte Anfang der 2010er Jahre eine geringe Rolle, erfährt dann insb. 2009/2010 sehr große Aufmerksamkeit und bleibt dann auf mittlerem Niveau bedeutsam. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass die AEVO seit 2003 ausgesetzt, 2009 schließlich novelliert und wieder aktiviert wurde. Damit entstanden formale Qualifizierungsnotwendigkeiten, die zu erheblichen Unsicherheiten und Informationsbedarfen führten, die in den Daten sichtbar werden.

Limitationen, Desiderata und Anschlussfragen werden im Beitrag abschließend diskutiert.



Kompetenzen für eine durch künstliche Intelligenz geprägte Lebenswelt

Ulf-Daniel Ehlers, Emily Rauch

Duale Hochschule Baden-Württemberg, Deutschland

Das Kompetenzmodell AIComp (Artificial Intelligence Competences) resultiert aus einer empirischen Studie mit Berufstätigen, die die notwendigen Kompetenzen im Umgang mit der wachsenden Präsenz von KI untersucht (Ehlers et al., 2024). Es handelt sich um das erste deutschsprachige KI-Kompetenzstrukturmodell und umfasst drei Ebenen:

1. Drei Kompetenzbereiche

2. 12 Kompetenzfelder

3. Wissen, Fähigkeiten und Werte: Kenntnisse, Fertigkeiten und Werte für jedes der 12 Kompetenzfelder.

Kompetenzen werden als Handlungsdispositionen verstanden, die sich in tatsächlicher Handlung zeigen (Erpenbeck, 2017). Sie bestehen aus Wissen, Fertigkeiten und inneren Haltungen.

Methodik: Die Entwicklung des Modells basierte auf einem kombinierten qualitativen und quantitativen Forschungsansatz. Ein Inventar von 160 KI-Kompetenz-Items wurde inhaltsanalytisch auf Kompetenzfelder reduziert und in Experteninterviews validiert. Die anschließende quantitative Studie mit über 1644 Berufstätigen in Baden-Württemberg ermöglichte durch Hauptkomponentenanalyse die Konstruktion des endgültigen Modells. Im Ergebnis identifizierte die Studie wichtige Wissensgebiete, Fähigkeiten und Werte in Bezug zu KI Kompetenzen.

 
9:00 - 11:00Session V-H: Schulleitungshandeln
Ort: 01/214
Chair der Sitzung: Barbara Zschiesche, TU Braunschweig
 

Rolle des Schulleitungshandelns für die Initiierung mediengestützter individualisierter Lernangebote

Barbara Zschiesche, Oliver Hormann, Julia Gerick, Theresa Jahns

TU Braunschweig, Deutschland

In der Diskussion um die Transformation von Lehr-/Lernprozessen wird digitalen Medien großes Potenzial für die individuelle Förderung – verstanden als Überlegungen und Handlungen, durch die SuS einen ihren Voraussetzungen gemäßen Zugang zum Lerngegenstand erhalten – zugeschrieben [1]. Ausgehend vom Modell digitalisierungsbezogener Schulqualität [2, 3] wird gefragt, welchen Einfluss das Schulleitungshandeln auf den Einsatz digitaler Medien zur Ermöglichung individueller Lernzugänge hat, und welche Rolle schulische Prozess- und Input-Merkmale (Kooperation und Einstellung der Lehrkräfte) in der Herstellung dieses Zusammenhangs haben.

Die Forschungsfragen werden mit im BMBF-Projekt Gelindi [4] erhobenen Daten einer quantitativen Lehrkräfte-Befragung (n = 185) und qualitativen Interviewstudie (n = 13) im Mixed-Methods-Design untersucht. Ergebnisse der quantit. Dekompositionsanalyse nach der KHB-Methode [5] zeigen, dass die Schulleitungsunterstützung den Einsatz digitaler Medien vorhersagt und dieser Effekt durch Merkmale der Prozess- und Inputebene mediiert wird. Qualitative Analysen zeigen Wechselbeziehungen im Bedingungsgefüge der Schulqualität aus der Binnensicht der Lehrkräfte auf.



Stress und Burnout bei Schulleitungen im internationalen Vergleich

Nele Groß, Marcus Pietsch

Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland

Schulleiter tragen zahlreiche Verantwortungen, darunter Verwaltungsaufgaben, Kommunikation, Finanzmanagement und Bildungsmaßnahmen, zwischen denen sie ständig wechseln müssen (Dedering & Pietsch, 2023; Pietsch et al., 2023) was zu hohen kognitiven Belastungen (Keller & Weibler, 2015) und Stress (Hunter et al., 2017) führen kann. Besonders an Sekundarschulen besteht ein erhöhtes Risiko für Burnout-Symptome (Dadaczynski et al., 2021). Studien berichten zudem über ein erhöhtes Risiko für Burnout-Symptome bei Schulleitern an Sekundarschulen (DeMatthews et al., 2021). Es soll der Forschungsfrage nachgegangen werden, welche Typen von Stress und Burnout bei Schulleitungen im internationalen Vergleich auftreten. Dafür werden Daten aus Deutschland, Kirgistan und Nigeria werden mittels latente Klassenanalyse (LCA) explorativ analysiert (Langeheine & Rost, 1996), und nach einer Testung auf Messinvarianz (Brown, 2006) die Gruppen verglichen. Die LCA der Daten aus Deutschland und Kirgistan ergab, dass gemäß dem Vergleich der AIC- und BIC-Werte jeweils drei latente Klassen identifiziert werden können. Jedoch variiert die prozentuale Zusammensetzung dieser Klassen zwischen den beiden Ländern.



Die Rolle von Promotoren im Kontext digitalisierungsbezogener Schulentwicklungsprozesse

Daniel Fehrentz, Tobias Gottschalk, Julia Gerick

TU Braunschweig, Deutschland

Digitalisierungsbezogene Schulentwicklung ist durch einen ständigen Transformationsprozess charakterisiert. Sie kann durch Einstellungen und Handlungen der Schulleitungen vorangetrieben werden [1], wobei diese diverse Rollen einnehmen können. Als theoretischer Hintergrund wird das Promotorenmodell [2,3,4], das in Fach-, Prozess-, Macht- und Beziehungspromotor differenziert und im schulischen Kontext aktuell insbesondere im berufsbildenden Bereich eingesetzt wird [5,6], herangezogen. Sekundäranalytisch wird der Frage nachgegangen, welche Promotorenrollen durch die Schulleitungen an allgemeinbildenden Schulen im Kontext der digitalisierungsbezogenen Schulentwicklung eingenommen werden und welche Strategien des Promotorenhandelns sich identifizieren lassen. Die Analysen basieren auf Interviewdaten an ca. 15 Schulen aus dem Forschungsprojekt Projekt GuTe DigiSchulen NRW. Erste Auswertungen mittels qualitativer Inhaltsanalyse [7] weisen u.a. darauf hin, dass Schulleitungen mehrere Promotorenrollen übernehmen und sich komplexe Beziehungen, in Abhängigkeit von Rahmenbedingungen, erkennen lassen.

 
9:00 - 11:00Session V-I: Kulturelles und soziales Kapital
Ort: 01/114
Chair der Sitzung: Jannis Burkhard, DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
 

Jenseits familiärer Einflüsse: Zur kulturellen Partizipation von Jugendlichen als Determinante des Bildungserfolgs

Jannis Burkhard1, Markus Lörz1, Annabell Daniel2,1, Stefan Kühne1, Kai Maaz1

1DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation; 2Ludwig-Maximilians-Universität München

In der Literatur hat sich die Unterscheidung zwischen dem kulturellen Kapital der Eltern und der Individuen selbst als produktiv erwiesen (Chin und Philipps, 2004). Dies wirft die Frage auf, inwiefern das individuell erworbene kulturelle Kapital zu Reproduktions- und Mobilitätsprozessen beitragen kann (Bourdieu und Passeron, 1990; DiMaggio, 1982).

Im Beitrag untersuchen wir, ob das kulturelle Kapital, das Jugendliche außerhalb ihres Elternhauses erwerben, einen Effekt auf den Bildungserfolg hat. Dafür analysieren wir auf Basis der NEPS-Daten den Effekt verschiedener Variablen kultureller Partizipation auf den Abiturerwerb – unter Kontrolle der sozialen Herkunft.

Die Ergebnisse unserer logistischen Regressionen zeigen, dass Kurse außerhalb der Schule (+5,7%) und hochkulturelle Aktivitäten (+4,6%) die Wahrscheinlichkeit zum Abiturerwerb erhöhen, während künstlerische Aktivitäten in Jugendzentren (-8,3%) diese senken. Kulturelle Vereine und Schulen mit künstlerischem Profil zeigten keine signifikanten Effekte. Im Einklang mit dem Mobilitätsmodell deuten die Ergebnisse darauf hin, dass durch die Investition in kulturelles Kapital soziale Aufstiegschancen bestehen.



Kulturelle Teilhabe in ländlichen Regionen und wie man sie erfassen kann

Julius Kopp1, Andreas Lehmann-Wermser2

1Musikhochschule Freiburg, Deutschland; 2Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Deutschland

Kulturelle Zugänge in ländlichen Regionen rücken vermehrt in den Blick der Bildungswissenschaft (Kolleck et al., 2022). Und auch, wenn speziell die musikalisch-kulturelle Teilhabe im Allgemeinen bereits seit einigen Jahren untersucht wird(Hasselhorn et al., 2022; Krupp-Schleußner, 2016), steht dies für ländliche Räume noch aus. Das Forschungsprojekt PReTuS (BMBF 2020-2023) schließt diese Lücke und rückt individuelle Verwirklichungschancen in solchen Regionen in den Mittelpunkt.

