Veranstaltungsprogramm

Sitzung
Posterslam
Zeit:
Dienstag, 10.09.2024:
18:00 - 19:30


Präsentationen

(Never) change a running system – Analyse schulischer Transformationsprozesse

Julia Schreiber-Kehrhahn, Annekatrin Bock

Universität Vechta, Deutschland

Durch aktuell geführte Debatten zu KI und Bildung (u.a. de Witt & Leineweber 2023, Schleiss et al 2023) werden Fragen zu Wandlungsfähigkeit und Beharrungstendenzen von Schule aktualisiert. Gleichzeitig wissen wir aus Forschungen, dass es Schulen an Entwicklungskapazitäten für ein wirksames Changemanagement (CM) fehlt (Ackeren et al. 2021) und dass Wandel stark von individueller Motivation und Akzeptanz einzelner Akteur*innen abhängt (Lorenz, 2021). In Rückgriff auf betriebswissenschaftliche Theorie(n) der Organisationsentwicklung (u.a. Schreyögg, 2016) untersuchen wir, wie schulische Transformationsprozesse aktiv und zielorientiert gestaltbar sind. Informiert durch Implementationsforschung (Schrader, et al, 2020), mit einem Mixed-Method-Design (u.a. Leitfadeninterviews, standardisierte Befragungen von Schulleitungen, Lehrenden und CM-Expert:innen sowie Beobachtungen in Schulen) analysieren wir erste Erkenntnisse schulischer Veränderungsprozesse. Projektziel ist es, die Modellierung, Implementierung und Optimierung von CM-Prozessen in der Schule zu verstehen, um Implementationslücken (Rolff, 2016) zu umgehen und Schulentwicklung langfristig, praxisnah umzusetzen (KMK, 2021).



Wie gut lösen Chat Bots zentrale Abschlussprüfungen?

Maurice Eifert, Carolin Krüll

Universität Münster, Deutschland

Durch die kostenlose Bereitstellung des KI-Systems Chat GPT 3.5, mussten sich Schulen sehr schnell Gedanken zum Umgang mit Chatbots machen. Chatbots sind intelligent arbeitende Systeme, die Texte generieren. Damit können Chatbots gewinnbringend für die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen genutzt werden. Allerdings können sie auch von Schüler*innen missbräuchlich verwendet werden.

Die Fragestellung dieser Arbeit ist daher folgende: Wie gut können Chat-Bots ZAP Klausuren in Mathematik lösen?

Dafür wurden in einem explorativen Design die Lösungen der Chatbots Chat GPT 3.5, Chat GPT 4.0, Google Bard und Hugging Chat mithilfe eines ausführlichen und eines rudimentären Prompts untersucht. Bei den Aufgaben handelt es sich um neun ZAP-Klausuraufgaben im Fach Mathematik aus NRW. Die Daten wurden mit Hilfe eines Bewertungsrasters von zwei Codierern ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigen, dass KI-Systeme kaum in der Lage sind, Mathematikaufgaben zuverlässig zu lösen. Selbst auf dem niedrigsten Anforderungsniveau wurden z.T. Fehler wie Rechenfehler und Rundungsfehler gemacht. Unterschiede in der Qualität zeigen sich überdies zwischen den vier Chatbots sowie bezüglich der verwendeten Prompts.



Einstellungen und Handlungen zu migrationsanderen Schüler:innen und die Rolle von Mentor:innen

Sabine Guldenschuh

Universität Wien, Österreich

Bezugnehmend auf Studien zur Schlechterstellung von (vgl. z.B. Gogolin 1994, Gomolla & Radtke 2009, Tajmel 2017) und zur Defizitperspektive von Lehramtsstudierenden (vgl. Döll et al. 2017, Döll & Guldenschuh 2022) gegenüber migrationsanderen Schüler:innen im amtlich deutschsprachigen Raum wird aus einer migrationspädagogischen Perspektive auf die Beziehung von Mentor:innen zu Referendar:innen fokussiert, um einen diesbezüglich kaum beachteten liminalen Raum auszuleuchten und die Rolle der Einstellungen und Handlungen von Mentor:innen zu migrationsanderen Schüler:innen für Referendar:innen zu diskutieren.

Durch die Erhebungsmethode des think-aloud werden Erkenntnisse zu den Handlungen zugrundeliegenden Einstellungen zu migrationsanderen Schüler:innen der Mentor:innen fassbar gemacht (vgl. Heine 2014) und um (berufs)biografische Interviews mit Referendar:innen ergänzt. So werden im Zuge rekonstruktiver Auswertung (vgl. Bohnsack 2014) Ergebnisse erwartet, die Rückschlüsse zur Weiterentwicklung der Lehramtscurricula und der Lehrkräfteweiter- bzw. Mentor:innenausbildung zulassen, um bspw machtkritische Konzepte wie den kritisch-reflexiven sprachbewussten Unterricht stärker zu verankern.



Lehramtsstudierende als Mentor*innen - Rollenverständnis und Chancen für die Professionalisierung

Carly Abbenhaus

Universität Münster, Deutschland

Wenngleich Studierende in den verschiedenen Praxisphasen ihres Lehramtsstudiums sehr unterschiedliche Rollen einnehmen (Beobachter*in, Lehrkraft, Mentor*in, etc.), sollen alle Formate (Eignungs- und Orientierungspraktikum, Praxissemester, etc.) einen Beitrag zur Professionalisierung leisten. Obwohl Mentoring im Bildungssektor sowohl als Ansatz der Schüler*innenförderung (Müller-Oppliger, 2020) als auch im Bereich der Professionalisierung ( Führer & Cramer, 2020) fest etabliert ist und vielfach genutzt wird, ist die Forschungslage in diesen Bereichen hinsichtlich der genauen Rollenerwartung und der Abgrenzung zum Lehrer*innenberuf noch defizitär. Anhand des Posters wird ein Forschungsvorhaben skizziert, welches sich der Begriffsklärung von Mentoring widmet und anknüpfend an die bestehenden Desiderate mit den Fragen beschäftigt, wie Studierende eines Lehr-Lern-Labors an der Universität Münster ihre Mentor*innenrolle wahrnehmen und welchen Beitrag die Tätigkeit zu ihrer Professionalisierung leistet. Diesbezüglich werden Ergebnisse qualitativer Interview- und Fragebogenstudien von Mentor*innen vorgestellt, um anschließend daran weitere Forschungsperspektiven zu entwickeln.



Lernträger für den natur- und technikwiss. Unterricht im Kontext von maschinellem Lernen

Marcus Brändle

Universität Stuttgart, Deutschland

In den bestehenden Bildungsplänen der MINT Fächer sind die sich aktuell dynamisch entwickelten Zukunftstechnologien wie maschinelles Lernen bislang unberücksichtigt, wenngleich der Themenbereich Künstliche Intelligenz in der Unterrichtsforschung aktuell stark im Fokus steht [1–3].

Data Literacy ist ein grundlegender Kompetenzbereich für maschinelles Lernen, wofür Grillenberger und Romeike ein allgemeines Kompetenzmodell entwickelt haben [4].

Basierend auf dem Kompetenzmodell zur Data Literacy stellt sich die Frage, wie sich diese und weitere Kompetenzfacetten zu bspw. maschinellem Lernen aus Daten in den natur- und technikwissenschaftlichen Unterricht in den bestehenden Curricula integriert werden können.

Mit dem Poster werden Ansätze und Lernträger vorgestellt, die mit Lehrpersonen aus der schulischen Praxis (Fachberater:innen des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und Fachleiter:innen der Seminare) entwickelt und für den Einsatz im Unterricht der Sek. I und Sek. II des Schulfachs Naturwissenschaft und Technik (NwT) in Baden-Württemberg vorgesehen sind. Aktuell befinden sich die Konzepte in der Erprobung, in deren Ergebnisse das Poster ebenfalls einen Einblick bietet.



Die rechtliche Dimension von Schulentwicklung: Zwischen Gestaltungsspielräumen und Grenzen

Julia Hugo

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland

In der Schulentwicklungsforschung stehen Schulleitung und Schulaufsicht (Klein & Bremm, 2021) zunehmend im Fokus, während die Rolle von Ministerium oder Schulträger ebenso wenig berücksichtigt wird wie das Zusammenspiel der Akteursgruppen. Gänzlich unbeachtet ist die Einordnung empirischer Erkenntnisse zu gelingendem Führungshandeln vor dem Hintergrund rechtlicher Vorgaben. Angesichts der Unsicherheit darüber, was rechtlich (un)zulässig ist (Forsa, 2023), ist das Wissen um rechtliche Grenzen ebenso notwendig wie das Wissen um Gestaltungsspielräume, um nachhaltige Transformationen im Bildungsbereich anzustoßen.

Daher fragt das im Poster vorgestellte Projekt

1. Welche rechtlich geregelten Gestaltungsspielräume und -grenzen haben Führungsakteure (Ministerium, Schulträger, Schulaufsicht, Schulleitung)?

2. Welche Interdependenzen ergeben sich zwischen den identifizierten rechtlichen Freiräumen und Grenzen der jew. Akteure?

