Digitale Transformation im Kunstunterricht – Eine Untersuchung zum Nutzerverhalten von Lehrkräften.
Chair(s): Andreas Brenne (Universität Potsdam, Deutschland), Katharina Brönnecke (Universität Potsdam, Deutschland), Michaela Kaiser (Universität Oldenburg, Deutschland)
Diskutant*in(nen): Johanna Tewes (Kunstakademie Münster, Deutschland)
Inwieweit korreliert die private mit der beruflichen Nutzung digitaler Medien im Kunstunterricht & inwieweit sollten Fortbildungsformate darauf Bezug nehmen? Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass es im Bereich des Wissenstransfers im Kontext der Generierung von Fortbildungen weniger um die Ermöglichung basaler Erfahrung im neuen Medium geht, sondern um die Transformation postdigitaler Kunstpraxen in professionell gestalteten Lernarrangements. Dabei sollen diverse Voraussetzungen geklärt werden, um passgenaue Fortbildungsprodukte zu ermöglichen. Liegt ein Verständnis von Gegenwartskunst vor, dass intermediale & gestalterische Erweiterungen für selbstverständlich erachtet? Gibt es über die reine Funktionalität hinausgehende Kenntnisse in der technischen Handhabung von Hard- & Software, so dass diese produktiv zur gestalterischen Erweiterung genutzt werden können? Werden digitalgestützte Medien zur Rezeption, Produktion & Distribution künstlerischer Inhalte genutzt? Konsekutiv werden Voraussetzungen in Beziehung gesetzt zu einem kunstpädagogischen Kompetenz-Modell, dass sich auf die interagierenden Bereiche künstlerisch-gestalterische & bildanalytische Kompetenzen bezieht.
Beiträge des Symposiums
Emotionale Kompetenz & digitale Kunstpraxis: Über Korrelationen im Kontext einer produktiven Auseinandersetzung mit hybriden Körperbildern
Andreas Brenne, Niklas Washausen Universität Potsdam, Deutschland
In der Studie „Kunstunterricht und emotionale Kompetenz“ (Brenne/Hogh 2021) konnte gezeigt werden, dass künstlerische Praxis im Unterricht emotionale Kompetenzen befördert (N = 2130). Zum einen im Hinblick auf Emotionsregulation, zum anderen in Bezug auf das Erkennen von Emotionen bei Anderen. Digitale Gestaltungsmodi implizieren ein Erleben der eigenen Wirksamkeit (Meyer/Kolb 2015) sowie die responsive Interaktion mit einer algorithmisch verfassten hybriden Öffentlichkeit. Im Rahmen der Entwicklung adäquater Fort- & Weiterbildung von Lehrkräften geht es um die Transformation postdigitaler Praxen in Lernarrangements, wobei die These vertreten wird, dass deren Erfolg auf einer reflektierten Selbsterfahrung beruht. Im Rahmen dieses Beitrags werden künstlerische Strategien des Glitch (Betancourt 2016) thematisiert, die sich vornehmlich mit der Dekonstruktion von hybridisierten Körperbildern befassen und gleichzeitig die Brüchigkeit medialer Oberflächen thematisieren (vgl. Russell 2020). Eine darauf ausgerichtete explorative Untersuchung vergleicht die Ergebnisse einer Vorab-Befragung zur Nutzung postdigitaler Kulturen mit den evaluativ ermittelten Effekten einer Lehrkräftefortbildung.
Bibliografie
· Brenne, Andreas / Hogh, Jonas (2021): Kunstunterricht und emotionale Kompetenz Eine quasi-experimentelle Feldstudie über die Wirksamkeit von Kunstunterricht hinsichtlich der Entwicklung emotionaler Kompetenzen mittels quantitativer und qualitativer Empirie. https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/322951187
· Meyer, Torsten / Kolb, Gila (Hrsg.) (2015): What's Next? München: kopaed.
· Russel, Legacy (2020): Glitch Feminism: A Manifesto. London/New York City: Verso.
· Betancourt, Michael (2016): Glitch Art in Theory and Practice - Critical Failures and Post-Digital Aesthetics. New York: Routledge Focus.
Erfahrungsmodi digitaler, künstlerischer Werkzeuge, Techniken und Strategien im Spannungsfeld von Produktion und Rezeption hochimmersiver Medien
Katharina Brönnecke1, Maja Dierich-Hoche2 1Universität Potsdam, Deutschland, 2dierich-hoche@uni-potsdam.de
Lehr-Lern-Settings mit digitalen, hochimmersiven Medien stellen (angehende) Lehrkräfte heute und zukünftig vor größere Herausforderungen und verlangen umfangreiche Transformationsprozesse von Lehre und Lernen (Kortenkamp/Goetz 2018). Dies verstärkt sich im Bereich der Kunstpädagogik v.a. dann, wenn sie über ein die Effizienz steigerndes Medium hinaus als innovatives Tool und Lernarrangement verstanden werden.