Für die Studie wurden im Jahr 2021 Jugendliche (n=267) aus der Region Harz anhand eines Fragebogens zu ihren musikalischen Praxen in und außerhalb der Schule und zur Zufriedenheit mit ihren Chancen befragt. Die Daten wurden mithilfe strukturprüfender Verfahren (MIRT / SEM) auf ihre Zusammenhänge untersucht. Erste Ergebnisse geben Einblicke in die musikalischen Praxen Jugendlicher in ländlichen Regionen und weisen auf eine spezifische Verschiebung im Sinne eines postdigitalen Kultur hin (Jörissen et al., 2019). Gleichzeitig scheinen distinktive Strukturen in extracurricularen Praxen weiterhin verankert. Dies eröffnet Handlungsfelder, stellt aber auch Anforderungen an örtliche Kulturinstitutionen und Schulen.



Sozialraumanalyse als ko-konstruktiver Ansatz einer habitussensiblen Schul- und Unterrichtskultur

Matthias Forell1, Jakob Schuchardt2, Gabriele Bellenberg2

1Universität Hamburg, Deutschland; 2Ruhr-Universität Bochum

Der schulische Sozialraum wird oft verkürzt auf die sozialräumliche Vernetzung mit dem Einzugsgebiet wahrgenommen (Kessl & Reutlinger, 2022). Der Beitrag gründet demgegenüber auf einem erweiterten Sozialraumverständnis, das neben physisch-materiellen und handlungsbezogenen auch sozialdemografische Dimensionen berücksichtigt (Forell, 2023), wodurch Bildungsprozessen zugrundeliegende standortspezifische Rahmenbedingungen sichtbar werden.

Nicht selten weicht der Habitus von Schüler:innen von den schulischen Werten und Anforderungen ab, sodass häufig nicht die Leistung, sondern sozial bedingte Handlungsmuster beurteilt werden (Kramer, 2013). Vor dem Hintergrund dieser Habitusdifferenz werden in dem Beitrag die Ergebnisse eines am DBR-Ansatz orientierten Schulentwicklungsprojekts vorgestellt, bei denen kleinräumige Sozialraumkarten gemeinsam mit (außer)schulischen Akteur:innen analysiert und unter der Prämisse einer Erhöhung der Habitussensibilität reflektiert wurden (Mecheril, 2019; Lange-Vester, 2014). Abschließend werden die damit verbundenen kulturellen Transformationsprozesse diskutiert, die in einer solchen ressourcenorientierten Perspektive auf den schulischen Sozialraum liegen.

 
9:00 - 11:00Session V-J: Schulentwicklung III: Transfer
Ort: 02/108
Chair der Sitzung: Vanessa Pieper, Bergische Universität Wuppertal
 

„Ich verstehe Transfer nicht als Einbahnstraße“ – Analyse akteursspezifischer Transferverständnisse

Vanessa Pieper1, Linda von Sobbe2, Torben Bennink3, Therese Gesswein3, Hanna Dumont3

1Bergische Universität Wuppertal; 2Deutsches Institut für Erwachsenenbildung; 3Universität Potsdam

Der Kompetenzverbund lernen:digital bringt unterschiedliche Akteur:innen aus Wissenschaft und Praxis für die digitale Transformation von Schule und Lehrkräftebildung zusammen. Hierbei handelt es sich – analog zu anderen Transformationsprozessen im Mehrebenensystem der Bildung – um einen Multi-Stakeholder-Prozess (Bormann et al., 2016).

Eine Herausforderung dabei ist, dass es bislang kein geteiltes Verständnis über den Wissenschaft-Praxis-Transfer gibt (Schmiedl, 2022). Vor diesem Hintergrund untersucht der vorliegende Beitrag, in welchen Aspekten sich die persönlichen Transferverständnisse von Akteur:innengruppen des Kompetenzverbunds unterscheiden. Diese wurden im Rahmen der Evaluation der Auftaktveranstaltung von lernen:digital mithilfe eines Online-Fragebogens mit geschlossenen und offenen Fragen erfasst. Vorgestellt werden die verschiedenen Transferverständnisse der an lernen:digital beteiligten Akteur:innen aus Wissenschaft, Praxis und Lehrkräftebildung sowie Zusammenhänge mit ihren beruflichen Hintergründen. Anschließend werden Implikationen für Transferprozesse zwischen Wissenschaft und Praxis abgeleitet.



Schulische Entwicklungsprojekte zwischen Transferanspruch und Rekontextualisierung. Erfahrungen aus DigiSchukuMPK

David Paulus1, Gabriele Bellenberg2, Christian Reintjes1, Anna Schwermann1, Marcel Veber3

1Universität Osnabrück, Deutschland; 2Ruhr-Universität Bochum, Deutschland; 3Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau. Deutschland

Gesellschaftlicher Wandel verändert die Ansprüche an Schulen, die mit multiplen Entwicklungsaufgaben konfrontiert sind (Killus & Gerick 2021). Zugleich wird die Bildungsforschung von der Bildungspolitik als Motor von Transformationsprozessen adressiert, die diese in Entwicklungsprojekten begleitet. Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft ist für Schulen eine vulnerable Situation zwischen heteronomer Steuerung und Selbstkonstruktion (Idel & Pauling 2018). Im Kontext von Schulentwicklung ist auszuhandeln, wie viel wissenschaftliche Strukturierung erfolgt bzw. wie auf die einzelschulspezifischen Eigenlogiken reagiert wird.

Auf Basis der Erfahrungen aus dem BMBF-Projekt DigiSchukuMPK (Digitalisierungsbezogene und digital gestützte Schul(kultur)entwicklung durch Multiprofessionelle Kooperation an ganztägigen Grundschulen) u.a. in der Schulakquise sowie inhaltsanalytischer Auswertungen (Kuckartz & Rädiker 2022) der Ausgangserhebungen mit den Schul- und Ganztagsleitungen werden Implikationen für die Kommunikation, Kooperation und Dissemination zwischen den diversen Stakeholdern diskutiert. Bedeutsam ist, welche Sinnsetzungen aufgerufen werden, um so zentrale Herausforderungen zu eruieren.



Transferarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis: Ko-Konstruktive Schulentwicklung im Projekt SchuMaS

Jonas Ringler1, Marie Baesch1, Steffen Brill1, Anita Kalustian1, Alexandra Marx1, Simon Ohl2

1DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Deutschland; 2Universität Potsdam

Die Gestaltung von Schul- und Unterrichtsentwicklung erweist sich für Schulen in sozialräumlich benachteiligter Lage häufig als besonders herausfordernd (z.B. Holtappels et. al., 2021). Im Rahmen der Initiative „Schule Macht Stark – SchuMaS“ werden daher wirksame Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung gemeinsam mit der Schulpraxis entwickelt und einem bidirektionalen Transferverständnis (Farley-Ripple et al., 2018) folgend aufbereitet.

Entlang der drei Transferkategorien Wissenschaftskommunikation, Beratung und kooperative Forschung (Gonser & Zimmer 2024) wird im Vortrag die Transferarbeit der Regionalen SchuMaS-Zentren auf Basis einer qualitativen inhaltsanalytischen Auswertung von 178 Schulleitungsinterviews sowie einer quantitativen Befragung von Schulleitungen (N = 128) analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen die Erwartung der schulischen Akteur*innen an eine wertschätzende und auf Augenhöhe erfolgende Zusammenarbeit von Bildungspraxis und Bildungsforschung sowie eine hohe Zufriedenheit mit der Kooperation und Kommunikation der Regionalen SchuMaS-Zentren. Aufbauend auf diesen Befunden werden Implikationen zur Gestaltung tragfähiger Transferbeziehungen diskutiert.

 
11:00 - 11:30- Pause -
11:30 - 12:30Keynote III: Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler - Ungleiches ungleich behandeln – Bedarfsgerechte Verteilung von Bundesmitteln auf die Länder im Rahmen des Investitionsprogramms und Auswahl von zu fördernden Schulen nach dem Startchancenprogramm
Ort: 11/E08
12:30 - 13:30- Mittagspause -
13:30 - 15:30Session VI-A: Symposium: Ansätze des Wissentransfers zu Digitalisierung und Bildung
Ort: 11/E08
Chair der Sitzung: Pia Sander, Universität Duisburg-Essen
 

Potenziale von Ansätzen des Wissenstransfers zu Digitalisierung und Bildung

Chair(s): Pia Sander (Universität Duisburg-Essen), Steven Beyer (Universität Duisburg-Essen)

Diskutant*in(nen): Josef Schrader (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung | Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen), Harm Kuper (Freie Universität Berlin)

Transfer zwischen Bildungsforschung und Bildungspraxis gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ziel und Hoffnung besteht darin, dass Praktiker:innen und Forschende stärker zusammenarbeiten, so dass Forschung sowohl bildungswissenschaftliche Fragen beantwortet als auch einen Nutzen für die Bildungspraxis liefert (Farley-Ripple et al., 2018). Wie so ein Zusammenwirken in Bildungskontexten sich jedoch vollziehen kann, welche Aktuer:innen involviert sind und welche Gestaltungsmerkmale bedeutsam sind, ist unzureichend bekannt (Rycroft-Smith, 2022). An dieser Stelle setzt das Symposium an und präsentiert Forschung zu unterschiedlichen Ansätzen zur Gestaltung von Transfer zwischen digitalisierungsbezogener Forschung und Bildungspraxis mit einem Fokus auf ko-konstruktiven Ansätzen (Kerres, Sander & Waffner, 2022). Betrachtet werden dabei Rollen und Bedarfe von Forschenden (Beitrag 1), Brückenakteuren (Beitrag 2) sowie Praktiker:innen aus der Lehrkräftebildung (Beitrag 3) und Erwachsenen- und Weiterbildung (Beitrag 4). Das Symposium diskutiert die Potenziale dieser Ansätze und zeigt unterschiedliche methodologische Zugänge zur Beforschung von Transfer auf.