Methodisch wird in zwei Bundesländern ein Rechtsreview durchgeführt und inhaltsanalytisch (Mayring, 2022) ausgewertet. Neben einer Systematisierung der rechtlichen Aufgabenprofile zeigen erste Ergebnisse, dass es mehr Gestaltungsspielräume gibt, als angenommen.



Zwischen Forschung und Praxis: Vignetten in der Begleitforschung der Universitätsschule Dresden

Hannah Bartels, Wiebke Bergjürgen, Anke Langner

TU Dresden, Deutschland

Die Universitätsschule (USD) möchte als eine Schnittstelle zwischen Schule und Bildungsforschung fächer- und jahrgangsübergreifendes Lernen, die Förderung von Selbstregulationsprozessen und individuelle Entwicklung in kooperativen Lernprozessen ermöglichen (vgl. Langner & Hess 2020). Wie das gelingt, wird im Rahmen der Begleitforschung u.a. durch Vignetten untersucht. Die im Kontext der Schule entstandenen Vignetten sollen individuelle Lern- und Entwicklungsprozesse von Schüler:innen sichtbar und so „der wissenschaftlichen, pädagogischen oder professionellen Betrachtung zugänglich“ (Meyer-Drawe 2012, S. 18) machen. Die mehrperspektivische Betrachtung durch unterschiedliche Akteursgruppen, wie Forschenden, Studierenden, Lehrenden und Lernenden ermöglicht differenzierte Einblicke in Lern- und Bildungsprozesse. Das Nutzungspotenzial der Vignette, sowohl in der Forschung, als auch in Bereichen wie der Professionalisierung von Lernbegleiter:innen und Studierenden (vgl. Schratz et al. 2012; Paseka & Hinzke 2014; Agostini et al. 2023 u.a.) wird auf dem Poster aufgezeigt. Es wird dargelegt, wie Vignetten als Vehicle für Forschungs- und Schulentwicklungsprozesse an der USD genutzt werden.



Kompetenzorientierter Unterricht und mehrdimensionale Bildungsziele in unterschiedlichen Schularten

Pia Todtenhöfer1, Anja Schiepe-Tiska2, Mirjam Weis1, Anna Heinle2, Doris Lewalter1

1Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) e.V., Technische Universität München, Deutschland; 2Universität Koblenz, Deutschland

Kompetenzorientierter Unterricht soll die Kompetenzbereiche der Bildungsstandards und sozio-emotionale Aspekte abdecken, um mehrdimensionale Bildungsziele zu erreichen. Die vorliegenden Analysen mit Daten aus PISA 2022 und PISA-Ceco untersuchten, inwieweit der Mathematikunterricht in Deutschland in unterschiedlichen Schularten, hier operationalisiert über Prüfungsaufgaben (NGym = 644 und NNon-Gym = 751) aus dem Schuljahr 2021/22, Kompetenzbereiche der Bildungsstandards adressiert und motivational gestaltet ist. Zusätzlich wurden mit Mehrebenenanalysen Zusammenhänge zwischen den Aufgabenmerkmalen und mehrdimensionalen Bildungszielen untersucht (NGym = 257 Schüler*innen aus 16 Klassen und NNon-Gym = 251 Schüler*innen aus 15 Klassen). Die Ergebnisse zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen dem Aufgabenmerkmal "Fachmethoden" und der Freude und dem Interesse der Schüler*innen an Mathematik sowie der instrumentellen Motivation in nicht gymnasialen Schularten. Außerdem fanden wir einen positiven Zusammenhang zwischen "Kommunikation" und instrumenteller Motivation. In Gymnasien wurden keine Zusammenhänge zwischen den Aufgabenmerkmalen und mehrdimensionalen Bildungszielen festgestellt.



Ja, ich weiß, aber… Zum privacy paradox im Grundschulalter

Amelie Biermann, Caroline Theurer

Universität Würzburg, Deutschland

Grundschulkinder nutzen vermehrt digitale Endgeräte zur Unterhaltung sowie zur Erarbeitung (schulischen) Wissens (Feierabend et al., 2023). Von Kindern wird erwartet, dass sie im Verlauf ihrer Grundschulzeit Kompetenzen im Bereich Datenschutz aufbauen (Medienberatung NRW, 2020; Kultusministerkonferenz (KMK), 2016; 2021), bislang ist aber aufgrund mangelnder diagnostischer Möglichkeiten noch keine empirische Betrachtung dessen möglich. Doch wie verhalten sich Grundschulkinder im Netz?

Durch Analyse des online-Verhaltens von Jugendlichen und Heranwachsenden wurde das sog. privacy paradox (Engels, 2018) beschrieben: Entgegen dem individuellen Wissen verhalten Menschen sich im digitalen Raum oft riskant. Das Poster beantwortet die Frage, ob dieses Phänomen bereits im Grundschulalter erkennbar ist. Dafür wird auf Daten der Digit.El-Studie (Theurer et al., 2024) zurückgegriffen, in der ein entsprechendes Testinstrument entwickelt und pilotiert wurde (N=203 Kinder, 3. und 4. Jg.). Die Daten legen nahe, dass auch Grundschulkinder sich paradox verhalten. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund notwendiger grundschulpädagogischer Interventionen diskutiert.



Soziale Peerunterstützung im Praxissemester und Vorbereitungsdienst. Eine Interviewstudie

Lara Hörnemann, Sarah Katharina Zorn, Patrick Gollub

Universität Münster, Deutschland

In der Lehrkräftebildung waren Peergroups bereits Gegenstand empirischer Untersuchungen (z. B. de Zordo et al., 2017; Richter & Richter, 2021). Bisher existieren jedoch nur wenige wissenschaftliche Befunde zur sozialen Peerunterstützung in den ersten beiden Phasen. Ergebnisse zeigen, dass die Peergroup im Praxissemester (Kreische et al., 2019) und im Vorbereitungsdienst (Richter et al., 2011) eine Quelle sozialer Unterstützung darstellt. Das Forschungsvorhaben forciert neben der Ergründung der erhaltenen und erwarteten sozialen Unterstützung (Schwarzer, 2000, S. 52–53) die bislang unbeantwortete Frage nach einem Zusammenhang der sozialen Unterstützung im Praxissemester und Vorbereitungsdienst. Hierfür wurden Leitfadeninterviews (Flick, 2020) mit Lehramtsanwärter:innen geführt, die im Studium ein Praxissemester absolviert haben. Die Daten wurden mithilfe der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen u. a., dass sich sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit sozialer Unterstützung im Praxissemester als förderlich für weitere Unterstützungsprozesse im Vorbereitungsdienst erweisen können.



Scio me nihil scire. Relationierung von Wissen und Können in Reflexionen angehender Lehrkräfte

Tobias Koch

Universität Osnabrück, Deutschland

Beratung spielt in der Lehrer:innenbildung eine besondere Rolle, nicht zuletzt aufgrund ihrer mehrphasigen Struktur, in deren Verlauf es zu Brüchen im Professionalisierungsprozess kommen kann. Angehende Lehrkräfte sind im Rahmen des eigenen Professionalisierungsprozesses somit immer wieder gezwungen, ihr eigenes Wissen und Können zu relationieren. Auch im nordrhein-westfälischen Vorbereitungsdienst kommt der Beratung eine besondere Bedeutung zu. So findet zu Beginn ein Perspektivgespräch statt, in dessen Rahmen die Beiträge aller Beteiligten zum weiteren Professionalisierungsprozess geplant werden sollen (OVP NRW). Empirische Forschung zu diesem Beratungsgespräch gibt es bislang nicht. Der vorliegende Beitrag greift dieses Desiderat aus professionstheoretischer Perspektive auf. 16 Lehramtsanwärter:innen (LAA) reflektieren im Rahmen von Leitfadeninterviews (Helfferich 2014) ihre geführten Gespräche. Diese werden zur Beantwortung der Frage, wie LAA ihr (Nicht-)Wissen und (Nicht-)Können im Anschluss an das Gespräch relationieren, dokumentarisch ausgewertet (Bohnsack 2021). Ergebnisse geben einen ersten Einblick in das Professionalisierungspotenzial dieses zentralen Beratungsformats.



Was ist "gute" pädagogische Diagnostik? - Überzeugungen und Deutungsmuster von Lehramtsstudierenden

Marius Diekmann, Marie Seggewiß, Sabine Gruehn

Universität Münster, Deutschland

Unter schulischer Diagnostik werden Aufgaben subsumiert, die einen antinomischen Charakter aufweisen, weil sie eher der Förderung oder Auslese verpflichtet sind (Jürgens/Lissmann 2015; Helsper 2012). Der praktische Umgang damit dürfte wegen der päd. Freiheiten von Lehrkräften wesentlich durch Überzeugungen zu „guter“ Diagnostik beeinflusst sein. Bislang liegen kaum Befunde zu Entwicklung, Ausprägung/Mustern (Streckeisen u.a. 2007) solcher Überzeugungen vor. Dies gilt v.a. bezogen auf Lehramtsstudierende. Mit einem neu entwickelten Fragebogen zur Erfassung von Überzeugungen/Deutungsmustern bezüglich diagnostischer Aufgaben werden im SoSe 24 Lehramtsstudierende der Universität Münster (v.a. in bildungswissenschaftlichen Einführungsvorlesungen) befragt. Der Fragebogen enthält neben geschlossenen Items/Rating-Skalen (z.B. zu formativer/summativer Diagnostik) auch eine offene Abfrage von Assoziationen zu „guter“ Diagnostik. Angestrebt ist eine Befragung von ca. 400 Studierenden, um zu aussagekräftigen deskriptiven Befunden zu gelangen und die Anwendung von Typenbildungsverfahren (z.B. LCA, Mixed-Rasch) zu ermöglichen. Fragebogen und ausgewählte Befunde werden dargestellt und diskutiert.