In kollaborativen Lehrveranstaltungen des Studiengangs «Lehramt Kunst» zur Professionalisierung mit und durch (hoch-) immersive Medien (Dierich-Hoche/Brönnecke 2023) konnten neben der Verhandlung von gesellschaftlich relevanten und technischen Entwicklungen, die künstlerisch-kunstpädagogischen Möglichkeiten und Potentiale miteinander verzahnt, evaluiert und in den Kompetenzverbund DigiPro SMK überführt werden. Vorgestellt werden diese Evaluationsergebnisse hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen den technischen Vorerfahrungen von (angehenden) Lehrkräften und Schüler:innen, deren Kompetenzen zur technologischen Handhabung von Hard- und Software sowie der Fähigkeit zur kreativen Zweckentfremdung im Bereich der Rezeption und Produktion (Brönnecke/Dierich-Hoche 2024).
Bibliografie
· Brönnecke, K./ Dierich-Hoche, M. (2024 angenommen): Digitale, hochimmersive Medien in der phasenübergreifenden Lehrer:innenbildung des Fachs Kunst. DIKULE Stiftung Innovative Hochschullehre.
· Dierich-Hoche, M./ Brönnecke, K. (2023): Digital Art Rally – die Entdeckung hochimmersiver Medien am Waschhaus Potsdam. Abrufbar unter: https://www.waschhaus.de/kulturelle-bildung/digital-art-rally-die-entdeckung-hochimmersiver-medien-am-waschhaus-potsdam/ [Zugriff am 15.11.2023].
· Kortenkamp, U./ Goetz, I. (2018): „Medienbildung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung.“ In: Kentron. Journal zur Lehrerbildung Nr. 32/2018. Abrufbar unter: https://www.uni- potsdam.de/fileadmin/projects/zelb/Dokumente/Publikationen/kentron/Kentron32-2018.pdf [Zugriff am 15.11.2023].
Kunstunterricht in einer digitalen Welt. Handlungsleitende Orientierungen von Kunstlehrkräften
Michaela Kaiser, Marion Seiler Universität Oldenburg, Deutschland
Gleichwohl ein großer Fortbildungsbedarf hins. der Entwicklung digitaler Kompetenzen geäußert wird (Eickelmann & Drossel 2021), nutzt ein relativ großer Teil der Lehrkräfte die Möglichkeit zur Fortbildung nicht oder nur unregelmäßig (Richter et al. 2018). Die Qualifizierungsbedarfe von LK stellen sich heterogen dar: sie unterscheiden sich in ihrer Expertise und ihren Überzeugungen und Haltungen zu Digitalität (Lorenz & Eickelmann 2022; Schmidt & Reintjes 2020), so dass Fortbildungen adaptiv angelegt sein sollten (Lipowsky & Rzejak 2021; Timperley 2008). Daher werden für das Fach Kunst im Projekt DigiProSMK (@Uni Oldenburg) die Orientierungen von Lehrkräften im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie mit 30 Kunstlehrkräften mittels leitfadengestützter Interviews erhoben und mit dokumentarischer Methode analysiert (Nohl 2017). Im Beitrag werden Ergebnisse einer Typenbildung vorgestellt, die Hinweise darauf geben, wie Fortbildungsinhalte adaptiv zu gestalten sind: auf inhaltlicher Ebene durch die Adressierung handlungsleitender Orientierungen und Wissensbestände von LK; auf struktureller Ebene durch die Entwicklung eines zeit- und ortsunabhängigen virtuellen Kunst-Klassenzimmers.
Bibliografie
· Eickelmann, B., & Drossel, K. (2021). Gelingensbedingungen digitaler Optimalschulen. SchulVerwaltung BW,6, 174-188.
· Lipowsky, F. & Rzejak, D. (2021). Fortbildungen für Lehrpersonen wirksam gestalten. Ein praxisorientierter und forschungsgestützter Leitfaden (1. Aufl.). Bertelsmann Stiftung. https://doi.org/10.11586/2020080
· Lorenz, R., & Eickelmann, B. (2022). „Nutzung digitaler Medien im Unterricht der Sekundarstufe I und Nutzungsbedingungen im Trendvergleich von 2017 und 2021.“ In R. Lorenz, S. Yotyodying, B. Eickelmann,& M. Endberg (Hrsg.), Schule digital –der Länderindikator 2021. Lehren und Lernen mit digitalen Medien in Deutschland und im Bundesländervergleich und im Trend seit 2017 (S. 63-88). Waxmann.
· Nohl, A. M. (2017). Interview und dokumentarische Methode. (5. Aufl.), VS Verlag für Sozialwissenschaften.
· Richter, E., Richter, D. & Marx, A. (2018). Was hindert Lehrkräfte an Fortbildungen teilzunehmen? Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 21(5), 1021–1043.
· Schmidt, R. & Reintjes, Ch. (2020): „ICT-Beliefs und ICT-Professionalisierung Befunde und Implikationen der #LPiDW-Studie zu Strukturen und Inhalten von berufsbezogenen Überzeugungen angehender Lehrpersonen über ICT“, In: K. Kaspar et al. (Hrsg.), Bildung, Schule, Digitalisierung, (S. 103-108). Waxmann.
· Timperley, H. (2008). Teacher Professional Learning and Development. Educational Practices. UNESCO International Bureau of Education.
|