 

Beiträge des Symposiums

 

Die Bedeutung von Transfergestaltung für das Gelingen von Wissenstransfer in Forschungsprojekten

Hadjar Gadiri-Mohajerzad, Moritz Sahlender
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung | Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen

In Anlehnung an Theorieansätze des Boundary-Crossing wird diskutiert, wie Wissenstransfer in Forschungsprojekten gestaltet wird, damit Praktiker:innen Forschungswissen nutzen. Wir präsentieren Daten aus zwei Interviewstudien mit Forschenden aus Projekten der Metavorhaben „Digitalisierung im Bildungsbereich“ (n= 15) und „Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft“ (n = 10). Erste Inhaltsanalysen zeigen eine Vielfalt von Transferansätzen in Bezug auf Inhalte und beteiligte Akteur:innen, Zielgruppen und Institutionen. Unabhängig der Gestaltung des Transfers (linear, bidirektional, ko-konstruktiv) gibt es kaum Hinweise auf Regelmäßigkeit und Frequenz der Aktivitäten, was darauf deutet, dass der Gestaltung von Transferformaten bisher wenig Bedeutung beigemessen wird. Die Ergebnisse sind alarmierend, da es scheint, dass die Bedeutung der formalen Gestaltung von Transferbeziehungen (Mohajerzad, 2024) bisher von Forschenden unterschätzt wird.

Bibliografie

Mohajerzad, H. (2024) Transfer von wissenschaftl. Wissen zur Nutzung digitaler Lern- und Bildungsmedien an Bildungspraxis und -politik. Dissert.

 

Brückenakteure zwischen Bildungsforschung und Bildungspraxis - eine systematische Erfassung

Anna Heinemann
Universität Duisburg-Essen

Aufbauend auf Ansätzen des Knowledge Brokerings (z.B. Malin & Brown, 2019) wird ein Teilprojekt des Metavorhabens Digitalisierung im Bildungsbereich vorgestellt, in dem Akteure in Deutschland zwischen Bildungsforschung und -praxis im digitalen Kontext in einer systematischen Websiterecherche mit definierten Ein- und Ausschlusskriterien (z.B. die Adressierung von Forschung und Praxis als Zielgruppen) identifiziert werden. Es werden darauf aufbauend in einer cross-case Analyse (Stake, 2006; Cooper, 2014) Profile angelehnt an Knowledge Mobilization Frameworks (z.B. Ward, 2017; Malin, Brown & St. Trubceac, 2019; Cooper, 2014) zu Funktionen, Kompetenzen, Transfer- und Disseminationsprozessen sowie ihrer Rolle in ko-konstruktiven Prozessen erstellt. Ziel des Beitrags ist neben der Darstellung der Zwischenergebnisse die Diskussion des Forschungsdesiderats zu Brückenakteuren zwischen der Forschung und Praxis sowie die Notwendigkeit, deren Kompetenzen in einem ersten Schritt für Forschende sichtbar zu machen. Im weiteren Projektverlauf sind Vertiefungsstudien in Form von Befragungen und Interviews mit den Brückenakteuren geplant.

Bibliografie

Cooper, Amanda (2014). Knowledge mobilisation in education across Canada: A cross-case analysis of 44 research brokering organisations. Evidence & Policy, 10(1), 29-59. https://doi.org/10.1332/174426413X662806

Malin, Joel & Brown, Chris (Hrsg.) (2019). The Role of Knowledge Brokers in Education. Connecting the Dots Between Research and Practice. London: Routledge. https://doi.org/10.4324/9780429462436

Malin, Joel; Brown, Chris & St. Trubceac, Angela (2019). Educational brokerage and knowledge mobilization in the United States 1. In Joel Malin & Chris Brown (Hrsg.). The Role of Knowledge Brokers in Education. Connecting the Dots Between Research and Practice. London: Routledge. 13-26. https://doi.org/10.4324/9780429462436

Ward, Vicky (2017). Why, whose, what and how? A framework for knowledge mobilisers. Evidence & Policy, 13(3), 477–497. https://doi.org/10.1332/174426416X14634763278725

 

Nutzung von Forschungssynthesen und Konzeption eines multimedialen Transferansatzes

Steven Beyer1, Pia Sander1, Annika Wilmers2, Carolin Keller2
1Universität Duisburg-Essen, 2DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Ein vielfach beschriebenes Desiderat der Lehrkräfteforschung ist die Beschäftigung von (angehenden) Lehrkräften mit bzw. in Forschung (Groß Ophoff & Pant, 2020; Bauer & Kollar, 2023). Vermittlungsansätze (z.B. Clearing House) leisten dazu Beiträge, jedoch sind immer noch zahlreiche Leerstellen zu verzeichnen, z.B. Evidenz zu Handlungspraktiken und Kompetenzen von (angehenden) Lehrkräften in der Beschäftigung mit Forschungswissen aus Forschungssynthesen.

In diesem ko-konstruktiven Designforschungsprojekt (Reinmann, 2017) steht die Beschäftigung von (angehenden) Lehrkräften mit Forschungswissen aus digitalisierungsbezogenen Forschungssynthesen im Mittelpunkt. Solche Synthesen bilden den aktuellen Forschungsstand zu Fragen der Digitalisierung ab und können daher für das Innovieren oder Studienleistungen eine wertvolle Quelle sein. Der Beitrag diskutiert die Ergebnisse der qualitativen Auswertung von Implementationsplanungen, die im Rahmen eines Seminars bzw. einer Fortbildung auf Grundlage einer exemplarischen Forschungssynthese entstanden sind. Darauf aufbauend stellt der Beitrag die Konzeption eines synthesebezogenen Transferansatzes im Rahmen eines ersten Entwicklungszyklus dar.

Bibliografie

Bauer, J., & Kollar, I. (2023). (Wie) kann die Nutzung bildungswissenschaftlicher Evidenz Lehren und Lernen verbessern? Thesen und Fragen zur Diskussion um evidenzorientiertes Denken und Handeln von Lehrkräften. Unterrichtswissenschaft, 51(1), 123–147. https://doi.org/10.1007/s42010-023-00166-1

Groß Ophoff, J., & Pant, H. A. (2020). Umgang mit Forschungsergebnissen in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. In C. Cramer, J. König, M. Rothland & S. Blömeke (Hrsg.), Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung (S. 661–666). Klinkhardt. https://doi.org/10.35468/hblb2020-079

Reinmann, G. (2017). Design-based Research. In D. Schemme & H. Novak (Hrsg.), Gestaltungsorientierte Forschung – Basis für soziale Innovationen. Erprobte Ansätze im Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis (S. 49–61). Bertelsmann.

 

Ko-Konstruktive Konzeption und Beforschung eines Online-Dialogformats zur Digitalisierung von Bildung

Jan Koschorreck, Saniye Al-Baghdadi
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung | Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen

Ko-konstruktive Zusammenarbeit kann als voraussetzungsreiche Form des Wissenstransfers verstanden werden (Grosche et al., 2020). Es hat sich gezeigt, dass Online-Dialogformate ein geeignetes Mittel für den ko-konstruktiven Wissenstransfer zwischen Forschung, Praxis und Bildungspolitik sein können (Koschorreck et al., 2022). Jedoch bedürfen verschiedene Aspekte noch weiterer Ausarbeitung, wozu entsprechende Evidenz mit Blick auf die Gelingensbedingungen und Outcomes von Ko-Konstruktion notwendig ist. Der Beitrag stellt einen partizipativen Ansatz für die Konzeption und Gestaltung dialogischer Formate des ko-konstruktiven Wissenstransfers vor. Anhand erster Daten einer Befragung einer Special Interest Community zur Digitalisierung in der (Weiter-)Bildung werden u.a. Herausforderungen der Messung von Gelingensbedingungen und Outcomes diskutiert.

Bibliografie

Grosche, M., Fussangel, K. & Gräsel, C. (2020). Kokonstruktive Kooperation zwischen Lehrkräften. Aktualisierung und Erweiterung der Kokonstruktionstheorie sowie deren Anwendung am Beispiel schulischer Inklusion. Zeitschrift für Pädagogik, 66, 461–479. https://doi.org/10.25656/01:25803

Koschorreck, J., Al-Baghdadi, S., Spoden, C. & Muders, S. (2022). Wie gelingen Forschung-Praxis-Dialogveranstaltungen zur Digitalisierung in der Erwachsenen- und Weiterbildung? Evaluation einer Veranstaltungsreihe. Bildungsforschung (2). https://bildungsforschung.org/ojs/index.php/bildungsforschung/article/view/870/891

 
13:30 - 15:30Session VI-B: Symposium: Digitale Transformation im Kunstunterricht
Ort: 11/212
Chair der Sitzung: Andreas Brenne, Universität Potsdam
 

Digitale Transformation im Kunstunterricht – Eine Untersuchung zum Nutzerverhalten von Lehrkräften.

Chair(s): Andreas Brenne (Universität Potsdam, Deutschland), Katharina Brönnecke (Universität Potsdam, Deutschland), Michaela Kaiser (Universität Oldenburg, Deutschland)

Diskutant*in(nen): Johanna Tewes (Kunstakademie Münster, Deutschland)

Inwieweit korreliert die private mit der beruflichen Nutzung digitaler Medien im Kunstunterricht & inwieweit sollten Fortbildungsformate darauf Bezug nehmen? Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass es im Bereich des Wissenstransfers im Kontext der Generierung von Fortbildungen weniger um die Ermöglichung basaler Erfahrung im neuen Medium geht, sondern um die Transformation postdigitaler Kunstpraxen in professionell gestalteten Lernarrangements. Dabei sollen diverse Voraussetzungen geklärt werden, um passgenaue Fortbildungsprodukte zu ermöglichen. Liegt ein Verständnis von Gegenwartskunst vor, dass intermediale & gestalterische Erweiterungen für selbstverständlich erachtet? Gibt es über die reine Funktionalität hinausgehende Kenntnisse in der technischen Handhabung von Hard- & Software, so dass diese produktiv zur gestalterischen Erweiterung genutzt werden können? Werden digitalgestützte Medien zur Rezeption, Produktion & Distribution künstlerischer Inhalte genutzt? Konsekutiv werden Voraussetzungen in Beziehung gesetzt zu einem kunstpädagogischen Kompetenz-Modell, dass sich auf die interagierenden Bereiche künstlerisch-gestalterische & bildanalytische Kompetenzen bezieht.