Künstliche Intelligenz in der Lesediagnostik für ein- und mehrsprachige Kinder - Entwicklung eines Diagnostiktools für die Grundschule

Kristina-Maren Stelze

Leibniz Universität Hannover, Deutschland

Eine für die schulische Praxis geeignete Diagnostik der Lesefähigkeiten bei ein- und mehrsprachigen Kindern ist eine wesentliche Voraussetzung für die spezifische Planung und Umsetzung von Unterricht und Förderung. Dabei sollte die Lesediagnostik alle Teilprozesse der Lesekompetenz erfassen. Besonders mehrsprachige Kinder zeigen in Teilfähigkeiten (z.B. bei der Worterkennung) eine niedrigere Lesekompetenz im Deutschen.

Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit kein Verfahren, das alle Teilfähigkeiten der Lesekompetenz effizient erfasst. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Anwendungen des Maschinellen Lernens, also die Verwendung künstlicher Intelligenz, ein hohes Potenzial für die Bewertung dieser Fähigkeiten haben.

An der Leibniz Universität Hannover wird im Projekt TALC-DIRA ein KI-basiertes Tool für die 2.-4 Klasse der Grundschule entwickelt, das besonders die Gruppe der mehrsprachigen Kinder in der Testkonzeption berücksichtigt.

Es werden erste Ergebnisse der Toolentwicklung mit ein- und mehrsprachigen Kindern (N=350) sowie Korrelationen zwischen den Lesefähigkeiten und relevante Einflussfaktoren (wie Mehrsprachigkeit, sozio-kultureller Status u.a.) präsentiert.



Schulinterne Innovationen verstehen: Prozesse und Educational-Governance-Strukturen im Blick

Sarah Rogulj1, Alexandra Junk-Deppenmeier1, Alexandra Dehmel1, Benjamin Fauth1,2

1Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg; 2Eberhard Karls Universität Tübingen

Um nachhaltige Veränderungen in der schulischen Praxis in der Breite zu erreichen, müssen Bildungsadministration, -praxis und -forschung zusammenarbeiten. Diese Notwendigkeit ist hinreichend bekannt, jedoch fehlt empirische Evidenz, wie Zusammenarbeit und Wissenschafts-Praxis-Transfer – auch mit Blick auf schulinterne Prozesse – bestmöglich gelingen können. Mittels formativer Evaluation lassen sich Bedarfe und Prozesswissen der beteiligten Akteure von Innovationen sichtbar machen und somit Chancen und Herausforderungen für Zusammenarbeit und Transfer aufdecken.

In einem Projekt zur Entwicklung und Implementation schulinterner Förderkonzeptionen in Sekundarschulen wird eine formative Evaluation im Mixed-Methods-Design durchgeführt, um deren zugrundeliegenden Prozesse zu untersuchen. Ergebnisse aus der quantitativen Befragung der 17 Schulleitungen mit Blick auf Strukturen der Educational Governance und die wahrgenommenen Einschätzungen der Entwicklung und Implementation der Förderkonzepte (z.B. Einstellungen sowie Infrastruktur der Innovation) werden vorgestellt, das Design des Projektes hinterfragt und Implikationen für den Transfer diskutiert.



Systematische Beschreibung von Transferaktivitäten durch ein Bildungsökosystem

Helene Pachale, Till Bruckermann

Leibniz Universität Hannover, Deutschland

Gesellschaftliche Teilhabe soll durch bildungsbezogenen Transfer gefördert werden. Doch überwiegt häufig in bildungsbezogenen Transferaktivitäten eine Verinselung des Lernens, sowohl auf bestimmte Kontexte (bspw. schulische: Barron, 2006) als auch bestimmte Medien (bspw. vor Ort: Sharples, 2015). Um dem entgegenzuwirken, fokussieren Bildungsökosysteme basierend auf ökosystemischen Ansätzen (z. B. Bronfenbrenner, 1981) die gegenständliche, personale und soziokulturelle Dimension des individuellen Lernens (National Research Council, 2009). Dieser Beitrag beschreibt ein übergreifendes Bildungsökosystem, das die Universität als Ausgangspunkt von Lernkontexten versteht, die vor Ort bzw. virtuell gestaltet und die Partizipation an Wissenschaft durch spezifische Aktivitäten, Artefakte, Akteur*innen und ihre Interaktionen ermöglichen. Das Bildungsökosystem wird anhand von sechs Leitlinien ausgestaltet, welche die Analyse von zielgruppenspezifischen Lehr-Lern-Arrangements und auch die Beforschung der Wirkung und der Wirksamkeit der Angebote ermöglichen. Es werden Implikationen der Analyse für Angebote diskutiert, die einer Verinselung im bildungsbezogenen Transfer entgegenwirken.



Vertrauen in Lehrer:innen-Schüler:innen-Dyaden unter Bedingungen offenen Unterrichts

Inga Schwarzat

Universität Hamburg, Deutschland

Interpersonales Vertrauen beeinflusst, wie Menschen einander gegenübertreten. Dies gilt auch für Lehrkräfte und Schüler:innen und ist damit entscheidend für deren Beziehung. Vertrauen in der L-S-Beziehung wurde bisher selten empirisch untersucht. Ein Desiderat besteht in Bezug auf Ver-trauen im Kontext von Interaktionen, die im Unterricht ablaufen. Die vorliegende Studie untersucht Vertrauensbeziehungen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen dyadisch und unter Bedingungen offenen Unterrichts an Sekundarschulen. Ziel ist, zu eruieren, welche Vertrauenshandlungen sich in der L-S-Dyade zeigen und wie die Vertrauenswürdigkeit des jeweiligen Gegenübers wahrgenommen wird. Um Vertrauenshandlungen zu untersuchen, werden individuelle Lernreflexionsgespräche zwi-schen Lehrkräften und Schüler:innen mit der Interaktionalen Stilanalyse (Selting 2008) sprachanaly-tisch ausgewertet. Zudem werden mit beiden Beteiligten Einzelinterviews geführt, wobei sowohl Vertrauenshandlungen als auch Vertrauenswürdigkeit fokussiert werden. Die Interviews werden mit der Qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2018) ausgewertet. Das Poster skizziert den theoretischen Hintergrund und das Forschungsdesign der Studie.



Transfer von fachbezogenem bildungswissenschaftlichen Wissen in die Unterrichtspraxis – FaBiUs

Maren Koberstein-Schwarz1, Vanessa van den Bogaert2, Till Bruckermann2, Ute Harms1

1Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik; 2Leibniz Universität Hannover

Obwohl die Professionalisierung von Lehrkräften auf evidenzbasiertem Wissen bildungswissenschaftlicher (bil.-wiss.) Forschung beruhen sollte (Bauer & Prenzel, 2012), erreichen neueste Erkenntnisse kaum oder verzögert die Schulpraxis (u. a. Gräsel, 2010; Seidel et al., 2017). Mit FaBiUs soll ein partizipativ-dialogorientierter Transferansatz von bil.-wiss. Wissen in die Unterrichtspraxis erprobt werden. Dabei werden durch die konkrete Anbindung des Transferinstruments an bildungspolitische Vorgaben für den naturwissenschaftlichen Unterricht Wissenschaft und Praxisrelevanz verbunden. Um das Interesse an Fachinhalten von Lehrkräften zu adressieren und gleichzeitig dem geringen Interesse an Ergebnissen der Bildungsforschung entgegenzuwirken (u.a. Brunner et al., 2006; Kleickmann & Anders, 2011), werden Lehrkräfte selbst partizipativ-forschend in ein Wildtierforschungsprojekt eingebunden sowie bei der theoretischen Reflexion von Unterrichtsplanung, und -durchführung in Blended-Learning-Formaten unterstützt. Das Transferkonzept und vermutete Effekte auf das bil.-wiss. Wissen der Lehrkräfte und ihre Einstellungen zum Nutzen bil.-wiss Befunde für die Unterrichtspraxis werden diskutiert.



Ein Review zur professionellen Kompetenz von Lehrkräften bei der Inklusion von autistischen Kindern

Nick Gerrit Hasche1,2, Prof. Dr. Mareike Kunter1,2, Prof. Dr. Charlotte Dignath2,3

1DIPF|Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Deutschland; 2IDeA-Zentrum, Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk, Deutschland; 3Institut für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland

Um autistische Kinder gut in Regelschulklassen integrieren zu können, bedarf es nach dem Modell professioneller Kompetenz, ein fundiertes Wissen über Autismus und spezielle autismussensible Handlungsweisen sowie eine entsprechende Motivation und Überzeugung bei der Inklusion seitens der Lehrkraft (vgl. Baumert & Kunter 2011). Aktuell lassen sich jedoch für Deutschland aufgrund unzureichender Instrumente keine einheitlichen Aussagen zum Stand der professionellen Kompetenz von Lehrkräften bei der Inklusion von autistischen Kindern treffen.