 

Beiträge des Symposiums

 

Emotionale Kompetenz & digitale Kunstpraxis: Über Korrelationen im Kontext einer produktiven Auseinandersetzung mit hybriden Körperbildern

Andreas Brenne, Niklas Washausen
Universität Potsdam, Deutschland

In der Studie „Kunstunterricht und emotionale Kompetenz“ (Brenne/Hogh 2021) konnte gezeigt werden, dass künstlerische Praxis im Unterricht emotionale Kompetenzen befördert (N = 2130). Zum einen im Hinblick auf Emotionsregulation, zum anderen in Bezug auf das Erkennen von Emotionen bei Anderen. Digitale Gestaltungsmodi implizieren ein Erleben der eigenen Wirksamkeit (Meyer/Kolb 2015) sowie die responsive Interaktion mit einer algorithmisch verfassten hybriden Öffentlichkeit. Im Rahmen der Entwicklung adäquater Fort- & Weiterbildung von Lehrkräften geht es um die Transformation postdigitaler Praxen in Lernarrangements, wobei die These vertreten wird, dass deren Erfolg auf einer reflektierten Selbsterfahrung beruht. Im Rahmen dieses Beitrags werden künstlerische Strategien des Glitch (Betancourt 2016) thematisiert, die sich vornehmlich mit der Dekonstruktion von hybridisierten Körperbildern befassen und gleichzeitig die Brüchigkeit medialer Oberflächen thematisieren (vgl. Russell 2020). Eine darauf ausgerichtete explorative Untersuchung vergleicht die Ergebnisse einer Vorab-Befragung zur Nutzung postdigitaler Kulturen mit den evaluativ ermittelten Effekten einer Lehrkräftefortbildung.

Bibliografie

· Brenne, Andreas / Hogh, Jonas (2021): Kunstunterricht und emotionale Kompetenz Eine quasi-experimentelle Feldstudie über die Wirksamkeit von Kunstunterricht hinsichtlich der Entwicklung emotionaler Kompetenzen mittels quantitativer und qualitativer Empirie. https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/322951187

· Meyer, Torsten / Kolb, Gila (Hrsg.) (2015): What's Next? München: kopaed.

· Russel, Legacy (2020): Glitch Feminism: A Manifesto. London/New York City: Verso.

· Betancourt, Michael (2016): Glitch Art in Theory and Practice - Critical Failures and Post-Digital Aesthetics. New York: Routledge Focus.

 

Erfahrungsmodi digitaler, künstlerischer Werkzeuge, Techniken und Strategien im Spannungsfeld von Produktion und Rezeption hochimmersiver Medien

Katharina Brönnecke1, Maja Dierich-Hoche2
1Universität Potsdam, Deutschland, 2dierich-hoche@uni-potsdam.de

Lehr-Lern-Settings mit digitalen, hochimmersiven Medien stellen (angehende) Lehrkräfte heute und zukünftig vor größere Herausforderungen und verlangen umfangreiche Transformationsprozesse von Lehre und Lernen (Kortenkamp/Goetz 2018). Dies verstärkt sich im Bereich der Kunstpädagogik v.a. dann, wenn sie über ein die Effizienz steigerndes Medium hinaus als innovatives Tool und Lernarrangement verstanden werden.

In kollaborativen Lehrveranstaltungen des Studiengangs «Lehramt Kunst» zur Professionalisierung mit und durch (hoch-) immersive Medien (Dierich-Hoche/Brönnecke 2023) konnten neben der Verhandlung von gesellschaftlich relevanten und technischen Entwicklungen, die künstlerisch-kunstpädagogischen Möglichkeiten und Potentiale miteinander verzahnt, evaluiert und in den Kompetenzverbund DigiPro SMK überführt werden. Vorgestellt werden diese Evaluationsergebnisse hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen den technischen Vorerfahrungen von (angehenden) Lehrkräften und Schüler:innen, deren Kompetenzen zur technologischen Handhabung von Hard- und Software sowie der Fähigkeit zur kreativen Zweckentfremdung im Bereich der Rezeption und Produktion (Brönnecke/Dierich-Hoche 2024).

Bibliografie

· Brönnecke, K./ Dierich-Hoche, M. (2024 angenommen): Digitale, hochimmersive Medien in der phasenübergreifenden Lehrer:innenbildung des Fachs Kunst. DIKULE Stiftung Innovative Hochschullehre.

· Dierich-Hoche, M./ Brönnecke, K. (2023): Digital Art Rally – die Entdeckung hochimmersiver Medien am Waschhaus Potsdam. Abrufbar unter: https://www.waschhaus.de/kulturelle-bildung/digital-art-rally-die-entdeckung-hochimmersiver-medien-am-waschhaus-potsdam/ [Zugriff am 15.11.2023].

· Kortenkamp, U./ Goetz, I. (2018): „Medienbildung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung.“ In: Kentron. Journal zur Lehrerbildung Nr. 32/2018. Abrufbar unter: https://www.uni- potsdam.de/fileadmin/projects/zelb/Dokumente/Publikationen/kentron/Kentron32-2018.pdf [Zugriff am 15.11.2023].

 

Kunstunterricht in einer digitalen Welt. Handlungsleitende Orientierungen von Kunstlehrkräften

Michaela Kaiser, Marion Seiler
Universität Oldenburg, Deutschland

Gleichwohl ein großer Fortbildungsbedarf hins. der Entwicklung digitaler Kompetenzen geäußert wird (Eickelmann & Drossel 2021), nutzt ein relativ großer Teil der Lehrkräfte die Möglichkeit zur Fortbildung nicht oder nur unregelmäßig (Richter et al. 2018). Die Qualifizierungsbedarfe von LK stellen sich heterogen dar: sie unterscheiden sich in ihrer Expertise und ihren Überzeugungen und Haltungen zu Digitalität (Lorenz & Eickelmann 2022; Schmidt & Reintjes 2020), so dass Fortbildungen adaptiv angelegt sein sollten (Lipowsky & Rzejak 2021; Timperley 2008). Daher werden für das Fach Kunst im Projekt DigiProSMK (@Uni Oldenburg) die Orientierungen von Lehrkräften im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie mit 30 Kunstlehrkräften mittels leitfadengestützter Interviews erhoben und mit dokumentarischer Methode analysiert (Nohl 2017). Im Beitrag werden Ergebnisse einer Typenbildung vorgestellt, die Hinweise darauf geben, wie Fortbildungsinhalte adaptiv zu gestalten sind: auf inhaltlicher Ebene durch die Adressierung handlungsleitender Orientierungen und Wissensbestände von LK; auf struktureller Ebene durch die Entwicklung eines zeit- und ortsunabhängigen virtuellen Kunst-Klassenzimmers.

Bibliografie

· Eickelmann, B., & Drossel, K. (2021). Gelingensbedingungen digitaler Optimalschulen. SchulVerwaltung BW,6, 174-188.

· Lipowsky, F. & Rzejak, D. (2021). Fortbildungen für Lehrpersonen wirksam gestalten. Ein praxisorientierter und forschungsgestützter Leitfaden (1. Aufl.). Bertelsmann Stiftung. https://doi.org/10.11586/2020080

· Lorenz, R., & Eickelmann, B. (2022). „Nutzung digitaler Medien im Unterricht der Sekundarstufe I und Nutzungsbedingungen im Trendvergleich von 2017 und 2021.“ In R. Lorenz, S. Yotyodying, B. Eickelmann,& M. Endberg (Hrsg.), Schule digital –der Länderindikator 2021. Lehren und Lernen mit digitalen Medien in Deutschland und im Bundesländervergleich und im Trend seit 2017 (S. 63-88). Waxmann.

· Nohl, A. M. (2017). Interview und dokumentarische Methode. (5. Aufl.), VS Verlag für Sozialwissenschaften.

· Richter, E., Richter, D. & Marx, A. (2018). Was hindert Lehrkräfte an Fortbildungen teilzunehmen? Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 21(5), 1021–1043.

· Schmidt, R. & Reintjes, Ch. (2020): „ICT-Beliefs und ICT-Professionalisierung Befunde und Implikationen der #LPiDW-Studie zu Strukturen und Inhalten von berufsbezogenen Überzeugungen angehender Lehrpersonen über ICT“, In: K. Kaspar et al. (Hrsg.), Bildung, Schule, Digitalisierung, (S. 103-108). Waxmann.

· Timperley, H. (2008). Teacher Professional Learning and Development. Educational Practices. UNESCO International Bureau of Education.

 
13:30 - 15:30Session VI-C: Symposium: Referenzsysteme im Schulwesen
Ort: 02/E04
Chair der Sitzung: Stephan Huber, JKU Linz
Chair der Sitzung: Saskia Koltermann, QUA-LiS NRW
 

Referenzsysteme im Schulwesen als Gegenstand der empirischen pädagogischen Forschung. Ein Desiderat?

Chair(s): Saskia Koltermann (Qualitäts- und Unterstützungsagentur – Landesinstitut für Schule (QUA-LiS NRW))

Diskutant*in(nen): Stephan G. Huber (JKU Linz)

Die Tagung der AEPF 2024 verstehen wir als Chance, einen Austausch auf Augenhöhe zwischen Forschung, Praxis und Lehrer*innenbildung sowie Schulaufsicht und den Unterstützungssystemen der verschiedenen Governance-Akteure in den Bundesländern anzubieten. Im Fachdiskurs werden Fundierung und Konzeptualisierung wie auch die empirische Befundlage über die gesamtsystemische Betrachtung der Referenzsysteme zur Schulqualität, von Unterricht und Erziehung bis hin zur Schulgestaltung abgeglichen. Es soll diskutiert werden, inwieweit u.a. durch Verbindungen der Akteur*innen aus der Bildungsverwaltung und -praxis Potentiale der in allen Bundesländern verfügbaren Referenz- bzw. Orientierungsrahmen für die empirische pädagogische Forschung genutzt werden können, einerseits in vielfältigen Themenfeldern der Unterrichts- und Bildungsforschung (z.B. Steuerung des Schulsystems, Transfer Schulentwicklung, Schulleitungshandeln, Lehrer*innenbildung, Professionalisierung) und andererseits in der Funktion eines Bindeglieds zwischen Bildungsforschung, -praxis und –politik. In den Beiträgen sollen zu den Themen und Aspekten der Referenzsysteme (Thiel u.a., 2022) Desiderate der Forschung aufgezeigt werden.