In diesem Systematic Review wurde ein internationaler Überblick über bestehende Instrumente erstellt, welche einzelne Kompetenzaspekte erfassen. Unsere Annahme dabei ist, dass diese zwar bereits individuell untersucht wurden, dabei zum Teil aber nicht trennscharf zu einander und nicht als abhängige Bedingungen für eine erfolgreiche Inklusion gedacht wurden.

Der Review-Prozess folgt dem PRISMA-Schema (Page et al. 2021). Von ursprünglich über 12.000 gefundenen Studien wurden 90 selektiert, die aktuell inhaltlich codiert werden. Die Ergebnisse des Reviews und ihre Implikationen für weitere Forschung werden auf diesem Poster vorgestellt.



Wirksamkeit einer digitalen Umsetzung des Leseförderprogramms „Der Lese-Sportler"

Samuel Bellinghausen, Mareike Ehlert, Elmar Souvignier

Universität Münster, Deutschland

Digitale Leseförderprogramme können aufgrund leichterer Zugänglichkeit die Implementation nachweislich wirksamer Konzepte für Lehrkräfte erleichtern (Gold, 2023). Darüber hinaus haben solche Angebote das Potential, eine zum individuellen Leistungsstand passende Förderung bereitzustellen (Connor, 2019).

Unsere Studie untersucht die Wirksamkeit einer digitalen Umsetzung des evidenzbasierten Leseförderprogramms „Der Lese-Sportler“ (Hebbecker et al., 2020) im Vergleich zur papierbasierten Version sowie zu regulärem Leseunterricht. Dazu werden Veränderungen von Leseflüssigkeit, Leseverständnis und Lesemotivation anhand standardisierter Verfahren erhoben. Die Leseförderung wird über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr in jeweils 10 Klassen mit einer empfohlenen Dosierung von dreimal wöchentlich 20 Minuten durchgeführt. Bei der Implementation des Lese-Sportlers werden Lehrkräfte mit Fortbildungen und datenbasierten Förderempfehlungen unterstützt.

Der Posterbeitrag präsentiert das Untersuchungsdesign, die zum Einsatz gebrachten Förderkonzepte sowie erste Ergebnisse zur Wirksamkeit nach ca. zwei Monaten.



Kommunikations- und Wissenstransferstrukturen im Forschungsverbund SchuMaS - Schule macht stark

Katharina Kronsfoth, Alexandra Marx

DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Deutschland

Im SchuMaS-Forschungsverbund arbeiten Forschende und Expert*innen aus 13 Einrichtungen zusammen, um mit ko-konstruktiven Maßnahmen Schul- und Unterrichtsentwicklung an den 200 beteiligten Schulen der BMBF-Initiative Schule macht stark voranzutreiben. Um Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Wissenschaft und schulischer Praxis (Gräsel, 2011; Kronsfoth, 2020;) und somit einen möglichst umfassenden Wissenstransfer in beide Richtungen (Bremm et al., 2018) zu erreichen, müssen spezifische Strukturen im Verbund vorliegen, die ein gemeinsames Arbeiten von Akteur*innen aus unterschiedlichen Professionen ermöglichen (Maaz & Marx, im Druck). Diese Strukturen der Kommunikation und des Wissenstransfers zu identifizieren ist Teil der Evaluation des Forschungsverbundes, die mehrmethodisch angelegt ist und schriftliche und mündliche Befragungen sowie die Auswertung von Dokumenten einschließt (Kuckartz, 2014). Die zu beantwortende Frage lautet: Wie müssen Kommunikations- und (Wissens-)Transferstrukturen gestaltet sein, um in interdisziplinären Forschungsverbünden wirksam zu sein? Das Poster wird dieser Frage auf Basis vorliegender Daten und Erfahrungen aus dem SchuMaS-Forschungsverbund nachgehen.



LESek I – Längsschnittliche Erhebung von Lehramtsstudierenden der Sekundarstufe I

Philipp Schultes, Patrick Gollub, Jörg Holle

Universität Münster, Deutschland

Der aktuelle Lehrkräftemangel stellt insbesondere für Schulformen der Sekundarstufe I ein langfristiges Problem dar. Bis 2035 fehlen laut KMK-Prognosen rund 50.000 passgenau ausgebildete Lehrkräfte, was knapp der Hälfte des Gesamtbedarfs entspricht (KMK, 2023). Daten der Universität Münster zeigen, dass bis zu 35% der Studierenden dieses Lehramts den Studiengang bis zum 6. Semester verlassen. Untersuchungen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern stellen Schwundquoten von bis zu 70% fest (Güldener et al., 2020; MBSA, 2023). Wir verfolgen mit LESek I das Ziel, eine Studienkohorte von Sekundarstufe I-Studierenden im Münster im Längsschnitt während des Bachelors zu begleiten, multithematisch zu befragen und so die individuellen Gründe für Studienabbruch und -verbleib zu eruieren. Das Mixed-Method-Design implementiert dabei theoretische Überlegungen zum Studienabbruch, wie z. B. Konzepte der sozialen und akademischen Integration (Tinto, 1975) und psychologische Ansätze zum Zusammenspiel von Merkmalen der Persönlichkeit und Lehr- und Lernbedingungen (Sarcletti & Müller, 2011). Der Messzeitpunkt I ist für Oktober 2024 terminiert; erste Ergebnisse sind im kommenden Jahr zu erwarten.



Wie Lehrkräften die Integration an Deutschen Auslandsschulen gelingt

Sonja Flüchter

Universität Münster, Deutschland

Bereichernd oder belastend, heraus- oder überfordernd - die Integration von Auslandslehrkräften wird als bedeutsamer Prozess für die Schulgemeinschaft wahrgenommen, in der Forschungslandschaft jedoch als weitgehend „blinder Fleck“ bezeichnet. Vor diesem Hintergrund werden zunächst Unterstützungssysteme für startende Lehrkräfte im Ausland beleuchtet. Ein Vergleich dieses angestrebten Soll-Zustands mit den wenigen vorliegenden Forschungsbefunden offenbart eine Diskrepanz zwischen Anspruch und schulischer Praxis, welche die Frage nach den Gelingensbedingungen einer erfolgreichen Integration aufwirft. Um sowohl erschwerende als auch stützende Faktoren der Integration zu identifizieren, wurden weltweit zehn Auslandslehrkräfte als Expert:innen leitfadengestützt interviewt. Im Rahmen einer strukturierenden Inhaltsanalyse wurden neben Be- und Entlastungsfaktoren und den sich daraus ergebenden Bedarfen während der Vorbereitungs- und Einarbeitungszeit auch die Empfehlungen der Lehrkräfte für die Einzelschule und das System betrachtet. Hieraus lassen sich Perspektiven zur Optimierung der Integration für systemisch Programmverantwortliche, Schulleitungen und Lehrkräfte ableiten.



Einflussfaktoren erfolgreicher Studienverläufe bei Studierenden mit Zuwanderungsgeschichte

Zainab Reda

Universität Münster, Deutschland

Die soziale Integration an der Hochschule und das Zugehörigkeitsgefühl im Studium gelten als wesentliche Einflussfaktoren für einen erfolgreichen Studienverlauf. Studierende mit einer Zuwanderungsgeschichte (ZG) weisen jedoch ein geringeres Zugehörigkeitsgefühl im Studium auf und äußern höhere Abbruchintentionen (Wolf et al., 2021). Studierende ohne ZG hingegen weisen erfolgreichere Studienverläufe auf, erzielen bessere Prüfungsergebnisse und brechen seltener ab (Morris-Lange, 2017). Trotz der empirisch belegten ungünstigeren subjektiven Wahrnehmungen der Studierenden mit ZG stellen sie dennoch etwa ein Viertel der Studienabsolvent_innen. Das Vorhaben verfolgt daher die Frage, welche Faktoren für den Studienerfolg dieser Gruppe besonders ausschlaggebend sind. Untersucht werden sollen hierbei vor allem die Rolle des individuellen Zugehörigkeitsgefühls sowie des „signifikanten Anderen“, die Relevanz milieuspezifischer Geschlechterrollenentwürfe und der Einfluss von Diskriminierungserfahrungen. Im Rahmen der geplanten Studie wird ein intersektionaler Ansatz verfolgt, der in einem Mixed-Methods-Design die Erhebung und Auswertung von quantitativen und qualitativen Methoden vorsieht.



Die digitale Transformation regionaler Netzwerke für Transfer und Implementation von Sprachbildungsmaßnahmen

Janna Gutenberg

Universität zu Köln, Technische Universität Chemnitz, Deutschland

Durch Kombinieren und Erweitern vorhandener Wissensressourcen ermöglichen Netzwerke eine nachhaltige und tiefgreifende Implementation von Innovationen im Bildungssystem (Marx & Pant, 2022).

Die regionalen Netzwerke von BiSS-Transfer formieren sich seit 2013, um erwiesenermaßen wirksame Sprachbildungsmaßnahmen an Schulen und Kitas zu implementieren. Sollen Ansätze langfristig systemwirksam werden, ist vor allem relevant, wie genau diese Prozesse im Innovationsnetzwerk ablaufen (Coburn, 2003).

Im Forschungsvorhaben werden daher zwei regionale Netzwerke fallstudienartig untersucht, um Erkenntnisse über ihre Strukturen, Akteure, Prozesse und Dynamiken im Kontext der digitalen Transformation zu generieren.

Die Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour, 2010) bietet einen methodologischen Analyseansatz, der die Wechselwirkungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren betont. Sie eignet sich daher dazu, Einflüsse der Digitalisierung auf Innovationsnetzwerke zu untersuchen. Dafür werden Interviews und Dokumentenanalysen durchgeführt und anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2015) ausgewertet. Das Poster zeigt Forschungsdesign und erste Ergebnisse.



Schulleitungshandeln und Kooperationsprozesse an inklusiven Schulen

Stefanie van Helden, Kathrin Fussangel

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Die Kooperation von Regelschullehrkräften und Sonderpädagog*innen gilt als zentrale Gelingensbedingung schulischer Inklusion (Lütje-Klose & Urban, 2014). Für gelingende Kooperationsprozesse wiederum kommt der Schulleitung eine zentrale Rolle zu. Sie kann zum einen indirekt kooperationsförderliche Rahmenbedingungen schaffen und zum anderen direkt durch Interaktion auf die Kooperation einwirken (Harazd & Drossel, 2011). Um Schulleitungshandeln zu analysieren und konzeptualisieren, werden verschiedene schulische Führungsmodelle beschrieben (Scheer, 2020; Wissinger, 2014).

Das vorliegende Forschungsvorhaben geht der bisher wenig erforschten Frage nach, welche Rolle das Führungshandeln von Schulleitungen im Zusammenhang mit der Etablierung von Inklusion und der im Rahmen dessen praktizierten Kooperation innerhalb des Kollegiums spielt.

Mithilfe einer quantitativen Studie werden die Kollegien zehn inklusiver Schulen in NRW zu ihrer Kooperationsaktivität und ihrer Einschätzung des Schulleitungshandelns befragt.

Auf dem Poster werden die Kooperationsaktivitäten im Rahmen des inklusiven Unterrichts sowie deren Zusammenhänge mit dem Führungsverhalten der Schulleitung präsentiert.



Multiplikator:innen im Transfer des diagnosebasierten individualisierten Forderns und Förderns (diFF)

Steffen Janke, Christian Fischer

Universität Münster, Deutschland

2023 startete der Transfer als zweite Phase der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule – LemaS“, in der sich vor allem Schulen aus der ersten Förderphase auf den Weg machen, um u.a. die Materialien und erprobten Formate des diagnosebasierten individualisierten Forderns und Förderns (diFF) deutschlandweit an Schulen in dafür gebildeten Netzwerken zu multiplizieren. Hinweise zur Gestaltung solcher Transferprozesse finden sich u.a. im dreistufigen Multiplikatorenmodell von Behr et al. (2020) oder dem Drei-Tetraeder-Modell von Prediger et al. (2017), denen sich auch das hier zugrundeliegende Transferkonzept anschließt und dabei die besondere Rolle der Multiplikator:innen betont, die bekannten Inhalte eigenständig weiterzugeben. Das vorliegende Poster skizziert das noch am Anfang stehende Forschungsvorhaben mit dem Ziel, den Transferprozess zunächst seitens der Multiplikator:innen in Bezug auf die Veränderungen in Kompetenz und Wissen hinsichtlich der Formate selbstregulierten forschenden Lernens zu untersuchen und förderliche Strukturen herauszuarbeiten.

Vorgestellt werden erste Ergebnisse, die im Rahmen einer formativen Evaluation prozessbegleitend erhoben wurden.



KI als Dimension der Hochschulbildung – Impulse aus Jena und Ilmenau

Ralf Koerrenz, Pia Diergarten, Daniel Lieb

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland

Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojekts ‚THInKI – Thüringer Hochschulinitiative für KI im Studium‘ der TU Ilmenau und der Universität Jena wird die Hochschulbildung im Bereich des Lehrens mit und über KI weiterentwickelt. Im Zentrum steht dabei die Erarbeitung eines Zertifikatsprogramms zum Thema KI.

Das Institut für Bildung und Kultur ist an THInKI mit einer bildungswissenschaftlichen Begleitforschung beteiligt. In einer qualitativ-explorativen Studie werden die Perspektiven auf den Operator Hochschulbildung herausgearbeitet. Die Begleitforschung geht dabei hermeneutisch vor: ihr Ziel ist die Gewinnung eines Verständnisses der pluralen Perspektiven der Teilprojekte auf den Kernoperator Bildung. Dahinter steht eine rekonstruktive Fragestellung: Welches Verständnis von Bildung wird in den Teilprojekten artikuliert und inwiefern verändert die wachsende Implementierung von KI als Studieninhalt die universitäre Bildung?

Das Datenmaterial wird dialogorientiert in semi-strukturierten, leitfadengestützten ExpertInneninterviews und Fokusgruppen an zwölf Lehrstühlen und Einrichtungen aus dem MINT- und sozialwissenschaftlichen Bereich erhoben und anhand der Grounded Theory ausgewertet.



Reflexionsfähigkeit von Lehramtsstudierenden – eine Mixed-Methods-Studie

Julia Ortwig, Chengming Zhang, Michaela Gläser-Zikuda

Universität Erlangen-Nürnberg

Die Bereitschaft und Fähigkeit zu reflektieren sind wesentliche Voraussetzungen für die Bewältigung beruflicher Herausforderungen und die professionelle Entwicklung von Lehrkräften. Dispositionen und motivationale Orientierungen spielen für die Reflexionsfähigkeit eine Rolle. Die Analyse von Reflexionsfähigkeit stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Im Rahmen einer sequentiellen Mixed-Methods Studie wurden daher die Reflexionsfähigkeit sowie die reflexionsbezogenen Dispositionen und motivationalen Orientierungen von Lehramtsstudierenden näher untersucht. Von N = 62 Studierenden (N = 80% weiblich) im Rahmen einer Lehrveranstaltung verfasste Reflexionstexte wurden zunächst basierend auf einem theoriebasierten Kategoriensystem inhaltsanalytisch ausgewertet und dann bezogen auf Reflexionsniveaus als ordinalskalierte Daten quantifiziert. Anschließend wurden inferenzstatistische Analysen sowie ein ordinales Regressionsmodell gerechnet, um reflexionsbezogene Dispositionen und motivationale Orientierungen als Prädiktoren von Reflexionsfähigkeit von Lehramtsstudierenden zu prüfen. Im Beitrag werden Ergebnisse, Limitationen und Implikationen für die Lehrkräftebildung diskutiert.



Bildungsprojekt AbiturPLUS: Effekte auf Karrierepläne und geschlechtsspezifische Wirkungsmechanismen

Christina Sotiriadou

Universität Stuttgart, Deutschland

Angesichts der bestehenden Engpässe an qualifizierten Fachkräften im MINT-Bereich [1, 2] wurden verschiedene bildungspolitische Maßnahmen zur Rekrutierung junger Talente initiiert, darunter auch außerschulische Bildungsprojekte [3, 4].

Das außerschulische regionale Bildungsprojekt AbiturPLUS, ermöglicht es den Schüler:innen, während ihrer Gymnasialzeit eine praktische technische Ausbildung zu absolvieren.

Die Studie umfasste insgesamt N = 180 Schüler:innen der Klassenstufe 8. bis 12. (m = 101, f = 79), wobei n = 82 Projektteilnehmer:innen in der Stichprobe vertreten sind und n = 98 einer nicht teilnehmenden Vergleichsgruppe angehören. In der Fragebogenstudie wurden MINT-Interessen, akademisches Selbstkonzept (Mathematik/Physik) und die berufliche Orientierung an MINT-Fächern erhoben.

Das Poster präsentiert den Einfluss der Teilnahme am Bildungsprojekt auf die MINT-Interessen, das akademische MINT-Selbstkonzept und die MINT-Karrierepläne unter Berücksichtigung (geschlechtsspezifischer) Wirkmechanismen.

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung und das Potenzial des Projekts als geschlechtssensibles MINT-Bildungsmodell, das sich an verschiedene schulische Umgebungen anpassen lässt.



Digital gestärkt aus dem Praxissemester? Berufsbezogene Kompetenzüberzeugungen von Studierenden

Jennifer Rahden1, Raphaela Porsch1, Christian Reintjes2

1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland; 2Universität Osnabrück, Deutschland

Schulpraktika sind für Lehramtsstudierende wichtige Lerngelegenheiten zur Entwicklung berufsbezogener Kompetenzüberzeugungen. Viele Studien zeigen eine positive Entwicklung der Kompetenzüberzeugungen (Porsch & Gollub, 2021), jedoch betrachten nur wenige Studien die Entwicklung berufsbezogener digitaler Kompetenzüberzeugungen (BDKÜ) im Praxissemester (z. B. Vogelsang et al., 2023). Daher untersucht diese Studie, wie sich die BDKÜ von Lehramtsstudierenden im Praxissemester verglichen mit einer Kontrollgruppe entwickeln.