 

Beiträge des Symposiums

 

Inhaltliche und strukturelle Grundlagen der Referenzsysteme – eine Analyse

Fatima Chahin-Dörflinger
Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg

In Referenzrahmen zur Schulqualität werden Merkmale und Qualitätsfaktoren von guter Schule aufgeführt. In allen Bundesländern Deutschlands, aber auch vielen Kantonen der Schweiz und in Österreich geben sie einen Maßstab für die Schulqualität des entsprechenden Landes vor. Von der Bildungsadministration in Auftrag gegeben und auf wissenschaftlicher Basis entwickelt sollen sie als Orientierung und als Impulsgeber bei der Qualitätsentwicklung an Schulen dienen. Somit sind Referenzrahmen für die in diesem Bereich tätigen Akteursgruppen konzipiert; das sind zunächst Schulleitungen, Lehrpersonen und die Schulaufsicht.

Im Rahmen der Neugestaltung des Referenzrahmens Schulqualität in Baden-Württemberg wurden wie in den Arbeiten von Thiel & Tarkian (2019) bzw. Elsing & van Ackeren (2017) Rahmenkonzepte zur Schulqualität in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Australien und Kanada hinsichtlich des Aufbaus, der Inhalte, der Grundlagen und Intentionen analysiert. Die strukturellen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der untersuchten Referenzrahmen sollen in diesem Beitrag dargestellt und diskutiert werden sollen.

Bibliografie

Elsing, S., & Ackeren, I. van. (2017). Orientierungsrahmen zur Schulqualität im nationalen Vergleich. Eine deskriptive Sichtung unter besonderer Berücksichtigung der Wirkungsdimension und ausgewählter internationaler Ansätze. In P. Dobbelstein/ B. Groot-Wilken & S. Koltermann (Hrsg.): Referenzsysteme zur Unterstützung von Schulentwicklung. Beiträge zur Schulentwicklung (S. 35–62). Münster: Waxmann.

Thiel, F. & Tarkian, J. (2019). Rahmenkonzepte zur Definition von Schulqualität in den 16 Ländern. In: F. Thiel/J. Tarkian/ E. Lankes/ N. Maritzen/ T. Riecke-Baulecke & A. Kroupa (Hrsg.): Datenbasierte Qualitätssicherung und -entwicklung in Schulen Eine Bestandsaufnahme in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland (S. 15-40). Wiesbaden: Springer VS.

 

Konstruktionsprinzipien von Referenzsystemen

Frank Holzamer, Cora Michailoff
Hessische Lehrkräfteakademie

Laut der „Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring“ sollen die Referenzsysteme in den jeweiligen Bundesländern als „kriterialer Bezugspunkt“ für die externe sowie interne Evaluation dienen. Sie haben sich dabei inhaltlich sowohl „an Befunden der empirischen Bildungsforschung als auch an länderspezifischen normativen Vorgaben“ zu orientieren (vgl. KMK, 2015, S. 15).

Am Beispiel des Hessischen Referenzrahmens Schulqualität mit seinem Internetauftritt „HRS-Online“ wollen wir kenntlich machen, welche Transferchancen für die empirische Forschung mit diesen Ansprüchen der KMK-Gesamtstrategie verbunden sind und wie diese Chancen durch Forschung erhöht werden können. Dabei wollen wir auf folgende mögliche Forschungsdesiderate hinweisen:

• Inwieweit greifen die Referenzsysteme die Befunde der empirischen Bildungsforschung auf?

• Wie wird im Kontext der Befunde mit länderspezifische normative Vorgaben umgegangen?

• Wie erhalten die Verantwortlichen für die Referenzsysteme Rückmeldungen zu den Inhalten und Darstellungsweisen und wie beeinflussen diese die Weiterentwicklung?

• Wie arbeiten die Adressatinnen und Adressaten mit den Referenzsystemen?

Bibliografie

Kultusministerkonferenz (Hrsg.) (2015). Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring. Beschluss der 350. Kultusministerkonferenz vom 11.06.2015. Berlin.

 

Referenzrahmen Schulqualität NRW (RRSQ) – Transfer und datengestützte Schulentwicklung als Herausforderung

Ansgar Klinger, Saskia Koltermann
Qualitäts- und Unterstützungsagentur – Landesinstitut für Schule (QUA-LiS NRW)

Gemäß der Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring (KMK, 2015) unterstützen die Referenzrahmen für Schulqualität bzw. Qualitätstableaus die (interne) Evaluation von Schulen. Der Referenzrahmen Schulqualität NRW (RRSQ) steht vor der Herausforderung der Distribution, Implementation und durchgängigen Anwendung in der Entwicklungsarbeit der Schulen bei sonst hoher Akzeptanz der Akteure im Schulwesen NRW. Zu diskutieren ist auch, inwieweit der RRSQ auch eine datengestützte Entwicklung der Schulen unterstützen kann (vgl. Thiel, 2019). Ausgangspunkt ist dabei eine Auswahl übereinstimmender Kriterien zwischen RRSQ und dem Tableau der Qualitätsanalyse NRW, die unter einem pädagogischen wie auch steuernden Aspekt zusammengestellt werden kann.

Bibliografie

Kultusministerkonferenz (Hrsg.) (2015). Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring. Beschluss der 350. Kultusministerkonferenz vom 11.06.2015. Berlin.

Thiel, F. u.a. (Hrsg.) (2019). Datenbasierte Qualitätssicherung und –entwicklung in Schulen. Eine Bestandsaufnahme in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden

 
13:30 - 15:30Session II-D: Professionalisierung VII
Ort: 02/E05
Chair der Sitzung: Holger Sachse, TU Dresden
 

Die berufsbegleitende Qualifizierung von Seiteneinsteiger:innen aus Sicht der Teilnehmenden

Holger Sachse, Anna Noémie Verheggen

Technische Universität Dresden, Deutschland

Quer- und Seiteneinstieg als alternative Wege in das Lehramt sind in Deutschland stark verbreitet. Im Gegensatz zu Quereinsteiger:innen absolvieren Seiteneinsteiger:innen die Berufsausbildung nicht vor Eintritt in den Schuldienst, sondern berufsbegleitend. Dadurch sind sie mit anderen Herausforderungen konfrontiert und haben andere Bedarfe (vgl. Puderbach und Gehrmann 2020). Befunde zur Bewertung alternativer Wege in den Lehrerberuf aus Sicht der Teilnehmenden liegen bislang vor allem aus dem Kontext von Quereinstiegsprogrammen vor, wohingegen Seiteneinstiegsprogramme in dieser Hinsicht kaum systematisch untersucht wurden.

An der TU Dresden werden seit 2017 Seiteneinsteiger:innen qualifiziert. Zum Zwecke der Qualitätssicherung und fortlaufenden Weiterentwicklung des Programms werden die Teilnehmenden nach erfolgreichem Abschluss der berufsbegleitenden Qualifizierung zu ihrer Zufriedenheit mit dem Programm befragt. Der Beitrag soll zentrale Ergebnisse der Befragungen aus den Jahren 2019 bis 2023 aufzeigen (n = 321, Rücklaufquote: 42,5 %). Es werden u. a. Ergebnisse zum Belastungsempfinden der Teilnehmenden und zur Einschätzung der Relevanz der Studieninhalte dargestellt.



Professionalisierungsnetzwerke von Referendar*innen in der zweiten Phase der Lehrer*innenbildung

Ariane Schmidt

Universität Siegen, Deutschland

Akteur*innenfunktionen im Vorbereitungsdienst wie die Beurteilung oder Beratung für die Referendar*innenprofessionalisierung wurden bisher erst (anteilig) in dyadischen Beziehungskonstellationen untersucht (Schubarth et al., 2009; Kosinár, 2013; Kärner et al., 2022). (1) Wie sich soziale Referendar*innennetzwerke im Verlauf des Vorbereitungsdiensts entwickeln und (2) wie sich Professionalisierungswirkungen der angedeuteten Funktionen mithilfe der Netzwerkmechanismen soziales Lernen und sozialer Druck (Klärner & von der Lippe, 2020) erklären lassen, ist aber weitgehend unbekannt. Deshalb wurde eine längsschnittliche, qualitativ-netzwerkanalytische Interviewstudie (N=15) durchgeführt, deren Daten, die auch egozentrierte Netzwerkkarten umfassen, mit der qualitativ strukturalen Analyse (Herz, Truschkat & Peters, 2015) und der qualitativ strukturierenden Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) ausgewertet wurden. Die Ergebnisse, limitiert durch die anspruchsvollen Erinnerungsleistungen, lassen Muster in den heterogenen Netzwerken erkennen, die – je nach Beziehungsqualität und -richtung – die Wahrnehmung von professionalisierungsbedeutsamen Lern- und Drucksituationen beeinflussen.



Lehramt oder Wirtschaftswissenschaften? - Zur Eingangsselektivität in den lehramtsbezogenen Studiengängen.

Sibylle Schneider

Universität Augsburg, Deutschland

Seit Veröffentlichung der ersten PISA-Ergebnisse sind Lehrkräfte und ihre Professionalisierung in den Fokus der Bildungsforschung gerückt. Damit verknüpft ist die Frage, wer sich für ein Lehramtsstudium entscheidet und warum, d.h. die Eingangsselektivität. Im Hinblick darauf wird die These der Negativ- bzw. Binnenselektion in den Lehramtsstudiengängen diskutiert und untersucht, wonach ungünstige lernrelevante oder personale Merkmale, schlechte Schulleistungen oder extrinsische Motivationen zum Lehramtsstudium als Ausweichoption führen, und auch die These des sozialen Aufstiegs oder der sozialen Konsolidierung durch den Lehrberuf, teils in Zusammenhang mit der Wert-Erwartungstheorie. Im Rahmen des Vortrags werden Befunde aus quantitativen Analysen mit binärer oder multinominaler logistischer Regressionsanalyse der Daten aus einer einmaligen Paper-Pencil-Befragung von Studierenden (N=627) lehramtsbezogener und wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge (Vergleichsgruppe) an zwei Universitäten vorgestellt, die für beide Thesen und ihre Implikationen sprechen, einerseits im Vergleich zwischen beiden Fachrichtungen, andererseits im Vergleich der Lehramtsstudiengängen untereinander.