Es wurden Daten von n = 145 Studierenden genutzt, die zwischen dem WiSe 2022/23 und 2023/24 an einer Befragung teilgenommen haben. Zur Erhebung der BDKÜ wurde ein Instrument von Quast et al. (2023) auf Basis von DigCompEdu (Redecker & Punie, 2017) genutzt. Es wurde eine mixed Analysis of Variance durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen Unterschiede in der Entwicklung der BDKÜ zwischen Experimental- und Kontrollgruppe. Die BDKÜ der Studierenden im Praxissemester entwickeln sich in allen sieben Kompetenzbereichen positiv, während die BDKÜ der Kontrollgruppe stabil sind. Dies deutet auf eine positive Wirkung des Praxissemesters auf die BDKÜ von Lehramtsstudierenden hin.



Kooperationsbezogene Einstellungen angehender Lehrkräfte – zur Bedeutung von Persönlichkeit, Lehrerselbstwirksamkeit und Geschlecht

Elisabeth Maué2, Annalisa Biehl1, Kris-Stephen Besa2

1Universität Münster, Deutschland; 2Universität Konstanz, Deutschland

Insbesondere im Zusammenhang mit Inklusion wird jüngst vermehrt auf die Bedeutung der Ausbildung von Kooperationsfähigkeit sowie -bereitschaft bereits bei angehenden Lehrkräften verwiesen (Besa et al., 2023; Bush & Grotjohann, 2020; Rothland, 2009).

Wenig betrachtet ist in diesem Kontext bislang, welche personenbezogenen (zeitstabile wie variable) Merkmale die Ausprägung und damit auch entsprechende Ausbildung kooperationsbezogener Einstellungen beeinflussen können.

Die vorliegende Studie geht dieser Frage nach und untersucht in einem latenten Pfadmodell (CFI = .96; RMSEA = .046; x2 = 55,167, df = 32) auf Basis einer Stichprobe von n = 353 Lehramtsstudierenden die Einflüsse der Persönlichkeitsmerkmalen, der Lehrkräfteselbstwirksamkeit und des Geschlechts auf die antizipierte Kooperationsfähigkeit von Studierenden.

Die Ergebnisse zeigen unter anderem einen positiven Einfluss der Selbstwirksamkeit sowie insbesondere der Persönlichkeitsdimensionen Extraversion und Verträglichkeit auf die Einschätzung zur Bedeutung kollegialer Kooperation, während geschlechtsspezifische Unterschiede kaum zum Tragen kommen.



Gemeinsame Ziele, gemeinsamer Erfolg!? Eine qualitative Studie zur Zusammenarbeit mit Schulbehörden

Martina Funk

PH Gmünd, Deutschland

Trotz herausfordernder Lage, haben nicht alle Schulen einen Entwicklungsbedarf (Bremm et al., 2016). Vielmehr dokumentieren Forschungsbefunde, dass es erwartungswidrig starke Schulen gibt, die trotz ihrer Lage gute Leistungen generieren (Funk, im Druck; Kuhl et al., 2011). Vor dem Hintergrund des Forschungsstands zur Schuleffektivität und -qualität von erwartungswidrig starken Schulen (Klein, 2017; Racherbäumer et al., 2013; Webs et al., 2018) zielt die Forschungsfrage auf die bisher wenig analysierte Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen (erwartungswidrig starken) Grundschulen und Schulaufsichtsbehörden ab. In einer kontrastierenden Fallanalyse (erwartungswidrig starke bzw. erwartungswidrig schwache Grundschulen) sollen Expert:inneninterviews mit Schul- und Verwaltungsvertreter:innen zu bewährten Praktiken und Handlungslogiken der Zusammenarbeit geführt werden. Die Ergebnisse könnten Einblicke in effektive Kommunikationsstrategien, Ressourcennutzung und gemeinsame Zielsetzungen von erfolgreichen Grundschulen bieten. Auf Grundlage der Erkenntnisse könnten Handlungsempfehlungen und Modellen zur Unterstützung der Zusammenarbeit in herausfordernden Lagen entwickelt werden.



P:INK LBS- Prüfen: innovativ & kompetenzorientiert in Lehramtsstudiengängen für berufsbildende Schulen

Prof. Dr. Ursula Walkenhorst, Katharina Schwanke

Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung

Die Kompetenzorientierung hat im Studium erheblich an Bedeutung gewonnen (Schaper et al. 2012). So werden u.a. in den Ausbildungen der Gesundheitsberufe seit mehreren Jahren kompetenzorientierte Formate wie fallbasierte Performanz- und OSCE-Prüfungen durchgeführt (Bonse-Rohmann et al. 2008; Müller et al. 2018). Im Rahmen des Forschungsprojekts P:INK LBS wurde dazu ein kompetenzorientiertes Prüfungsformat aus den Gesundheitsberufen an die spezifischen Anforderungen eines beruflichen Lehramtsstudiengangs angepasst. Die entwickelte Kommunikationsprüfung mit Schauspielenden konnte im Masterstudiengang in den beruflichen Fachrichtungen Gesundheit, Körperpflege und Pflege im Sommer 2023 an der Universität Osnabrück umgesetzt werden. Die Evaluation zu der Frage: Welche Chancen, Herausforderungen und Gelingensbedingungen ergeben sich aus der Performanzprüfung im beruflichen Lehramtsstudium? zeigte, dass das unbekannte Prüfungsformat bei den Studierenden zunächst Nervosität hervorruft. Allerdings wurden der Kompetenzzuwachs und die Theorie-Praxis-Verknüpfung als sehr positiv bewertet. Die Ergebnisse geben zudem Hinweise zur Gestaltung einer kompetenzorientierten Prüfungspraxis.



Projekt: Diagnostik heterogener Lernausvoraussetzungen im Religionsunterricht (DiaLeRu)

Jonas Bonke, Claudia Gärtner, Alexander Unser, Annalena Sievecke, Gregor Taxacher

Technische Universität Dortmund, Deutschland

Das Projekt DiaLeRu untersucht die Diagnosefähigkeit heterogener Lernvoraussetzungen von Lehrkräften im Religionsunterricht, ihre Urteilsgenauigkeit, die Relevanz von Professionswissen, und ob eine korrekte Diagnostik mit einer höheren Unterrichtsqualität einhergeht. Das Projekt fokussiert sich dabei auf den Lerngegenstand „Schöpfung“ und die Sekundarstufe I.

Das Projekt umfasst eine qualitative (TS 1) und eine quantitative Studie (TS 2). Beide sind durch ihr jeweiliges Sample miteinander verbunden. Untersucht werden Wissen, Überzeugungen und Diagnose von 25 Religionslehrkräften (TS 1) sowie die heterogenen Lernvoraussetzungen und Einschätzungen der Unterrichtsqualität ihrer Schüler*innen (N= 500 - 625) (TS 2). In TS1 werden mit den Lehrkräften Leitfadeninterviews durchgeführt, welche inhaltsanalytisch ausgewertet werden. In TS2 wird mittels standardisierter Fragebögen der Hintergrund und die Selbsteinschätzung der Schüler*innen erhoben sowie die Fremdeinschätzung der Lehrer*innen. Die Analyse der Daten erfolgt über Produkt-Moment-Korrelationen und Mehrebenen-Strukturgleichungsmodelle. Die Ergebnisse der beiden Teilstudien werden in einem mixed-methods design zusammengeführt.



Promotor*innen-Netzwerke im Kontext digitaler Schulentwicklung

Nina Carolin Werth, Amelie Sprenger, Prof. Dr. Kathrin Fussangel, Prof. Dr. Cornelia Gräsel

Bergische Universität Wuppertal, Deutschland

Für eine effektive digitalisierungsbezogene Schulentwicklung ist mehr erforderlich als nur technische Ausstattung; Es bedarf einer umfassenden digitalen Transformation in allen schulischen Bereichen (Eickelmann und Gerick 2018). Dabei können Promotor*innen im Kollegium eine zentrale Rolle spielen, indem sie als Schlüsselpersonen den Innovationsprozess durch ihr Engagement aktiv fördern und durch Kooperation ihre Erfolgschancen steigern (Wagner und Gerholz 2022; Witte 1973). Kooperative Zusammenarbeit gilt als essenziell für erfolgreiche Schulentwicklung (Fussangel und Gräsel 2014).

Ziel der vorliegenden Studie ist es, mithilfe sozialer Netzwerkanalysen (Lin und Lee 2018; Wullschleger et al. 2023) Promotor*innen zu identifizieren und deren Beiträge zur Digitalisierung an 24 weiterführenden Schulen zu untersuchen, die ab Frühsommer 2024 einen Fragebogen erhalten, der die digitalisierungsbezogenen Kooperationsbeziehungen sowie die Netzwerkmerkmale von Promotor*innen im Schulnetzwerk fokussiert.

Auf dem Poster werden die Netzwerkanalysen aus einem Bundesland präsentiert und vor dem Hintergrund möglicher Schulentwicklungsberatungen im Zuge der Digitalisierung diskutiert.



Schulformempfehlungen nach dem Gemeinsamen Lernen (SeGeL)

Theresa Tischler1, Vanessa Rempel2, Jun.-Prof.'in Dr.'in Katrin Lintorf1, Dr.'in Sina Schürer2, Prof.'in Dr.'in Stefanie van Ophuysen2

1Universität zu Köln; 2Universität Münster

Das DFG-geförderte Projekt „SeGeL“ untersucht in zwei Teilstudien die pädagogische Diagnostik am Übergang zur weiterführenden Schule bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) in den Bereichen emotional-soziale Entwicklung und Lernen.

Die Wahl eines weiterführenden Förderortes hat für die Schüler*innen weitreichende Konsequenzen (z. B. unterschiedliche Berufschancen, Klemm, 2010). Befunde aus verwandten Forschungsfeldern legen nahe, dass sich Eltern bei dieser Wahl stark an der Lehrkraftempfehlung orientieren (Klicpera & Gasteiger-Klicpera, 2004). Entsprechend sollte die Empfehlung auf einem qualitätsvollen diagnostischen Prozess beruhen. Studien, welche die Formation der Übergangsempfehlung für Kinder mit SPF als diagnostische Aufgabe von Lehrkräften an Allgemeinen Grundschulen erforschen, fehlen. Daher untersucht dieses Projekt mit einer quali- und einer quantitativen Studie (1) die Ausgestaltung des zugrundeliegenden pädagogisch-diagnostischen Prozesses und (2) Prädiktoren der Empfehlung.

Erwartet wird u. a., dass die Empfehlung soziale/regionale Disparitäten begünstigt, indem sie neben kindbezogenen, auch familiäre und schulstrukturelle Informationen einbezieht.



SeiL – Studienerfolg im Lehramt

Nils Schümann1, Marc Ode1, Martin Petry1, Anja Vatterrott1, Torben Güldener2, Ivonne Driesner1, Falk Radisch1

1Universität Rostock, Deutschland; 2gecko mbH

In der aktuellen Lehrkräftebedarfskrise nehmen die MINT-Fächer eine zentrale Rolle ein (vgl. Klemm 2020). Dies liegt unter anderem in der geringen Anzahl der Nachwuchslehrkräfte und hohen Schwundquoten im Lehramtsstudium in den MINT-Fächern begründet (acatech & Joachim Herz Stiftung 2023). Das Studienerfolgsmanagement ist eine zentrale Aufgabe der Hochschulen (vgl. u.a. Berthold et al. 2015). Um diese Aufgabe zu erfüllen, ist die Nutzung von Studienverlaufsdaten erforderlich (HRK 2015, S. 25). Das BMBF-Projekt SeiL untersucht anhand von Studienverlaufs-, Prüfungs- und Befragungsdaten den Studienerfolg in den Fächern Mathematik und Informatik. Die Analysen zeigen, dass Schwund im Zusammenhang mit Studienstrukturen und angestrebten Schulformen steht und die Teilnahme an fakultativen Unterstützungsangeboten in Zusammenhang mit schulischen Vorleistungen und Selbstkonzepten steht. In der Konzipierung von Unterstützungsangeboten sollte daher auf eine zielgruppengerechte Adressierung geachtet werden.



ChatGPT & Co: Feedback als Use-Case für LLMs in der Hochschulbildung

Lucas Jasper Jacobsen1, Kira Elena Weber2

1Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland; 2Universität Hamburg

Diese Studie evaluiert die Effektivität von Large Language Modellen (LLMs) einschließlich ChatGPT, Claude 2 und Bard, hinsichtlich der Bereitstellung von qualitativ hochwertigem Feedback. Angesichts der begrenzten empirischen Forschung zu dem Nutzen von LLMs in diesem Kontext (Crompton & Burke, 2023) zielt diese Arbeit darauf ab, das Potential von KI-Feedback als Komplement und Alternative zu konventionellem Feedback zu untersuchen. Die Auswahl der drei Modelle basierte auf Kriterien wie der Zugänglichkeit für Nutzende und der Qualität der generierten Ergebnisse. Wir erstellten ein theoriegeleitetes Manual um qualitativ hochwertige Prompts zu generieren. Feedback zu 153 von Lehramtsstudierenden formulierten Lernzielen wurde mithilfe der drei LLMs erstellt und hinsichtlich seiner Qualität kodiert. Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Qualität und Komplexität der Prompts maßgeblich die Güte des KI- Feedbacks beeinflussen, wobei die Qualität von ChatGPT besonders hervorsticht. Die Ergebnisse beleuchten das transformative Potential von KI und deuten auf KI-Feedback als innovative Möglichkeit zur Förderung langfristigen, formativen Feedbacks für Studierende.



Diversitätsbezogene Lehrer*innenorientierungen und ihre Bedeutung für diversitätssensible Bildung

Anna-Elisabeth Silberg, Prof. Dr. Horst Zeinz

Universität Münster, Deutschland

Die Diversifizierung der Gesellschaft wirft die Frage der Entwicklung einer (selbst)kritischen Reflexivität und Diversitätssensibilität von Lehrer*innen im Rahmen ihrer pädagogischen Professionalität auf, die Überzeugungen als wichtige Einflussfaktoren ihres beruflichen Habitus betrachtet, da diese u.a. mit Selbstwirksamkeitserwartungen, (stereotypvermeidender) Motivation (Bender-Szymanski et al. 1998/2000; Hachfeld 2012/15) und Unterrichtspraktiken (Civitillo et al. 2019; Gebauer et al. 2020) korrelieren. Ein Mixed-Methods-Designs zur Forschungsfrage, welche Zusammenhänge zw. diversitätsbezogenen Überzeugungen und der Wahrnehmung heterogener Bildungsumgebungen sowie Konstruktion von Differenz bestehen, soll die Beleuchtung möglicher Ursachen für diversitätsaffines und kritisch-reflexives Denken und pädagogisches Handeln sowie schulische Auswirkungen ermöglichen. Daraus abzuleitende Implikationen für die Lehrer*innenbildung sowie Indikatoren diversitätsbezogener Einstellungen tragen dazu bei, ein tieferes Verständnis für die Rolle der Lehrer*innen in diversitätssensiblen Bildungsumgebungen zu entwickeln und Strategien zur Förderung von Diversitätssensibilität zu identifizieren.



Eine empirische Untersuchung von Grundschullehrkräften zum Thema Demokratiebildung im Unterricht

Julia Wandhöfer, Horst Zeinz

Universität Münster, Deutschland

Das Forschungsvorhaben fokussiert Demokratiebildung in der Grundschule und geht der Frage nach, welche Einstellungen Lehrer*innen zur Demokratiebildung vertreten und wie diese mit deren Unterrichtsgestaltung zusammenhängen. Angesichts der zunehmenden Relevanz, das Demokratiebewusstsein und die Beteiligung in der Gesellschaft zu fördern, gilt es zukünftig Partizipationsformen zur Förderung der Mitbestimmung in der Schule weiter auszubauen (Fahrenwald, 2023; Wiesemann, 2014). Es wird konstatiert, dass Schulen dem Partizipationsanspruch derzeit nicht gerecht werden und Grundschulschüler*innen mehr Mitbestimmung auf organisatorischer und unterrichtlicher Ebene einfordern (Bücker et al., 2021; Gerbeshi & Ertl, 2023). Anhand eines Mixed-Methods-Designs wird untersucht, wie Grundschullehrer*innen die Relevanz von Demokratiebildung einschätzen und wie sie angesichts dessen ihren Unterricht gestalten. Erwartet wird ein Zusammenhang zwischen Einstellungen zur Demokratiebildung und einer partizipativen Unterrichtsgestaltung. Die Ergebnisse zeigen u.a. die Relevanz, dass eine ausgeprägte Partizipationskultur als grundlegende Aufgabe der Grundschule in der Lehrerbildung Berücksichtigung findet.



Evidenzbasierte Entwicklung des Ganztags. Der Blick auf die Wissenschafts-Praxis-Kooperation.

Fabian Reinwarth, Anna Gieschen, Fabian Siegel

LMU München, Deutschland

Die vorzustellende Studie evaluiert ein externes Förderangebot an einer Ganztagsschule. Mittels eines Mixed-Method-Ansatzes wird die Entwicklung von Grundschüler:innen einer Ganztagsschulklasse zunächst anhand quantitativ standardisierter Längsschnittdaten über vier Schuljahre hinweg betrachtet und diese anschließend mit qualitativen Interviews mit den Kursleitungen trianguliert. Die Studie analysiert weiterhin das Treffen von programmbezogenen Wirksamkeitsaussagen durch praktische Akteur*innen in Bildungskontexten sowie deren Qualitätsverständnis und dessen Passung mit dem Verständnis des Trägers. Zudem wird mittels Critical-Incident-Interviews betrachtet, welche Strategien die Beteiligten im Umgang mit wissenschaftlichen Leistungstestergebnissen anwenden und wie diese sinnvoll in den Schulalltag integriert werden können. Die Studie hat das Ziel, zur Diskussion über Wirkungen der Ganztagsschule sowie der qualitativen Weiterentwicklung dieser beizutragen. Weiterhin soll für eine stärkere Evidenzbasierung der Arbeit außerschulischer Beteiligter bzw. die Möglichkeiten und Grenzen von Evaluationsmaßnahmen in diesem Kontext sensibilisiert werden.