 
13:30 - 15:30Session VI-E: Professionalisierung VIII: Wissenstransfer
Ort: 02/E03
Chair der Sitzung: Emely Hofmann, IBBW
 

Transfer von Fortbildungsinhalten in die Schule: Erfolgsfaktoren bei Blended-Learning-Fortbildungen

Emely Hofmann1, Sarah Rogulj1, Alexandra Dehmel1, Benjamin Fauth1,2

1Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg; 2Eberhard Karls Universität Tübingen

Lehrkräftefortbildungen dienen als Mittel zum Transfer von Wissen aus der Wissenschaft in die Praxis. Transfer ist dann wirksam, wenn Teilnehmende nicht nur Wissen erwerben, sondern es auch im Unterricht anwenden und im Kollegium verbreiten. Dies ist auch das Ziel der hier betrachteten landesweiten Blended-Learning-Fortbildungsreihe für Lehrkräfte zur Förderung von Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik. Da es bisher kaum Erkenntnisse zum Transfer von Inhalten aus Blended-Learning-Fortbildungen in die Praxis gibt, stehen in der vorgestellten Studie folgende Forschungsfragen im Fokus:

Was sind Erfolgsfaktoren…

1. für die Implementation von Fortbildungsinhalten in die eigene Unterrichtspraxis?

2. für die Multiplikation der Fortbildungsinhalte in der Schule?

Die Datenerhebung erfolgt anhand eines Prä-Posttest-Designs mit 106 Lehrkräften bis Juli 2024. Für quantitative Analysen werden Faktoren aus der Implementationsforschung herangezogen (z.B. Motivation, Selbstwirksamkeit). Qualitative Analysen von Interviews dienen zur Vertiefung der Erkenntnisse. Ziel ist es Bedingungen für den Transfer von Fortbildungsinhalten aus Blended-Learning Angeboten in das System Schule abzuleiten.



Begabungsförderung in der Schule: Transfer von Fortbildungsinhalten in die Praxis

Jana Schlöpker

Universität Osnabrück, Deutschland

Die Berücksichtigung der Potenziale von Schüler*innen hat Auswirkungen auf den Unterricht und erfordert von Lehrkräften spezifische Kompetenzen und Einstellungen (Weigand 2014). Entwickelt eine Lehrkraft diese durch Fortbildungen weiter, so kann sie einen Beitrag zur Implementation von Innovationen an der Schule leisten (Heinze 2023; Reinold 2016). Allerdings ist der Transfer von Fortbildungsinhalten von individuellen, internen und externen Faktoren abhängig (Vigerske 2017).

Es stellt sich die Frage, inwieweit Inhalte aus einer Fortbildung zur Begabungsförderung in die schulische Praxis und den eigenen Unterricht gelangen und wie dieser Transfer erfolgt? Hierzu wurden Interviews mit Lehrkräften (n=9) vor und nach einer fünfteiligen Fortbildungsreihe geführt. Im Zentrum standen das Begabungsverständnis, die Begabungsförderungspraxis und der Wissenstransfer. Die Datenauswertung erfolgte mithilfe der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2022). Nach der Fortbildung waren die Lehrkräfte sensibler für begabungsbezogene Themen, wobei der Transfer von Fortbildungsinhalten hauptsächlich in die schulische Praxis und weniger in den eigenen Unterricht erfolgte.



Wissenstransfer in der Lehrkräfteausbildung – Teacher-Influencer als Wissensträger und -vermittler?

Prof. Dr. Alexander Martin, Katharina Kemper

Fachhochschule Südwestfalen, Deutschland

Mit der Digitalisierung eröffnen sich in allen Phasen der Lehrer*innenbildung Nischen für neue Player. Instagram kommt hierbei als Plattform im Kontext der Lehrkräftebildung derzeit eine bedeutende Rolle zu. Dass Informationssuche in der Motivation von Lehrkräften zur Nutzung von Plattformen wie Instagram einen bedeutenden Faktor darstellt, konnte bereits gezeigt werden (Richter et al., 2022). Die Bereitsteller*innen dieser Informationen selbst, Teacher-Influencer, als Bezugspunkt für Lehrer*innenhandeln, stellen, insbesondere im deutschsprachigen Diskurs, einen noch wenig beachteten Faktor dar. Dabei ist anzunehmen, dass die vielzähligen, teils follower*innenstarken Accounts bereits im Kontext angehender Lehrkräfte Einfluss auf deren Lehrer*innenhandeln nehmen. Einschlägige Angebote sind somit als ein Beitrag zum Wissenstransfer von Bildungspraxis zur Bildungspraxis zu deuten. Ausgehend von einer Befragung von Masterstudierenden im Lehramt für weiterführende Schulformen in NRW (n=30) zu ihrer Wahrnehmung von Teacher-Influencern sollen im Beitrag die Ergebnisse einer systematischen Sichtung der Inhalte deutschsprachiger Teacher-Influencer auf Instagram reflektiert werden.

 
13:30 - 15:30Session VI-F: Entwicklung von Erhebungsinstrumenten
Ort: 11/115
Chair der Sitzung: Benjamin Gröschl, LMU München
 

Zur Verwendung sozialer Herkunft als Kontrollvariable in Sekundärdatenanalysen

Benjamin Gröschl

LMU München, Deutschland

Soziale Herkunft ist ein zentrales Konzept der empirischen Bildungsforschung und wird regelmäßig durch die 'BIG 3' – elterliche Bildung, berufliche Position und ökonomische Ressourcen – erfasst. Speziell in Sekundärdatenanalysen großer Erhebungsprogramme wie PISA oder NEPS reduzieren sich mögliche Operationalisierungen auf einzelne sozioökonomische und bildungsbezogene Indikatoren, wie den ISEI oder den Bildungsabschluss der Eltern. Bei dem Versuch, diese gemäß nationalen und internationalen Empfehlungen gemeinsam statistisch zu 'kontrollieren', ergeben sich jedoch in linearen Regressionsmodellen relevante methodische Herausforderungen wie Nichtlinearität, Kollinearität und inkonsistente Varianzannahmen.

Die methodische Diskussion verschiedener theorieadäquater, nichtlinearer Operationalisierungen sozialer Herkunft zeigt mithilfe von NEPS-Daten, wie systematische Residualverzerrungen, die in Kontrollvariablensettings besonders relevant sind, da sie die Basis aller weiteren Berechnungen bilden, um bis zu 90 % reduziert werden können. Darüber hinaus verbessert der Ansatz die Passung zwischen Theorie, Methoden und Daten und führt zu präziseren empirischen Modellen.



ThetaSigma-Ungelöst | Gesucht: Der BIAS zwischen BISTA-Metrik und VERA

Peter Harych, Rico Emmrich

Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg (ISQ), Deutschland

Die Vergleichsarbeiten (VERA) in der 3. und 8. Jahrgangsstufe sollen Lehrkräften eine kriteriale Bewertung der Leistungen ihrer Schüler*innen liefern. Die vom IQB jährlich neu entwickelten Instrumente werden dazu in einer Pilotierung ca. ein Jahr vor dem Einsatz mit der Berichtsmetrik der Bildungsstandards (BISTA-Metrik) verknüpft.

Über die verschiedenen Fächer und Testdomänen hinweg zeigen die Ergebnisse der VERA-Vollerhebungen im Ländermittel Veränderungen in der jährlichen Leistung, die jene nur alle 5 bzw. 6 Jahre gemessenen Veränderungen beim Bildungstrend deutlich übersteigen. Solche unplausiblen Veränderungen stellt die abnehmende Bildungspraxis vor massive Probleme bei der Interpretation der Ergebnisse.

Die von Harych (2022) vorgelegten Untersuchungen von VERA-Tests in unterschiedlichen Kontexten begründen den Fokus für eine nähere Betrachtung des Prozesses der gemeinsamen Pilotierung und Normierung. Der Vortrag präsentiert einige unplausible Messungen (inkl. aktueller VERA-8-Ergebnisse) sowie Ideen für eine effiziente Untersuchung der Artefakte mit Hilfe von Daten aus dem Bildungstrend und der Pilotierung. Diese sollen im Anschluss diskutieren werden.



Student Engagement: State of the Construct and Development of a German-language Instrument

Laura McCullagh, Stefanie van Ophuysen

Universität Münster, Deutschland

Student Engagement is commonly considered a meta-construct, encompassing students’ behavioural, cognitive and emotional reactions to school (Fredricks et al., 2004). Empirical work suggests that engagement is related to important student-outcomes, such as academic achievement (Wong et al., 2024) and dropout (Archambault et al., 2022). However, much of the available evidence is difficult to integrate (Boekaerts, 2016; Skinner & Raine, 2022), creating a barrier for new researchers entering the field. This is due to the diversity of utilized measurement instruments, which differ widely in the number of postulated engagement dimensions and their operational definitions (Wong & Liem, 2022).

Fredricks (2022) identified 13 recent scales, which are arguably representative of the theoretical differences permeating the literature at large. Based on a qualitative analysis of the items contained therein, a new measure is developed, which aims to avoid the most prevalent pitfalls. Pretest data is presented, examining the initial factorial structure and item-level statistics. Results are discussed in the context of current theoretical debates concerning the conceptualisation(s) of engagement.

 
13:30 - 15:30Session VI-G: Bildung für nachhaltige Entwicklung
Ort: 01/106
Chair der Sitzung: Hilke Schulz, Universität Greifswald
 

Students for Future?! Ein systematisches Review zur Wirksamkeit von Klimabildung

Hilke Schulz1, Eva Kalinowski2, Johanna Kranz3, Peter Wulff4, Paula Becker4, Annelie Schulze1, Andrea Westphal1

1Universität Greifswald; 2Universität Potsdam; 3Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen; 4Pädagogische Hochschule Heidelberg

Um dem Klimawandel zu begegnen, ist das Thema MINT-Bildung zum Thema von großer Bedeutung. Studien, die Ansätze zur Klimabildung (KB) empirisch überprüfen, sind in ihren Zielen vielfältig (Kranz et al., 2022). Unser Review untersucht systematisch, welche Konstrukte in Interventionsstudien erfasst werden, wie wirksam diese mit Blick auf handlungsorientierte KB sind und bewertet die Studienqualität. Vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Unterschiede im MINT-Bereich prüfen wir auch, inwiefern die Interventionen Schülerinnen anvisieren. Eine systematische Literaturrecherche ergab 54 zwischen 2017 und 2023 publizierte englischsprachige Studien. Erste Ergebnisse zeigen, dass Studien mehrheitlich darauf fokussierten, Wissen zum Klimawandel zu vermitteln (n=41). Einstellungen zum Klimawandel und klimafreundliches Verhalten spielten in n=8 bzw. 5 Studien eine Rolle, während Selbstwirksamkeitserwartungen nur in n=3 Studien fokussiert wurden. Die Studienqualität (Passung Interventionsziele-Messinstrumente, Kontrollgruppe etc.) ist heterogen. Schülerinnen wurden in nur n=2 Studien explizit anvisiert. Wir diskutieren Implikationen für die Gestaltung von Interventionen und Studien zur KB.



Bibliometrische Analyse des Forschungsstandes zur Klimabildung und zukünftige Forschungsperspektiven

Andrea Westphal1, Johanna Kranz2, Annelie Schulze1, Hilke Schulz1, Peter Wulff3

1Universität Greifswald, Deutschland; 2Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen; 3Pädagogische Hochschule Heidelberg

Der Klimawandel ist eine dringliche Herausforderung weltweit und Klimabildung von großer Relevanz. Wir nutzen bibliometrische Methoden, um einen Überblick über das Forschungsfeld der Klimabildung zu geben und zu untersuchen, inwieweit MINT-bezogene und sozialwissenschaftliche (socio-scientific) Perspektiven berücksichtigt werden. Da Klimabildung naturwissenschaftliche und gesellschaftliche Bezüge aufweist, hat sie das Potential, Frauen verstärkt für den MINT-Bereich zu gewinnen, in dem sie häufig noch immer unterrepräsentiert sind. Daher prüfen wir zudem, inwiefern Genderdisparitäten in der Forschung zur Klimabildung Berücksichtigung finden. In der Datenbank Web of Science extrahierten wir 1447 Forschungsbeiträge zur Klimabildung. Auf Basis dieser Beiträge identifizieren wir relevante Fachzeitschriften und Beiträge sowie länderübergreifende Kooperationen. Eine Keywordanalyse und ein thematisches Mapping von Stichwörtern zeigen, dass sich die Forschung zur Klimabildung auf die MINT-bezogene Perspektive konzentriert, aber auch sozialwissenschaftliche Perspektiven behandelt werden. Genderdisparitäten werden kaum berücksichtigt. Wir diskutieren zukünftige Forschungsperspektiven.



Aktuelle Befunde zur politischen Involviertheit von Lehramtsstudierenden in Nordrhein-Westfalen

Janis Wehde, Bea Bloh, Martina Homt

Universität Paderborn, Institut für Erziehungswissenschaft, Deutschland

Politische Involviertheit spiegelt eine grundlegende personale Orientierung gegenüber Politik wider, die auf Anforderungen demokratischer Systeme (u.a. Wachsamkeit und Partizipation) basiert (Bromme & Rothmund, 2021).

Im Kontext der Demokratiebildung als fächerübergreifender Aufgabe von Lehrpersonen (Aktionsrat Bildung, 2020) ist es lohnenswert, die politische Involviertheit als Merkmal der personalen Verankerung demokratischer Anforderungen zu analysieren (Sant, 2019).

Der Beitrag untersucht deshalb die politische Involviertheit von Lehramtsstudierenden (Bromme & Rothmund, 2021; Bromme, Rothmund & Capara, 2020; Otto & Bacherle, 2011; van Deth & Zorell, 2018) mittels einer Online-Fragebogenstudie in NRW (N=719). Die Forschungsfrage lautet: Wie politisch involviert sind Lehramtsstudierende in NRW? Die Daten werden mittels deskriptiver/inferenzstatistischer Analysen ausgewertet.

Die Ergebnisse zu den erhobenen Facetten politischer Involviertheit (P-PSE, politisches Interesse, politisches Engagement) und deren Implikationen werden vor dem Hintergrund der aktuell ausbaufähigen Verankerung demokratiebildender Inhalte im Lehramtsstudium (Berkemeyer, Franzmann & May, 2023) diskutiert.

 
13:30 - 15:30Session VI-H: Virtuelle Realität und Gamification
Ort: 01/214
Chair der Sitzung: Nico Klausner-Thimm, Universität Potsdam
 

Eine Untersuchung zur Validität einer VR-basierten Unterrichtssimulation unter Verwendung von CLASS

Nico Klausner-Thimm, Yizhen Huang, Eric Richter, Dirk Richter

Universität Potsdam

VR-basierte Unterrichtssimulationen werden in der Forschung zunehmend eingesetzt, um handlungsbezogene Kompetenzen von Lehrkräften zu erfassen und zu fördern, obwohl es bislang nur wenige Validierungsstudien dazu gibt (Huang et al., 2023). In dieser Studie wird die strukturelle Validität einer auf Beobachtungen basierenden Bewertung von Unterrichtsqualität in einer VR-basierten Unterrichtssimulation untersucht. Es wird mittels einer konfirmatorischen Faktorenanalyse überprüft, ob das Classroom Assessment Scoring System für die Oberstufe (CLASS-S) eine valide Evaluation der Unterrichtsqualität in VR ermöglicht. Im Rahmen eines Seminars zum Klassenmanagement wurden 67 Bachelorstudierende im Lehramt an einer deutschen öffentlichen Universität während einer 4-minütigen Unterrichtssituation in einer VR gefilmt. Zwei zertifizierte CLASS-Rater bewerteten die Unterrichtsqualität unabhängig voneinander in acht Dimensionen auf einer 7-Punkte-Skala. Erste Ergebnisse zeigen einen akzeptablen bis guten Modellfit. Die faktorielle Struktur des CLASS konnte auch in der VR-basierten Unterrichtssimulation valide abgebildet werden, weshalb von ihrer strukturellen Validität ausgegangen werden kann.



Wie wirksam sind Unterstützungsmaßnahmen in der VR? Effekte von Annotationen und Selbstassessments

Maximilian C. Fink1, Bianca Watzka2, Bernhard Ertl1

1Universität der Bundeswehr München, Deutschland; 2Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Angesichts der Schwierigkeiten, traditionelle Lernstrategien in Virtual-Reality(VR)-Lernumgebungen anzuwenden, muss die Wirksamkeit von Unterstützungsmaßnahmen erforscht werden. In einem Experiment mit einem 2x2-Design und einer Stichprobe von N = 126 Schüler*innen der 10. Klasse untersuchten wir daher die Effekte der Unterstützungsmaßnahmen Annotationen und Selbstassessments auf Wissenserwerb. Die Lernumgebung bildete eine VR-Applikation zum Thema Abwasserreinigung, die aus 360-Grad-Videos bestand. Enthaltene Erklärgrafiken zum Thema wurden mit Annotationen von Begriffen versehen, Selbstassessments bestanden aus Testfragen, auf die Feedback erfolgte. Im Prä- und im Posttest kamen ein Single-Choice-Wissenstest und ein offener Wissenstest zum Einsatz. Annotationen hatten einen positiven Effekt auf den Single-Choice Wissenstest, während Selbstassessments nicht signifikant waren. Beide Interventionen hatten keinen signifikanten Effekt auf den offenen Wissenstest. In unserer Diskussion beleuchten wir verschiedene Erklärungsansätze für die differentiellen Befunde zu Annotationen und Selbstassessments, unter Berücksichtigung alternativer Ursachen wie der Simulationsübelkeit.



Lehr-, lerntheoretische Fundierung von Educational Escape Rooms: systematische Überblicksarbeit

Andrea Vorderobermeier, Johannes Abel, Maximilian Sailer

Universität Passau, Deutschland

Educational Escape Rooms (EER) als spielbasierte Bildungsangebote sind v.a. durch Lehrende in den Bildungskontext gelangt und wurden dort erprobt. In den letzten Jahren ist der Ansatz auch in den wissenschaftlichen Kontext gerückt. Ziel des Reviews ist es, die Verschränkung von Theorie und Praxis zu beleuchten, um festzustellen in welchem Ausmaß EERs auf lehr-, lerntheoretischen Fundierungen bauen:

Welche lehr-, lerntheoretischen Fundierungen finden in der Forschung zu EERs Anwendung?

Wie sind diese theoretischen Fundierungen integriert und welche Bedeutung kommen ihnen in den Artikeln zu?

24 Artikel konnten identifiziert werden (ROSES Schema), welche neun Theorien beinhalten: u.a. Sozialer Konstruktivismus und Experiential Learning. Es wird dargestellt, wie diese in EERs angewandt werden und verbunden sind. Auch wurden sechs Muster der Integration der Theorien in den Artikeln entwickelt.

Ergebnis ist, dass die Theoriefundierung in der aktuellen Forschung zu EERs schwach bis kaum vorhanden ist. Es wird dafür plädiert, dass diese zukünftig stärker in den Fokus gerückt wird, um ein besseres Verständnis für die Mechanismen hinter gelingenden Lernangeboten mit EERs zu erlangen.