Die Schlüsselrolle von Schulleitungen bei einer ganzheitlichen Bildung für nachhaltige Entwicklung

Leander Scholz1, Ingo Wagner2, Olivia Wohlfart1

1Karlsruher Institut für Technologie, Deutschland; 2Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland

Schulen als tragende Säulen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) für Kinder und Jugendliche sollen zukunftsfähiges Denken und Handeln theoretisch und praktisch vermitteln (Holst et al., 2024; Vereinte Nationen, 2015). Dabei nehmen Schulleitungen eine Schlüsselrolle bei der Implementierung von BNE als Schulentwicklungsmaßnahme ein (Stricker et al., 2023). Vor dem theoretischen Hintergrund des „Whole Institutional Approach“ (Holst, 2023) untersucht die vorliegende Studie exemplarisch die Rolle von Schulleitungen in der Ein- und Durchführung des FreiDay als BNE-Maßnahme.

Mittels leitfadengestützter Interviews werden im Mai und Juni 2024 insgesamt 10 Schulleiter:innen in Baden-Württemberg befragt, wie sie ihre Rolle in der (geplanten) Einführung des FreiDay wahrnehmen. Die transkribierten Interviews werden mittels thematischer Inhaltsanalyse nach Braun und Clarke (2006) analysiert, um die jeweils wahrgenommene Rolle vor dem ganzheitlichen Ansatz des Whole Institutional Approach sowie Chancen und Herausforderungen des Schulentwicklungsprozesses aus Perspektive der Schulleitungen zu diskutieren.



Digital-ästhetische Professionalisierung von Kunstlehrkräften: Forschungsdesign und erste Ergebnisse

Inkeri Martini, Nicole Berner

FAU Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Kunstpädagogik und -didaktik

Im internationalen Vergleich der Nutzung digitaler Medien im Unterricht landen deutsche Lehrkräfte bezüglich Häufigkeit und fachdidaktischer Fundierung wiederholt auf den hinteren Plätzen (Eickelmann et. al., 2019). So auch im Fach Kunst – trotz vielfältiger medienkünstlerischer Entwicklungen (Klein, 2019) und Anknüpfungspunkte in Design und Mediengestaltung.

Das Dissertationsvorhaben bearbeitet dahingehend folgende zentrale Forschungsfragen: Wie lässt sich digital-ästhetische Souveränität (Brüggemann & Frederking, 2024) von Kunstlehrpersonen in unterschiedlichen Professionalisierungsstufen empirisch konzeptualisieren? Welche Empfehlungen lassen sich für die Professionalisierung von Kunstlehrkräften ableiten?

Die Verzahnung mit der Praxis erfolgt im Projektseminar: Studierende entwerfen und erproben digital orientierte Konzepte in der Schule. Mittels qualitativer Inhaltsanalyse werden die anschließend durchgeführten Experteninterviews mit den kooperierenden Lehrkräften sowie gestalterische und sprachliche Reflexionen der Studierenden ausgewertet.

Im Vortrag werden Forschungsdesign sowie vorläufige empirische Ergebnisse vorgestellt.



Hörspielbasierte Sprachförderung am Übergang zur Grundschule

Nadine Elstrodt-Wefing, Isabel Neitzel

Technische Universität Dortmund, Deutschland

Im Projekt Dortmunder Sprach- und Erzähltraining am Übergang (DoSETÜ) wird ein Fokus auf die Schlüsselaspekte Bildungssprache und Erzählfähigkeit im Übergang aus dem vorschulischen Bildungssystem in die Grundschule gesetzt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung sprachförderlicher Hörspiele, die den Kindern in der Kita bzw. Schule zur Ausleihe zur Verfügung gestellt werden. Studien zum sprachförderlichen Nutzen von Hörspielen zeigen anhaltende positive Effekte einer wiederholten Hörspielrezeption auf die Sprachentwicklung (Ritterfeld & Lüke, 2021). In dem Vortrag werden zwei Themenkomplexe näher beleuchtet: 1. Zunächst wird geklärt, welchen Kriterien Hörspiele, die im Rahmen der Sprachförderung eingesetzt werden, entsprechen sollten. Näher betrachtet werden in diesem Zusammenhang unter anderem die Hörspielinhalte (bspw. die Eigenschaften der Protagonisten und das Storytelling). 2. Des Weiteren wird das Sprachförderkonzept zur Förderung bildungssprachlicher Kompetenzen sowie der Erzählfähigkeiten skizziert und aufgezeigt, wie Hörspiele in die Sprachförderung im schulischen Alltag integriert werden können (beispielsweise als Gesprächsanlass und für Nacherzählungen).



Ko-konstruktive Entwicklung eines Lerntagebuchs für eine selbstregulierte, kooperative Projektarbeit

Marlis Pesch, Anke Langner

TU Dresden, Forschungsstelle Universitätsschule (ForUS)

Die positiven Effekte kooperativen Lernens & von Selbstregulation auf Lernerfolge sind jeweils empirisch nachgewiesen. Zur Förderung des SRL in kooperativen, projektorientierten Lernsettings gibt es aber bisher kaum Forschung, da dies bisher kaum kontinuierlich Anwendung in schulischen Kontexten findet.

An der Universitätsschule Dresden lernen die Schüler:innen täglich fächerübergreifend & kooperativ in Projektarbeit. Auch das selbstregulierte Lernen ist im Konzept der USD verankert. Im Sinne des Design-based Research werden systematisch Materialien entwickelt, die es den SuS ermöglichen sollen, die eigenen & kooperativen Lernprozesse zunehmend selbständig zu planen, zu dokumentieren & sich darauf basierend damit auseinander zu setzen.

Im Rahmen des Beitrages wird der Fokus auf die Entwicklung & Implementation eines Lerntagebuchs zur Unterstützung des SRLs in kooperativen Lernsettings gelegt und präsentiert, wie mittels DBR-Ansatz in der Kombination aus systematischer Literaturrecherche, qualitativen (Beobachtungen, Interviews) & quantitativen Methoden (Fragebögen) unter Einbeziehung unterschiedlicher schulischer Akteur:innen in mehreren Zyklen ein LTB entwickelt & angepasst wurde.



Studienintentionen und berufliche Aspirationen von Jugendlichen im ländlichen Raum

Sibylle Schneider

Universität Augsburg, Deutschland

Der Übergang Schule-Beruf stellt ein inzwischen intensiv, aber nicht vollständig beforschtes Feld dar (Scharrer, Schneider & Stein, 2012). Studienintentionen, Ausbildungswünsche und berufliche Aspirationen und Interessen von Jugendlichen im ländlichen Raum und die Bedingungsfaktoren davon befinden sich im Fokus dieses Beitrags. Studienintentionen wurden bisher vorwiegend aus der Perspektive sozialer Ungleichheit in den Blick genommen (Watermann & Maaz, 2006; Scharf et al., 2020). Weniger beachtet wurden in diesem Zusammenhang sozialisationstheoretische und entwicklungspsychologische Erklärungsansätze, die die Adoleszenz kennzeichnen wie das Modell zur Ich-Identität im Jugendalter von Marcia (1966) oder das Konzept der Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann (2007) in Anschluss an Havighurst (1972). Im Hinblick darauf lautet die zentrale Forschungsfrage, ob sozialisationsbedingte und personale Merkmale von Jugendlichen sozialstruk-turelle Unterschiede in ihren Berufswünsche erklären können. Diese Forschungsfrage wird mit den Daten aus einer einmaligen Paper-Pencil-Befragung von ca. 1.400 Neuntklässler*innen aus einem ländlich und industriell geprägten Raum im Südwesten der BRD geprüft.



ProPriHo – Die Rolle der Professur an Privathochschulen erforschen

Marcel Schütz1, Heinke Röbken2, Nicole Geier2, Alena Klenke2, Sturhahn Robin1

1Northern Business School Hamburg; 2Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Im Projekt „Professor*innen an Privathochschulen: Arbeitsbedingungen, Rollenkonstellationen und Engagement in Lehre, Forschung und Verwaltung (ProPriHo)“ wird empirisches Wissen über die Arbeitsbedingungen von Professor*innen an privaten Hochschulen generiert. Die Fragestellungen adressieren u. a. die von den Professor*innen wahrgenommenen Rollen in Lehre, Forschung, Transfer und Verwaltung, potenzielle Rollenkonflikte, die Arbeits- und Entscheidungsabläufe sowie die Vereinbarkeit der professoralen Tätigkeit mit außerhochschulischen Aktivitäten. Ein weiteres Ziel ist eine empirische Erweiterung der Theorie der Hochschule als sog. Expertenorganisation bzw. Professional Bureaucracy (vgl. Mintzberg, 1979). Im Forschungsprojekt werden theoriegeleitet Hypothesen entwickelt und qualitativ erprobt, die aufbauend in einer online-basierten Vollerhebung an den Hochschulen empirisch überprüft werden. Eine Interviewstudie ergänzt die Untersuchung. Die Operationalisierung der Fragestellungen beinhaltet explorative und überprüfende Elemente im Sinne einer Triangulation, um ein tieferes Verständnis der professoralen Arbeitsbedingungen an den privaten Hochschulen zu erlangen.