 
13:30 - 15:30Session VI-I: Belastungen im Kontext der Covid-19-Pandemie
Ort: 01/114
Chair der Sitzung: Eva Grommé, Universität Osnabrück
 

Geschlechtsdisparitäten im Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen im Kontext der Corona-Pandemie

Eva Grommé, Karolina Vantroyen, Sonja Nonte, Christian Reintjes

Universität Osnabrück, Deutschland

Während der Corona-Pandemie galten Frauen als mehrfach belastet (Flor et al., 2022). Diese Benachteiligung traf auch Mädchen. So zeigen Befunde, dass Mädchen stärker emotional belastet waren sowie ein niedrigeres Wohlbefinden aufzeigten (Ravens-Sieberer et al., 2022). Bildungspolitisch wurden stark variierende Aufholstrategien avisiert (KMK, 2022). Osnabrück entschied sich für ein datengestütztes Monitoring, wobei im Juni 2021 und Mai 2022 Online-Befragungen durchgeführt wurden ("Muntermacher“, n=576). Im Mai 2022 schloss sich Mülheim a.d.R. an („Schule und Corona“, n=993). Anhand von zweifaktoriellen Varianzanalysen wird untersucht, inwiefern Geschlechterunterschiede unter Kontrolle des Alters in Bezug auf das psychische, körperliche, häusliche und leistungs- sowie sozialorientierte schulische Wohlbefinden bestehen. Die Ergebnisse zeigen, dass Mädchen im Jugendalter ein niedrigeres psychisches sowie körperliches Wohlbefinden berichten. Das leistungsbezogene schulische Wohlbefinden unterscheidet sich signifikant, wobei jugendliche Mädchen geringere Werte aufweisen. Die Befunde werden vulnerabilitätssensibel und bildungspolitisch diskutiert und praktische Implikationen abgeleitet.



Belastungserleben von vulnerablen Studierendengruppen im Kontext der COVID-19-Pandemie

Annalisa Biehl1, Kris-Stephen Besa2

1Universität Münster, Deutschland; 2Universität Konstanz, Deutschland

Mit der COVID-19-Pandemie erfolgte im Frühjahr 2020 die Umstellung des Lehrangebots auf digitale Formate, sodass viele hochschulische Angebote über einen langen Zeitraum nicht zugänglich waren. Mittlerweile liegen viele Studien vor, die auf eine pandemiebedingte Verschärfung der psycho-sozialen Situation Studierender – insbesondere von vulnerablen Studierendengruppen – hindeuten (z.B. Besa et al., 2022; Kohls et al., 2021). Bislang liegen allerdings nur wenige Untersuchungen vor, die das Belastungssituation differenziert sowie im Hinblick auf einzelne Studierendengruppen erfassen. Auf Basis der Daten der bundesweiten Studi.Co-Befragungen sollen deshalb das Belastungserleben sowie die Verfügbarkeit von Ressourcen von verschiedenen vulnerablen Studierendengruppen (u.a. Studierende nicht-akademischer Herkunft, mit Migrationshintergrund, Kindern und/oder Beeinträchtigungen) zum Zeitpunkt der Hochschulschließungen im SoSe 2021 (n = 2.527) sowie mit Rückkehr in die Präsenzlehre im SoSe 2022 (n = 2.945) analysiert werden. Dabei sollen neben Mittelwertunterschieden auch mögliche Einflüsse der verschiedenen Vulnerabilitäten sowie der Ressourcen auf das Belastungserleben betrachtet werden.



Belastungserleben von Lernenden der Sekundarstufen I & II während der COVID-19-Pandemie in Deutschland

Tim Rogge1, Valentin Unger2, Julian Brauchle2, Andreas Seifert3, Jan Hochweber2

1Qualitäts- und Unterstützungsagentur - Landesinstitut für Schule (QUA-LiS NRW); 2Pädagogische Hochschule St.Gallen; 3Universität Paderborn

Für Schülerinnen und Schüler bedeutete das Lernen während der COVID-19-Pandemie eine Zeit wechselnder Beschulungsformen und -intensitäten. Die neuartige Situation, die schulisch angeleitetes Lernen im heimischen Umfeld notwendig machte, stellte alle am Schulleben beteiligten Akteur*innen vor zahlreiche Herausforderungen (vgl. Helm, Huber & Loisinger, 2021; Beyer, Unger & Dullemond, 2020). Diese Studie untersucht den Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das Belastungserleben von Schülerinnen und Schülern im schulisch angeleiteten Lernen zu Hause. Analysiert wurden Datensätze aus zwei Erhebungen, die das Lernerleben und das subjektive Belastungsempfinden während der Schulschließungen erfassten. Mittels multipler linearer Regressionsanalysen wurden signifikante Prädiktoren für ein erhöhtes Belastungserleben identifiziert, wobei sich soziodemographische Faktoren wie Geschlecht und Alter als besonders bedeutsam erwiesen. In Bezug auf Kontextfaktoren angeleiteten Lernens zu Hause erwiesen sich die fremdeingeschätzte Medienkompetenz der Lehrkräfte, die wahrgenommene Unterstützung sowie ein ruhiger Arbeitsort im häuslichen Umfeld als relevante Schutzfaktoren gegen Belastung.

 
13:30 - 15:30Session VI-J: Sozial-emotionale Entwicklung im Elementar- und Primarbereich
Ort: 02/108
Chair der Sitzung: Anna Sophie Gieschen, LMU München
 

Ein Blick auf den Einfluss zeitlich unterschiedlicher Betreuungsformen in der Primarstufe auf nicht leistungsbezogene Konstrukte

Anna Gieschen, Fabian Siegel

Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland

Die Schule, speziell die Ganztagsschule (GTS) gilt aus theoretischer Betrachtung als eine zeitlich bedingte außerfamiliäre Sozialisationsinstanz, die nicht nur fachlich qualifizieren soll (Bourdieu, 1983; Fend, 1981). Gerade der GTS werden vielfältige Hoffnungen zugeschrieben (Strietholt, Manitius, Berkemeyer & Bos, 2015). Steinmann, Strietholt und Caro (2019) betonen bspw., dass eine umfassende Bewertung der GTS zusätzliche Konstrukte wie "non educational outcomes" (S. 25) berücksichtigen sollte. Folglich werden soziale und personale Kompetenzen nach Gnahs (2010) fokussiert. Da es "die [eine] Ganztagsschule" (Wiere, 2011, S. 35) nicht gibt wird diese differenzierter betrachtet, wobei der Datensatz des nationalen Bildungspanels die Unterscheidung zwischen schulischer Ganztagsbetreuung, dem Hort als explizite Alternative zu dieser (Alt, Hüsken & Lange, 2016), aber auch den „dritte[n] wichtige[n] Pfeiler in der Betreuungslandschaft“ (Hüsken, Gedeon & Alt, 2019, S. 14) die Mittagsbetreuung berücksichtigt. Es wird vermutet, dass außerunterrichtliche Angebote den Erwerb nicht leitungsbezogener Konstrukte fördern und dazu beitragen die vielfältigen Hoffnungen der GTS teils zu erfüllen.



Sprachintegrierte Emotionsförderung in Vorklassen: Eine Interventionsstudie

Christin Tekaath1, Irene Corvacho del Toro1, Miriam Hansen2, Arianne Lydia Andreas2, Mirjam Naomi Menz2

1Goethe-Universität Frankfurt; 2Goethe-Universität Frankfurt

Sprachliche Kompetenzen stellen eine Voraussetzung für die erfolgreiche Teilhabe an Bildungsprozessen dar und beeinflussen zugleich das Emotionswissen (von Salisch & Wübker, 2021).

Neben der Grundschule gibt es in Hessen Vorklassen, welche von Kindern besucht werden, die von der Einschulung zurückgestellt worden sind. Da es bisher kaum Forschung über die Lernentwicklung der Kinder gibt, untersucht das Teilforschungsprojekt SEM diese von Kindern aus 17 Vorklassen und implementiert eine sprachintegrierte Förderung für den Bereich Emotion. Die Studie zieht ein Pre-Post-Follow-up-Design mit einer Interventions- und Wartekontrollgruppe heran, um der Fragestellung „Welche Wirkung zeigt die themenintegrierte Sprachförderung auf die sprachlichen und emotionsbezogenen Kompetenzen der Kinder?“ nachzugehen.

Die SEM-Vorstudie (N=55) zeigte, dass die Kinder am Ende der Vorklasse unterdurchschnittliche Leistungen bei den sprachlichen (SET 5-10: M=30,78, SD=8,36) und emotionsbezogenen Kompetenzen (ATEM 3-9: M=39,83, SD=10,79) aufweisen. Im Vortrag wird die Wirkung der Intervention auf die sprachlichen und emotionsbezogenen Kompetenzen der Kinder anhand der Pre- und Posttestergebnisse präsentiert.



Empathie und Einstellungen von Grundschulkindern gegenüber Peers mit emotional-sozialem Förderbedarf

Marwin Felix Löper, Frank Hellmich

Universität Paderborn, Deutschland

Die soziale Partizipation aller Kinder gilt als ein zentrales Qualitätsmerkmal für erfolgreichen inklusiven Unterricht. Kinder mit emotional-sozialem Förderbedarf erleben jedoch eine niedrige soziale Partizipation im inklusiven Unterricht (Avramidis et al., 2018) und sind häufig von sozialer Ausgrenzung betroffen (Leeuw et al., 2018). Studien (z. B. Freer, 2021) belegen, dass den Einstellungen von Kindern gegenüber Peers mit emotional-sozialem Förderbedarf eine hohe Vorhersagekraft für die soziale Partizipation im inklusiven Unterricht zukommt. Weitgehend ungeklärt ist allerdings, welche schülerseitigen Faktoren die Entwicklung positiver oder negativer Einstellungen begünstigen. Basierend auf dem Modell von Davis (2018) untersuchen wir in unserer Studie, inwiefern die Empathie (Fürsorglichkeit/Perspektivenübernahme), das soziale Selbstkonzept und der Kontakt zu Menschen mit Förderbedarf die Einstellungen von Grundschulkindern gegenüber Peers mit emotional-sozialem Förderbedarf erklären. Unsere Befunde aus einem Strukturgleichungsmodell geben Hinweise darauf, dass die Fürsorglichkeit und der Kontakt eine wichtige Rolle bei der Einstellungsgenese von Grundschulkindern spielen.

 
15:30Ende

 
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